Razer DeathAdder V3 Pro
Kabellos, Kabelgebunden
Razer hat die Deathadder Pro einem kompletten Facelift unterzogen. Das Resultat ist eine geniale Gaming-Maus, an der ich nur den Preis nicht mag.
Endlich eine Deathadder, die mir perfekt passt. Bisher konnte ich die Dinger nicht ausstehen. Nicht, weil ich an einer Schlangenphobie leide, sondern weil mir die erste und zweite Todesotter schlicht nicht passten. Mit der Deathadder V3 Pro ändert sich dies. Die neueste Version hat zwar Features verloren, dafür meine Gunst gewonnen. Sie konzentriert sich auf das Wesentliche einer ultraleichten, kabellosen Gaming-Maus. Und das ist gut so.
Der Einstieg mit dem kompletten Facelift ist etwas irreführend. Im Gegensatz zur Vorgängerin hat sich jedoch einiges verändert. Am augenscheinlichsten sind die Änderungen vorne bei den Tasten. Die scheren nun nicht mehr aus.
Die Tasten haben zudem leichte Einbuchtungen, wodurch die Finger besser darauf ruhen. Auf der rechten Seite hat es eine Leiste, um den Ringfinger aufzusetzen. Das Gehäuseoberteil besteht nicht mehr aus einem Stück. Die Tasten sind jetzt separate Kunststoffteile und gehören nicht mehr zum Dach der Maus. Die eingebauten Grips sind vier individuell aufklebbaren gewichen. Der höchste Punkt wurde von der Mitte gegen links verschoben, wodurch die Maus besser in der Hand liegt. Weiter liegen die Seitentasten sowie das Scrollrad höher als bei der Deathadder Pro V2. Die V3 als Ganzes ist etwas in der Höhe gewachsen.
Weggefallen sind die Beleuchtung und der Schalter zum Verändern der Cursorgeschwindigkeit auf der Oberseite, der neu auf der Unterseite ist. Die V3 Pro hat um 25 Gramm abgespeckt und wiegt nur noch 63 Gramm.
Mir liegt die Maus sehr gut in der Hand. Ich trage Handschuhgrösse L als Referenz. Für kleinere Hände würde ich die Maus nur bedingt empfehlen. Am Anfang muss ich mich an die Höhe gewöhnen und meinen Griff etwas anpassen. Bei den Grifftypen empfiehlt sie sich für Palm oder Claw Grip. Für den Fingertip Grip eignet sie sich nicht, dafür ist sie zu hoch. Falls du keine Ahnung hast, was das bedeutet, hilft dir folgende Darstellung.
Wie immer teste ich die Verarbeitung, indem ich die Deathadder V3 Pro ordentlich durchschüttle. Es ertönt: nichts. An der Maus scheint alles bombenfest montiert zu sein. Anschliessend drücke ich mit Fingern und Daumen auf dem Gehäuse herum. So kann ich eruieren, ob die Maus durch Druck versehentlich auslöst. Auch diesen Test besteht die Maus. Bei der Viper V2 Pro, die ich vor ein paar Monaten getestet habe, war das noch anders.
Wie bei vielen Mäusen haben die beiden Haupttasten der V3 Pro leichtes Spiel gegen links und rechts. Wenn du stark auf die Schalter drückst, könnte sich die Steuerung schwammig anfühlen. In meinem Fall fällt es beim Gamen nicht ins Gewicht.
Das Gehäuse der Maus ist vermutlich aus ABS-Kunststoff. Die Oberfläche ist leicht angeraut. So verrutsche ich nicht mit den Fingern. Fingerabdrücke sind dank der Oberflächenbehandlung kaum zu sehen. Ich nutze die Maus jedoch erst seit zwei Wochen. Bei längerem Gebrauch kann sich das noch ändern.
Bei den Schaltern der beiden Haupttasten setzt Razer auf die hauseigenen optischen Switches der dritten Generation. Der Vorteil von optischen Switches im Vergleich zu mechanischen ist, dass sie keinen Debounce Delay haben. Das sind jene Millisekunden, die bei einem mechanischen Switch nötig sind, um das Auslösesignal zu senden. Optische Switches lösen hingegen sofort aus. Sie sind für 90 Millionen Klicks ausgelegt.
Egal, wo auf den Haupttasten ich drücke, die Deathadder V3 Pro löst immer zum gleichen Zeitpunkt aus und es ist durchweg gleich viel Kraftaufwand nötig. Es ist ein minimaler Tastenhub vor und nach dem Auslösen vorhanden. Bei Gaming-Mäusen gilt: je kürzer der Hub, desto besser. Mein Testsample schneidet sehr gut ab.
Da die Seitentasten bei der V3 im Vergleich zur V2 höher liegen, sind sie jetzt viel besser platziert. Den Daumen kann ich bequem unter ihnen ruhen lassen und erreiche sie dennoch gut. Selten habe ich auf so gute seitliche Taster gedrückt. Sie lösen gleichmässig aus. Bei den meisten Mäusen sind die Dinger ein Schwachpunkt und drücken sich schwammig.
Auch das Mausrad ist sehr gut erreichbar. Dank der gummierten Oberfläche haften meine Finger wie angeklebt. Nachbessern dürfte Razer beim Einrasten. Wenn ich scrolle, fühlt es sich etwas schwammig an. Ich habe den Eindruck, dass ich nicht genau dort lande, wo ich will. Das ist aber meckern auf hohem Niveau und Geschmacksache. Ich mag es, wenn das Rad ein starkes Einschnappgefühl gibt.
Der CPI-Umschalter befindet sich auf der Unterseite. CPI steht für Counts per Inch. Die geben an, wie viele Pixel der Cursor bei einer Mausbewegung von einem Inch springt. Durch Druck auf den Schalter wechselst du durch fünf Einstellungen. Diese kannst du in der Software ändern und auf den integrierten Speicher der Maus ablegen. Wenn du den Knopf lange drückst, fungiert er als An-/Aus-Schalter.
Bei der Deathadder Pro V3 spüre ich beinahe keine Reibung, wenn ich die Maus über meine Deskmat flutschen lasse. Dies machen die vier Gleitfüsse aus PTFE, besser bekannt als Teflon, möglich. Zwei kleine befinden sich vorne, einer um den Sensor und ein langer, halbrunder hinten. Alle Füsse sind für noch weniger Reibung in den Ecken und den Kanten abgerundet.
Der Akku der V3 hält gemäss Razer bis zu 90 Stunden. Das ist für die Grösse und das Gewicht der Maus in Ordnung. Andere Mäuse bieten jedoch mehr. Er wird über USB-C geladen, das mitgelieferte Kabel hat eine Länge von zwei Metern. Mit dem Razer Dock ist die Pro V3 im Gegensatz zur Pro V2 nicht mehr kompatibel. Für ein anschliessbares Kabel ist es ziemlich flexibel. Ich hatte schon Mäuse mit fest montiertem Kabel, das steifer war. Oder kabellose Mäuse, mit furchtbarem Ladekabel wie der G Pro X Superlight von Logitech, die mit Kabel schlicht unbrauchbar ist
Nebst dem Dongle, der für die 2,4-GHz-Funkverbindung nötig ist, liefert Razer einen Extender mit. Mit diesem kannst du den Empfänger weiter weg von deinem PC platzieren. Das ist nötig, wenn das Signal durch USB-3.0-Anschlüsse gestört wird. Mir geht das mit allen drahtlosen Geräten so, weshalb ich froh bin, dass Razer das Teil beilegt. Mit Extender ist die Verbindung exzellent. Bei der Pro V3 sind die Dongle-Garage und Bluetooth-Verbindung im Vergleich zur Pro V2 weggefallen, um Gewicht zu sparen.
Allgemein habe ich den Eindruck, dass der Sensor der Pro V3 sehr zuverlässig reagiert. Aber das geht mir mit (beinahe) allen neueren Gaming-Mäusen so. Deshalb vermesse ich jeweils den Sensor .
In der Deathadder V3 Pro steckt der Focus Pro 30K Optical Sensor, der auch in der Viper V2 Pro verbaut ist. Er verfügt über 30 000 CPI. So hohe CPI sind in der Regel nicht wirklich nötig. Auch Sensoren mit weniger CPI reichen aus. Persönlich spiele ich eigentlich nie mit mehr als 1600 CPI. Razer gibt beim verbauten Sensor an, dass er auch auf Glas funktioniert, was er auch tut.
Wie exakt der Sensor tatsächlich ist, teste ich mit MouseTester v1.5. Das Programm hilft mir dabei, die ganz kleinen Unterschiede bei der Präzision zu bestimmen.
Beim Testen messe ich je dreimal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter entlang eines Lineals und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI sind, desto besser.
CPI | Prozentuale Abweichung | Gemessene CPI |
---|---|---|
400 | +2,5 | 411 |
800 | +1 | 808 |
1600 | +2 | 1629 |
3200 | +1,5 | 3251 |
Der verbaute Sensor überzeugt auf der ganzen Linie. In der Regel stufe ich alles unter fünf Prozent Abweichung als sehr gut ein. Hier sind es maximal 2,5 Prozent.
Die Polling-Rate gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling-Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit eine Millisekunde. Oder andersrum: Die Maus schickt tausendmal pro Sekunde Informationen an den PC. Die Punkte auf folgender Grafik zeigen dir, wie lange es jeweils dauert, bis das Signal aktualisiert wird. Je näher an der eingestellten Polling-Rate, desto besser.
Die Polling-Rate ist konsistent. Nur in wenigen Fällen dauert es länger als eine Millisekunde, bis das Signal aktualisiert wird. In diesen Fällen beträgt die Abweichung weniger als eine Millisekunde. Damit entsprechen die Ergebnisse der heutigen Norm von Gaming-Mäusen.
Die Maus muss schnelle Bewegungen korrekt wiedergeben. Beim Test bewege ich die Maus schnell bei verschiedenen CPI-Einstellungen. MouseTester registriert diese Bewegungen und spielt ein Diagramm aus. Die Punkte auf dem Diagramm sind die registrierten Zeichen. Je näher die Punkte an der Linie sind, desto genauer registriert die Maus meine Bewegungen. Diese sollten möglichst nahe an der Kurve sein. Bewegungen auf der Y-Achse sind rot, solche auf der X-Achse blau.
Abweichungen sind kaum vorhanden. Sie liegen in einem Bereich von maximal 0,02 Metern pro Sekunde. Das sind exzellente Werte.
Bewege ich die Maus schnell in eine Richtung und dann auf selbem Wege langsam wieder an ihren Ursprungsort, sollten dieselben CPI vom Sensor registriert werden. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von einem Punkt A oben rechts zu einem Punkt B unten links und ziehe sie dann langsam den exakt gleichen Weg zurück an den Ursprungspunkt A. MouseTester registriert dabei die Bewegung. Im Idealfall liegen alle registrierten Zeichen auf einer Linie.
Auch diese Aufgabe löst der Sensor der V3 Pro gut. Die beiden Linien sind beinahe durchwegs deckungsgleich. Einzig an den beiden Endpunkten liegen sie nicht ganz aufeinander.
Du konfigurierst die Viper V3 Pro in der Software Razer Synapse. Die lässt dich die Tasten neu belegen und die CPI sowie die Polling-Rate verstellen. Daneben kannst du auch die Lift of Distance einstellen und Stromspareinstellungen vornehmen. Das ist’s dann aber auch schon mit den Einstellungsmöglichkeiten.
Mit 122 Megabyte braucht die Software verglichen mit ähnlichen Programmen relativ viel Speicher auf meinem Rechner. Glücklicherweise lassen sich die Einstellungen auf dem integrierten Speicher der Maus ablegen. So funktioniert sie auch ohne Software nach meinen Wünschen.
Die Deathadder V3 Pro ist optisch und von den Features her keine Deathadder. Die charakteristische Front ist nicht mehr und Features wie Beleuchtung oder Bluetooth fehlen. Razer hat die Maus beschnitten und das ist auch gut so. Denn jetzt mag ich sie.
Mir passt die Maus wie angegossen in die Hand. Sie ist hervorragend verarbeitet, Tasten und Sensor sind ebenfalls Spitzenklasse. Ein kleiner Kritikpunkt an der Verarbeitung ist das Scrollrad, das für mich nicht ganz so angenehm einrastet.
Der grösste Kritikpunkt ist der Preis. Knapp 150 Franken oder 160 Euro sind viel Geld. Das scheint jedoch bei ultraleichten, drahtlosen Gaming-Mäusen ein Trend zu sein. Die G Pro X Superlight kostete bei Markteinführung vor knapp zwei Jahren auch so viel. Wenn du das Budget für die Maus hast, kann ich sie dir klar empfehlen.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.