Ratgeber

Konserven: Warum du kein Obst und Gemüse aus Dosen essen solltest

Anna Sandner
4.2.2025

Dosengemüse ist praktisch und lange haltbar. Doch eine Analyse von Ökotest zeigt: In allen untersuchten Dosenmais-Produkten steckt die umstrittene Chemikalie Bisphenol A. Warum das bedenklich ist und wie du dich schützen kannst.

Mais, Tomaten oder Bohnen aus der Dose sind in vielen Küchen weit verbreitet. Ob als Zutat für Chili, auf der Pizza oder im Salat – das Konservengemüse ist vielseitig einsetzbar, schnell zur Hand und in der Dose gefühlt ewig haltbar. Doch einen Haken gibt es: In den Konservendosen und damit auch in den enthaltenen Produkten steckt die umstrittene Chemikalie Bisphenol A (BPA). Und die leider in höherer Konzentration als für deine Gesundheit gut ist. Das ergaben unter anderem zwei Untersuchungen von Ökotest, die sowohl in Dosenmais als auch in geschälten Tomaten bedenkliche Mengen an BPA fanden.

Was genau ist Bisphenol A und warum ist es bedenklich?

Die Diskussion um die Wirkung von BPA hält schon lange an und wird in Fachkreisen kontrovers geführt. Zwar gibt es eine Vielzahl von Studien, die sich mit dem Stoff befassen, doch die Ergebnisse sind teils widersprüchlich, uneindeutig und häufig nicht reproduzierbar. BPA ist eine Industriechemikalie, die bei der Herstellung von Kunststoffen (Polycarbonat) eingesetzt wird. Sie findet sich in vielen Alltagsprodukten vom Kochlöffel bis hin zur Trinkflasche. Als Bestandteil von sogenannten Epoxidharzen wird BPA außerdem als Innenbeschichtung von Konservendosen eingesetzt.

Das Problem: BPA hat eine hormonelle Wirkung und stellt unter anderem laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Gesundheitsrisiko dar, wenn es in Berührung mit Lebensmitteln kommt.

Forschende vermuten, dass BPA die Wirkung von Östrogen im Körper nachahmen und somit stören kann. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Stoff das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit erhöhen könnte. Außerdem könnte BPA bereits in sehr geringen Mengen Auswirkungen auf das Immunsystem haben. 2023 empfahl die EFSA nach einer Neubewertung, die tägliche Aufnahmemenge – den sogenannten TDI-Wert (Tolerable Daily Intake) – drastisch von 4 Mikrogramm auf 0,2 Nanogramm zu reduzieren.

Wie viel Bisphenol A steckt in Konservendosen?

Die Untersuchung der Stiftung Ökotest aus dem Sommer 2024 zeigte ein alarmierendes Bild: In allen 21 untersuchten Maiskonserven wurden stark erhöhte BPA-Werte gemessen. Bei einer 60 Kilogramm schweren Person würde der tägliche Verzehr von nur 50 Gramm dieser Produkte die von der EFSA festgelegte tolerable Tagesdosis um ein Vielfaches überschreiten. Das am höchsten belastete Produkt lag sogar um mehr als das 400-Fache über diesem Wert.

BPA-Verbot in der EU: Sind Konservendosen jetzt unbedenklich?

Seit Beginn dieses Jahres ist die Verwendung von BPA in der Innenbeschichtung von Konservendosen EU-weit verboten. Aber: Es wird einige Zeit dauern, bis die Konserven, die noch aus BPA-Zeiten stammen, aus den Regalen der Supermärkte und vor allem aus sämtlichen Vorratskammern und -kellern verschwunden sind. Außerdem ist der Stoff zwar in der Innenbeschichtung verboten, nicht aber in der Außenlackierung. Hier kommt oft noch Epoxidharz zum Einsatz. Bei der Produktion können kleine Mengen BPA durch Kreuzkontamination auf die Innenbeschichtung übertragen werden. Zudem spielt der Sterilisierungsprozess eine Rolle: Während des Erhitzens auf bis zu 120 Grad wandern unerwünschte Chemikalien aus dem Dosenlack ins Füllgut.

Schweiz: Schrittweise BPA-Verbote

In der Schweiz darf BPA seit 2017 nicht mehr in Babyflaschen eingesetzt werden. 2020 folgte das Verbot der Chemikalie für Thermopapier, das etwa für Kassenzettel und Parktickets genutzt wird. Derzeit gibt es keine aktuelle Einschätzung von den Schweizer Behörden. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass die Schweiz die neue EU-Regelung übernehmen wird, da die Bestimmungen in diesem Bereich in der Vergangenheit oft mit denen der EU harmonisiert wurden.

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So kannst du deine BPA-Aufnahme im Alltag reduzieren

  • Greife besser zu Obst und Gemüse aus dem Glas statt aus der Dose. Hier gelangen keine Schadstoffe in den Inhalt. Achte darauf, die Vorratsgläser dunkel zu lagern, damit Nährstoffe und Vitamine besser erhalten und länger haltbar bleiben.
  • Verwende frischen Mais und anderes Gemüse, wenn es Saison hat. Du kannst vieles auch blanchieren und einfrieren, um es das ganze Jahr über zur Verfügung zu haben.
  • Vermeide Lebensmittel aus Konservendosen, besonders säurehaltige wie Tomaten oder Obst.
  • Erhitze keine Lebensmittel in Plastikbehältern, die BPA enthalten könnten.
  • Vermeide, wo immer möglich, Plastikverpackungen. Wenn das nicht geht, achte beim Kauf auf die Kennzeichnung «BPA-frei». (Hier musst du allerdings bedenken: Der Hinweis «BPA-frei» bedeutet nicht automatisch, dass das Produkt schadstofffrei ist. Oft werden andere Bisphenole als Ersatz verwendet, deren Risiken noch weniger erforscht sind.)

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.

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