LE Audio: Vielversprechender neuer Bluetooth-Standard
An der CES in Las Vegas haben die Hüter des Bluetooth-Standards ein neues Audio-Protokoll in Aussicht gestellt. Bluetooth LE Audio schafft viele Mängel aus der Welt.
Am Montag hat die Bluetooth Special Interest Group (SIG) einen neuen Audio-Standard für Bluetooth vorgestellt. LE Audio heisst er. LE steht für Low Energy, das bislang reinen Datenanwendungen mit geringer Bandbreite vorbehalten war. Etwa Smartwatches oder Fitness-Tracker.
Neu ist ein breiterer Datenstrom erlaubt und dafür wurde das Zusatzprotokoll LE Audio definiert. LE Audio nutzt Low Complexity Communication Codec (kurz: LC3), der SBC als Standard-Codec ersetzt. LC3 ist ebenfalls wenig aufwändig und somit stromsparend, aber offenbar qualitativ sehr viel besser. Laut einer Studie von Bluetooth SIG fanden die Testhörer LC3 schon ab 160 kbps besser als SBC mit der doppelten Bitrate.
Solche Eigenstudien sind natürlich mit Vorsicht zu geniessen. Allerdings ist SBC qualitativ so weit weg von audiophil, dass die Verbesserungen durchaus möglich erscheinen. Unter dem Strich bedeutet das: Bluetooth-Audiogeräte werden besser klingen und länger durchhalten – oder können dank kleinerer Batterien leichter werden.
LE Audio hat aber noch weitere Tricks auf Lager: Endlich, endlich gibt es auch einen Rückkanal. Denn das bisher für Musikwiedergabe verwendete Advanced Audio Distribution Profile (A2DP) war eine Einbahnstrasse: vom Sender zum Empfänger. Für Telefonie kommt bis heute das uralte Headset Profile (HSP) zum Einsatz. Mit dem Einsatz von Bluetooth LE Audio wird Sprachübertragung deutlich besser klingen.
Ein weiteres Manko ist, dass Bluetooth mit A2DP immer nur einzelne Verbindungen erlaubt. Selbst aktuelle True-Wireless-Headsets tricksen hier noch herum: Das Audiosignal kommt etwa vom Smartphone an einen Ohrstöpsel, der es selbst an seinen Kollegen weiterschicken muss. Auch damit will LE Audio aufräumen, indem es den gleichen Stream an mehrere Endgeräte gleichzeitig schickt – und rückwärts.
Das ermöglicht einen ganzen Strauss an neuen Möglichkeiten, etwa der nahtlose Wechsel zwischen verschiedenen Quellen oder Kopfhörern. Oder dass ein Kopfhörer mehrere Quellen gleichzeitig wiedergeben kann. Oder Audio-Sharing via Bluetooth.
Ganz fertig ist man mit der Arbeit noch nicht. Der Standard soll aber im ersten Quartal 2020 verabschiedet werden. Mit ersten kompatiblen Endgeräten sei in zwei bis drei Jahren zu rechnen, hiess es in Las Vegas.
Ich bändige das Editorial Team. Hauptberuflicher Schreiberling, nebenberuflicher Papa. Mich interessieren Technik, Computer und HiFi. Ich fahre bei jedem Wetter Velo und bin meistens gut gelaunt.