LG zeigt mir den ersten kabellosen OLED-Fernseher der Welt
Seit zehn Jahren ist LG der grösste Innovator am OLED-Markt. Nun soll mit dem ersten kabellosen OLED-Fernseher der Welt der nächste Coup gelingen. An der IFA in Berlin durfte ich mir ein erstes Bild machen.
Die Redaktion von Digitec und Galaxus berichtet vor Ort von der IFA 2023 in Berlin. Alle bisher publizierten News und Hintergründe findest du in unserem Überblick
«Yellow gate entrance? Eingang beim gelben Tor? Are you sure you’re looking for LG?», fragt mich eine perplex dreinblickende koreanische Dame vor LGs Messehalle. «Yes, I am. So steht’s in meiner Einladung. Hier!», antworte ich leicht nervös. Ich bin spät dran. Der in meiner Einladung kryptisch beschriebene Treffpunkt existiert offenbar gar nicht. Und weil die Messe dem breiten Publikum noch nicht geöffnet ist, will mich die Dame von LG auch nicht über den normalen Eingang zum bereits gestarteten Presse-Event lassen.
«He’s with me», ruft ein herbeieilender LG-Vertreter, den ich aus der Schweiz kenne. Puh. Glück gehabt. Den heutigen Event möchte ich nämlich auf keinen Fall verpassen. LG habe was grosses im Petto, wurde mir am Vorabend über diverse Kanäle zugeflüstert. Kaum darf ich das LG-Gelände betreten, erfahre ich auch, was: den LG Signature OLED M3, den ersten kabellosen OLED-Fernseher der Welt. Ich darf ihn mir angucken.
Der Zauber in der Box
Zuerst gleich dies: Preislich dürfte der M3 für Normalsterbliche kaum interessant sein. Die an der IFA ausgestellte 97-Zoll-Variante wird über 30 000 Franken/Euro kosten und ab Oktober 2023 nur im Fachhandel zu finden sein. Spannend ist der M3 trotzdem. Schliesslich zeigt er, was uns eines Tages auch in preislich moderateren Fernsehern technologisch erwartet.
Konkret? Eine Box. Die Zero Connect Box. Sie soll bis zu zehn Meter entfernt vom Fernseher aufgestellt werden können. Externe Zuspielgeräte wie Konsolen, Blu-Ray-Player oder Set-Top-Boxen schliesst du dann nicht mehr direkt an den Fernseher, sondern an die Zero Connect Box an. Sie streamt die Video- und Audiosignale anschliessend mit UHD-Auflösung und mit bis zu 120 Hertz zum Fernseher – unkomprimiert, inklusive allen HDMI-2.1-Features, Dolby Vision, Dolby Atmos und DTS:X. Dafür wurde der OLED M3 bereits mit den CES 2023 Innovation Award ausgezeichnet.
Vor allem die kabellose Übertragungstechnologie ist mega beeindruckend. LG will nämlich einen Algorithmus zur Identifikation des optimalen Übertragungswegs entwickelt haben. Der Algorithmus soll auch dazu beitragen, Fehler oder Unterbrechungen zu minimieren. Etwa, indem er Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung erkennen und den Übertragungspfad entsprechend anpassen kann. Beispielsweise bei Bewegungen von Menschen oder Tieren im gleichen Raum.
Tatsächlich kam es bei der Vorführung des M3 nicht mal zum minimalsten Bildausfall – trotz dutzender Journalistinnen und Journalisten, die sich direkt vor den Fernseher stellten und damit genau zwischen Fernseher und Box. «Wie sieht’s mit Interferenzen aus? Stört mein WLAN nicht?», frage ich meinen LG-Kontakt. «Kein Problem, du siehst ja, wie’s selbst hier, mit all den Leuten und Herstellern, die alle ihr eigenes WLAN haben, einwandfrei funktioniert», antwortet er. LG arbeite nämlich mit Hochfrequenzen. Das erlaube sogar höhere Bandbreiten als der kommende, neue Wi-Fi-7-Standard. Ansonsten könne LG gar nicht versprechen, dass UHD-Dolby-Vision-Inhalte unkomprimiert übertragen würden.
Gänzlich kabellos ist der 97-Zoll-OLED-Fernseher dann doch nicht: Strom bezieht er immer noch übers Kabel. Das lässt sich via Standfuss aber gut verstecken, finde ich.
Die Box selbst hat vier HDMI-2.1-Eingänge sowie Zugang für USB, RF, LAN und Bluetooth. Stromverbrauch? Eine Antwort konnte (wollte) man mir (noch) nicht geben. Falls ich sie kriege, liefere ich sie direkt hier nach. Denn wem die Umwelt am Herzen liegt, wird spätestens jetzt die Idee, nicht nur einen Fernseher, sondern auch eine separate Anschluss-Box mit Strom versorgen zu müssen, absurd finden.
… und das Bild?
Richtig gut gefallen hat mir das Bild. Kein Wunder: Das Panel, das im Signature M3 steckt, ist im Wesentlichen dasselbe, das LG auch im diesjährigen OLED G3 verbaut. Den habe ich übrigens ausgiebig getestet. Den Bericht findest du hier:
Konkret bedeutet das, dass der M3 ebenfalls auf die META-Technologie setzt. Die besteht einerseits aus konvexen Mikrolinsen, die das erzeugte Licht bündeln und verstärken. Andererseits erhöht ein verbesserter Algorithmus – der META-Booster – punktuell die maximale Helligkeit. Zusammen ergibt das beim G3 den hellsten OLED-Fernseher, den ich je getestet habe. Mit Abstand. Und zwar ohne auf die OLED-typisch perfekten Schwarzwerte zu verzichten. Dazu kam eine bemerkenswerte hohe Farbtreue, direkt aus der Verpackung und ohne Kalibrierung. LGs Signature M3 dürfte dem in nichts nachstehen.
Wie gesagt: Die hier gezeigte 97-Zoll-Version soll bereits diesen Oktober nach Europa kommen und im Fachhandel erhältlich sein. Sollte sich der Trick mit der Zero Connect Box bewähren, dürfte das in ein paar Jahren bei jedem Fernseher zum Standard werden. Früher kommen soll aber eine 83- und eine 77-Zoll-Variante des M3. Mein LG-Kontakt und ich deichseln schon aus, ob, wann und wie ich ihn testen darf. Vielleicht werden wir den Fernseher dann auch bei uns ins Sortiment aufnehmen. Versprechen kann ich aber nichts.
Titelfoto: Luca FontanaAbenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»