

«Mario + Rabbids»-Review: Fast so taktisch wie «XCOM», nur weniger stressig

Taktische Spieltiefe, einsteigerfreundlich und viel Klamauk. Eigentlich spricht alles dafür, dass Ubisofts Mischmasch aus verrückten Hasen und Super Mario nicht funktionieren sollte. Dabei ist mit «Mario + Rabbids» eines der besten und spassigsten Taktik-Games erschienen, das Nicht-Switch-Besitzer neidisch machen sollte.
Eigentlich wollte ich gar nichts zu «Mario + Rabbids Kingdom Battle» schreiben. Da es nicht rechtzeitig zum Launch für ein Review gereicht hat, dachte ich: «Lohnt sich nicht mehr». Welch Fehleinschätzung! Nachdem ich doch noch ein Testmuster von Ubisoft erhalten habe, hat es mich regelrecht verschlungen.
Taktisch und doch zugänglich
«Mario + Rabbids Kingdom Battle» mischt wie es der Titel bereits verrät, die verrückten Ubisoft-Hasen mit Nintendos berühmten Klempner. Der Grund, dass die beiden unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen hat mit Zeitwaschmaschinen, einem sprechenden Roomba-Staubsauger und einer Erfindung names SupaMerge zu tun. Der Plot ist amüsant umgesetzt, aber tut eigentlich nichts zur Sache.

Das Spiel besteht aus zwei Teilen. Ihr steuert eure Truppe aus «Super Mario»-Charakteren und Rabbids, die sich als «Super Mario»-Figuren verkleiden, in Echtzeit durch phantasievolle Welten. Dort löst ihr kleine Rätsel, sammelt Münzen und findet versteckte Kisten. Diese Abschnitte dienen primär der Auflockerung zwischen dem eigentlichen Gameplay. Sobald ihr nämlich eine Arena erreicht, schaltet das Spiel in den rundenbasierten Modus um. «XCOM»-Spieler werden sich sofort Zuhause fühlen. Lasst euch nicht vom knuddeligen Look und den Faxen der Rabbids ablenken. In «Mario + Rabbids Kingdom Battle» steckt ein waschechtes Taktikspiel. Mit Mario sowie zwei austauschbaren Begleitern müsst ihr versuchen, entweder alle Gegner zu besiegen oder mit wenigstens einer Figur lebend das Ende des Levels zu erreichen. Zwischendurch gibt es abwechslungsreiche Bosskämpfe und fordernde Begleitmissionen.

Euch stehen verschiedene Aktionen pro Person und Zug zur Verfügung. Ihr könnt euch bewegen, schiessen oder eine Spezialfähigkeit einsetzen – egal in welcher Reihenfolge. Gegner hinter Deckungen sind besser geschützt als wenn sie auf offenem Feld stehen. Das Gleiche gilt für euch. Ausserdem könnt ihr durch Gegner hindurchrennen. Sieht nicht nur amüsant aus, sie nehmen auch Schaden. Eure Figuren können sich auch gegenseitig durch die Luft schleudern und wenn ihr die nötige Fähigkeit gelernt habt, könnt ihr sogar direkt auf dem Kopf eines Gegners landen. So ergeben sich unzählige taktische Möglichkeiten. Erst durch einen Gegner rennen, von dort weiter zu einem Mitspieler, der einem zum nächsten Gegner katapultiert und von dort gleich noch eine Salve in den nächsten flauschigen Hasenhintern.

Die Levels sind durch die Sprungmechanismen und Transportröhren extrem variantenreich spielbar. Eure Gegner machen jedoch genauso Gebrauch von ihren Fähigkeiten und ihrem Bewegungsrepertoire. So sind die Kämpfe dynamisch und abwechslungsreich. Wenn deine Truppe unbeschadet ihr Ziel erreichen soll, musst du deine Züge wie bei einem Rätsel gut planen.
Das Spiel beginnt jedoch relativ einfach und erklärt euch Schritt für Schritt neue Mechaniken. Nie hatte ich das Gefühl, den Überblick zu verlieren. Spätestens ab Welt 3 zieht der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Die Gegner werden fieser, kriegen neue Spezialfähigkeiten und lassen nichts unversucht, euch das Leben zur Hölle zu machen. Apropos Hölle: Anders als in Nintendo-Spielen wird in «Mario + Rabbids» auch mal geflucht oder werden Hasen in S&M-Outfits gesteckt. Eigentlich wenig überraschend, nachdem Ubisoft Mario bereits eine Knarre in die Hand gedrückt hat. Wenn es euch doch mal zu schwer wird, könnt ihr vor jeder Mission in den Easy Mode wechseln. Scheitert ihr an einer Mission, könnt ihr sie umgehend noch mal probieren – ganz ohne Ladezeit und Konsequenzen.
Auf- und ausrüsten

«Mario + Rabbids Kingdom Battle» bietet auch einige Rollenspielelemente. Nicht nur schaltet ihr regelmässig neue spielbare Charaktere frei, die sich in ihrer Spielweise unterscheiden. Ihr könnt neue Waffen kaufen und Punkte in einen Talentbaum stecken. Damit kriegt ihr beispielsweise die Möglichkeit euch zu heilen oder zweimal automatisch auf Gegner zu schiessen, die sich aus ihrer Deckung bewegen.
«Super Mario» als Einstiegsdroge

«Mario + Rabbids Kingdom Battle» hätte genauso gut ohne Super Mario funktioniert. Mir persönlich hätte Rayman und seine Truppe sogar besser gefallen. Besonders der Grafikstil der letzten «Rayman»-Spiele hätte perfekt gepasst. Klar ist, dass der Schnauzbärtige Italiener mehr Aufmerksamkeit garantiert. Und die Mischung der beiden Welten funktioniert überraschend gut.
Das Spielprinzip ist zwar weniger Komplex als bei der Genre-Referenz «XCOM 2», bietet aber teilweise dennoch die grössere taktische Freiheit. Ihr seid freier in der Wahl eurer Aktionen und die enorme Bewegungsfreiheit sorgt dafür, dass sich euch extrem viele Angriffsoptionen bieten.
Ob in kleinen Dosen oder mehrere Stunden am Stück, «Mario + Rabbids Kingdom Battle» macht höllisch viel Spass. Das Design ist simpel aber stimmig, die Animationen der Rabbids köstlich und das Gameplay bleibt abwechslungsreich dank ständig neuen Herausforderungen. Wer noch nach einem Grund gesucht hat, eine Nintendo Switch zu kaufen, darf zugreifen. Für mich das Paradebeispiel, warum eine portable Konsole einfach genial ist. «Mario + Rabbids Kingdom Battle» ist das vielleicht beste Mashup seit «Kingdom Hearts» und dürfte nicht nur «XCOM»-Fans begeistern.
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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.