Mein erstes Mal Floorball oder wie beim Unihockey 200 Menschen die Halle zum Beben bringen
Hintergrund

Mein erstes Mal Floorball oder wie beim Unihockey 200 Menschen die Halle zum Beben bringen

Floorball aka Unihockey kannte ich bisher nur vom Fernsehen. Das hat sich vor ein paar Tagen geändert, als ich zum ersten Mal live in der Halle bei einem Spiel dabei war. Fazit: Holy Shit, ist das ein geiler Sport.

In der Nordwestschweiz ist das so eine Sache mit dem Sport. Genauer gesagt mit den Mannschaftssportarten. Es gibt eigentlich nur den FC Basel, der sämtliches Interesse – sei es medial oder jenes der Sponsoren – auf sich zieht. Alle anderen Vereine fristen ein Dasein am Rande. Egal, ob Eishockey, Hand-, Basket- und Volleyball oder eben Floorball, sprich Unihockey.

Nun schwächelt jedoch der FCB, ach was schreibe ich da. Machen wir uns nichts vor, er ist auf bestem Weg in die zweite Liga. Ein Umstand, der dem einen oder anderen Club in der Region vielleicht gar nicht so ungelegen kommt. Wie auch immer. Da ich schon vor längerer Zeit angefangen habe, mich für andere Sportarten zu interessieren, schaue ich mir heute mein erstes Unihockey-Spiel der obersten Schweizer Liga, oder wie sie korrekt heisst: Lidl Unihockey Prime League, live vor Ort an – Unihockey Basel Regio (UBR) gegen GC Unihockey.

Anpfiff in der Sporthalle Pfaffenholz zum Spiel Unihockey Basel Regio gegen GC Unihockey.
Anpfiff in der Sporthalle Pfaffenholz zum Spiel Unihockey Basel Regio gegen GC Unihockey.
Quelle: Patrick Bardelli

Unihockey live: kein Vergleich zum TV

Was mir gleich zu Beginn auffällt, ist das Tempo dieser Sportart und die Tatsache, dass es hier extrem körperbetont zur Sache geht. Das kommt am TV niemals so intensiv rüber. Ich bin baff. Es ist eine dieser Stop-and-Go-Sportarten, bei der ich nach kürzester Zeit vermutlich im Koma liegen würde und mit Sauerstoff versorgt werden müsste. Oder mir in der Hitze des Gefechts eine rote Karte abholen würde. Es geht von der ersten Sekunde an rauf und runter, wobei GC das Geschehen zu dominieren scheint. Die Aktionen spielen sich auf jeden Fall vornehmlich vor dem Basler Keeper ab, der am Ende als bester Spieler seines Teams ausgezeichnet werden wird. Trotzdem führt UBR zur ersten Pause mit 2:1.

Wenige aber stimmungsvolle Fans auf der Tribüne.
Wenige aber stimmungsvolle Fans auf der Tribüne.
Quelle: Patrick Bardelli
Die Ersatzspieler beim Aufwärmen während der Drittelpause.
Die Ersatzspieler beim Aufwärmen während der Drittelpause.
Quelle: Patrick Bardelli

Dramatik pur am Spielende

Kaum ist das zweite Drittel angepfiffen, steht es 2:2. Nach gerademal acht Sekunden gleicht GC aus und bleibt auch fortan spielbestimmend. Tore fallen trotzdem keine mehr. Nach der zweiten Pause geht es im letzten Drittel im gleichen Stil weiter. Die Zürcher dominieren und gehen nach einem verwandelten Penalty in Führung.

Ein Unihockey-Spiel dauert übrigens, wie im Eishockey, dreimal 20 Minuten. Dazwischen gibt es je eine Viertelstunde Pause. Und als die letzten zehn Minuten der Partie zwischen Basel und Zürich angebrochen sind, sieht es nicht danach aus, als könnten die Roten hier noch zum Ausgleich kommen.

Die Entscheidung?
Die Entscheidung?
Quelle: Patrick Bardelli

Und plötzlich steht es doch 3:3. Aus dem Nichts schiesst ein Basler praktisch von der Mittellinie den Ausgleich. Die Halle tobt ein erstes Mal so richtig. 234 Fans sind an diesem sonnigen Sonntagnachmittag hier. Randsportart eben. Das tut der Stimmung, die nun immer besser wird, keinen Abbruch. Im Gegenteil: Wiederanpfiff, Bully, Schuss, Tor. Basel führt. So schnell geht's nicht mal im Eishockey. Die Halle tobt nun nicht mehr, sie kocht.

Extase pur.
Extase pur.
Quelle: Patrick Bardelli

Es scheint fast so, als hätten sich die beiden Mannschaften darauf geeinigt, mir zu meinem ersten Unihockey-Live-Spiel möglichst viel Dramatik zu bieten. 42 Sekunden vor Schluss und ohne Torhüter, dafür mit einem zusätzlichen Feldspieler, gleicht GC aus. Verlängerung.

Es passt zum Drehbuch des Abends, dass am Ende doch das Heimteam jubelt. Nach exakt 30 Sekunden der Overtime entscheiden die Basler die Partie und gewinnen schliesslich 5:4.

Das Ende eines spannenden Sportnachmittags.
Das Ende eines spannenden Sportnachmittags.
Quelle: Patrick Bardelli

Fazit: Warum schauen eigentlich alle immer bloss Fussball?

Alle Welt schaut Fussball. Warum eigentlich? Ich war nun beim Baseball, beim Handball und jetzt beim Unihockey. Jede dieser Sportarten hat ihren Reiz und übt auf mich eine Faszination aus, die der Fussball zuweilen verloren hat. Für mich zumindest. Und das nicht nur, weil der FC Basel aktuell miserabel spielt. Irgendwie ist zu viel Business und zu wenig Sport im Spiel.

Hier ist es anders. Ich spüre die Leidenschaft der Spieler und das Engagement der Fans. Es ist beeindruckend, welche Stimmung gerade mal 200 Menschen machen können. Gänsehaut pur. Und die Erkenntnis: Unihockey ist ein geiler Sport.

GC Unihockey geht heute als Verlierer vom Platz ...
GC Unihockey geht heute als Verlierer vom Platz ...
Quelle: Patrick Bardelli
... während die Spieler von Unihockey Basel Regio den Sieg ausgelassen feiern.
... während die Spieler von Unihockey Basel Regio den Sieg ausgelassen feiern.
Quelle: Patrick Bardelli

Eintauchen in fremde (Sport)welten

Die eigene Bubble ver- und sich auf neue Erfahrungen einlassen. Ist Schwingen altmodisch, Baseball langweilig und Boxen mehr Show als Sport? Diesen und ähnlichen Fragen gehe ich in unregelmässigen Abständen auf den Grund. Bisher zu diesem Thema erschienen:

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Titelfoto: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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