Ratgeber

Meine 4 Prinzipien des smarten Shoppens

Wenn ich früher mit genauso viel Vernunft geshoppt hätte, wie ich es heute tue, wäre mein Keller nicht so vollgestopft und mein Sparkonto in der Steuererklärung eine Erwähnung wert. Nach welchen Grundregeln ich als Angestellte eines Online-Shops einen Kaufentscheid fälle.

«Wieso habe ich mir das überhaupt gekauft?» Diese Frage habe ich mir während meiner Tätigkeit hier bei Galaxus öfter gestellt, als ich zugeben mag. Meine allererste Bestellung war ein 27-teiliges Set mit Spritzbeutel-Aufsätzen. Das wäre ein vernünftiger Kauf gewesen, wenn ich a) bereits im Besitz eines Spritzbeutels gewesen wäre und b) gerne backen würde. Nichts davon traf auf mich zu. Aber als ich beim Scrollen auf das Set stiess, flackerte vor meinem inneren Auge ein Bild auf. Eine andere Version meiner selbst. Ich in der Küche, backend und mit etwas Mehl auf den glühenden Wangen. Vor mir Cupcakes mit wunderschönen Toppings und auf dem Fenstersims Vögel und Eichhörnchen, die mich zwitschernd und Nüsse jonglierend anfeuern. Zack, gekauft! Vielleicht lag es auch an der pinken Verpackung. Ich mag Pink. Was es auch war, es war impulsiv, mit wenigen Mausklicks meins und nur ein Beispiel von vielen:

Wer sich von Berufs wegen täglich durch hübsche Dinge im Netz klickt, kann sich Schwächen dieser Art langfristig gar nicht leisten. Erst recht nicht, wenn nach eigenen statistischen Erhebungen das Gekaufte in neun von zehn Fällen im Keller oder in der Brocki um die Ecke landet. Wenn ich also eines durch meine Arbeit für einen Online-Shop gelernt habe, dann Impulskäufe zu vermeiden. Heute gebe ich zwar immer noch gerne Geld aus, aber hauptsächlich für Dinge, die mich langfristig erfreuen. Damit das auch so bleibt, habe ich ein paar Grundregeln aufgestellt, mit deren Hilfe auch du Fehlkäufe vermeidest.

Die vier Grundpfeiler meines Entscheidungsprozesses

Schritt 1: Lege Merkzettel an

In den meisten Online-Shops hast du die Möglichkeit, einen oder mehrere Merkzettel anzulegen. Ich habe mir praktisch überall, wo ich regelmässig einkaufe, einen erstellt. Was mir gefällt, meine Aufmerksamkeit erregt oder gar aggressiv auf meinen Haben-Muss-Knopf drückt, landet erst mal da drauf, bevor es in den Einkaufswagen wandert. Und da bleibt es vorerst auch. Dasselbe Spiel auf Social Media. Werbungen und Beauty-Gurus machen mir Dinge schmackhaft, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt. Sie verbanne ich durch die Speichern-Funktion in einen Wishlist-Ordner. Was mir im Laden zuwinkt, wird entweder fotografiert (wird dort zu Recht nicht gerne gesehen) oder ergoogelt und dann als Screenshot gespeichert.

Das Listen erfüllt für mich zwei Zwecke: Es gibt mir das Gefühl, einerseits den Überblick zu bewahren und andererseits auf eine schräge, virtuelle Art die Objekte der Begierde bereits zu besitzen.

Mein Wishlist-Ordner auf Instagram.
Mein Wishlist-Ordner auf Instagram.
Meine Galaxus-Merklisten.
Meine Galaxus-Merklisten.

Die Listen stehen. Wie weiter?

Schritt 2: Mach regelmässige Check-ins

Von hier an miste ich regelmässig aus – und zwar virtuell. Ich schaue mir das Gespeicherte immer wieder an und evaluiere aufs Neue: Interessiert mich das Buchthema noch? Gibt es schon einen neuen Lippenstift, den ich lieber möchte als diesen hier? Brauche ich den Spiralschneider wirklich, nur um dieses eine Zucchini-Nudel-Rezept auszuprobieren? Je häufiger ich mir die Listen anschaue, desto vertrauter kommen mir die Produkte vor. Fast so, als würden sie bereits seit Langem in meinem Regal stehen. An manchem sehe ich mich satt und verliere so das Interesse. Was einst neu und aufregend schien, wird langweilig. Also lösche ich diese Dinge wieder und klopfe mir auf die Schulter. Nice, Geld gespart! Was übrig bleibt, ist eine verschlankte Version meiner Wunschliste.

Schritt 3: Priorisiere

Nicht alles, was auf der Wunschliste seinen Platz behält, geniesst dieselbe Dringlichkeit. Deshalb erstelle ich eine Prio-Liste. Was erfüllt eine sinnvolle Funktion? Was ist mehr Schnickschnack? So ist im Sommer der rosarote Ventilator, mit dem ich schon seit Wochen flirte, eher eine Anschaffung wert als der Nagellack, den ich nur zu diesem einen bestimmten Kleid kombinieren will. Sobald die Priorisierung steht, ziehe ich mir in einem Deep-Dive Reviews, Swatches, Vergleiche, Demos, Produktbilder etc. verschiedener Quellen rein, um ein letztes Mal sicherzugehen: Das ist genau, was ich möchte!

Schritt 4: Gönn dir, aber ...

Was ich priorisiert habe, gönne ich mir – solange es in meinen Budgetrahmen passt. Hier handelt es sich um einen fixen Betrag, den ich pro Monat für Dinge ausgeben kann, die mich über meine Grundbedürfnisse hinaus glücklich machen. Dabei passe ich mein Budget nicht den Dingen auf meiner Liste an, sondern lade nur in den Warenkorb, was mein Budget hergibt. Ausgenommen sind natürlich grössere Anschaffungen wie Möbel, Transportmittel etc. Dann darf das Budget seine innere Ballerina mobilisieren und in den Spagat rutschen. An einem bestimmten Tag im Monat (Zahltag, hüstel) gebe ich dann all meine Bestellungen in der Reihenfolge auf, wie ich sie priorisiert habe. Was den Sprung in den Warenkorb budget-bedingt nicht schafft, dreht noch mal eine Runde.

Übrigens: Der Vorteil daran, nur einmal im Monat was zu bestellen, ist, dass du einen ganzen Monat Zeit hast, dich mit deinen Neuanschaffungen auseinanderzusetzen und sie zu geniessen, ohne gleich nach dem nächsten Shopping-Kick zu lechzen.

Weitere Tipps, die mir dabei geholfen haben, Impulskäufe zu vermeiden

**Zero-Newsletter-Politik: ** Wenn du gerne shoppst und dir auf diversen Seiten die gängigen 10% Willkommensrabatt sichern willst, stehst du bestimmt auch auf vielen, vieeeelen Newsletter-Listen. Bestell sie vorzu ab, wenn sie reinflattern. Ich habe mich schon von so manchen Sales, Ausverkäufen und 2-für-1 Aktionen verleiten lassen, Geld auszugeben. Das Verrückte: Du wirst mit Sparpotenzial angelockt, wärst aber gar nicht erst auf die Idee gekommen, Geld auszugeben, wenn du den Newsletter nicht bekommen hättest. Das kurze Zeitfenster, in dem solche Promos gültig sind, setzen dich zusätzlich unter Druck und vernebeln gewissermassen dein Urteilsvermögen.

Schätze und nutze, was du bereits hast: Darüber, wie du Altes neu für dich entdeckst, habe ich bereits geschrieben:

  • Ratgeber

    Wie du mehr Freude an dem hast, was du bereits besitzt

    von Natalie Hemengül

Neue Hobbys und ihre Tücken: Maximalistinnen wie ich fangen nicht klein an. Sie gehen all in. Das gilt auch fürs Equipment bei neuen Freizeitaktivitäten oder Interessen. Nach der ersten Probelektion Yoga standen in meinem Wohnzimmer bereits eine superhübsche Matte und dazu farblich passende Yoga-Blöcke. Nach einem 2-stündigen Töpferkurs habe ich schon überlegt, ob es sich lohnen würde, mir eine Töpferscheibe anzuschaffen. Nur wo soll der Brennofen hin? Halt stopp.

Ja klar, eine schöne Matte animiert dich vielleicht dazu, auch daheim eher mal Yoga zu praktizieren, aber sollte es nicht umgekehrt sein? Dein Hobby sollte dir so viel Freude bereiten, dass es dir in erster Linie egal ist, womit du startest. Nutze die Lektionen ausserhalb, um herauszufinden, was du zu Hause wirklich benötigst. Vielleicht tut es auch etwas, das du bereits besitzt. Oder du merkst erst mit der Zeit, dass dir bei einer Matte eine gewisse Dicke, Rutschfestigkeit oder ein bestimmtes Material wichtig ist. Schnellschüsse führen bei funktionalen Gegenständen fast immer zu Fehlkäufen.

Seitenwechsel: Wechsel die Tresenseite. Verkauf mal was. Ich weiss, hört sich komisch an, aber wenn ich auf Wiederverkaufsplattformen etwas loswerde und dafür auch noch Geld erhalte, streichelt das den Sparfuchs in mir. Ich merke, dass der Plunder, den ich zu Hause habe, auch einen Wert besitzt. Ausserdem schaffe ich Platz daheim, um den Dingen, die ich liebe und schätze, mehr Raum zu geben. Und das Verkaufen macht mindestens genauso viel Spass wie das Shoppen, weil du ebenfalls belohnt wirst. Bloss auf eine andere Art. Und ja, irgendwann kannst du das Geld wieder ausgeben, aber für etwas Sinnvolles.

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