Produkttest

Misfit Vapor - Das unterschätzte hässliche Entlein

Andrea Fricke
11.6.2018

Produktfotografie zeigt Produkte im schönsten Licht. Nicht so bei der Misfit Vapor. Selten waren Unterschiede zwischen der Realität und der Werbung so gross. Ich entscheide mich die Smartwatch zu testen.

Im Shop läuft die Misfit nicht wirklich. Von meinem Category Planner höre ich immer wieder: «Das Ding ist ein Lagerproblem». In den Bewertungen beschwert sich jemand über das Ladegerät und seine Contact-Pins. An der Baselworld hatte ich die Vapor das erste mal in der Hand. Mein Gedanke dazumal: Ist das die gleiche Uhr? Das kann doch nicht sein.

Also bestell ich mir das Teil und warte gespannt drauf. Vorher zierte die
Fossil Q Explorist mein Handgelenk. Wenige Tage später liegt die Misfit Vapor auf meinem Tisch. Der erste Eindruck ist positiv. Aber gibt ja einige Hersteller die besser verpacken können, als Geräte herzustellen.

Raus aus der Kiste

Fein zerstückelt, in bester Dexter-Manier, kommt die gute Misfit an. Das Edelstahlgehäuse ist ganz schlicht, schwarz und leicht gebürstet. Das gibt dem Ganzen einen matten Touch und sieht edel aus. Das Armband ist aus Silikon und wird mit den kleinen Knöpfen um die Bridge gefädelt und zugeklickt. Ich für meinen Teil mag keine Silikonbänder. Darunter kann die Haut so schlecht atmen und wenn ich die Uhr den ganzen Tag trage, dann bekomme ich hässliche Abdrücke. Ziehe ich das Teil am Abend aus, sieht mein Handgelenk aus, als wäre es den ganzen Tag gewürgt worden.

Aber hey, ich wäre kein Marketing Manager für Wearables und Zubehör, wenn ich dafür nicht auch eine simple Lösung finden würde. 22mm Breite ist eine gängige Grösse und die Auswahl daher gar nicht so klein.
Strap Studio hat eine gute Auswahl und hier werde ich fündig: gewebte Nato-Bänder, vollwertige Lederbänder und 50:50 Silikon-Leder-Geschichten. Pimp my Misfit ist hiermit abgehakt!

Strap Studio Studio Classic (20 mm, italienisches Leder, Diverse, Gear Sport, 20mm Anstossbreite)
Uhrenarmband

Strap Studio Studio Classic

20 mm, italienisches Leder, Diverse, Gear Sport, 20mm Anstossbreite

Strap Studio Nato Nylon Strap (20 mm, Nylon, Gear Sport)
Uhrenarmband
EUR39,90

Strap Studio Nato Nylon Strap

20 mm, Nylon, Gear Sport

Strap Studio Leather Strap Türkis (20 mm, Leder, Gear Sport)
Uhrenarmband

Strap Studio Leather Strap Türkis

20 mm, Leder, Gear Sport

Boom Boom, Boom Boom

Mein Herz pumpt und die Vapor kann das messen. Ich bin ein heimlicher Pulsmess-Freak. Ich mag es, meinen Puls in unterschiedlichen Momenten zu messen. Nach dem Wachwerden, während der Arbeit, auf dem Klo und natürlich beim Sport. Auf dem Klo auch nur wenn’s mal langweilig ist und weil ich es kann. So richtig viel wissenschaftliche Erkenntnis ziehe ich nicht daraus. Es gibt auch lustige kleine Spiele auf der Uhr. Manchmal besser als Klo-Lektüre. Die brauchen auch keine Connection zum Smartphone. Win-Win würde ich sagen. Während des Messens zeigt die Uhr übrigens eine recht schöne Animation. Der rot pulsierende Kreis (oder soll es ein Herz sein?) lässt den Moment bis zur endgültigen Messung hypnotisierend vergehen.

Smartness, Chi-Chi und Alltagshelfer

Dass die meisten Smartwatches deine Sportaktivität tracken und dabei die unterschiedlichsten Sportarten unterstützen kennen wir schon zu genüge. Laufen, Wandern, Gehen, Schwimmen oder Velo fahren. Es wäre eine endlos Wiederholung, wenn ich das runter rattere und mich dafür mal wieder auf’s Velo schwinge. Ich will was anderes zeigen.

Ich will mich auf den Einsatz der Smartwatch im Alltag konzentrieren. WhatsApp, SMS, Anrufe und den Feed von 20min.ch bekomme ich schon auf die Vapor. Aber da geht noch mehr. Nehmen wir noch mal die WC-Metapher. Da sitzt du irgendwo einen Moment fest und erinnerst dich daran, was im Kühlschrank noch fehlt. Wo etwas herauskommt, will auch wieder etwas hinein.

  1. Zeit für Bring! Die Einkaufsliste am Handgelenk macht's mit einfachen Symbolen möglich. Wenn du also wieder einmal in die Migros rein stolperst und nur schnell was einkaufen willst, dann wirf doch nochmal einen Blick auf deine Misfit. Geht auch irgendwie einfacher als das Smartphone in der einen Hand, den Korb oder Wagen in der anderen. Scrollen, schauen das der Screen nicht in den Sleep-Mode geht und dabei nicht die Nerven verlieren. Listen bewahren dich vor unnötigen Käufen und Food Waste. Ja, der Papiereinkaufszettel geht auch, aber dazu brauchst du einen Stift zum Durchstreichen und wir wollen endlich mal Ressourcen sparen. Übrigens lernt die App bei deinen Merklisten dazu und macht dir nach einer gewissen Zeit intelligente Vorschläge. Es wird einfacher mit der Zeit. Also easy auf dem Klo zu schaffen.
  2. StoCard gezückt! Du hast es zur Kasse geschafft. Statt nun deine Kundenkarte heraus zu suchen oder wieder einmal vergessen zu haben, zückst du deine Smartwatch. Ich verwende seit Jahren die StoCard App auf dem Natel. So viele Kundenkarten wie ich besitze, kann kein Mensch täglich mitschleppen. Aber irgendwie haben Kundenkarten etwas an sich. And I want those points!
  3. Jetzt zu was wirklich praktischem. Medisafe. Das ist keine SOS-Notfall-Karte mit deinen Personalien. Es ist ein Reminder für deine Pille oder sonstigen Vitaminchen und Medikamenten. Für die Ladies, lasst euch gesagt sein, die App hat wirklich eine Daseinsberechtigung. Die Uhr zeigt dir so lange den Reminder, bis du endlich bestätigt hast deine Pille genommen zu haben. Und wenn es nicht zur eingestellten Zeit war, dann merkt sich die App die Einnahmezeit. Kann noch praktisch sein. Vor allem, wenn es jetzt bei der Pollenzeit genau darum geht, das Antihistaminikum in genau gleichen Zeitabständen zu nehmen.
  4. Games zum kleinen Zeitvertreib. Infinity Loop. Ein lustiges Spiel. Du erhältst Halbkreise durcheinander auf dem Screen angezeigt. Dabei kannst du mit einem Tippen die Teile je um 360° bewegen. Ziel ist es Unendlichkeitszeichen zusammen zu puzzeln. Macht Spass und kann an der Tramhaltestelle die ein oder andere Minute Wartezeit angenehmer gestalten. Oder dich davon abhalten, zu rauchen. Es gibt immer einen tieferen Sinn hinter solchen Spielchen. Vielleicht.

Ich habe noch weitere nützliche Apps auf meine Vapor gepackt. Google Pay will in der Schweiz noch nicht so recht, aber das kommt auch noch. Geduld ist gefordert. Aber immer mehr zahlen über NFC mit ihrer Uhr. Sieht im Moment noch lustig aus, aber wird auch nicht mehr allzu selten sein.

  • Google Pay, Zukunftsmusik in der Schweiz
  • Taschenlampe, super um sich nachts den Weg zu erleuchten
  • Mit Facer Ziffernblatt designen
  • Handy suchen
  • Wunderlist für Reminder und To Dos
  • Shazam, Musik erkennen leicht gemacht
Mit viel Liebe bei Facer ausgesucht und auf die Uhr geladen.

Das Fazit

Wie kann es sein, dass ein Produkt so viel Ignoranz kassiert? Schlechte Produktbilder und vielleicht Unbekanntheit der Marke? Schliesslich erinnert Misfit die meisten eher an eine Serie auf Netflix. Nur geht es hier nicht um straffällige Teenager in einem Gemeindezentrum, sondern um eine Smartwatch die irgendwo dahindümpelt und es nicht verdient hat. Und das, obwohl das Preis-Leistungs-Verhältnis hier wirklich top ist. Das musst gerade gerückt werden. Im Namen der Gerechtigkeit habe ich deswegen zusammen mit Thomas Kunz diesen Auftrag erfasst, gepusht und abgeschlossen. Bis zum nächsten Test bleibt das verkannte Schmuckstück an meinem Handgelenk bestehen.

Also: Lass dich von hässlichen Bildern nicht abschrecken. Denn so könnte dir manch ein Schatz durch die Lappen gehen.

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Andrea Fricke
Team Leader Business Management Mobiles
Andrea.Fricke@digitecgalaxus.ch

Smartphones kennen uns so gut und niemanden berühren wir so oft, wie unser geliebtes Handys. Ohne einander leben? Nicht für mich. Ich stelle mir eher die Frage: Liegt das Smartphone laut Knigge links oder rechts vom Teller?

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