Neue Nutzungsbedingungen: Disney+ verbietet Account Sharing
Disney führt anlässlich der neuen Abo-Modelle auch neue Nutzungsbedingung ein. Die haben’s in sich: Wer genau liest, erkennt Disneys ersten Schlag gegen Account Sharing.
Disney verschickt seinen Abonnentinnen und Abonnenten derzeit eine E-Mail, um über kommende Änderungen in den Nutzungsbedingungen zu informieren. Darin eine kleine Passage: «Wir stellen klar, wie du dein Konto mit anderen Personen teilen kannst.» Was zunächst unscheinbar klingt, hat in Wahrheit eine viel grössere Bedeutung:
Das Haus der Maus will nach Netflix ebenfalls aktiv gegen Account Sharing vorgehen.
Kampf dem Account Sharing
Wir erinnern uns: Disney wird in wenigen Tagen – per 1. November – die aktuelle Abo-Struktur auflösen und eine neue einführen. Neu ist dabei das werbefinanzierte Abo: Es ist günstiger als das bisherige Standard-Abo, allerdings werden Inhalte von Werbepausen unterbrochen. Wie genau, ist noch nicht bekannt. Das «neue» Standard-Abo ist gleich teuer wie das alte, bietet aber nicht mehr die höchste Bild- und Tonqualität. Die gibt’s nur noch im teureren Premium-Abo. Bestehende Kundinnen und Kunden werden automatisch darauf hochgestuft und bezahlen dann mehr als jetzt. Ausser, sie wechseln am Stichtag aktiv zu einem der beiden günstigeren Modelle.
Zusammen mit der Einführung dieser neuen Abo-Struktur wird Disney auch die Nutzungsbedingungen aktualisieren. Die müssen gelesen und akzeptiert werden, ehe der Streaming-Genuss weitergehen kann. Damit will Disney nicht nur die rechtliche Grundlage schaffen, um später aktiv gegen Account Sharing vorzugehen. Wer genau liest, erkennt bereits erste Hinweise auf ein kommendes Paid-Account-Sharing-Modell, wie es Netflix bereits eingeführt hat.
So heisst es unter Punkt 1c des neuen Nutzungsvertrags nun wörtlich: «Sofern nicht anderweitig durch Ihre Abo-Optionen erlaubt, dürfen Sie Ihren Disney+ Account nicht mit Personen ausserhalb Ihres Haushalts teilen. [...] Wenn wir ein unzulässiges Account-Sharing feststellen, können wir angemessene technische Massnahmen ergreifen, um die Nutzung des Disney+ Accounts ausserhalb Ihres Haushalts zu unterbinden (sofern nicht durch Ihre Abo-Optionen erlaubt).»
Disney spricht hier also nicht nur davon, Accounts zu sperren, die Account Sharing betreiben. Disney ergänzt die Passage explizit mit «sofern nicht anderweitig durch Ihre Abo-Optionen erlaubt» – zweimal. Damit kann eigentlich nur Paid Account Sharing gemeint sein. Also das erlaubte Teilen des Accounts mit Menschen ausserhalb des eigenen Haushalts, aber gegen einen Aufpreis.
Wie schon Netflix: Die Waffe «Nutzungsbedingungen»
Das alles gehört wohl zu Disneys Plan, seine Streamingsparte bis Ende 2024 endlich profitabel zu machen. Das habe der Megakonzern seinen Investorinnen und Investoren vergangenen Mai bereits versprochen, so die Los Angeles Times.
Die Situation ist tatsächlich ernst: Im zweiten Quartal dieses Jahres allein verlor die Streaming-Sparte Disneys satte 659 Millionen US-Dollar. Das ist zwar eine kleine Verbesserung gegenüber den 887 Millionen US-Dollar desselben Quartals vor einem Jahr. Aber noch weit weg von einem profitablen Geschäft wie jenem von Netflix.
Ausgerechnet die Kalifornier aus Los Gatos könnten nun aber zum neuen Vorbild Disneys werden. Denn wenn Netflix mit dem Unterdrücken von Account Sharing und dem Durchsetzen von Paid Account Sharing Erfolg hat, warum sollten andere Streamingdienste dann nicht gleichziehen? Genau deshalb werden nun die Nutzungsbedingungen von Disney+ aktualisiert – und Account Sharing «offiziell» verboten. So, dass aus dem anfänglichen «Lippenbekenntnis» später Tatsache werden kann – wie einst bei Netflix.
Titelfoto: Luca FontanaAbenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»