

New 2DS XL im Test: 2D ist das neue 3D

Nintendos fünfter 3DS verabschiedet sich endgültig von der dritten Dimension. Aber hat der neue 2DS XL überhaupt noch Platz neben dem Nintendo Switch?
Mehr als sechs Jahre ist es bereits her, seit Nintendo den Nintendo 3DS auf den Markt brachte. Das 3D-Display, welches ohne 3D-Brille funktionierte, faszinierte trotz geringer Grösse und bescheidener Qualität. Heute, vier Handheld-Iterationen später, ist der 3D-Hype endgültig verpufft. Erste Anzeichen gab es bereits 2013 als mit dem 2DS die erste nicht-zusammenklappbare Version ohne 3D-Display erschien.
Mit dem New 2DS XL bringt Nintendo nun einen neuen 3DS, ohne 3D, dafür mit zusätzlichen Tasten. Er gehört immer noch zur gleichen Generation wie der glänzend grüne Erstling aus dem Jahre 2011. Er benutzt die gleichen Spielmodule und am grundlegenden Formfaktor hat sich nichts geändert. Der New 2DS XL sieht nun einfach ein bisschen aus wie Tupperware. Zumindest mein oranges Modell. Das muss jetzt nicht zwingend negativ sein. Das Farbspiel zwischen orange und weiss sieht gar nicht so schlecht aus. Und sonst gibt es ja auch noch die blau-schwarze Version.
Der komplizierten Namensgebung bleibt Nintendo treu. Auf den Original-3DS folgte die vergrösserte Version 3DS XL. Anschliessend kam die kleine unbiegsame 2D-Variante 2DS. Daraufhin erschien der New 3DS mit zusätzlichen Tasten und nun sind wir beim New 2DS XL gelandet. Wieder in gross, Zusatztasten wie der New 3DS, aber ohne 3D. Phuuu.
Einsparungen, die (meist) zu verschmerzen sind
Aber schauen wir doch mal, was der neue New 2DS XL so bringt. Der Schacht für die Spiele befindet sich nun diskret hinter einer Abdeckung an der Vorderseite des Handhelds. Dort ist auch der microSD-Kartenslot untergebracht, den man anders als beim New 3DS auch ohne Schraubenzieher erreicht. Gleich daneben ist der Kopfhöreranschluss sowie der verstaute Stift. Dieser ist deutlich geschrumpft – und nein, er lässt sich nicht ausziehen, das hab ich auch als erstes versucht. Leute mit grossen Händen können sich also schon mal auf was gefasst machen. Er ist zudem durch seine asymmetrische Kopfform etwas mühsam zu verstauen. Auch Leute mit kleinen Händen könnten ein Problem kriegen. Um die zusätzlichen Tasten ZL und ZR auf der Rückseite zu erreichen, müssen einige zu Langfingern werden (mal wieder in der Witzkiste geschlafen). Der kleine graue Knubbel oberhalb der XYAB-Tasten liegt dagegen gut.

Etwas absurd wirken auf den ersten Blick die beiden Kameras auf der Rückseite. Damit kannst du wie gehabt 3D-Fotos knipsen. Ohne das dazugehörige 3D-Display jedoch ziemlich sinnfrei. Die 0.3-Megapixel-Frontkamera löst derart gering auf, dass du damit auch keine Selfies schiesst. Ausser du willst partout nicht erkannt werden. Zugegeben, sie sind auch in erster Linie dafür gedacht, dass du ältere Spiele spielen kannst, die auf diese Kameras zugreifen. Auch AR-Spielereien sind damit möglich.
Amiibos-Figuren aktivierst du übrigens, indem du sie auf das untere Display stellst.
Trotz 2D nicht ausdauernder

Der 2DS XL ist vom Grundriss etwas kleiner als der 3DS XL. Dafür steht hinten das Scharnier etwas unschön ab. Dennoch liegt er gut in der Hand. Das ist neben abgerundeten Form wohl auch der Diät zu verdanken. Im Vergleich zum 3DS XL ist er nämlich fast 100 Gramm leichter. Verzicht auf 3D-Technik macht eben schlank. Das Display ist von der Grösse gleich geblieben (oben 4,88 Zoll, unten 4,18). Dafür hat sich die Auflösung des oberen Bildschirms deutlich verringert. Statt 800x240 Pixel gibt es noch 400x240 Pixel, weil nun nicht mehr zwei Bilder nebeneinander für 3D dargestellt werden müssen. Das erinnert mich daran, als Handys noch grün-schwarze-Display hatten. Ganz so schlimm sieht das Bild dann doch nicht aus. Aber in Zeiten, in denen jeder von uns ein hochauflösendes Smartphone in der Tasche hat, wirkt das Display schon sehr altbacken. Dafür hat Nintendo dem 2DS XL mehr Ram spendiert.
Überraschenderweise hat die geschrumpfte Auflösung keinen positiven Einfluss auf die Akkuleistung. Bei Nonstop-Gameplay ist nach knapp vier Stunden die Luft raus. Ausserdem scheint mir der Standby-Modus nicht mehr so effizient zu sein wie früher. Als ich für ein kleines Fotoshooting die verschiedenen 3DS/2DS-Modelle nebeneinander stellte und einschaltete, lief der New 2DS XL bereits auf dem Zahnfleisch. Wohlgemerkt mit aktiviertem Street Pass. Insgesamt performt der Akku aber zufriedenstellend, auch wenn ich mich sehnsüchtig an die fast 20 Stunden Akkulaufzeit des alten DS erinnere. Immerhin ist ein Netzteil im Lieferumfang enthalten. Etwas, das traurigerweise gar nicht so selbstverständlich ist.

Die Lautsprecher befinden sich neu am vorderen Rand, wo sie schnell durch die Handflächen verdeckt werden können. Das dämpft den ohnehin nicht sehr lauten Sound zusätzlich.
An der Verarbeitung gibt es ansonsten nichts auszusetzen. Der obere Bildschirm ist durch die fehlende 3D-Unterstützung leichter geworden und damit fühlt sich das ganze Gerät ausbalancierter an. Mit etwas Schütteln bringst du den Screen problemlos zum Wippen. Bei der normalen Benutzung wackelt hingegen nichts.

Die Hardware wird keinen umhauen. Aber schliesslich war schon der erste 3DS technisch nicht das Nonplusultra. Der Erfolg zeigt aber klar, dass Prozessorleistung nicht alles ist. Alle bisher erschienen Spiele, bis auf wenige Ausnahmen, kannst du auch heute noch auf allen Handheld-Versionen geniessen. Die Spielebibliothek ist damit auch ganz klar die grösste Stärke jedes Nintendo 3DS oder 2DS. In den letzten sechs Jahren hat sich einiges angesammelt und Nintendo bringt immer noch neue Titel raus. Bei fast 70 Millionen verkauften Exemplaren auch kein Wunder.
Upgraden oder den alten behalten?
Wenn du bereits einen 3DS XL oder einen der Nachfolger besitzt, gibst du dein Geld lieber für Spiele aus. Ausser vielleicht, du hast dich zum 2DS hinreissen lassen und nervst dich jetzt, dass das Ding so sperrig ist. Exklusive Spiele für die beiden «New»-Versionen sind nicht so zahlreich, dass sie ein Upgrade rechtfertigen. Auf der Virtual Console gibt es allerdings einige NES- und SNES-Spiele, die zwingend die zusätzlichen Tasten verlangen.
2DS oder Switch?

Aber die Frage ist doch, brauchst du überhaupt einen neuen 2DS, wenn Nintendos neuste Heimkonsole gleichzeitig ein Handheld ist? Jein. Auf dem New 2DS XL hast du massiv mehr Spiele zur Auswahl und der Anschaffungspreis ist deutlich tiefer. Dafür gibts auf der Switch aufwendiger produzierte Spiele wie das neue «Zelda», «Splatoon 2» oder «Mario + Rabbids». Auch ist das Display bei der Switch grösser, höher Aufgelöst und kapazitiv. Das heisst, es reagiert auf Berührung statt auf Druck. Die Switch ist mit den abnehmbaren Controllern sicher auch die vielseitigere Konsole. Dafür bezahlst du auch fast das doppelte. Und die Spieleauswahl humpelt trotz einiger Highlights der von 3DS/2DS noch lange hinterher.
Über kurz oder lang werden Nintendos Handhelds wohl von der Switch verdrängt. Aufgrund der breiten Userbasis könnte die Ablösung aber länger dauern als erwartet. Wer seinem Kind eine günstige portable Spielkonsole kaufen will, ist mit dem neuen 2DS XL sicher gut beraten. Aber auch grosse Kinder, die viel unterwegs sind und die die Spielebibliothek reizt, können bedenkenlos zugreifen. Wenn du bereits einen 3DS XL oder neuer besitzt, gibt es hingegen kaum einen Grund zum wechseln. Und wenn du aufwendigere Spiele bevorzugst, rate ich dir zur Switch.
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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.