Nvidia Geforce RTX 4070 Ti im Test
Mit der Geforce RTX 4070 Ti geht am 5. Januar die dritte RTX-40-Grafikkarte in den Verkauf. Nvidia bewirbt die ehemals als «RTX 4080 12GB» angekündigte Gaming-GPU als optimalen Spielpartner für WQHD/1440p mit hohen Bildwiederholraten und möchte dafür 899 Euro (UVP) haben. Ob die Geforce RTX 4070 Ti diese Summe wert ist, klärt PCGH im Test.
Du liest hier das Fazit des Tests unseres Content-Partners «PC Games Hardware» zur neuen Nvidia Geforce RTX 4070 Ti. Den gesamten Original-Artikel von Autor Raffael Vötter findest du hier.
Bloß nicht vom Gas gehen! Das neue Jahr setzt nahtlos fort, was 2022 auszeichnete. Nvidias Geforce RTX 4070 Ti, die erste Grafikkarte des Jahres 2023, ist ein guter Auftakt, denn das Produkt liefert nur wenige Kritikpunkte. Fangen wir mit dem Elefanten im Raum an: dem Preis. Kein Thema beschäftigt die PC-Spielerschaft mehr und spätestens die Vorstellung der RTX-40-Serie im September 2022 machte klar, dass Nvidia den Bogen überspannt hatte. Während der Premium-Aufpreis, auch bekannt als «Enthusiasten-Aufschlag» bei einem Halo-Produkt wie der Geforce RTX 4090 noch funktionierte, verkauft sich die Geforce RTX 4080 eher schleppend. Nvidias Abkündigung der Geforce RTX 4080 12GB ließ schließlich aufhorchen. Nun, da die RTX 4080 12GB als RTX 4070 Ti ihr Comeback feiert, ist klar: Nvidia hat die massive Preiskritik zweifellos vernommen. Die ursprünglich angesetzte UVP von 899 US-Dollar weicht einem unverbindlichen Preis von 799 US-Dollar - bei identischer Spezifikation. Ist das nun ein Grund zu Freude, oder nicht? Das kommt, wie vieles im Leben, auf die Perspektive an.
Gemessen an vielen Grafikkarten zuvor, auch denen aus gleichem Hause, ist die Geforce RTX 4070 Ti maßlos überteuert. Für 899 Euro bekam man im Jahr 2017 noch das Enthusiast-Modell GTX 1080 Ti, sogar mit werkseitiger Übertaktung, während Ende 2020 die RTX 3080 mit nur 699 Euro zu Buche schlug. Nun erhalten Käufer für mehr Geld eine noch kleinere Modellnummer. Die Hauptschuld daran trägt die Physik: Transistoren lassen sich nicht mehr so einfach schrumpfen wie früher und der Weltmarktführer bei der Fertigung von GPUs - die Foundry TSMC - lässt sich seine Dienste vergolden. Steigende Fertigungskosten und der Wunsch nach hoher Marge führen zwangsläufig zu hohen Preisen für die Endkunden. Falls du das nicht mitmachen möchtest, ist das dein gutes Recht, zumal es durchaus Alternativen gibt - mit Abstrichen, aber es gibt sie zweifellos.
Nun leben wir aber nicht im Jahr 2017 und schon gar nicht im Jahr 2008, als wir zeitweise echte High-End-GPUs für 300 Euro kaufen konnten. Vergleicht man die Geforce RTX 4070 Ti mit den Alternativen Anfang 2023, macht Nvidia vieles richtig. Die neue Oberklasse-Grafikkarte erreicht das Leistungsniveau der Geforce RTX 3090, welche vor gut zwei Jahren für 1.500 Euro startete. In vielen Fällen knackt sie sogar die ehemals 2.250 Euro teure RTX 3090 Ti, legt DLSS 3 als Bonus-Feature obendrauf und braucht bei alldem deutlich weniger Strom. Mit einer durchschnittlichen Leistungsaufnahme im 250-Watt-Dunstkreis ist die RTX 4070 Ti vor allem für Nutzer älterer Grafikkarten und Netzteile interessant, denn die energetischen Anforderungen sind in etwa gleich. Als Spielverderber könnte sich die Länge der allermeisten Karten erweisen, hier kapituliert so manches ältere PC-Gehäuse. Sieht man davon ab, gibt es nicht viele Alternativen zur Geforce RTX 4070 Ti. Die Radeon RX 7900 XT ist beim Rasterizing um durchschnittlich 12 Prozent schneller, schlägt jedoch mit mindestens 1.000 Euro zu Buche und benötigt etwa 20 Prozent mehr Energie. Faktisch ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der beiden Grafikkarten beim Rasterizing gleich gut (oder schlecht), während die RTX 4070 Ti beim Raytracing deutlich mehr Leistung pro Euro bietet. Alle Alternativ-Grafikkarten sind älter und weisen somit schlechtere Effizienzwerte auf, sind jedoch günstiger. Die Qual der Wahl liegt bei dir.
Falls du bis hierhin alles gelesen hast und dich fragst, warum wir das Thema Grafikspeicher nicht in der von uns gewohnten Breite thematisieren, hat das einen simplen Grund: Die RTX 4070 Ti weist im Gegensatz zu vielen anderen Geforce-Grafikkarten eine angemessene Kapazität auf. 12 GiByte haben sich in zahlreichen PCGH-Tests als ideale Menge erwiesen, während die von Nvidia jahrelang installierten 8 GiByte oft gesprengt werden und auch 10 GiByte in anspruchsvollen Einstellungen einen Limitfaktor darstellen. Die Geforce RTX 4070 Ti weist die gleiche Kapazität auf wie eine RTX 3080 12GB oder RTX 3080 Ti, welche bekanntermaßen gut aufgestellt sind. Da Ada Lovelace keine Verbesserung der PCI-Express-Schnittstelle aufweist, sondern beim alten 4.0er-Standard verweilt, verhält sich die neue Grafikkarte bei hoher Speicherlast vergleichbar wie die Ampere-Modelle. Für den anvisierten Einsatzzweck rund um (U)WQHD-Gaming passen 12 GiByte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Das bedeutet aber nicht, dass 12 GiByte ein sorgloses Dasein ermöglichen! Spieler, die in Ultra HD, mit Grafikmods oder schlicht in ein paar Jahren noch auf Nummer sicher gehen möchten, sollten in eine Grafikkarte mit mehr Speicher investieren, beispielsweise Geforce RTX 4080 (16 GiByte) oder Radeon RX 7900 XT (20 GiByte). Wir arbeiten gegenwärtig an einer umfassenden VRAM-Beratung für 2023, diese wird jedoch noch ein paar Wochen Zeit benötigen. Bis dahin möchten wir Ihnen unsere letzten VRAM-Abhandlungen ans Herz legen, die nach wie vor Bestand haben und auf die RTX 4070 Ti übertragbar sind. Was bringen 12 GiByte? Edition 2022 als Nachfolger von Geforce RTX 30 am Limit: Vergleich zwischen 10, 12 und 24 GiByte Grafikspeicher.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Geforce RTX 4070 Ti ist mehr als der «Einäugige unter den Blinden». Diese Grafikkarte ist schnell, effizient und bringt alles mit, um auf absehbare Zeit flüssige Spielstunden zu erleben. Ein Schnäppchen ist sie keineswegs, doch die Definition von «preiswert» legt jeder persönlich fest. Falls du (weiter) warten kannst, ergibt sich wohl schon in wenigen Monaten eine weitere Chance auf eine bezahlbare Grafikkarte: mit der Geforce RTX 4070 (Non-Ti).
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