Lorenz Keller
Produkttest

Plaude Note ist das beste Diktiergerät, das du kaufen kannst

Lorenz Keller
25.2.2025

Der Plaud Note ist ein Festplattenrekorder, der die aufgezeichneten Gespräche, Meetings oder Vorträge transkribiert und mit künstlicher Intelligenz zusammenfasst. Doch wie gut funktioniert das im Alltag?

Ein Diktiergerät, das nicht nur Gespräche aufzeichnet, sondern auch gleich alles verschriftlicht und zusammenfasst? Klingt nach einem Traum für alle, die sich das Mitschreiben sparen wollen. Der Plaud Note AI-Recorder verspricht genau das: Meetings, Interviews, Vorlesungen oder sogar Telefonate sollen sich automatisch in lesbare Transkripte verwandeln.

Doch wie gut funktioniert das in der Praxis? Erkennt die KI wirklich alle Sprecherinnen und Sprecher? Und was passiert, wenn ein Gespräch auf Schweizerdeutsch geführt wird?

AI Recorder – wie funktioniert das?

Plaud Note ist so gross wie eine Kreditkarte und nur 0,3 Zentimeter dick – das wären etwa drei Kreditkarten aufeinander. Das Metallgehäuse erinnert an eine Festplatte oder eine Powerbank. Trotzdem wiegt das Gadget nur gerade 30 Gramm.

Der Rekorder ist so klein wie eine Visitenkarte.
Der Rekorder ist so klein wie eine Visitenkarte.
Quelle: Lorenz Keller

Der Rekorder hat einen 64-GB-Speicher und eingebaute Mikrofone. Mit einem Knopf kannst du die Aufnahme aktivieren und mit dem Schieberegler den Modus wählen. So lassen sich entweder Anrufe und Gespräche aufzeichnen, die auf deinem Handy getätigt werden, oder aber das Mikrofon nimmt die Umgebung auf.

Der Akku soll 30 Stunden Laufzeit bieten. Geladen wird über einen Stecker, der mit vier Pins magnetisch am Plaud Note hält. Schade, dass der Hersteller auf eine proprietäre Lösung setzt, was aber wohl der dünnen Bauweise geschuldet ist.

Ideal für den schnellen Einsatz

Da das Gerät so klein, leicht und einfach bedienbar ist, lassen sich schnell und unkompliziert Aufnahmen machen. Drücke ich «Record», wird die ganze Umgebung aufgenommen und Sprache herausgefiltert, egal ob sie über einen Lautsprecher kommt oder jemand direkt im Raum spricht.

Zudem lassen sich Gespräche übers eigene Handy aufzeichnen – egal ob iPhone oder Android. Dazu kannst du Plaud Note über ein mitgeliefertes Lederetui magnetisch am Smartphone befestigen. Bei Apple funktioniert das mit MagSafe – der magnetischen Halterung von Apple fürs iPhone. Bei Android-Telefonen gibt’s inzwischen auch passende Magsafe-Hüllen, oder du befestigst den ebenfalls mitgelieferten magnetischen Metallring an deinem Phone oder deinem Case.

Mit dem beiliegenden MagSafe-Lederetui kannst du das Gadget direkt am Smartphone befestigen.
Mit dem beiliegenden MagSafe-Lederetui kannst du das Gadget direkt am Smartphone befestigen.
Quelle: Lorenz Keller

Du musst die Lautsprecher des Smartphones aber nicht laut drehen, es reicht die normale Telefonlautstärke. Plaud nutzt die Knochenleitungstechnologie: Der Schall wird dabei nicht über die Luft, sondern über Vibrationen am Aufnahmegerät selbst übertragen. Das funktioniert grundsätzlich im Tandem mit allen Telefonen und allen Apps – egal, ob du einen Anruf annimmst, über WhatsApp telefonierst oder gar einen Podcast hörst.

Was ebenfalls als Hack funktioniert: das Gerät an einem Ohr unter einen Over-Ear-Kopfhörer zu schieben. Das habe ich beispielsweise genutzt, um den Ton von Videocalls aufzuzeichnen, die ich nicht über Lautsprecher abspielen wollte.

App, aber nicht immer ein Abo

Um die Aufnahmen auszuwerten, rufst du sie über die Plaud-App auf dem Smartphone ab. Dazu wird das Gerät via Bluetooth verbunden. Die Daten werden auch gleich in die Cloud geladen, wo sie transkribiert werden. Hier gibt es verschiedene Optionen: Neben der automatischen Version kannst du dem KI-Modell auch helfen, indem du angibst, was für ein Gespräch aufgezeichnet wurde – ein Meeting beispielsweise, eine Diskussion oder ein Interview. Auf Knopfdruck kannst du auch eine Zusammenfassung erstellen lassen.

Das alles braucht durchaus etwas Zeit, jeweils etwa nochmals so lange, wie die Aufnahme gedauert hat. Hast du also 30 Minuten aufgezeichnet, dauert auch die Auswertung nochmals rund 30 Minuten.

Inklusive sind 300 Minuten Transkription pro Monat. Brauchst du mehr, musst du ein Abo abschliessen. Für 6.60 Franken oder Euro im Monat oder 80 Franken oder Euro im Jahr wird das Konto auf 1200 Minuten pro Monat erweitert. Dazu kommt eine zusätzliche Funktion namens «AI-Powered Overview», mit der ein Gespräch nicht nur zusammengefasst wird, sondern auch die wichtigsten Punkte herausgehoben werden. Ebenfalls sind verschiedene Templates zur Formatierung von Transkripten abrufbar.

Wer noch mehr Zeit braucht, kann sich für 20 Franken oder Euro im Monat oder 250 Franken im Jahr unlimitierten Zugang zum Dienst kaufen.

Zusätzliche Minuten und Funktionen gibt es im Abo – aber die Basisversion reicht recht weit.
Zusätzliche Minuten und Funktionen gibt es im Abo – aber die Basisversion reicht recht weit.
Quelle: Lorenz Keller

Das liefert Plaud in der App

Nach der Verarbeitung kann ich mit dem Basis-Abo in der App Folgendes abrufen:

  • Audio und Transkription: Ich kann die Aufnahme anhören und die Verschriftlichung des Inhalts lesen. Das funktioniert auch parallel. Sprich: Ich sehe beim Hören immer gleich, was transkribiert wurde. Unterschiedliche Sprecher werden dabei separat aufgeführt.
  • Zusammenfassung: Eine gegliederte Übersicht mit von der KI erstellten Zwischentiteln und den wichtigsten Punkten für alle Bereiche. Dazu kommt ein Bereich mit Tasks und Massnahmen, die beschlossen wurden oder abgearbeitet werden sollen. Diese kann ich gleich in der App Schritt für Schritt abhaken. Zu guter Letzt schlägt die künstliche Intelligenz auch noch Themen vor, die nicht abschliessend behandelt wurden, und erwähnt Fragen, die noch offen bleiben.
  • Mind Map: Die Themen werden auch gleich noch grafisch in ein Diagramm übersetzt.

Alle Dateien ausser der Mind-Map kann ich jeweils direkt in der App bearbeiten. Die verschiedenen, von der KI identifizierten Sprecherinnen und Sprecher lassen sich einfach mit dem richtigen Namen benennen.

Ich habe verschiedene Möglichkeiten, um Daten und Dateien zu exportieren – entweder als Link oder jeden Bereich separat als Datei. Das Transkript beispielsweise in den Formaten TXT, SRT, DOCX oder PDF.

Mit dem Schalter wählst du den Modus, mit dem Knopf startest du die Aufnahme.
Mit dem Schalter wählst du den Modus, mit dem Knopf startest du die Aufnahme.
Quelle: Lorenz Keller

Test 1: Podcast übers Telefon

Als Erstes zeichne ich einen «NZZ-Akzent»-Podcast über die Jugendpsychiatrie direkt über das Telefon auf. Ich nutze also den «Call»-Modus des Plaud und befestige den Rekorder im mitgelieferten Lederetui magnetisch auf der Rückseite des iPhones.

Zuerst starte ich den Podcast mit der tiefsten Lautstärke und lege das iPhone auf den Tisch. Zum Vergleich halte ich das Phone wie beim Telefonieren direkt ans Ohr. Für die Aufnahmequalität spielt das keine Rolle – beide Male ist sie miserabel. Das Problem ist auch, dass jede Berührung des Geräts, des Pults und auch Umgebungsgespräche aufgezeichnet werden.

Erstaunlich: Die Transkription ist trotzdem recht genau. Die Sprecherin und der Sprecher, beide auf Hochdeutsch mit leichtem Schweizer Akzent, werden gut auseinandergehalten. Trotz Geraschel und Nebengeräuschen ist die Transkription zu rund 90 Prozent präzis. Aber ich entdecke auch manchmal unfreiwillig komische Fehler: Statt «Schulzimmer» steht da «Schuhzimmer». Manchmal fehlen unerklärlicherweise halbe Sätze, obwohl sie eigentlich gut verständlich sind.

Ich kann die Audiodatei hören und direkt mitverfolgen, was die App transkribiert hat.
Ich kann die Audiodatei hören und direkt mitverfolgen, was die App transkribiert hat.
Quelle: Lorenz Keller

Ich schaue mir die Zusammenfassung an – und bin überrascht, wie gut sie ist. Da werden die wichtigsten Punkte wie die Funktion der Akutstation, die Rolle der Therapeuten und Psychologen, aber auch die zwei Fallbeispiele aufgeführt und kurz beschrieben. Die Gliederung und Übersicht sind dabei deutlich besser als im Podcast selbst.

Test 2: Keynote auf Italienisch

Gleich zwei Schwierigkeiten musste Plaud Note im nächsten Versuch bewältigen. Ich habe die Keynote zur Lancierung des Realme GT 7 Pro aufgezeichnet. Dazu habe ich das Aufzeichnungsgerät einfach in meine Hemdtasche gesteckt und mitlaufen lassen. Die zusätzliche Herausforderung (auch für mich): Die Präsentation des Smartphones erfolgte auf Italienisch.

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    von Lorenz Keller

Trotz des grossen Raums mit 150 Journalistinnen und Influencern ist die Aufnahmequalität erstaunlich gut. Wichtig ist, vor der Transkription die richtige Sprache einzustellen. Das Resultat ist dann auch wegen der Audioqualität überzeugend – soweit ich das mit beschränkten Italienischkenntnissen beurteilen kann.

Schade, dass Plaud zwar 112 Sprachen versteht, aber keine Übersetzung in andere Sprachen unterstützt, obwohl das verwendete KI-Modell von Chat-GPT dies problemlos könnte. Ich exportiere daher den Text und lasse ihn dann selbst von Chat-GPT übersetzen. So verstehe ich dann auch alle Details.

Schade wird die gute Zusammenfassung nicht gleich auf Deutsch übersetzt.
Schade wird die gute Zusammenfassung nicht gleich auf Deutsch übersetzt.
Quelle: Lorenz Keller

Falls du nicht zufrieden bist, kannst du übrigens die Transkription jederzeit neu starten, beispielsweise auch mit einer anderen Template-Einstellung. Allerdings wird dann das Zeitbudget erneut belastet.

Das nutze ich in diesem Fall, weil die KI die Tonaufnahme einer Vorlesung zugeordnet hat und dann die Zusammenfassung zu stark auf Thesen und Hintergründe fokussiert war. Mit dem Wechsel auf das Template «Speech Note» ist die Zusammenfassung dann viel nützlicher, weil mehr Facts und Figures zusammengetragen werden – also beispielsweise alle technischen Daten des Smartphones.

Die Zusammenfassung kann ich mir jeweils auch noch als Mind Map anzeigen lassen.
Die Zusammenfassung kann ich mir jeweils auch noch als Mind Map anzeigen lassen.
Quelle: Lorenz Keller

Test 3: Dreifache Schwierigkeit

Im letzten Versuch muss Plaud Note drei Hürden überwinden. Ich nehme erstens ein Meeting mit wilder Diskussion auf, zweitens erfolgt diese auf Schweizerdeutsch, drittens muss ich den Rekorder irgendwie mit Teams auf dem Computer verbinden.

Für die letzte Herausforderung finde ich eine pragmatische Lösung. Eine direkte Aufnahme vom Computer wäre nur möglich, wenn ich den ganzen Call über den Lautsprecher ausspielen würde. Alternativ könnte ich das Audio direkt übers MacBook aufnehmen und nachher in die App importieren oder über das Interface im Webbrowser hochladen.

Ich entscheide mich dafür, den Rekorder einfach unter die rechte Ohrmuschel des Over-Ear-Kopfhörers zu klemmen. Das ist nicht einmal unbequem – und die Aufnahme gelingt ausgezeichnet. Auch mit den unterschiedlichen Lautstärken kommt Plaud problemlos klar: Sobald ich selber spreche, ist die Aufnahme natürlich deutlich lauter.

Offiziell wird Schweizerdeutsch nicht unterstützt. Doch mit der Spracheinstellung Deutsch kann die Transkription eigentlich problemlos folgen. In den Details finde ich jedoch viele Fehler: Das baseldeutsch ausgesprochene «Ratgeber» wird in der Transkription beispielsweise zum «Rotgeber», der Sammelartikel wird zum «Sammelabwickler». Zudem kann die KI die einzelnen Sprecher*innen kaum unterscheiden.

Gemischte Gefühle habe ich dann auch bei der Zusammenfassung. Einige der Themen erkennt die KI richtig, andere gar nicht. So haben wir darüber diskutiert, ob wir über ein iPhone-Update berichten wollen – Plaud interpretiert jedoch, dass wir generell über die Notwendigkeit von Updates diskutieren. Für ein Protokoll müsste ich die Zusammenfassung nochmals stark überarbeiten.

Fazit

Erstaunlich gut, aber auch mit Grenzen

Der Plaud Note AI-Recorder ist ein modernes Diktiergerät: Er zeichnet gesprochene Sprache auf, transkribiert sie und liefert sogar eine Zusammenfassung. Die grosse Stärke ist, wie unkompliziert und einfach das funktioniert – auch, weil Aufnahmegerät und App perfekt miteinander harmonieren.

Aufzeichnungen und Transkriptionen sind auch in schwierigen Fällen von guter Qualität. Die Zusammenfassung hat im Test nur in zwei von drei Fällen zu brauchbaren Resultaten geführt. Wichtig ist, immer im Hinterkopf zu behalten, dass ganz normale Mikrofone die Aufnahmen machen, die durch Hintergrundgeräusche oder beim Hantieren mit dem Rekorder gestört werden können.

Wenn dir 300 Minuten Transkription pro Monat ausreichen, kommst du ohne Zusatzkosten aus. Sonst wird ein Abo fällig, das nicht ganz günstig ist.

Pro

  • schickes Aufnahmegerät
  • perfekte Einbindung von App und Rekorder
  • gute Transkriptionsqualität
  • einfache Bedienung, übersichtliche App
  • viele Exportmöglichkeiten

Contra

  • keine integrierte Übersetzung in andere Sprachen
  • Abo, falls mehr als 300 Minuten Aufnahme
  • Premium-Preis
Plaud Note AI-Recorder (64 GB)
−11%
EUR169,90 statt EUR189,93

Plaud Note AI-Recorder

Titelbild: Lorenz Keller

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