Acer Predator X35
3440 x 1440 Pixel, 35"
Der Predator X35 ist ein Ultra Wide Gaming-Monitor, der kaum ein Feature missen lässt. Dank Overclock-Funktion bringt er gar 200 Hz. Außerdem soll die Quantum Dot Technologie im Zusammenspiel mit HDR10 für tolle Farben, knackige Kontraste und viel Tiefe sorgen.
Dieser Curved-Monitor kostet mehr, als ich für meinen Mercedes A190 vor zweieinhalb Jahren ausgegeben habe. Im Vergleich zu meinem 1800-Euro-Occassions-Schnäppchen sieht der Monitor allerdings nicht nur gut aus, auch treibt mir das Datenblatt Freudentränen in die Augen. Für den stolzen Preis verspricht dir Acer eine satte Ladung Gaming Features.
Der Predator kommt in einer Schachtel, in der ich mich selbst versenden könnte. Nach dem Auspacken fällt mir als erstes der stabile Standfuß ins Auge. Ein VESA-Adapter für die Wandmontage liegt ebenfalls bei. Der Monitor gefällt mir. Ich setze mich hin, neige und schwenke ihn in alle vier Richtungen. Nach vorne lässt er sich nur minimal um 5 Grad neigen. Dafür ist für die restlichen drei Richtungen viel Spielraum vorhanden (35 Grad nach oben, 45 Grad seitlich).
Irritierend empfinde ich, dass sich der Predator nicht in der Höhe verstellen lässt. Da ich keinen Mechanismus zum Verstellen finde und in der Anleitung nichts darüber steht, drücke ich fast mit meinem gesamten Körpergewicht auf den Predator. Und siehe da: Er gibt nach – die Macht ist mit mir. Von nun an lässt sich der Monitor mit normalem Kraftaufwand in der Höhe verstellen. Sachen gibt's.
Die technischen Daten laut Hersteller:
Der Monitor verfügt über eine aktive Kühlung. Die nehme ich während dem Filmeschauen oder Gamen nie wahr. Schon bei einer leisen Soundausgabe ist diese nicht mehr zu hören.
Den Predator betreibe ich am DisplayPort. Weiter schließe ich den integrierten USB-Hub an und erhalte gleich vier 3.0-Ports des Typs A. Sehr praktisch, wenn dein Monitor auf einem höhenverstellbaren Tisch steht und du keine Lust hast, auf die Kabellänge von Tastatur und anderem zu achten.
Nebst dem besagten USB Hub sind ein DisplayPort (v1.4), einmal HDMI Type A (v2.0) und ein 3,5-mm-Klinkenanschluss an Bord.
Auf der Rückseite befinden sich LEDs, die mit der Software RGB Light Sense eingestellt werden.
Damit du auch bei Licht etwas vom RGB-Spektakel mitbekommst, solltest du den Monitor so nah wie möglich an die Wand stellen. Bei Tageslicht ist die Beleuchtung an der Wand hinter dem Predator nur minimal zu sehen. Im Vergleich zu einem Philips-TV mit Ambilight leuchten die LEDs des Predators deutlich weniger stark. Das mag auch daran liegen, dass sie nicht direkt am Bildschirmrand angebracht sind.
Die Software RGB Light Sense bietet vier Modi, mit denen du deine Hintergrundbeleuchtung tunen kannst.
Im allgemeinen Modus, stellst du Farben und Lichteffekte frei ein. Der Musikmodus synchronisiert die LEDs anhand Rhythmus und Lautstärke mit deinem Sound. Für Fans von LOL ist auch ein League-of-Legends-Spielemodus dabei, allerdings benötigt es für diesen eine Zusatzsoftware.
Am besten gefällt mir der Bildschirmsynchronisationsmodus, in welchem die Bildausgabe synchronisiert und mit entsprechender Farbe dargestellt wird. Es ist ein netter Mehrwert, wenn im dunklen Kämmerlein immer die zum Bild passende Beleuchtung automatisch generiert wird.
Für die Bedienung stehen vier Knöpfe und ein Joystick an der rechten hinteren Seite des Monitors zur Verfügung. Diese sind bequem zu erreichen.
Mit dem obersten Knopf schaltest du den Monitor ein. Drückst du den Knopf darunter, gelangst du zu vordefinierten Profilen. Damit wechselst du, wenn du beispielsweise vom Arbeiten in Photoshop genug hast, per Knopfdruck vom Graphics-Modus auf einen Gaming-Modus. Selbstverständlich lassen sich die voreingestellten Modi anpassen und abspeichern. Falls du Filme schauen möchtest, empfiehlt es sich nebst dem entsprechenden Modus auch HDR in den Windows-Anzeigeeinstellungen zu aktivieren.
Der dritte Knopf von oben bringt dich direkt zur Helligkeitseinstellung. Der vierte zur Auswahl des Input-Signals. Drückst du den Joystick, kommst du in die Feineinstellungen, in welchen du auch die vordefinierten Modi anpassen kannst.
Das Menu des OSD ist logisch gegliedert. Egal, ob ich Anpassungen zur Backlight Response Time, zur Farbtemperatur oder der Refresh Rate mache – ich finde entsprechende Punkte auf Anhieb.
Dank dem Ultrawide-Format ist das Arbeiten auf dem Bildschirm sehr angenehm. So kannst du getrost einen Text verfassen und nebenbei in einem zweiten Fenster Recherche betreiben. Für grafische Arbeiten soll der Bildschirm zudem vorkalibriert sein und bei DCI-P3 90 Prozent Farbraumabdeckung bieten. Die Helligkeit beträgt nach Angabe 600 cd/m².
Was der Monitor wirklich leistet, teste ich mit dem x-rite i1Display Pro. Ich wechsle in den Graphics-Modus, stelle die Helligkeit auf 100 Prozent und lege los.
Das Ergebnis erstaunt etwas:
453 cd/m² | 476 cd/m² | 451 cd/m² |
475 cd/m² | 498 cd/m² | 477 cd/m² |
456 cd/m² | 480 cd/m² | 455 cd/m² |
Im Schnitt messe ich eine Helligkeit von 469 cd/m². Das reicht in jeder erdenklichen Situation vollkommen, entspricht allerdings nicht den 600 cd/m², welche Acer im Datenblatt angibt. Die Monitorgleichförmigkeit ist beim Predator vergleichsweise gut. Der Abfall von der Mitte zu den Ecken ist gleichmäßig und steigt nicht über 47 cd/m². Diesen Unterschied kann ich von bloßem Auge nicht erkennen.
Bei der Farbraumabdeckung messe ich 99,8 Prozent bei sRGB, 77,5 Prozent bei Adobe RGB und 86,2 Prozent bei DCI P3. Somit erreicht er nicht ganz den angegebenen Wert von 90 Prozent DCI P3. Dennoch ist die Farbwiedergabe besser, als bei so manchem Konkurrenzprodukt und macht den Monitor auch bedingt für grafisches Arbeiten und Videoschnitt interessant. Messe ich den Schwarz- und Weißwert, berechne ich daraus einen guten statischen Kontrast von 2171:1.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass ich mit einem Curved Display spiele, doch beschränken sich meine Erfahrungen diesbezüglich auf wenige Minuten oder meinen Curved TV in Kombination mit PS4 Pro. Im Gegensatz zu meinem TV sitze ich beim Monitor direkt davor.
Vor meiner ersten Gaming Session mit dem Predator war ich etwas skeptisch, ob die Auflösung von 3440 x 1440 Pixel ausreicht, wenn ich lediglich mit einer Armlänge Distanz zum Panel sitze. Meine Bedenken waren grundlos. Sobald ich loslege, zieht mich das riesige Bild vollkommen ins Geschehen. Pixel sehe ich keine. Beim Gamen flashen mich nicht nur Kontrast und satte Farben, sondern auch der Aspekt, dass durch die Krümmung des Monitors ein verstärktes Gefühl von Räumlichkeit entsteht. Außerdem gewinne ich mit dem 21:9-Format in der Horizontalen 33 Prozent Platz gegenüber dem 16:9-Format.
Dass der Monitor eine Bildwiederholrate bis 200 Hz unterstützt, macht sich auch bemerkbar. Doch wenn ich ehrlich bin, merke ich das nicht wirklich. Mein Standard-Monitor bringt 144 Hz. Die Differenz zwischen 144 Hz und 200 Hz kann ich nicht klar ausmachen. Falls du aber von einem Modell mit nur 60 Hz auf eines mit 200 Hz wechselst, wirst du merkbar länger Arbeiten und Gamen können, ehe sich deine Augen ermüden. Dank G-Sync Ultimate lässt sich außerdem beim Spielen auch die Framerate mit dem Monitor abgleichen und Screen Tearing gehört damit definitiv der Vergangenheit an.
Übrigens kann ich weder einen Input Lag, noch Backlight Bleeding, Ghosting oder Bewegungsunschärfe feststellen. Für den Fall, dass letztere beiden Punkte doch auftreten sollten, verfügt der Predator über Overdrive-Einstellungen.
Schaust du Filme mit dem Predator, sind insbesondere solche im 21:9-Format sehenswert. Dass ich mit dem Monitor UHD-Material nicht nativ abspielen kann, fällt kaum auf. HDR10-fähiges Material wird anstandslos, wenn nicht gar besser als auf meinem UHD-Samsung-TV, abgespielt. Hier machen sich die 512 Backlight-Zonen bemerkbar und sorgen gemeinsam mit der Krümmung für viel Tiefe und ein fettes Smile.
Was den mickrigen Stereolautsprechern mit je 4 Watt entgegenkommt, ist die Breite des Monitors. Dadurch erhöht sich der Stereoeffekt. Die Höhen, Mitten und Tiefen klingen überraschend gut und laden auch zu längerem Filmgenuss ohne Kopfhörer ein. Allerdings musst du dazu frontal vor dem Monitor sitzen. Bewegst du dich weg und stehst nur einen Meter daneben, klingt der Sound verfälscht. Was leider wie bei allen mickrigen Lautsprechern fehlt, ist ein Bass, der im Bauch kribbelt.
Manchmal ist es echt fies. Das Leben setzt dir ein Leckerli vor, macht dich süchtig und dann musst du es wieder abgeben.
Obschon er vor mir steht, ist und bleibt dieser Monitor ein Gamer-Traum. Als Gelegenheitsspieler wäre es übertrieben, mehr für einen Bildschirm auszugeben, als mein Auto gekostet hat. Dennoch ist der Preis in Anbetracht weniger Konkurrenzprodukte und der vielen Features nachvollziehbar. Nimmst du dir vor, nur eine kurze Spielesession abzuhalten, wirst du es nicht schaffen. Das Bild des Predators lässt dich die reale Welt vergessen. Zeit und Raum verschwimmen.
Von meiner Seite, und auch von meinem Kumpel, gibt es für den Monitor einen fetten Daumenzeig nach oben.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.