Philips 558M1RY/00
3840 x 2160 Pixel, 55"
Der Momentum 55 ist ein UHD-Monitor, kein Fernseher. Laut Philips macht er vor allem Konsolenspieler und Filmfans glücklich. Ein mattes, riesiges VA-Panel, DisplayHDR 1000, eine Mini-Soundbar sowie Ambiglow sollen das richten.
Die Leuchtkraft des nach drei Seiten gerichteten Ambiglow ist beeindruckend. Obschon ich noch keine Sekunde mit dem 55-Zoll-Screen mit dem Namen Philips Momentum gespielt oder einen Film geschaut habe, staune ich beim Soundcheck der Mini-Soundbar mit eingeschalteten farbigen LED, die das Bild hinter dem Gerät seitlich und nach oben «erweitern». Beinahe vergesse ich dabei, dass dieser Monitor auch sonst viel zu bieten hat – ein 139,7 Zentimeter grosses 4K-120-Hz-Panel mit DisplayHDR-1000-Zertifizierung beispielsweise.
Das bunte Farbenspiel hinter dem TV gibt mir eine vage Vorahnung, was beim Zocken oder Netflixen noch folgen könnte. Noch habe ich keine Ahnung, ob und wie sich das dynamisch an den Bildinhalt angepasste LED-Gefunkel auf meine Psyche auswirken wird. Werde ich freudig Jauchzen? Werden meine Augen dadurch schneller ermüden? Reizüberflutung?
Wieso sollte ich mir einen Monitor mit 55 Zoll grosser Bilddiagonale kaufen, wenn ich auch einen TV haben kann? Sollen damit Bedürfnisse an TV und Monitor abgedeckt werden? Vielleicht, denn immerhin ist der DisplayPort eines Monitors gegenüber HDMI meist im Vorteil. Auch beim Philips Momentum, denn hier ist HDMI 2.0 verbaut, welches bei 4K auf 60 Hertz beschränkt ist. Nur mit dem DisplayPort kann UHD-Auflösung mit 120 Hz aufs Panel gebracht werden.
Die technischen Daten des Momentum 55:
Eine Sache, die ich sehr begrüsse, ist, dass der Monitor keine Smart-TV-Funktionen aufweist. Gefällt mir, da ich sowas nicht brauche und lieber eine externe Lösung wie meine Nvidia Shield dafür einsetze.
Der Momentum 55 wird auf dem Standfuss montiert ausgeliefert. Darauf lässt er sich auch minim nach vorne und hinten neigen, um 5 und 10 Grad. Im Handbuch, das nur in elektronischer Form vorliegt, steht übrigens, dass ich den Monitor zusätzlich sicherheitshalber mit einer Schnur oder Kette an der Wand dahinter befestigen soll. Wie ich diese am Gerät anbringe, wird zwar erklärt, doch habe ich weder eine passende Kette, noch eine Wand direkt hinter dem TV Bildschirm.
Mit dreimal HDMI und einmal DisplayPort sind die Anschlüsse etwas ungleichmässig verteilt. Oder Philips meint, dass ich als Endverbraucher sowieso mehrheitlich HDMI benutzen werde. Das mag zwar stimmen, dennoch hätte ich gerne einen weiteren DisplayPort für alle Fälle. Auf einen USB-Hub mit vier Ports sowie einen 3,5-mm-Klinkenanschluss muss ich dagegen nicht verzichten.
Die Fernbedienung ist nur mit den wichtigsten Knöpfen ausgestattet. Diese sind logisch angeordnet und bieten alles, was ich zum Navigieren und Einstellungen vornehmen benötige. Im Wesentlichen sind das die Lautstärkenregelung und Mute-Taste, Helligkeitsregelung, Knöpfe zum Navigieren und auch drei Tasten, mit denen drei OSD aufgerufen werden können.
Natürlich ist da ein Menü mit sämtlichen Einstellungen. Hier kann ich Ambiglow anpassen, Gaming-Optionen wie Low-Input-Lag ein oder ausschalten oder an der Farbwiedergabe schrauben.
Ein zweites OSD, das mit nur einem Tastendruck aufgerufen werden kann, bietet vordefinierte Sound-Modi.
Im SmartImage-Menü sind vordefinierte Bild-Modi zu finden. Die oben zu sehenden, erscheinen bei deaktiviertem HDR – die unten mit aktivem.
Bevor ich mit Filmeschauen oder Gamen loslege, möchte ich wissen, wie präzise das verbaute VA-Panel Farben wiedergibt und wie es um die Helligkeit sowie Gleichmässigkeit der Ausleuchtung steht. Laut Philips soll der Monitor mit einer Helligkeit von 750 cd/m² leuchten. Die Farbraumabdeckung soll 95 Prozent bei DCI-P3, und 125 % bei sRGB betragen.
Ob das mir vorliegende Modell die Herstellerangaben einhält, teste ich mit dem x-rite i1Display Pro Plus:
Mit im Schnitt 752 cd/m² leuchtet der Monitor auf hellster Stufe mit deaktiviertem HDR genau so stark, wie von Philips beschrieben. Die Gleichförmigkeit der Ausleuchtung ist allerdings nicht ganz gegeben. Der grösste Helligkeitsabfall ist von der Mitte in die obere linke Ecke zu verzeichnen und beträgt 95 cd/m². Das ist ein vergleichsweise hoher Wert, doch haben auch andere grosse Monitore damit zu kämpfen. Kollege Kevin hat vor kurzem den seiner Meinung nach ultimativen Gaming Monitor gefunden – einen Samsung Odyssey G9, bei welchem die Differenz sogar über 100 cd/m² beträgt. Solch grosse Unterschiede sind zwar bei bewegten Bildern – beim Spielen und Filmeschauen – kaum zu erkennen. Doch beim Arbeiten mit Photoshop und Co. kann sowas stören.
Bei der Farbraumabdeckung messe ich erst probehalber mit verschiedenen Einstellungen. Der Monitor verfügt auch über einen sRGB-Modus, doch merke ich, dass dieser nichts taugt und sogar um rund zwei Prozent schlechtere Werte bringt, als wenn ich den Monitor die Farben nativ darstellen lasse. Ich messe 99,8 Prozent Farbraumabdeckung bei sRGB und 91,4 bei DCI P3. Das sind gute Werte mit denen der Monitor Farben relativ akkurat wiedergeben kann. Aber entsprechen sie nicht dem, was der Hersteller verspricht. Möglicherweise ist Philips bei den Angaben um eine Zeile verrutscht und hat das Farbraumvolumen anstelle der -abdeckung angegeben. Denn da messe ich 130,7 Prozent bei sRGB und 92,6 bei DCI P3.
Was der Hersteller nicht angibt, ist, dass dieser Monitor auch ganz gut Adobe RGB darstellen kann. 81,9 Prozent beträgt hier der Wert. Auch gut ist der statische Kontrast, der beim vorliegenden Panel sogar etwas höher ausfällt, als von Philips angegeben – er beträgt 4317:1.
Wer noch keine externe Lösung für den Sound hat, wird mit der Mini-Soundbar von Bowers & Wilkins glücklich. Sie bringt definitiv besseren Sound, als wenn die Lautsprecher direkt im Monitor integriert wären. Logisch, denn eine «Minibar» bietet einen grösseren Resonanzkörper.
Die zweimal 10 und einmal 20 Watt starken Lautsprecher bieten anständigen Sound. Für Musik-, Film- und Game-Genuss ist grösstenteils gesorgt. Die Mitten, Höhen und sogar Tiefen klingen ausgewogen und sauber. Ähnlich gut wie ein Logitech Z333 klingt, wenn man sich den Subwoofer wegdenkt, finde ich. Doch bin ich mir halt anderes gewohnt. An der Stelle des Testobjekts, im Schlafzimmer, stehen normalerweise ein alter Full-HD-Zweitfernseher und eine 2.1-Soundbar von Samsung. Und die hat halt definitiv mehr drauf und auch einen Subwoofer, den ich hier wirklich vermisse.
Selbstverständlich teste ich beim Filmeschauen mit aktiviertem Ambiglow und HDR. Was mir im Vergleich zu meinem Wohnzimmergerät, einem dreieinhalbjährigen Curved-Samsung-TV mit Quantum-Dot-Technologie und HDR10, sofort auffällt, ist die grössere Tiefe des Bildes. Die wird einerseits dank der UHD-Auflösung im Zusammenspiel mit DisplayHDR 1000 und 144 Backlight-Zonen ermöglicht. Andererseits auch durch Ambiglow.
Die dynamisch zum Video erstellte Ausleuchtung des Hintergrunds seitlich und oberhalb des Bildschirms passt sich meist sehr gut an die Filmsequenz an. Die Farben entsprechen dabei, soweit ich beurteilen kann, mehrheitlich einem Durchschnittsfarbwert einer Bildregion nahe der entsprechenden LED. Bei dunklen Filmsequenzen schaltet sich die Beleuchtung ganz aus. Es passt fast alles. Nur eines stört zu Beginn; bei Szenenwechsel hinkt die Beleuchtung einen kleinen Sekundenbruchteil hinterher. Da dieses kleine Hinterherkinken gefühlt immer gleich lange dauert, gewöhne ich mich bereits nach wenigen Minuten daran. Ambiglow bietet trotz Miniverzögerung einen interessanten Mehrwert. Es begeistert und ich fühle mich damit definitiv tiefer im Geschehen des Filmes.
Die Farbwiedergabe gefällt mir gut, auch wenn mit dem Monitor nicht die Sättigungs- und Schwarzwerte eines OLEDs drin liegen. Jedoch erkenne ich ab und zu in den unteren Ecken ein leichtes Backlight Bleeding. Weitaus weniger stark als ich es von meinem Wohnzimmer-TV gewohnt bin. Daher stört mich das nicht.
Am meisten Kinofeeling kommt bei mir übrigens mit der SmartImage-Voreinstellung «DisplayHDR 1000» auf. Ausserdem muss ich sagen, dass mit diesem Gerät auch bei Tageslicht bestens Filme geschaut werden können. Es verfügt nicht wie die meisten TVs über eine Hochglanzbeschichtung, weshalb nervige Spiegelungen kaum auftreten. Ich mag es matt.
Wirklich schade, kann ich die 120 Hertz des Panels nicht mit meiner PS4 Pro ausreizen. Das bleibt Wunschdenken und ein Nachteil des Konsolenspielens. Was ich dem PC Gaming bevorzuge, da ich gerne beim Zocken auf dem Sofa oder wie nun im Bett liege.
Ich besinne mich darauf, dass ich früher Stunden vor CRT-Monitoren verbracht habe und empfinde die 60 Hertz eines heutigen Displays fortan wieder als wahre Pracht. Da mir die «HDR-Game»-Voreinstellung des Momentum etwas zu viel Rotanteil hat, stürze ich mich nebst aktiviertem Ambiglow mit der SmartImage-Voreinstellung «DisplayHDR 1000» ins Abenteuer. Damit sehen Filme wie Games akkurat aus, finde ich.
Erneut habe ich das selbe Gefühl, wie beim Filmeschauen. HDR mit vielen Backlight-Zonen und aktiviertem Ambiglow sind eine tolle Kombination, die mich die Welt um mich schneller vergessen lässt, als wenn ich darauf verzichte. Ich werde mir gerade bewusst, dass in mir ein kleiner LED-Liebhaber schlummert.
Um allfällige Mängel bei Reaktionszeit oder ein Ghosting festzustellen, zocke ich nebst Wasteland 3 auch ausgiebig Horizon Zero Dawn und The Outer Worlds.
Sichtbare Ghosting-Artefakte begegnen mir keine. Mir fällt auf, dass das VA-Panel gut mit schnellen Bewegungen umzugehen weiss. Besser, als das, was ich mir von der Konsole bisher gewohnt bin und als dass ich es erwartet hätte. Ich schätze, dass die meisten Konsolenspieler mit diesem Monster-Display glücklich würden.
Auch wenn die VA-Technologie nicht zwingend die beste für Gaming ist, gefällt mir das gestochen scharfe UHD-Panel des Momentum 55 auch beim Zocken bestens. Dessen Reaktionsgeschwindigkeit ist absolut in Ordnung – ausserdem gibt die Darstellung richtig was her: Beim für Filme wichtigen Farbraum DCI P3 beträgt die Abdeckung 92,6 Prozent. Für viel Tiefe und ein grösseres Gefühl der Räumlichkeit sorgen DisplayHDR 1000 und 144 verbaute Backlight-Zonen.
Doch Philips Monster-Bildschirm kann noch mehr. Für richtigen Augenschmaus und Genuss sorgt sein Bild in Kombination mit aktiviertem Ambiglow. Klar ist das Leuchten hinter dem Schirm eigentlich zweitrangig. Aber dennoch löst es etwas in mir aus. Es ist... einfach geil.
Etwas störend empfinde ich, dass nur ein DisplayPort verbaut wurde. Und dass die HDMI-Anschlüsse nur HDMI 2.0 können. Könnten die drei Anschlüsse HDMI 2.1, wären sie auch in der Lage, UHD-Material mit 120 Hertz wiederzugeben. Etwas Sweet and Sour stimmt mich übrigens die Mini-Soundbar. Die bringt zwar einen anständigen Sound. Doch lässt sie sich halt nicht mit einem Subwoofer ergänzen. Oder abmontieren, möchte ich meine eigene Soundbar mit Subwoofer nutzen. Daran hindern tut sie mich glücklicherweise aber auch nicht.
Falls du gerne LEDs magst und gleichermassen Film- wie auch Konsolenjunkie bist, könnte das Philips-Produkt auch bei dir für mehr als nur einen Momentum Spass sorgen.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.