Quoten-Comeback oder Quoten-Grab? Raabs Show zieht ins Free-TV
Er hat das Spiel erfunden – doch kann er es noch gewinnen? Stefan Raab tritt gegen sein eigenes Erbe an. Ein Showdown, der entscheidet, ob König Lustig auf den TV-Thron zurückkehrt – oder endgültig stürzt.
«Da bin ich wieder», trällerte Stefan Raab bei seinem grossen TV-Comeback am 18. September 2024 frisch fröhlich in die Kamera, «so einfach!»
Nun, ganz so einfach war es ja dann doch nicht. Wäre es einfach gewesen, dann wäre Raabs neue Show, «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab», von Anfang an im Free-TV gelaufen. Stattdessen zog RTL es vor, die Sendung erst einmal hinter der Paywall von RTL+ zu verstecken. Ein Testlauf, weil der Sendeplatz momentan vergeben sei. Oder, wie Raabs ewiger Showpraktikant Elton es selbst ausdrückte: «Ein Experiment.»
Jetzt, ein paar Monate später, fällt diese Paywall. Ab dem 12. Februar läuft Raabs Show zur besten Sendezeit im Free-TV. Und nicht nur irgendwo oder irgendwann, sondern auf RTL und direkt gegen sein eigenes TV-Erbe: «TV Total». Mehr direkte Konfrontation geht gar nicht.
Ein Griff zur Notbremse – oder ein Masterplan?
Die Quoten bei RTL+ sind gesunken, das ist unbestritten und bestätigte Inga Leschek, Chief Content Officer von RTL Deutschland, gleich selbst. Was einst als das deutsche TV-Comeback des Jahres gefeiert wurde, hat bereits wieder viel seiner Strahlkraft verloren. War ja auch klar: Eine Show, die so sehr auf das «Live-Gefühl» setzt, hinter einer Streaming-Paywall zu verstecken, ist, als würde man «TV Total» ohne Publikum senden – leblos, reizlos und irgendwie falsch.
Aber ist der Wechsel ins Free-TV deshalb eine Kapitulation? Nicht unbedingt. RTL hatte das von Anfang an ja so geplant: Entweder man gewinnt mit Raab neue Abonnentinnen und Abonnenten – oder man zieht den Stecker und verlegt das Ding ins lineare Fernsehen. Nun tritt genau dieser Plan B ein. Oder Plan A. Je nachdem, wie man’s lesen will.
Raab gegen «TV Total» – Verrat des verlorenen Sohnes?
Die eigentliche Story ist aber eine andere: Stefan Raab tritt jetzt in den direkten Konkurrenzkampf mit «TV Total». Also mit genau jener Sendung, die er erfunden, aufgebaut – und die er dann 2015 für immer hinter sich gelassen hat. Jetzt läuft Raabs neues Format parallel zu seinem eigenen Erbe. Ein echter Showdown.
Dabei ist «TV Total» längst nicht mehr das «TV Total» von damals. Seit Raabs Abgang hat die Sendung eine mehrjährige Sendepause und Wiederaufnahme durch. Aktuell steht Sebastian Pufpaff am Pult. Ganz ordentlich, aber eben nicht Raab. Die Quoten sind solide, aber auch nicht weltbewegend.
Und nun steht da plötzlich das Original wieder auf der Matte. Frech, laut, hungrig. Manchmal auch politisch unkorrekt. Raab glaubt offenbar, dass er seine Show noch einmal gegen das durchsetzen kann, was aus seiner alten Sendung geworden ist. Dass er «TV Total» Zuschauerinnen und Zuschauer abjagen kann. Und dass er nach fast zehn Jahren Sendepause immer noch relevant genug ist, um den Mittwochabend zu dominieren. Mutig? Auf jeden Fall.
Aber auch riskant.
Der Nostalgie-Faktor – und seine Grenzen
Denn mal ehrlich: Raab hat sein Comeback zwar spektakulär inszeniert, aber das Konzept seiner neuen Show? Im Grunde «TV Total» mit einem Spiel-und-Quiz-Element drangeflanscht. Und genau das wurde ihm schon nach den ersten Folgen vorgeworfen: Der erste Teil der Sendung – der klassische Raab-Talk mit Clips und Nippeln – ist zwar äusserst unterhaltsam, keine Frage. Der zweite Teil hingegen zieht sich oft wie Kaugummi. Manche Spiele dauern ewig und der Quiz-Teil hat keinen echten Spannungsbogen.
Genau das merkt man eben auch an den Zuschauerzahlen.
Hinzu kommt, dass sich das Publikum weiterentwickelt hat – und Raab nicht unbedingt mitgekommen ist. Sein Humor? Ja, ja, immer noch bissig, aber eben auch von gestern. Früher revolutionär, heute eher ein «Greatest Hits»-Album mit ein paar neuen Tracks dazwischen.
Ob das gut geht? Ab dem 12. Februar wissen wir mehr. Dann entscheidet sich, ob Raab noch einmal der TV-König wird – oder ob sein Comeback endgültig zum nostalgischen «Ach ja, damals»-Moment verkommt.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»