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Raus aus der Sonne: Erste-Hilfe-Tipps beim Sonnenstich

Sonnenreiche Tage heben die Gemüter – und erhöhen das Risiko für Hitze-Notfälle. Damit der Sonnenkuss nicht zur Gefahr wird, solltest du diese Ratschläge kennen.

«36 Grad und es wird noch heißer ... das ist die Luft, die brennt.» Scheint, als würde der Hit von 2raumwohnung aus dem Jahr 2007 jetzt zur Dauerrealität. Denn kürzlich verkündete die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) schwer erträgliche Nachrichten: 2023 bis 2027 erwarten dich die wohl heißesten Jahre aller Zeiten. Der Klimawandel potenziere sich mit dem Wetterphänomen El Niño zu bisher unbekannten Rekordtemperaturen, heißt es in dem Statement.

Parallel zu den schweißtreibenden Temperaturen steigen auch die jährlichen Sonnenstunden in der Schweiz. So zeigt die Statistik: Im Jahr 2022 wurde an ausgewählten Messstationen ein Anstieg der jährlichen Sonnenstunden um 19 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt verzeichnet.

Es wird also heißer und sonniger – gleich zwei Gründe besonders gut auf deine Gesundheit in den kommenden Sommern zu achten. Denn nicht nur das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs erhöht sich dadurch, auch Sonnenstich und Hitzschlag machen bei extremer Hitze besonders zu schaffen.

Sonnenstich: Was passiert im Körper?

Sind Kopf und Nacken – insbesondere ohne Kopfbedeckung – längere Zeit der aggressiven Sonnenstrahlung ausgesetzt, läufst du Gefahr dir einen Sonnenstich einzufangen. Dabei kommt es zum Hitzestau im Kopf, deine Hirnhaut überreizt und entzündet sich, das Gehirn schwillt an und der Hirndruck steigt. Die Folge ist eine Reihe an Symptomen, die zwar alles andere als angenehm sind, aber bei gesunden Erwachsenen zumindest nicht akut das Leben bedrohen:

Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und -steife, Schwindel, Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder Bewusstseinsschwund können die Folge sein. Während der Kopf hochrot und heiß ist, behält der Körper seine normale Temperatur.

Grund dafür ist schlicht eine Überhitzung durch lange und intensive Sonneneinstrahlung. Anders als beim Sonnenbrand werden nicht die UV-Strahlen im Sonnenlicht zur Gefahr, sondern die Hitze: Der Körper kann die langwellige Wärmestrahlung nicht mehr verarbeiten und überhitzt.

Besonders vorsichtig müssen Menschen mit lichten Haaren sowie Kinder sein. Denn Kinder haben erstens selbst oft noch weniger Haare und reagieren öfter mit erhöhten Temperaturen und Fieber auf die intensive Sonneneinstrahlung. Besonders vorsichtig sollten Eltern sein, deren Babys noch eine offene Fontanelle haben. Sie sollten mit ihren Kindern die Mittagshitze ganz meiden.

Sonnenstich und Hitzschlag: Wo liegt der Unterschied?

Wie die Begriffe nahelegen, ist der Sonnenstich weniger gefährlich als der Hitzschlag. Denn während sich der Sonnenstich noch selbst behandeln lässt, handelt es sich beim Hitzschlag um einen Akutfall, der dich auf die nächste Intensivstation befördern kann. Treffender ist daher der englische Begriff «heatstroke» – also ein Zustand ähnlich einem Schlaganfall (=stroke).

Während sich der Sonnenstich lokal auf den Kopf begrenzt, ist beim Hitzschlag der ganze Körper betroffen. Er erhitzt so stark, dass körpereigene Regulierungssysteme – wie das Schwitzen – ausfallen und akute Lebensgefahr besteht. Der Körper ist heiß, trocken und knallrot, der Herzschlag schnell, der Blutdruck niedrig und die Körpertemperatur steigt oftmals auf über 40 Grad Celsius. Betroffene oder Augenzeugen sollten bei Verdacht sofort einen Notarzt rufen.

Was tun bei Sonnenstich und Hitzschlag? Erste-Hilfe-Tipps

Erleidest du – oder eine Person in deinem Umfeld – einen Hitzschlag, ist den Notarzt zu rufen, die einzig mögliche Erste-Hilfe-Maßnahme.

Hingegen gibt es beim weniger bedrohlichen Sonnenstich einige Erste-Hilfe-Tipps, die akut und vor Ort helfen:

1. Aus der Sonne gehen

Die erste (und offensichtlichste) Erste-Hilfe-Maßnahme ist, aus der Sonne zu gehen und idealerweise einen kühlen Raum aufzusuchen. Das empfiehlt das Deutsche Rote Kreuz auf seiner Webseite. So kann der überhitze Kopf abkühlen und ist keiner weiteren Sonnenstrahlung ausgesetzt. Auch in den folgenden Tagen solltest du die direkte Sonne nur mit Vorsicht genießen.

2. Kopf kühlen

Bist du einmal raus aus der Sonne, ist die Sitzposition entscheidend: Kopf und Oberkörper solltest du erhöht lagern und den Kopf kühlen. Damit der ohnehin geforderte Kreislauf nicht zusätzlich belastet wird, den Kopf nicht mit Eiswürfeln oder kalten Kühlelementen kühlen. Stattdessen eignen sich feuchte Umschläge – oder halte den Kopf und Nacken unter kühles Leitungswasser.

3. Viel trinken

Der Körper erleidet beim Sonnenstich einen Flüssigkeitsverlust. Um den auszugleichen und den Körper gleichzeitig von innen zu kühlen, sollte Betroffenen viel Flüssigkeit zugeführt werden. Dabei aber nicht eiskalte Getränke, sondern eher lauwarme zuführen (warum, liest du hier). Allerdings nur, wenn die Person bei vollem Bewusstsein ist. Ist das nicht der Fall, muss auch hier der Rettungsdienst gerufen werden.

Sonnenstich: Die richtige Vorsorge

Um die kommenden Sommer gesund zu überstehen, brauchst du nicht nur gute Erste-Hilfe-Tipps: Vor allem solltest du vorsorgend für deine und die Gesundheit deiner Angehörigen sorgen, damit es erst gar nicht zu einem Hitzenotfall kommt. Wenn du dich also ins Freibad, an den See oder den Pool legst, kannst du deinen Körper mit folgenden Tipps vor der Sonne und ihren Tücken schützen:

1. Die richtige Kleidung

Sonnenstrahlen auf ungeschützter Haut waren noch nie eine besonders gute Idee – in den kommenden Jahren wird sie aber zur immer größeren Gefahr. Studien (wie diese) zeigen: Direkte Sonnenexposition führt zu einer längerfristig erhöhten Oberflächentemperatur der Haut, zu erhöhter Herzfrequenz und Hautdurchblutung während Aufmerksamkeit und Wachsamkeit um bis zu 67 Prozent sinken.

Lange, helle Kleidung schützt die Haut und reduziert ihre Oberflächentemperatur um bis zu 13 Prozent, schließen die Autorinnen und Autoren. Vor allem solltest du deinen Kopf und Nacken vor direkter Sonnenstrahlung schützen und dazu den richtigen Sonnenschutz und eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen. Für Säuglinge und Kleinkinder gelten noch strengere Regeln: Sie sollten gar nicht ohne entsprechende Schutzkleidung in die direkte Sonne.

2. Sonnenstunden reduzieren

Generell solltest du lange Sonnenbäder vermeiden. Denn mit jeder Sonnenstunde (besonders wenn du ihr ungeschützt ausgeliefert bist) steigt das Risiko für Sonnenbrand, Sonnenstich und im Extremfall für den Hitzschlag. Eine japanische Studie nennt die Dauer, der du Sonnenstrahlung ausgesetzt bist, in Kombination mit der steigenden Durchschnittstemperatur, als Haupt-Risikofaktor für Hitzschlag. Höre also auf deinen Körper und gönn ihm Auszeiten im Schatten oder in kühlen Innenräumen.

3. Mittagshitze vermeiden

Zeit an der Sonne zu verbringen, ist natürlich nicht nur schlecht für dich. Deine Vitamin-D-Speicher werden dabei aufgefüllt, dein Körper produziert mehr vom Glückshormon Serotonin, das die Stimmung hebt und dir am Abend das Einschlafen erleichtert. Das Sonne-Tanken solltest du im Sommer aber eher auf die frühen Morgen- oder späteren Abendstunden legen. Denn gerade die Mittagshitze gilt als besonders aggressiv für deine Haut und ist sehr belastend für den gesamten Organismus.

Titelfoto: shutterstock

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 

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