

Review Ducky Miya Pro Panda Edition: Nicht nur für Panda-Fans
Pandas sind toll. Mechanische Tastaturen ebenfalls. Wenn beide zusammenkommen, gibt es etwas Wunderbares: Die Ducky Miya Pro Panda Edition.
Der Grosse Panda – nachfolgend nur noch «Panda» genannt – gehört zur Familie der Ursidae, den Bären. Keinen Bären binde ich dir auf, wenn ich dir in den nächsten Zeilen seinen nahen Verwandten der Art Tastatursus vorstelle und erzähle, wie ich zu ihm gekommen bin.

Aus der Not auf den Panda gekommen
Ich bin am Downsizen. Kürzlich habe ich mein Midi-Gehäuse in Rente geschickt und mir einen Mini-ITX-PC gebaut. Der Grund: Mit dem zweiten Nachwuchs ist Platz in unserer 4.5-Zimmer-Stadt-Wohnung ein knappes Gut. Unsere Söhne teilen sich ein Schlafzimmer und wir alle ein Büro. Dort habe ich etwa zwei Quadratmeter zur Verfügung für PC, 3D-Drucker, Monitore und all die Testgeräte, die sich im Homeoffice anhäufen. Okay, in Hongkong geht’s noch enger zu und her, ich beklage mich auf hohem Niveau. Wobei ich bei China wäre; Hongkong – China, für den Link würden mich Oppositionelle aus der Sonderverwaltungszone köpfen, aber ich verbinde die beiden trotzdem. In China gibt’s Pandas und die süssen Bären eilen mir in meiner Platznot zu Hilfe.
65 Prozent geballte Panda-Power
Bereits seit längerem liebäugle ich mit der Ducky Miya Pro Panda Edition. Die Tastatur ist das uneheliche Kind des taiwanesischen Tastaturherstellers mit Varmilo, einem chinesischen «Keyboard Artist», wie sich Varmilo selbst bezeichnet. Taiwan – China, auch wieder ein Link zu den Gebietsansprüchen der Volksrepublik. Die Miya Pro Panda Edition jedenfalls schlägt Brücken und bringt die Hersteller von Festland und Insel zusammen.

Beim Keyboard handelt es sich um eine 65-Prozent-Tastatur. Bei diesen fehlt der Nummernblock, die F-Tasten-Zeile und ein paar Navigationstasten. Von der Grösse her entspricht sie 65 Prozent einer Standard-Tastatur. Im Gegensatz zu 60-Prozent-Tastaturen hat sie jedoch dedizierte Pfeiltasten. Mit rund 34 Zentimetern Länge und 11 Zentimetern Breite gehört die Tastatur zu den kleineren ihrer Gattung. Aber auch Pandas sind mit bis zu 190 Zentimetern nicht die grössten Bären. Dennoch ist die Miya Pro Panda Edition eine Tasten-Spalte länger als andere 65-Prozent-Tastaturen. Die vier Navigationstasten oben rechts sind in einem Quadrat angeordnet. Die meisten anderen Keyboards dieser Grösse organisieren diese Tasten untereinander und sind deshalb ein Spalte kürzer.

Mittlerweile kann ich sehr gut auf den Nummernblock verzichten. Das war bei meiner DIY-Tastatur noch anders. Die hängt mittlerweile übrigens an meiner Testbench zuhause. Dank meinem Downsize-Projekt habe ich endlich einen Vorwand, mir die Miya Pro Panda Edition zu kaufen. Mit über 200 Franken kostet die Tastatur für ihre Features jedoch eine Stange Geld, weshalb ich bisher davon abgesehen habe. Okay, immer noch günstiger als ein echter Panda. Die kannst du ja sowieso nicht kaufen, sondern die «verleiht» die chinesische Regierung für bis zu einer Million Euro pro Jahr.
Da sind etwas über 200 Stutz ein Schnäppchen. Zumal du für dein Geld nicht nur die Miya Pro Panda Edition kriegst, sondern auch einen knuffigen Plüsch-Panda, den sich mein älterer Sohn gleich unter den Nagel reisst. Immerhin bleibt mir noch die übergrosse – 90 x40 Zentimeter – Mausmatte; selbstverständlich ebenfalls mit Panda-Motiv. Das Teil ist genial verarbeitet und ziert jetzt ebenfalls mein Pult. Bei so viel Kitsch frohlockt mein Herz.


Von Pornos und Pandas
Dann ist da noch die Tastatur selbst. Varmilo und Ducky sind im wahrsten Sinne des Wortes «Keyboard Artists». Obwohl ich nicht genau weiss, wie Ducky an der Tastatur beteiligt ist, da alle Komponenten von Varmilo sind. Die Zusammenarbeit scheint wohl mehr symbolischer Natur zu sein. Wie dem auch sei: Die liebevoll gestalteten Sujets und Fonts auf den 1,4 Millimeter dicken PBT-Kunststoff-Keycaps werden im Thermosublimationsdruck-Verfahren gemacht. Dadurch sollen die Aufdrucke möglichst lange schön bleiben.

Ein Hingucker ist die Leertaste: Oben ist ein Panda, der eine Libelle jagt und vorne spiegelt sich dieselbe Szene in einem Teich. Genial! Das ist Tastatur-Porno in Perfektion. Ironie pur, denn Pandas gelten als fortpflanzungsfaul. Die Weibchen sind nur etwa 72 Stunden im Jahr paarungbereit. Sollen sie in Stimmung versetzt werden, werden ihnen im Zoo auch mal Videos vom Liebesakt anderer Pandas gezeigt. Apropos Sex: Die Tastatur verfügt über 69 – höhö – Tasten im Cherry-OEM-Profil.

Pandas müssen 18 Kilogramm Bambus pro Tag essen, damit sie genug Nährstoffe erhalten. Wohl deshalb ist der Font auf den Keycaps in Bambus gehalten. Ein schönes Detail. Nebst den bereits montierten Keycaps gibt’s noch solche mit Panda-Aufdruck mitgeliefert, die ich sogleich zum Einsatz bringe. Mit dem ebenfalls beiliegenden Keycap-Puller entferne ich WASD und setze die Pandas ein, obwohl sie in der Höhe nicht genau passen. Das mag daran liegen, dass erwachsene Pandas Einzelgänger sind. Die brauchen wohl ihr eigenes Territorium – auch auf der Tastatur. Spass beiseite: Die passen nicht, weil beim Cherry-OEM-Profil die Keycaps pro Reihe aus ergonomischen Gründen unterschiedlich geformt sind.

Da es Pandas beim Bambusessen richtig krachen lassen, wähle ich die Tastatur mit Cherry MX Blue Switches. Bei denen ist der Auslösepunkt hör- und spürbar. Es gibt sie noch mit anderen Switches von Cherry. Ich mag’s aber lärmig beim Tippen.
Das Tippen auf dem Teil ist ein echter Genuss. Cherry MX Blues sind für mich nach wie vor die besten Switches, auch wenn die anderen Hersteller aufgeholt haben. Hinzu kommen die perfekt designten Keycaps, die nebst dem tollen Design keine Fingerabdrücke anziehen. Was besonders hervorsticht, sind die genialen Stabilisatoren. Das sind die Dinger, die den längeren Keycaps den nötigen Halt geben und dafür sorgen, dass auch lange Tasten überall zur gleichen Zeit auslösen.

Von Leicht- und Schwergewichten
Obwohl Pandas heute zu 99 Prozent Bambus mampfen, sind sie eigentlich Raubtiere. Erst vor 2 Millionen Jahren haben sie sich zu Vegetariern entwickelt. Wohl auch deshalb verzeihe ich es der Miya Panda Pro, dass ihr Rundherum, also das Gehäuse, aus Kunststoff und nicht Aluminium ist. Die Tastatur basiert auf der Varmilo VA68M und deren Gehäuse besteht aus dem Leichtmetall. Evolution muss auch gestattet sein und der Kunststoff hat seine guten Seiten: Auf dem Gehäuse mit fünf Millimeter dickem Rahmen sind auch nach längerem Gebrauch keine Fingerabdrücke zu sehen. Und sie ist leichter. Mit rund 750 Gramm wiegt die Tastatur rund das 5-fache eines Babypandas. Erstaunlich, da Pandas bis zu 160 Kilogramm schwer werden.

Bereits mit fünf Monaten lernen Pandas klettern. Klettern liegt zwar nicht im Kompetenzbereich der Miya Pro Panda Edition, aber sie lässt sich dank den Klappfüssen zumindest in der Höhe verstellen.

Dank ihren erweiterten Handwurzelknochen können Pandas Dinge wie mit einem Daumen greifen. Am PC krallt sich die Tastatur mit dem mitgelieferten USB-C-Kabel fest.
Die Bedienung will gelernt sein
Auch mit den erweiterten Handwurzelknochen ist es Pandas unmöglich, die Miya Pro Panda Edition zu bedienen. Selbst als Mensch brauchst du dazu etwas Vorkenntnis. Über die Fn-Tasten gelangst du zu den sekundären Funktionen der Tasten, wie «Home», «End» oder die F-Tastenfunktionen.

Die Tastatur verfügt über mehrere weisse LED-Beleuchtungszonen. Da keine Software vorhanden ist, steuerst du diese ebenfalls mit der Fn-Taste. Die Einstellungen reichen vom Dimmen bis hin zum Programmieren von bis zu fünf Beleuchtungsprofilen. Für mich ist das Fehlen von RGB kein Problem, da ich sowieso kein Fan davon bin. Trotzdem bringt mich die Beleuchtung zu einem kleinen Kritikpunkt an der Tastatur: Bei den grünen Keycaps schimmert die Beleuchtung durch.

Fazit: Der Panda bleibt
Pandas muss man einfach lieben. So auch die Ducky Miya Pro Panda Edition. Dank ihr habe ich nun nicht nur eine geballte Ladung Pandas auf dem Pult, sondern auch 35 Prozent mehr Platz.
Die Tastatur bietet nur die nötigsten Features. Dafür ist sie hervorragend verarbeitet, mit Cherry MX Switches ausgestattet und für Fans von Pandas – wer zählt sich nicht dazu? – ein absolutes Muss. Einzige kleine Kritikpunkte sind das Material des Gehäuses, mir wäre Alu lieber, und die durchschimmernden, grünen Keycaps. Der hohe Preis rechtfertigt sich durch den Lieferumfang: Die Mausmatte und der Plüschpanda würden alleine wohl über 50 Franken kosten. Von mir gibt es eine definitive Kaufempfehlung.
Ach ja: Pandas kacken bis zu 40 Mal am Tag. Musste mal gesagt sein.
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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.