Rundum positiv: Die neue «GRX Di2 RX825» Schaltgruppe von Shimano
Hintergrund

Rundum positiv: Die neue «GRX Di2 RX825» Schaltgruppe von Shimano

Ich fahre zum ersten Mal eine elektronische Schaltgruppe. Und bin begeistert. Die neue GRX Di2 von Shimano fürs Gravelbike hat es mir angetan.

Der Name ist etwas sperrig: «GRX Di2 RX825». So heisst die neue elektronische Schaltgruppe von Shimano fürs Gravelbike. Dabei wird der Wechsel vom kleinen auf das grosse Kettenblatt und umgekehrt bloss von einem sanften «Bzzzt» begleitet, während die Kette mit leisen Klickgeräuschen über die 12-fach-Kassette gleitet. Das hat überhaupt nichts Sperriges. Im Gegenteil.

Schalten war für mich noch nie so smooth. Man möge mir den weiteren englischen Ausdruck verzeihen. Aber er bringt den sanften Vorgang perfekt auf den Punkt. Die neue Schaltgruppe fährt sich smooth. Seit dem 23. Mai ist sie im Handel erhältlich.

GRX mechanisch und elektronisch

Letzten Herbst hatte ich die neue mechanische GRX für einige wenige Tage bereits zum Testen und wäre gerne mehr als die 70 Kilometer damit gefahren, bevor ich das Bike wieder zurückgeben musste. Sei's drum.

  • Produkttest

    Die neue GRX-Gruppe von Shimano für Gravelbikes überzeugt im Test

    von Patrick Bardelli

Dieses Mal konnte ich mich ein wenig länger von den Eigenschaften (ich finde Vorzügen) der neuen Schaltung überzeugen. So kamen rund 110 Kilometer und etwa 1700 Höhenmeter zusammen. Immerhin. Mit dem überarbeiteten Schalthebel-Design, einem für dickere Reifen ausgelegten Umwerfer und dem angepassten Schaltwerk kommt bei der neuen GRX 2x12-Gruppe die bewährte Di2-Technologie von Shimano zum Einsatz. Die Japaner präsentierten 2001 erstmals Komponenten, die das Fahren mit einer automatischen Schaltung vereinfachten.

Detaillierte Informationen dazu findest du hier und hier.

Das Testbike von Shimano mit der neuen «GRX Di2 RX825» und den Schwalbe «G-One R» mit 45 Millimetern Reifenbreite.
Das Testbike von Shimano mit der neuen «GRX Di2 RX825» und den Schwalbe «G-One R» mit 45 Millimetern Reifenbreite.
Quelle: Patrick Bardelli

Kabelloses Cockpit mit Shimano Di2

Schalthebel und Schaltwerk sind über Bluetooth miteinander verbunden. Daher fallen die Schaltkabel weg – die neue GRX Di2 ermöglicht ein kabelloses Cockpit. Die Bremszüge werden innen durch Lenker und Vorbau geführt. Das sieht natürlich – wie soll ich sagen – smooth aus, macht jedoch den Velomech eher nervös. Zumindest meinen. Der hat mir schon mal vorgerechnet, wie viele Arbeitsstunden dadurch für eigentlich kleine Reparaturen extra anfallen können. Da stehen dann schnell ein, zwei Stunden zusätzlich auf der Rechnung.

Shimano hat gemäss eigenen Angaben das Schalthebel-Design überarbeitet. Durch die rundere Form sei der Übergang vom Lenker zum Griff weicher und schaffe so eine grössere Grifffläche, um Druckstellen zu vermeiden. In den Hebeln sind je zwei austauschbare Knopfzellenbatterien (2 x CR1632) verbaut, mit einer erwarteten Lebensdauer von 3,5 bis 4 Jahren.

Das aufgeräumte Cockpit ohne Kabelsalat.
Das aufgeräumte Cockpit ohne Kabelsalat.
Quelle: Patrick Bardelli

Das Schaltwerk verfügt wiederum über einen integrierten Stabilisator für möglichst hohe Kettensicherheit. Dieser lässt sich mit einem On-/Off-Schalter betätigen, sodass das Hinterrad im Falle einer Panne einfach und ohne Zug auf der Kette ausgebaut werden kann. Diese Funktion habe ich jedoch nicht getestet. Im eingeschalteten Zustand steht der Antriebsstrang unter zusätzlicher Spannung, was für ein ruhigeres Fahrverhalten und präzise Schaltvorgänge sorgt. Ausserdem wird das Schlagen der Kette verhindert.

Neben der Ladebuchse (zum Aufladen benötigst du den EC300 Ladestecker von Shimano) befindet sich am Schaltwerk auch ein Multifunktionsknopf. Mit diesem wird unter anderem die Bluetooth-Kopplung durchgeführt und der Ladestatus geprüft. Das ist ein wenig umständlich und ein Gefummel, da der winzige Knopf ziemlich versteckt angebracht ist. Der Akku hält gemäss Hersteller mit einer vollen Ladung zirka 1000 Kilometer. Das ist natürlich abhängig von der Anzahl Schaltvorgängen und dürfte eher nach unten variieren.

Über den Multifunktionsknopf lässt sich unter anderem der Ladestatus des Akkus überprüfen.
Über den Multifunktionsknopf lässt sich unter anderem der Ladestatus des Akkus überprüfen.
Quelle: Shimano

Mehr Spielraum dank breiter Kettenlinie

Wie bei den bisherigen GRX-Gruppen üblich, kommt auch das RX825-System mit einer um 2,5 Millimeter breiteren Kettenlinie im Vergleich zu herkömmlichen Umwerfern aus dem Road-Bereich. Dies ermöglicht mehr Reifenfreiheit, was gerade bei breiteren Gravel-Reifen oder Ausfahrten mit viel Dreck und Schlamm von Vorteil ist. Am Testbike waren die «G-One R» von Schwalbe mit 45 Millimetern Reifenbreite montiert.

E-Tube Project Cyclist-App

Über die E-Tube Project Cyclist-App kann die Di2-Schaltung fürs Gravelbike indivdiualisiert werden. So lassen sich beispielsweise die Belegung der Schaltknöpfe oder diverse automatische Schaltmodi darüber steuern. Die Integration der neuen Schaltung in der App war zum Zeitpunkt meiner Testfahren jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. So liess sich unter anderem der Akkustand nicht ablesen. Darum kann ich hier nicht viel dazu sagen. Ausser: Die App scheint mir auf den ersten Blick nicht sonderlich intuitiv zu sein.

Eine Funktionen, die ich ausprobieren konnte, heisst «Semi Synchronized Shift». Dabei wird automatisch das passende Ritzel für das Schaltwerk ausgewählt, um einen optimalen Gangwechsel zu ermöglichen, wenn der Umwerfer geschaltet wird. Dies soll gemäss Shimano mehr Kontrolle über die Anpassung der Gangkombination an den persönlichen Fahrstil ermöglichen. Beim Wechsel vom kleinen auf das grosse Kettenblatt und umgekehrt passt diese Funktion den Gang automatisch an. Das System schaltet dann ohne zusätzlichen Schaltvorgang beispielsweise zwei Gänge hoch oder runter. Das funktionierte bei meinen Fahrten reibungslos.

Solche technischen Hilfen sind jedoch nicht unumstritten, denn richtiges Schalten will gelernt sein. Wer solche Funktionen mag, nutzt sie. Alle anderen eben nicht. Jede und jeder, wie sie oder er es mag.

Mit «Semi Synchronized Shift» wird vorne das Kettenblatt gewechselt.
Mit «Semi Synchronized Shift» wird vorne das Kettenblatt gewechselt.
Quelle: Patrick Bardelli
Gleichzeitig passt die Funktion hinten den Gang an.
Gleichzeitig passt die Funktion hinten den Gang an.
Quelle: Patrick Bardelli

Erste Eindrücke

Wie erwähnt, hatte ich bisher noch keine Erfahrung mit einer elektronischen Schaltung. Aber irgendwann ist immer das erste Mal und das war in einem Wort: gut. Mit Ausnahme der App und dem etwas fummeligen Multifunktionsknopf, hat mich alles überzeugt.

Schaltwerk (310 g), Umwerfer (142 g), Akku (53 g) und die Brems-/Schalthebel (je 207 g) wiegen zusammen etwas über 900 Gramm. Damit bringen diese Komponenten ungefähr gleich viel auf die Waage wie die aktuelle mechanische «GRX RX820». Elektronisches Schalten hat jedoch seinen Preis und ist um einiges teurer als das Mechanische. Alleine das Schaltwerk kostet aktuell bei Galaxus fast 200 Franken mehr als sein mechanisches Pendant.

Die Vorteile der elektronischen Schaltung überwiegen für mein Empfinden jedoch den Preisunterschied: Zum Beispiel schnelle und präzise Gangwechsel, personalisierbare Einstellungen und eine geringere Wartung, da die Schaltkabel wegfallen. Die Fahrten mit der neuen «GRX Di2 RX825» von Shimano waren eine rundum positive Erfahrung.

Schaltwerk, Umwerfer, Kettenblätter

Shimano GRX Di2 RD-RX825 (12-fach)
Schaltwerk
EUR308,86

Shimano GRX Di2 RD-RX825

12-fach

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Brems-/Schalthebel, Kassette

Shimano Scheibenbremse GRX DI2 (Vorderradbremse, Bremsset, 2)
Scheibenbremse
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Shimano Scheibenbremse GRX DI2

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Titelbild: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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