
Produkttest
Nothing Phone (3a) im Test: eine Telekamera für das Mittelklasse-Smartphone
von Jan Johannsen
Das Galaxy A56 ist Samsungs neues Top-Smartphone aus der A-Serie und macht meinem bisherigen Liebling, dem Nothing Phone (3a), das Leben schwer.
Das Galaxy A56 ist von Samsungs drei neuen Mittelklasse-Smartphones das mit der besten Ausstattung. Verglichen mit seinem Vorgänger Galaxy A55 verfügt es über einen neuen Chipsatz sowie ein etwas größeres und vor allem helleres Display. Es lädt schneller und ist robuster geworden. Samsung hat zwar die Auflösung der Frontkamera reduziert, dafür kann sie nun HDR-Videos aufnehmen.
Da ich gerade das Phone (3a) zu meinem neuen Liebling unter den Mittelklasse-Smartphones gekürt habe, wird sich das Galaxy A56 oft mit ihm vergleichen lassen müssen. Mein erster Impuls, dass das Nothing klar besser ist, hat Samsung schnell zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen gemacht, bei dem Nuancen den Ausschlag geben.
Samsung hat das AMOLED-Display des Galaxy A56 auf 6,7 Zoll vergrößert. Die 0,1 Zoll mehr gegenüber dem Galaxy A55 sieht man aber nur im direkten Vergleich. Die Auflösung fällt mit 2340 × 1080 Pixeln gleich hoch aus. Der wichtigste Unterschied im Vergleich zum Vorgänger ist aber die erhöhte Helligkeit. Das Galaxy A56 leuchtet mit bis zu 800 Nits und damit 200 Nits mehr. Das sorgt vor allem bei Sonnenschein für eine bessere Erkennbarkeit, des in Sachen Farbdarstellung und Auflösung bereits sehr guten Displays.
Nothing verbaut im Phone (3a) nahezu das identische Display. Es ist nur 0,07 Zoll größer, weist eine um 2 ppi höhere Pixeldichte auf, bietet ebenfalls 1080p und schafft im High-Brightness-Mode 1300 statt 1200 Nits. Die typische Helligkeit ist mit 800 Nits gleich hoch.
Dafür ist das Smartphone von Samsung mit seinem Rahmen aus Aluminium etwas robuster. Es übersteht nach IP67 bis 30 Minuten in 1,5 Meter tiefem Wasser. Das Nothing Phone ist nach IP64 nur vor Spritzwasser geschützt. Aber mehr, als es im Regen zu benutzen, würde ich meinem Smartphone im Zusammenhang mit Wasser auch nicht mit Absicht antun.
Auf dem Papier hat das Nothing Phone (3a) einen Vorteil gegenüber dem Galaxy A56: eine extra 50-Megapixel-Telekamera. Diese bringt allerdings nur einen zweifachen Zoom mit – und den simuliert Samsung digital. Das Ergebnis:
Auf den ersten Blick und bei Betrachtung auf dem Smartphone-Display macht es keinen Unterschied, ob ich die Telekamera des Phone (3a) verwende oder den Digitalzoom des Galaxy A56. Schaue ich mir die Aufnahmen dagegen in Originalgröße an, sind die Vorteile der zusätzlichen Kamera bei der Detailgenauigkeit klar zu erkennen.
Bei meiner bunten Wand fallen mir farbliche Unterschiede bei den 50-Megapixel-Hauptkameras auf, die aber nicht bei jedem Foto so stark auftreten. Nothing mischt etwas mehr Gelb ins Bild, wodurch es wärmer wirkt. Die Farben erscheinen etwas kräftiger, ohne übertrieben bunt zu sein. Im ersten Moment finde ich die Aufnahme schöner, muss mir mit der Zeit aber eingestehen, dass Samsung doch etwas näher an der Realität ist.
Die Ultraweitwinkelkamera des Galaxy A56 verfügt über eine Auflösung von 12 Megapixeln. Das Nothing Phone (3a) muss mit 8 Megapixeln auskommen. Qualitativ macht das in meiner Wahrnehmung keinen Unterschied. Mir fällt vor allem auf, dass das Smartphone von Samsung einen größeren Blickwinkel hat.
Bei Dunkelheit soll das Galaxy A56 von den Nightography-Funktionen von Samsung profitieren. Trotzdem gefällt mir der Nachtmodus des Nothing Phone (3a) besser. Hier ergibt die gelbliche Einfärbung aufgrund der Straßenbeleuchtung mehr Sinn. Die Aufnahme des A56 driftet dagegen ins Rötliche ab und zeigt die Lichter der Lampen weniger schön an. Samsung bekommt die Detailgenauigkeit allerdings ein klein wenig besser hin.
Die 12-Megapixel-Frontkamera des Galaxy A56 weist bei Tag keinen Nachteil gegenüber der 32-Megapixel-Frontkamera des Phone (3a) auf. Im Gegenteil: Schaue ich die Selfies nicht nur auf dem Smartphone an, sondern in Originalgröße, finde ich das Foto des Samsunggeräts etwas detailreicher. Deutlicher werden die Unterschiede bei Dunkelheit, wobei Samsung hier mit einem Trick arbeitet: Ich konnte nämlich nicht abschalten, dass das Display als Lampe mein Gesicht aufhellt.
Samsung stattet das Galaxy A56 mit Android 15 aus und verspricht, sechs Jahre lang Betriebssystemupdates und Sicherheitsaktualisierungen zu liefern. Das ist in dieser Preisklasse noch nicht üblich. Nothing bietet für das Phone (3a) zwar ebenfalls sechs Jahre Sicherheitsaktualisierungen, aber nur drei Betriebssystemupdates.
Zu Samsungs Benutzeroberfläche One UI 7.0 gehören auch einige KI-Funktionen. Der Hersteller betont aber explizit, dass es sich dabei nicht um «Galaxy AI» handelt. Diese bleibt mit noch mehr Funktionen der S- und Z-Serie vorbehalten. Dafür laufen alle verfügbaren KI-Tools direkt auf dem Galaxy A56 und benötigen keine Internetverbindung. Der Fokus ist dabei auf den Fotografiebereich gerichtet.
Circle-to-Search ist eine praktische Suchfunktion, die Dinge auf dem Bildschirm erkennt. Bei der Aufnahme greift die KI beim Nachtmodus unter die Arme und sorgt im Porträt-Modus für einen unscharfen Hintergrund. Du kannst zudem eigene Bilder als Vorlage für Filter nehmen. Die KI übernimmt dann die Farbstimmung und überträgt sie auf andere Fotos. Mit der «Best Face»-Funktion kannst du bei Gruppenfotos aus mehreren Aufnahmen Personen jeweils das beste Gesicht zuordnen.
Die KI erstellt auf Wunsch aus einem längeren Video einen Highlight-Clip – was unterschiedlich gut funktioniert. Sehr zuverlässig ist dagegen der Objekt-Radierer geworden, der Personen oder störende Gegenstände von Bildern verschwinden lässt.
Über das Seitenmenü lässt sich jederzeit die KI-Auswahl aufrufen. Sie hilft dabei, Bilder herunterzuladen und Texte zu markieren sowie zu kopieren. Außerdem kann sie aus Videos GIFs erstellen. Gegenüber der Galaxy AI fehlt auf dem A56 aber die Übersetzungsfunktion. Der Samsung-Browser bietet zudem eine Vorlesefunktion an. Klingt praktisch, scheitert in der Praxis aber an verschiedenen Hürden. Von meinen Artikeln auf Galaxus oder Digitec liest sie zum Beispiel nur die Überschrift und Zwischenüberschriften vor. Den eigentlichen Text ignoriert sie.
Bereits den Snapdragon 7s Gen 3 im Nothing Phone (3a) habe ich für alltagstauglich befunden. Samsung verbaut im Galaxy A56 mit dem Exynos 1580 aus eigener Produktion einen Chipsatz, der in Benchmark-Tests durch die Bank besser abschneidet. Bei den CPU-Werten schneidet das Nothing 13 Prozent und bei den Grafikberechnungen sogar 32 Prozent schlechter ab.
Bei der alltäglichen Nutzung machen sich diese durchaus deutlichen Zahlen allerdings nur selten bemerkbar – wenn man ganz genau darauf achtet.
Das Galaxy A56 verfügt über einen 5000-mAh-Akku, den es mit bis zu 45 Watt lädt – und damit schneller als beim Vorgänger. An diesem Punkt gleicht seine Ausstattung dem Nothing Phone (3a). Dem Batterietest von PC Mark Work 3.0 zufolge holt Samsung trotz mehr Leistung eine etwa längere Akkulaufzeit heraus. Die App misst 11:54 Stunden gegenüber 11:09 Stunden beim Phone (3a).
Das Galaxy A56 ist ein sehr gutes Mittelklasse-Modell, das gegenüber seinem Vorgänger einige Verbesserungen aufweist. Nichts an ihm ist schlecht, für mehr Geld gibt es teilweise nur eine etwas bessere Ausstattung. Die teureren Galaxy S-Modelle setzen sich aber zum Beispiel mit mehr KI-Tools, noch helleren Displays und mehr Rechenpower ab.
Als ich das Nothing Phone (3a) getestet habe, hatte ich bereits einen Blick auf das Galaxy A56 werfen können. Spontan hielt ich es für längst nicht so gut. Nach meinem ausführlichen Test liegen beide Smartphones für mich nun zusammen an der Spitze in der Mittelklasse. Wobei jeweils Nuancen den Ausschlag geben, welches die bessere Wahl ist.
Das Galaxy A56 bietet mehr Leistung, länger Updates und ist wasserdicht. Dafür kostet es mehr als das Phone (3a) und ist beim Design weniger auffällig. Nothing punktet zudem mit den Details seiner Telekamera. Ich tendiere weiterhin zum Nothing Phone (3a) – vor allem, weil es in der Praxis nicht schlechter ist, ich das Design mag sowie mich über den niedrigeren Preis freue.
Pro
Contra
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.