

Samsung Galaxy A8: Das Phone ist okay

Als «Olympia-Phone» wurde das Samsung Galaxy A8 vermarktet. Nun, an der Spitze hat das Smartphone nichts verloren. Sein Publikum wird es aber trotzdem finden. Denn es ist wirklich okay.
Ein neues Phone liegt auf meinem Tisch. Grosse Begeisterungsstürme löst es bei mir nicht aus. Noch nicht. Denn sein Aussehen ist hier Programm: Gänzlich unspektakulär, aber okay. Der Blick auf die Ausstattung ist alles andere als aufregend. Dass ich das Phone nach einigen Wochen Gebrauch fest ins Herz schliessen werde, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Das Mittelklasse-Phone, das es schon einmal gab
Aber von vorn. Das Samsung Galaxy A8 soll eine abgespeckte Version seines grossen Bruders sein, dem Samsung Galaxy S8. Kosten tut es dementsprechend weniger. Bevor ich dir aber erzählen kann, wieso sich der Preisabschlag für dich lohnen könnte, möchte ich mit einen Clusterfuck aufräumen: Vor zwei Jahren hat Samsung die Produktbezeichnung A8 schon einmal verwendet, und die komplette Bezeichnung des Geräts, das ich hier nun teste, lautet deshalb «Galaxy A8 2018». Warum der Hersteller aus Südkorea das macht?
Keine Ahnung, aber okay...

Die technischen Specs kennst du vielleicht schon. Der Vollständigkeit halber findest du sie hier nochmals aufgelistet.
- Prozessor: Exynos 7885 mit acht Kernen 2.20 Ghz Taktrate
- Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
- Auflösung: 2200×1080 Pixel (18:9) auf 5.6-Zoll Display
- Betriebssystem: Experience 8.5 mit Android 7.1.1
- 32 GB interner Speicherplatz
- Slot für zwei Nano-Sim-Karten und (nicht oder, danke @User Gamecube!) eine MicroSD-Karte für bis zu 256 GB
- Steckertyp: USB-C
- 3.5 mm Klinkenbuchse vorhanden
Im Lieferumfang inbegriffen sind ein Quick Start Guide, ein USB Ladegerät und USB Ladekabel.
Die ersten Gehversuche mit Design-Check
Kaum habe ich das Phone von seiner Verpackung befreit, fällt mir auf, wie okay das Design ist. Sprich: Es liegt gut in der Hand, tut niemandem weh und sieht dabei auch noch schick aus.
Aber: «Kein Infinity-Display», stelle ich fest.

Das ärgert mich nicht wirklich. Noch habe ich mich eh nicht mit den randlosen Dingern, wo das Display auf der Seite nach unten hin abgewinkelt ist, angefreundet. Dennoch finde ich es seltsam, dass Samsung das Handy selbst mit «grossem Infinity-Display» anpreist, denn von randlos kann hier nicht die Rede sein. Es hat nicht nur oben und unten einen gut sichtbaren Rahmen, sondern auch seitlich. Aber okay, abgesehen davon gibt’s nicht wirklich was auszusetzen. Sprich: Der Bildschirm ist okay.
Der kleine Klotz ist 172 Gramm schwer und ordnet sich damit eher im oberen Schnitt der neuesten Handy-Generation ein. Dabei ist es nicht einmal besonders gross, aber für meinen Geschmack ein bisschen zu dick. Dann halte ich meinen Finger an den Sensor, der sich auf der Rückseite des Phones befindet. Der 5.6-Zoll grosse Bildschirm erwacht zum Leben.
«Aber hallo», entfährt es mir.

Zum ersten mal am heutigen Tage stelle ich erstaunt fest, dass ich etwas an diesem Handy nicht bloss okay finde: sein Amoled-Display. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Die Farben wirken viel kräftiger und satter als alles, was ich zuvor gesehen habe. Ich werfe noch einmal einen Blick auf das Honor 7x, das ich vorher getestet habe. Der Unterschied in puncto Farbwiedergabe ist nicht von der Hand zu weisen. Das Display wirkt beim chinesischen Smartphone geradezu blass, obwohl ich es bis vor ein paar Sekunden noch sehr mochte.
Langsam werde ich warm mit dem Olympia-Phone.
Die Mittelklasse im täglichen Betrieb
Auch im Alltag leistet mir das Spar-Galaxy gute Dienste. Zwar läuft es nicht mit dem aktuellsten Exynos-Prozessor, und die 4 GB Arbeitsspeicher sind auch nicht gerade weltbewegend. Aber im Normalbetrieb – das ist bei mir morgens im Zug ein wenig rumdaddeln, YouTube-Videoblogs gucken oder WhatsAppen, das gleiche nochmals abends und vielleicht am Mittag – reicht der von acht Kernen betriebene Exynos 7885 vollkommen aus. Die meisten Apps öffnen sich ohne Ruckler, und selbst leistungsintensive Funktionen wie Spotify oder Instagram starten innert nützlicher Frist. Erst, wenn ich durch Apps wie «20Minuten» oder «Facebook» rasch rauf und runterscrolle, stösst das Galaxy A8 an seine Grenzen. Dennoch, die Performance ist okay.
Die Akkuleistung ist dank 3000 mAh Batterie auch okay. Nicht hervorragend, aber okay. Den Tag übersteht mein Handy in der Regel ohne nachzuladen, selbst mit ständig aktiviertem Bluetooth, das am Strom saugt. Aber ich merke schon: Der Power User wird hier nicht glücklich. Abends muss ich mich schon mal sputen, um das durstige A8 an die nächstgelegene Steckdose zu hängen, sonst wird’s zum olympischen Briefbeschwerer. Dafür ist das Handy mit «Fast Charge»-Funktion schnell wieder aufgeladen. USB-C-Anschluss sei dank, da habe ich auch schon andere Erfahrungen gemacht.
Enttäuscht bin ich über die interne Speicherkapazität des Phones. Die 32 GB sind selbst bei mir ziemlich schnell mit Fotos und Videos vollgestopft. Das ist wenig – viel zu wenig. Gerade dann, wenn ich an Smartphones wie das Diesel-Nokia 8, von uns nach Schauspieler Vin Diesel benannt, oder das Huawei P10 Plus denke: Sie befinden sich in einer ähnlichen Preisspanne, bieten aber von Haus aus 128 GB internen Speicher. Sogar das Honor 7x, das etwa zweihundert Franken weniger kostet, bietet ganze 64 GB an. Da hat Samsung am falschen Ort gespart. Zum Glück kann ich den A8-Speicher via microSD-Karte um bis zu 256 GB erweitern – alles andere wäre auch eine Zumutung gewesen. Aber okay finde ich das trotzdem nicht.
Und wie sieht’s mit der Kamera aus?
Haupt- und Frontkamera sind, auf den Punkt gebracht, okay. Die Hauptkamera des Galaxy A8 befindet sich auf der Rückseite und löst mit 16 Megapixel auf, sofern du im 4:3-Format Fotos schiesst. Im 16:9 Format sind’s 12 Megapixel. Keine Bange: Wenn du beim Fotoshooting nicht tief ins Bild reinzoomst, dann reichen 12 Megapixel locker aus, um tolle Fotos zu schiessen und auf einen 4K-Bildschirm darzustellen. Schön ist, dass Fotos auch im 1:1-Format geschossen werden können – zum Beispiel fürs eigene Instagram-Profil –, das haben die neuen Nokia-Phones nicht drauf.

Die ƒ/1.70 Blende ist für diese Preiskategorie durchaus tief – sprich: okay – was für dich bedeutet, dass du auch bei wenig Licht Fotos machen kannst, die nicht verwackelt aussehen. Dafür fehlt der «Live Focus», womit du scharfe Motive vor unscharfem Hintergrund ablichten kannst. Bei anderen Herstellern kennst du den Modus auch unter «Bokeh Modus» oder «Portrait Modus».
Hohe Auflösung und schöne Farbwiedergabe

Tiefenschärfe, die nicht künstlich ist (Bokeh-Effekt)

Ganz okay finde ich den Pro-Modus. Auf Wunsch kann ich da selber an ISO, Helligkeitsausgleich oder Weissabgleich rumschrauben. Hier ein Beispiel, wo mir der Pro-Modus zu Gute kam:
Die Farben auf dem Foto wirken relativ kalt

Im Pro-Modus schalte ich den Weissabgleich auf 5500 K

Dieses Foto entstand ohne Filter

Klar, verglichen mit dem Pro-Modus der Huawei-Konkurrenz kann das Phone nicht ganz mithalten. Aber das Menü ist übersichtlich und selbsterklärend – das sieht bei Nokia viel komplizierter aus.
Auf der Frontseite des Phones hat Samsung eine Dual-Kamera mit 16 Megapixel- und 8 Megapixel-Sensor sowie ƒ/1.90 Blende verbaut. Anders als die Hauptkamera besitzt die Dual-Kamera keinen Autofokus, dafür kannst du Fotos mit künstlichem Bokeh-Effekt machen, bei Samsung Live Focus genannt. Das ist vor allem bei Selfies nützlich, obwohl ich die Live Focus-Funktion zum Fotografieren von Objekten vor der Kamera mehr als einmal vermisst habe. Beauty-Mode, Filter und drollige Sticker erfinden das Selfie-Rad zwar nicht neu, aber ein bisschen Spass machen sie schon. In diesem Sinne: Alles okay.
Fazit – Das alles ist wirklich okay

Ich finde das Phone okay. Spektakulär unspektakulär, aber okay. Für den Preis bekommst du tatsächlich ein okayes Gesamtpaket geschnürt:
- Das Design ist okay
- Die Performance ist okay
- Die Akkulaufzeit ist okay
- Die Kamera ist okay
Nur etwas fand ich am Galaxy A8 gar nicht okay: Das Amoled-Display. Es ist nämlich gut. Mehr noch – verdammt gut. Die Farben strotzen nur so vor Leuchtkraft, und ich weiss jetzt schon, dass ich nie mehr ohne Amoled sein will. Einen Nachteil gibt es aber: Oft sehen meine Fotos auf meinem Handy-Display besser aus, als später auf dem Computer. Das führt immer wieder dazu, dass ich meine Fähigkeiten als Fotograf masslos überschätze.
Wie dem auch sei, vom Display bin ich begeistert.
Was ich aber wirklich nicht okay finde, ist die interne Speicherkapazität des Smartphones. Nicht, dass das Leben mit zusätzlicher microSD-Karte unzumutbar wäre, aber die 32 GB sind mir zu wenig – Hashtag First-World-Problems.
Titelbild von Dominik Bärlocher

Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»