Samsung Galaxy Z Fold 6 im Test: als Leinwand, Dolmetscher und E-Reader
Das Samsung Galaxy Z Fold 6 punktet mit doppelter Displayfläche. Die Hardware hat sich zwar kaum verbessert, dafür bereitet mir die Software Freude.
Das Galaxy Z Fold 6 punktet wie schon der Vorgänger mit vielen Kameras und einem aufklappbaren AMOLED-Display. Das ist an sich nicht neu und auch der Falz und Schliessmechanismus bleiben fast gleich. Die mangelnde Hardware-Innovation bügelt Samsung in der Software jedoch aus. Hier finde ich gekonnte Feinschliffe und neue KI-Funktionen.
Design: kantige Sache
Das Samsung Galaxy Z Fold 6 ist minimal dünner, symmetrischer und vor allem kantiger als der Vorgänger. Mir gefällt die eckige Neuerung. Neben Silbergrau und Dunkelblau gesellt sich ein sanftes Rosa zu den erhältlichen Farben.
Noch immer ist das Gerät zusammengeklappt etwas schmaler als das Durchschnitts-Smartphone und fast doppelt so dick. Das Scharnier benötigt weniger Platz als beim Vorgänger und steht deshalb weniger ab. Um es zu öffnen braucht es etwas Kraft und es schliesst nur um Haaresbreite bündig. Dafür ertönt ein angenehmes «Klack» beim Einrasten. Der Falz ist immer noch gut zu sehen, stört jedoch weniger in der Nutzung als noch beim Galaxy Z Fold 5.
Hardware: IP-Zertifizierung und Dual-SIM
Interessiert dich die Hardware, kannst du genauso gut bei den Spezifikationen des Galaxy Z Fold 5 nachschauen. Bis auf den neuen Chip, den Snapdragon 8 Gen 3 von Qualcomm, findest du fast keine Unterschiede. Immerhin ist das Display mit einer Spitzenhelligkeit von 2600 Nits wesentlich heller.
Eine kleine Neuerung ist die erstmalige Staub-Zertifizierung des Foldables. Ein Tauchgang in 1,5 Meter tiefes Süsswasser für 30 Minuten hielt nach IPX8 bereits der Vorgänger aus. Neu ist IP48: Staubpartikel, die grösser als 1 mm sind, sollte dem Smartphone nicht schaden. Staubdicht ist das Smartphone damit aber nicht.
Der neue Chip zeigt im Benchmark Geekbench 6 eine wesentliche Verbesserung zum Vorgänger. Den gleichen Chip wie das Galaxy Z Fold 6 hat auch das Sony Xperia 1 VI verbaut. Hinzu kommt das Samsung Galaxy Z Fold 5 mit seinem Snapdragon 8 Gen 2. Sowohl im Single- und Multi-Core als auch beim Grafikbenchmark Vulkan liegt das Galaxy Z Fold 6 vorne.
Das bedeutet: Im Alltag reagiert es schnell, kann gut mit parallel laufenden Apps umgehen und auch für grafiklastiges Zocken eignet sich das Z Fold 6. Einzig bei der Chat-App Telegram hat das Foldable gestockt. Das Auswählen mehrerer Bilder oder Dateien zum Versenden dauert im Vergleich zu anderen Apps lange.
Mithilfe des Programms «3D Mark» messe ich, wie gut sich das Smartphone bei einer 20-minütigen Gaming-Session schlägt. Das Ergebnis zeigt mir «3D Mark» in Form einer Kurve mit Akkuverbrauch, Temperatur und Bildwiederholrate während dieser Zeit. Das Gerät schlägt sich ganz gut. In den ersten zehn Minuten passiert viel: Die Temperatur steigt von 30 auf 40 Grad Celsius, während die Bildwiederholrate von 130 auf durchschnittlich etwa 50 FPS sinkt. Anschliessend bleibt alles ziemlich stabil. Das Foldable drosselt die Leistung bei Temperaturanstieg also rasch, um nicht zu überhitzen. Der Test saugt zudem fast zehn Prozent des Akkus. Nach zwei Stunden vergleichbarer Auslastung ist in der Theorie also Schluss.
Mit der Software «PCMark» teste ich die Akkulaufzeit. Das Programm simuliert die alltägliche Nutzung des Smartphones fürs Webbrowsing, Videobearbeiten und Scrollen. Das Galaxy Z Fold 6 schlägt sich gleich gut wie sein Vorgänger: Aufgeklappt hält es knapp zwölf Stunden durch, bis die Akkuanzeige bei 20 Prozent ist. Das ist in Ordnung, wenn auch nicht überragend. Aufgeladen ist das Smartphone anschliessend in etwas mehr als einer Stunde mit beiliegendem 25-Watt-Netzteil.
Software: AI und Anpassungen für den Grossbildschirm
Bei Android- und Sicherheitsupdates ist Samsung vorbildlich und bietet sieben Jahre Support. Der Hersteller arbeitet beim Galaxy Z Fold 6 auf Android-Basis mit einer angepassten Version für die Fold-Funktionen. Schliesslich ist der Grossbildschirm das grösste Gimmick des Gerätes.
Samsung hat im Verlaufe der einzelnen Fold-Versionen immer wieder Software-Verbesserungen gebracht. Einzelne Programme bieten so eine bessere Nutzung und Übersicht auf dem geöffneten Smartphone. Dazu gehören eigene Apps des Herstellers wie Kalender und Taschenrechner, aber auch Kooperationen mit Drittanbieter-Apps wie Instagram und Spotify.
Hier ist eine Liste der Samsung-Apps, die im Flex-Modus angepasst sind:
- Taschenrechner
- Kalender
- Kamera
- Uhr
- Galerie
- Samsung Health
- Video-Player
- Videoanruf
- Webbrowser
Spannend wird es bei den Drittanbieter-Apps. Bei Youtube habe ich beim letztjährigen Z Fold 5 noch darüber geklagt, dass der rote Steuerungsbalken im Falz liegt. Nun hat Samsung das angepasst und ich kann die Videos problemlos im halb geöffneten Zustand gucken und bedienen.
Auch Instagram ist wieder mit von der Partie und bietet eine übersichtliche App-Version für Samsungs Foldable. Und nicht zuletzt findest du bei Spotify Anpassungen für den Grossbildschirm. Schade, gilt das nicht für meinen Favoriten in Sachen Musik: Tidal.
Videos, Spiele und Bücher: der Flexmode ist das Sahnehäubchen
Vieles macht auf der doppelten Screengrösse mehr Spass als auf einem herkömmlichen Smartphone. Dank des starken, aktuellen Chips läuft beispielsweise das Spiel «Genshin Impact» auch mit hohen Grafikeinstellungen einwandfrei. Und meine aktuelle Mangareihe «Alice in Borderland» kann ich auch während der Zugfahrt lesen und geniessen.
Sonderstatus hat das Galaxy Z Fold 6 im Vergleich zur Foldable-Konkurrenz mit der Stiftfunktion. Dank Samsungs S-Pen (als Zubehör mit Hülle erhältlich) lässt mich das Foldable bei meinem liebsten Hobby, dem Zeichnen, kaum im Stich. Kaum, weil mich der Falz in der Mitte inzwischen weniger stört als beim Vorgänger, aber noch immer präsent ist. Dafür bietet Samsung mit Penup ein tolles Zeichenprogramm an, das bereits installiert ist. Auch Drittanbieter-Apps wie «Infinite Painter» laufen flüssig.
Störend ist beim Malen und Schreiben der Kamerabuckel des Samsung Galaxy Z Fold 6. Lege ich das Gerät zum Zeichnen auf den Tisch, wackelt es nämlich genau deshalb, mit oder ohne Case. Nur, wenn ich die Rückseite der Hülle entferne, liegt das Gerät eben auf dem Tisch.
Mit Samsungs KI talentfrei malen, schreiben und übersetzen
Dem aktuellen Trend folgend, promotet Samsung die KI-Funktionen auf ihren Geräten. Auf dem Samsung Galaxy Z Fold 6 ist unter anderem die KI-basierte Skizzenfunktion spannend. Auch eine smarte Notizfunktion und der Translator unterstützen im Alltag. Generell zeigt die KI noch Schwächen, bietet je nach Situation aber gute Hilfe.
KI-Skizzen: Zeichnen ohne Können
Ich liebe die Möglichkeit, beim Galaxy Z Fold 6 auf dem grossem Bildschirm zu zeichnen. Doch nicht alle zeichnen gerne – oder können es.
Kein Problem, hat sich wohl Samsung gedacht und eine neue Skizzenfunktion eingebaut. Auf eine weisse Leinwand oder auch direkt in ein Foto zeichne ich ein paar Striche und lasse sie in eine ansehnliche Skizze umwandeln.
Eine Spielerei, aber so lässt sich spontan eine tolle Idee festhalten, für die eine Person wesentlich länger gebraucht hätte.
Sprach-KI von Samsung: Instagram-Text per Knopfdruck
Das Galaxy Z Fold 6 bietet einiges in Sachen Übersetzungen, Zusammenfassungen und dergleichen. Generell sind alles gute Tools, benötigen aber immer noch einen zweiten (kritischen) Blick.
Meine Lieblingsfunktion ist der smarte Textersteller direkt auf der Tastatur. Ich kann dem Smartphone in 125 Zeichen erklären, was im Text vorkommen soll, was für eine Textart es sein soll (Standard, Mail, Social Media) und welche Tonalität ich bevorzuge (höflich, zwanglos, professionell). Ich schreibe für meinen Kunst-Account auf Instagram nicht immer gerne Texte und lasse deshalb das Foldable ran. Klar, der Text ist leicht generisch und unpersönlich, als Grundlage reicht das durchaus.
Ursprungstext: «Ich habe ein Bild einer Frau in den 90ern gemalt, mit Tusche und Aquarell. Darauf sind auch passende Spielsachen und Musik.»
Für ein Interview bin ich mit dem Samsung Galaxy Z Fold 6 gut ausgerüstet. In Samsungs Notiz-App nehme ich per Voice Recorder ein Interview auf. Gleichzeitig kann ich die Notiz-App verwenden für Anmerkungen und Skizzen. Im Anschluss lasse ich das aufgenommene Interview per Knopfdruck transkribieren – das passiert auf dem Smartphone selbst. Für meinen Test nehme ich ein Interview zwischen Ryan Reynolds und Hugh Jackman auf. Es ist noch eine weitere Person involviert. Im Transkript sehe ich, dass die Stimmzuordnung teilweise falsch ist. Auch ist eine direkte Übersetzung von Englisch in Deutsch möglich, aber nicht zu empfehlen: Das Ergebnis ist äusserst wirr.
Die mühsame Grobarbeit ist aber erledigt. So kann ich das Aufgenommene nochmals anhören und den Text danach ausbessern. Das erspart mir ungemein viel Zeit und Fleissarbeit, auch wenn der Text eine Fehlerquote von 10 bis 20 Prozent aufweist.
Die Zusammenfassung einer Webseite klappt nur in der Theorie. Ich bemerke, wie im kurzen Text wichtige Inhalte weglassen werden. So bekomme ich bei meinen Smartphone Reviews beinahe nur die Spezifikationen als wichtigste Punkte angezeigt. Dabei würde eher mein Fazit als Zusammenfassung Sinn ergeben. Dem traue ich (noch) nicht.
On-Device-Übersetzungen, Dolmetscher und dergleichen bietet Samsung schon seit einer Weile an. Vieles davon habe ich bereits beim Vorgängermodell getestet und hier zusammengetragen:
Kamera: altbewährte Hardware und smarte Bildbearbeitung
Bei den Kameras gibt es keine Neuerungen bezüglich der Hardware. Das ist auch kaum notwendig, Samsung hat bisher gute Vorarbeit geleistet. Das Galaxy Z Fold 6 bietet fünf Kameras, die gute Ergebnisse liefern. Hier die Spezifikationen:
- Frontkamera: 10 MP, f/2.2
- Innenkamera: 4MP, f/1,8
- Hauptkamera: 50 MP, f/1.8
- Telefoto: 10 MP, f/2.4, zweifacher optischer Zoom
- Ultraweitwinkel: 12 MP, f/2.2
Das Ergebnis ist Geschmacksache. Ich persönlich finde, die Fotos sind jeweils einen Tick zu scharf und knallig. Insgesamt liefert das Foldable aber schöne Ergebnisse bei gutem Wetter. Bei schlechteren Wetter- und Lichtverhältnissen sind die Bilder ebenfalls in Ordnung.
Beim Zoom bin ich mit der dreifachen Annäherung (bis zu zweifach sind noch optisch) zufrieden, mehr empfehle ich für ein gutes Foto nicht – auch wenn eine bis zu 30-fache Vergrösserung möglich ist.
Selfies kann ich mit zwei Kameras erstellen. Die Frontkamera (10 MP) aussen lässt dabei noch mehr Details erkennen, die Bilder werden also schärfer als bei der Innenkamera (4 MP).
Auch bei weniger Licht sind die Farben auf den Fotos noch kräftig. Bei schwarzen Objekten sind die Details gut erkennbar. Auffallend ist einzig: Die Kamera setzt den Fokus auf die Mitte eines Objekts, alles drum herum ist schnell unscharf.
Bei der Software sorgt Samsung im Gegensatz zur Hardware für einige Neuerungen. In der Bildbearbeitung hast du smarte Unterstützung und kannst dir einen Bearbeitungsvorschlag machen lassen. Ich bearbeite Bilder sehr gerne selbst, gerade, weil die smarte Foto-Software bislang nicht wirklich steuerbare Ergebnisse liefert. Die eine oder andere KI-Funktion finde ich zwar witzig – mehr aber auch nicht.
Die üblichen Verdächtigen sind das Erweitern eines Hintergrundes oder Verschwindenlassen unerwünschter Objekte und Figuren. Ich kann vom Smartphone aus ein Selfie auch eine Cartoonversion oder Skizze erstellen lassen. Hier ein paar Beispiele:
Fazit
Gut, aber wo bleibt die Verbesserung?
Das Samsung Galaxy Z Fold 6 ist Multitasking-Talent, unterstützt mit smarten Funktionen und macht tolle Fotos. Zocken, Lesen und Zeichnen machen auf dem Grossbildschirm sehr viel Spass. Für das doppelt so grosse Smartphone blätterst du auch einiges hin. Aus Hardwaresicht musst du dafür auf nichts verzichten, das Foldable ist auf dem neuesten Stand. Und auch in der Software hat Samsung Fortschritte gemacht und strahlt mit tollen Anpassungen auf der Grossleinwand.
Persönlich wünsche ich mir dennoch mehr als nur Millimeter-Verbesserungen in der Hardware. Da hinkt Samsung im Vergleich zur Konkurrenz, wie dem Honor Magic V2 oder dem Oneplus Open, hinterher. Das Phone stagniert sogar zum Vorgänger nahezu. Ein Upgrade lohnt sich kaum.
Hast du bisher noch kein Foldable, nutzt es hauptsächlich offen und geniesst die Übersicht und die vielen Möglichkeiten, ist das Gerät eine Überlegung wert. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Bald erscheinen nämlich das Google Pixel 9 Pro Fold und das Honor Magic V3.
Pro
- doppelter Screen
- praktische Software-Anpassungen
- starke Hardware
- schöne Fotos mit 5 Kameras
Contra
- Falz und Form weniger gut im Vergleich zur Konkurrenz
- klobig und schwer
- Akku mittelmässig
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.