«Sky Sharks» Review: Nazi-Zombies auf fliegenden Haifischen. Ja, bitte.
Haie sind die perfekten Flugmaschinen und daher die beste Waffe der Zombie-Nazis gegen die Menschheit. Der deutsche Film «Sky Sharks» ergibt zwar keinen Sinn, ist aber eine wunderschöne Liebeserklärung an den schlechten Film.
«Worum geht's in dem Film eigentlich», fragt sie mich nach einer Stunde des zweistündigen Horror(?)-Films «Sky Sharks».
Die Antwort: Ich habe absolut keine Ahnung, aber ich bin grossartig unterhalten.
Also, versuchen wir mal den Plot des Films zu rekonstruieren, denn der ist nicht einfach auszumachen: Nazis haben anno 1944 entdeckt, dass Haifische die perfekten Flugmaschinen sind und dann auch noch gefallene Soldaten des dritten Reichs wieder zum Leben erweckt. Die Flughaie werden mit Maschinengewehren bestückt und ein Zombie-Nazi reitet das Viech dann. Gut 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kommen die Flughai-Zombie-Nazis zurück und schiessen wild um sich. Warum? Weil Gründe.
Die einzigen(?), die eine Chance gegen die Flughaie haben, sind ein ehemaliger Nazi-Wissenschaftler und seine Töchter(?). Vielleicht. Die Inhaltsangabe spricht auch über untote Vietnam-Veteranen, aber die tauchen bis zur 80-Minuten-Marke nicht auf.
Warum existiert sowas?
«Sky Sharks» ist kein guter Film. Will er auch gar nicht sein. Denn wenn der Film ernst gemeint ist, dann trauere ich um das Medium Film, verlange nach der permanenten Schliessung aller Kinos und dem Shutdown von Netflix. Dann begebe ich mich persönlich auf einen Kreuzzug, alle Bildschirme dieser Welt zu verbrennen. Mit einem Gratis-Feuerzeug des Coiffeursalons gegenüber.
Der erste Trailer des Films taucht vor vier Jahren auf. Darin zu sehen ist die erste Szene des Films, in dem die fliegenden Zombie-Nazis auf ihren Haien ein Passagierflugzeug angreifen.
Trash-Horror-Fans finden das grossartig. Denn was wenige wissen: da gibt es eine ganze Subkultur von Filmfans, die im Wesentlichen als «Fans von Filmen mit Haien in allen erdenklichen Situationen» beschrieben werden kann. Da gibt es…
- Shark Exorcist
- Sharktopus
- Sharktopus vs. Pteracuda
- Sharktopus vs. Whalewolf
- Two-Headed Shark Attack
- Three-Headed Shark Attack
- Jurassic Shark
- The Meg
- Sharknado
- Sharknado 2: The Second One
- Sharknado 3: Oh Hell No!
- Sharknado 4: The 4th Awakens
- Sharknado 5: Global Swarming
- The Last Sharknado: It's About Time
- Dinoshark
- Ghost Shark
- Ghost Shark 2: Urban Jaws
- House Shark
- Mega Shark Versus Crocosaurus
- Mega Shark Versus Giant Octopus
- Ozark Sharks
- Sand Sharks
- Snow Shark
- Spring Break Shark Attack
- Super Shark
- Swamp Shark
Unter anderem. Das sind übrigens alles echte Filmtitel. Kein Witz. Bestimmt nicht. Fakt ist: Haifische sind cool. Haifische sind in Horrorfilmen ein Klischee geworden. Fliegende Haie, die von Nazis geritten werden, sind da nicht wirklich aussergewöhnlich. Eigentlich sind Nazi-Flug-Haie sogar grossartig. So grossartig sogar, dass der Film auf Kickstarter nach 75 000 Euro gefragt hat und 96 377 Euro bekommen hat.
Noch besser: Im Cast sind Stars der Szene. Da ist Tony Todd, besser bekannt als der Candyman aus den gleichnamigen Filmen. Er spielt den Präsident-Armee-General-Typen auf dem Bildschirm. Netter Trick, damit er nicht on set mit anderen Schauspielern sein musste. Dann ist Oliver Kalkofe, deutscher Comedian, in der Rolle des Hermann Göring zu sehen. Auch er trifft sich nie physisch mit den Schauspielern der Hauptrollen. Robert LaSardo, ein Gangster spielender Charakterkopf, gibt den Priester und Cary-Hiroyuki Tagawa, Allround-Schauspiellegende, ist auf demselben Flug wie der Priester. Special-Effects-Legende Tom Savini überwacht dann die Special Effects und fertig ist der nach High-Budget klingende Low-Budget-Schinken. Oder der Hai-Budget-Schinken. Haha. Wortwitz.
All diese Namen findest du natürlich gross auf dem Filmposter. Weil mit Namen wie Thomas Morris, Lar Park-Lincoln oder die unvergesslich schlechte Barbara Nedeljakova lockst du keinen hinter dem Ofen hervor. Michaela Schaffrath, ehemals bekannt als Pornodarstellerin Gina Wild, gibt einen Nazi-Zombie. Trotzdem: Nedeljakova, Schaffrath und der Rest des Haupt-Cast und die Produktionscrew um die Brüder Marc und Carsten Fehse geben ihr recht begrenztes Alles.
«Sky Sharks» ist ein Film, der aus gleichen Teilen Ambition, Leidenschaft und Unsinn gemacht wurde.
Der Film als Film
Dramatisch schlecht wird es denn bei der Umsetzung. Nach einer guten Stunde ist nach wie vor nicht ganz klar, wer denn die Hauptrolle im Film spielt. Ist es Eva Habermann als Diabla? Oder Barbara Nedeljakova als ihre Schwester Angelique? Kein Plan, irgendwie ertrinkt alles in schlechter Technomusik und irgendwelchen Bildschirm-Overlays und Lens Flares.
Und Montagen. So viele Montagen. Der Film ist gefühlte zwei Drittel wirres Gemisch aus schnell geschnittenen Haifischflügen, Stock Footage und vor Greenscreen gedrehtem Quatsch, der illustrativ irgendwie etwas zeigen sollte. Dazu natürlich völlig unpassende Technomusik, die in den 1990ern schon als grottig gegolten hätte.
Genauso, wie ein Low-Budget Horrorfilm sein muss. Der Plot ist dünn, das Schauspiel schlecht. Vor allem Barbara Nedeljakova sticht hier als Highlight hervor. Sie bringt praktisch keinen Satz in schwer akzentiertem Englisch über die Lippen, der auch nur ansatzweise so klingt, als ob er von einem Menschen gesagt werden könnte. So ungeniessbar das sein mag, es weckt Erinnerungen an die 1990er-TV-Landschaft und deren Parodien, wo Macher und Schauspieler zwar Ambitionen hatten, dafür kein Talent und kein Budget.
«Sky Sharks» ist eine Liebeserklärung an den Schrott und die Überdrehtheit, die der Film als Medium vergessen hat. In einer Welt, in der wir uns zwischen Blockbustern wie «Tenet» oder den jüngsten Film aus dem Marvel-Universum bewegen und solchen kinematographischen aber durchaus ernstgemeinten Bauchlandungen wie «Cats», scheint die Nische des bewusst schrottigen Films zu verwaisen. Denn wer würde schon eine Idee wie «Nazi-Zombies auf fliegenden Haien» ernst nehmen wollen?
Irgendwann während den anderthalb Stunden glorreichen Unsinns – zum Schluss tauchen dann tatsächlich noch untote ferngesteuerte Vietnam-Veteranen auf – fällt dann eines auf: Wer auch immer die digitalen Effekte gemacht hat, war extrem übereifrig. Kaum eine Szene, in der nicht irgendwie digital ein Farbfilter, ein virtuelles Computer Interface, Feuer oder sonstwas über das Bild gelegt wurde.
Und das, obwohl Practical-Effects-Grossmeister Tom Savini die Übersicht über die Practical Effects im Film hatte.
Die Practical Effects im Film sind gut. Vor allem für ein Budget von knapp 100 000 Euro. Da spritzt echtes Kunstblut, Latexmasken sitzen gut mit verfaulenden Zähnen hinter zerfledderten Lippen. Michaela Schaffrath als Heidi Lönz steigt von ihrem Haifisch und der Hass blickt aus ihren mit Kontaktlinsen untot gemachten Augen. Das ist gute Arbeit. Wenn da bloss nicht die Farbfilter wären. Die Industrie, übrigens, ehrt den Einsatz des Make-Up Departments am Set von «Sky Sharks». Und den Film allgemein. In der Horrorfilmszene hat das mittlerweile in über 50 Länder verkaufte B-Movie mehr Preise abgeräumt als so mancher Blockbuster.
«Sky Sharks» hat keinen erkenntlichen Plot, ergibt bestenfalls null Sinn, hat schlechte Schauspieler, nackte Brüste und gute Special Effects. Er ist von Liebhabern gedreht worden, für Liebhaber. Und genau darum liebe ich den Film, selbst wenn ich keinem sagen könnte, worum es konkret geht. Irgendwas von wegen fliegende Haie.
So. Fertig. In der After-Credits-Szene wird dann übrigens für ein Sequel geworben. Und einen Ableger namens «Sky Frogs». Ich bin dabei.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.