
So imprägnierst du deine Outdoorkleidung richtig
Jetzt wird’s feucht: Wer sich im Herbst und Winter im Freien bewegt, muss mit Regen und Schnee rechnen. Es ist also Zeit, die Outdoorkleidung zu imprägnieren. Auf was du dabei achten solltest, erfährst du hier.
Sobald die Herbst- und Winterkleidung aus dem Schrank kommt, fragst du dich vielleicht, wie du sie am besten pflegst, sodass die Nässe von oben und unten draussen bleibt. Es gibt eine Vielzahl von Imprägniermitteln: einige zum Einwaschen, andere zum Sprayen. Einige sind biologisch abbaubar und wasserbasiert, andere verströmen einen chemischen Geruch und weisen eine Reihe von Gesundheitswarnungen auf der Verpackung auf. Verwirrend, ich weiss.
Damit deine Kleidung im Herbst und Winter wasserabweisend bleibt, habe ich einige Tipps zusammengestellt und mir dabei Unterstützung von Kai Nebel, Ingenieur für textile Verfahrenstechnik und Nachhaltigkeitsbeauftragter am Texoversum der Hochschule Reutlingen, geholt.
Was macht die Kleidung wasserdicht?
Wasserdichte Kleidung zeichnet sich dadurch aus, dass das Gewebe mit einem undurchlässigen Film überzogen ist. Ein Beispiel ist der Friesennerz. Diese Jacke aus dickem, gummiartigem Material in leuchtend gelb oder dunkelblau war vor allem in den 70er und 80er Jahren beliebt. Atmungsaktiv ist sie allerdings nicht.
Moderne, wasserabweisende und atmungsaktive Materialien sind dagegen nicht völlig wasserdicht. Die einzelnen Fasern des Gewebes sind so beschaffen oder beschichtet, dass sie die Oberflächenenergie zwischen Wasser und dem Gewebe erhöhen und Regen abperlt. Durch eine Membran mit kleinen Poren bleiben diese Stoffe atmungsaktiv. Doch die Beschichtung der Fasern kann nachlassen und damit auch die Oberflächenspannung, die dafür sorgt, dass das Wasser nicht in den Stoff eindringt. Durch Nachimprägnieren wird die Oberflächenenergie des Gewebes wieder erhöht.
Wann solltest du nachimprägnieren?
«Moderne Outdoorbekleidung behält ihre Imprägnierung recht lange», sagt Kai. Es sei denn, sie landet in der Waschmaschine. Schlimmstenfalls zusammen mit BHs und anderen Kleidungsstücken mit Haken und Ösen. Und Weichspüler. Dann sind die wasserabweisende Beschichtung und die Atmungsaktivität dahin. Auch mit Bürsten solltest du nicht auf wasserabweisenden Hosen und Jacken herumschrubben. «Sonst wirst du nicht lange Freude daran haben», sagt Kai.
Lektion Nummer eins ist deshalb, die Outdoorkleidung so wenig wie möglich zu waschen und höchstens hin und wieder mit einem feuchten Lappen abzuwischen. Wenn es aber doch mal wirklich nötig ist, dann ist nach dem Waschgang der Zeitpunkt gekommen, an dem du nachimprägnierend solltest. «Wenn du einmal damit angefangen hast, solltest du es auch regelmässig nach jedem Waschen machen», rät Kai. Denn die Nachimprägnierung ist nicht so lange haltbar wie die Orginal-Imprägnierung.
Welches Imprägniermittel solltest du nehmen?
Einige Imprägniermittel enthalten Fluorkohlenwasserstoff. «Davon sollten Outdoorsportlerinnen und -sportler auf jeden Fall die Finger lassen. Ich empfehle sie nur für spezielle Einsätze bei der Feuerwehr, Militär und Polizei«, sagt Kai. «Dort sind sie nötig, weil Wasser oder Öl, das durch die Kleidung dringt, den Siedepunkt überschreiten und schlimme Verletzungen hervorrufen kann.» Für Menschen, die sich zum Sport und in der Freizeit im Freien bewegen, funktionierten wasserbasierte und biologisch abbaubare Imprägniermittel recht gut und seien völlig ausreichend, setzt er hinzu.

Quelle: Siri Schubert
Spray oder Flüssigimprägniermittel?
«Die Flüssigimprägniermittel zum Einwaschen sind generell recht gut», sagt Kai. «Ausser das Kleidungsstück ist gefüttert oder hat beispielsweise einen Fellkragen.» Dann sei Spray geeignet. Das gelte auch für Schuhe. Bei der Kleidung solltest du Nähte besonders beachten. Beim Imprägnieren gelte aber häufig: weniger ist mehr. Denn zu viel Imprägniermittel würde die Wirkung nicht erhöhen, sagt Kai. Oft würden Hersteller von Imprägniermittel detaillierte Angaben machen, wie sie verwendet werden sollen. Daran solltest du dich unbedingt halten, meint Kai. Von der Vorstellung, dass atmungsaktive Kleidung gleichzeitig völlig wasserdicht sein könne, müsse man sich aber verabschieden. «Wenn ein bisschen Feuchtigkeit durch die Kleidung dringt, ist das ja auch nicht so schlimm», meint der Experte. Und wenn es regnet, sei die Kleidung durch das Wasser an der Oberfläche nicht mehr atmungsaktiv, setzt er hinzu. Ein
Kompromiss ist es also sowieso immer.
Was ist mit Schnee?
Schneeränder liessen sich ohnehin nicht vermeiden, erklärt Kai. Sie lassen sich aber mit einem feuchten Lappen gut abwischen. An den Schuhen kommen die meisten Ränder zudem vom Salz und nicht von der Feuchtigkeit und da kann auch die Imprägnierung nicht viel ausrichten.
Gibt es noch umweltfreundlichere Alternativen?
Bei Schuhen gibt es – je nach Leder – bestimmte Arten von Wachs, die das Leder sehr gut schützen. Auch für Outdoorbekleidung, wie die von Fjällräven gibt es spezielles Imprägnier-Wachs. «Wenn es zu warm wird, kann Wachs aber schmelzen, es ist also auch nicht immer optimal», sagt Kai. Es geht auch einfacher, findet er. Denn für einen Spaziergang im Park bietet zusätzlich zur Regenjacke auch ein Regenschirm guten Schutz.
Titelfoto: Siri Schubert25 Personen gefällt dieser Artikel


Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.