![Sony Xperia 1 (128 GB, Black, 6.50", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G)](/im/Files/2/3/6/0/3/7/2/4/XPERIA_1_PRODUCT_IMAGE_BLACK9.jpg?impolicy=product&resizeWidth=720)
Sony Xperia 1 im Test: Eine klare Ansage, ein klarer Weg
![Dominik Bärlocher](/im/Files/6/2/8/0/2/1/2/7/MicrosoftTeams-image.png?impolicy=avatar&resizeWidth=40)
Sony will es noch einmal wissen. Mit dem Sony Xperia 1 legt der Konzern ein Smartphone vor, das ordentlich etwas drauf hat, aber nicht ganz da angekommen ist, wo es hin will. Doch die Richtung stimmt.
Das Sony Xperia 1 ist gut. Es ist nicht perfekt. Aber gut. Und es ist ein Phone auf das Sony stolz sein kann. Denn der Konzern bekennt Farbe und sagt der Welt klar, wie er sich ein Smartphone vorstellt. Damit das folgende Review Sinn ergibt, muss ich etwas ausholen, in die jüngere Vergangenheit blicken und die Situation erklären, aus der das Xperia 1 entstanden ist.
![Sony Xperia 1 (128 GB, Black, 6.50", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G)](/im/Files/2/3/6/0/3/7/2/4/XPERIA_1_PRODUCT_IMAGE_BLACK9.jpg?impolicy=product&resizeWidth=720)
Aber, so viel vorneweg: Wenn es um Medienkonsum geht oder die Kamera mit Profi-Appeal, dann ist das Xperia 1 ganz vorne dabei.
Die Rückblende vom verlorenen Ruhm
Vor vielen Monden war Sony die Smartphone-Marke, die du dir angesehen hast, wenn du eine gute Kamera im Phone wolltest. Der Rest des Feldes hat aufgeholt. Google rockt die Show wenn es um künstliche Intelligenz (AI) hinter der Kamera geht. Denn die Pixel-Smartphones können mittlerweile mit einer Linse Bilder schiessen, die andere mit drei nicht hinkriegen. Huawei macht Aufnahmen vom Mond, die denen aus Teleskopen gleichen. Und Sony? Irgendwo sind die im Sumpf verloren gegangen, haben eine oder zwei Innovationsrunden verpasst.
Das Resultat: Die Mobile Division bei Sony ist die einzige, die rote Zahlen schreibt. Die Zahlen sind weit von einer roten Null entfernt und Sony blutet Geld. Eine Fusion aus Kamera-, TV- und Audio-Divisionen mit der Mobile Division soll Erleichterung und Innovation bringen. Endlich kann Sony Mobile auch auf Entwicklungen aus der Kameradivision zugreifen. Sprich: CineAlta für Filmer und Alpha für Fotografen.
Der erste Schritt aus dieser Fusion heraus ist das Sony Xperia 1. Ein Phone, auf das Sony zweifelsohne grosse Hoffnungen setzt. Es ist ein Make-or-Break-Telefon. Mit viel unerprobter Technologie aus Divisionen, die bisher Entwicklungen ohne Mobile im Hinterkopf gemacht hat. Das ist riskant.
Das Risiko zahlt sich aus.
Das Xperia 1 und seine seltsamen Knöpfe
Die Innovation und das Risiko beginnt beim Design der Hardware. Das Sony Xperia 1 ist lang. Sehr lang. Es ist aber nicht breit. Mit einem Bildschirmseitenverhältnis von 21:9 sieht das Xperia 1 leicht verzerrt aus.
An der rechten Seite sind alle Knöpfe angebracht, damit du als Rechtshänder sie alle mit dem Daumen erreichen kannst. Der Fingerabdruck-Scanner ist zwischen Volumen-Knopf und Power Button angebracht. Weiter unten ist der dedizierte Kameraknopf. Seltsam ist, dass du das Phone mit dem Fingerabdruck-Scanner entsperren und den Bildschirm aktivieren, es aber nicht ausschalten kannst. Denn dazu brauchst du den separaten Power Button. Warum? Es ist möglich den Scanner in den Power Button zu integrieren. Andere Phones machen das vor. Sony hat das selbst schon hingekriegt.
![Die Knöpfe an der Seite sind etwas seltsam gelöst](/im/Files/2/7/2/3/6/9/7/8/sony_xperia_1_buttons.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Der dedizierte Knopf zeigt aber die Stossrichtung des Phones. Daher lege ich den Fokus des Rests des Reviews auf den Fokus des Phones: Medienproduktion und -konsum.
Der Bildschirm: Hart an der 4k-Grenze
Der Bildschirm ist klar das Highlight des Phones in der nicht-professionellen Nutzung.
Nicht nur ist er mit 6.5 Zoll Bilddiagonale überdurchschnittlich gross, sondern kratzt mit einer Auflösung von 1644x3840 Pixel hart an der 4k-Grenze von 2160x3840 Pixel. Hätte Sony die 4k hinkriegen wollen, dann hätte das Xperia 1 breiter werden müssen. Diese Dichte von 643 Pixel Per Inch (ppi) macht dein Bild auf dem Amoled-Screen nicht nur schön, sondern spektakulär. Youtube-Videos sehen gestochen scharf aus und endlich ist klar, warum 4k als Goldstandard der Bildschirmauflösung gilt und weshalb Smartphone-Hersteller das wollen. Denn du willst das. Du weisst es vielleicht noch nicht, aber glaub mir. Ich wusste es auch noch nicht und ich schau mir andere Phones an und denke «wäre besser mit 4k», selbst wenn das Xperia 1 nicht ganz 4k hat.
Das wird von den integrierten Lautsprechern unterstützt. Kaum ein Video klingt nicht entweder mit butterweicher Erzählstimme oder ordentlich Wucht in den Raum hinein. Songs haben Bass, Höhen und Mitten. Das Sony Xperia 1 scheppert nie, überschlägt sich im Sound nie und so ist es ein Phone, auf dem ich Videos geschaut habe, weil ich wollte und nicht nur weil ich gerade keinen Fernseher oder einen PC zur Hand hatte.
Der 3.5mm-Anschluss ist weg. Warum?
Wenn du professionell mit Kameras arbeitest, so wie Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich, dann bist du zwar vom Xperia 1 beeindruckt, wirst aber Fragen haben. Hardwareseitig ist das vor allem eine Frage: Warum ist da kein 3.5mm-Anschluss mehr? Das ist zwar im täglichen Musikkonsum kein grosses Problem, aber wenn du filmst, dann reicht das Onboard-Mikrofon eines jeden Smartphones schlicht nicht aus. Externe Mikrofone existieren zuhauf. Wir nutzen Rode-Produkte, aber auch Sony stellt eigene Mikrofone her, seien es Knochenmikrofone oder Shotgun Mikes.
Alle nutzlos.
![Wo bleibt der Kopfhörer-Jack?](/im/Files/2/7/2/3/6/9/8/0/sony_xperia_1_usb_c_port.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Sony, wenn du willst, dass wir das so einfach hinnehmen, dass wir mit dem Xperia 1 richtig gut filmen können, aber auf den 3.5mm-Jack verzichten müssen, dann musst du uns mehr geben. Mir und Stephanie kommen auf Anhieb drei Optionen in den Sinn.
- Anständiges Bluetooth-Mikrofon oder eine Anständige Bluetooth-Lösung
- Dongle, das auch mit Mikros funktioniert
- Ein 3.5mm-Jack
Denn so wird das Xperia 1 nie mehr sein als ein Gerät, mit dem wir B-Roll filmen, also so Footage, die wir unter «ferner liefen» ablegen und dann benutzen, wenn wir gerade nichts anderes haben.
Schade, denn das Xperia 1 hätte das Zeug zu einer guten Videomaschine. Vor allem eines kommt Stephanie bei der Arbeit da zugute. Das Xperia 1 filmt im Format 21:9, Youtube und die meisten Bildschirme aber stellen Inhalte in 16:9 dar. Sprich, da ist links und rechts noch etwas Bild übrig. Das ist Footage, die in der Postproduktion als Fake Pan, als gefälschte Kamerafahrt, eingesetzt werden kann. Das mag nach nicht viel oder nicht besonders nützlich klingen, kann aber ein Video von durchschnittlich zu gut werden lassen. Es ist immer einfacher Footage zu stutzen als sie hinzuzufügen.
CineAlta: Ein Profimodus, der seinen Namen verdient hat
Die normale Kamera-App liefert dir ganz okaye Bilder. Sie werden nie einen Preis gewinnen oder so etwas, aber die Bilder sind gestochen scharf. Aber für Profis ist die Fotokamera noch nichts. Das liegt nicht an der Hardware, sondern an der Software, die sich auf das nötigste beschränkt und soliden oberen Durchschnitt bewegt. Das ist aber nichts, das nicht mit einem Software Update behoben werden könnte. Denn wenn die Kamera für Profis attraktiv werden soll, dann müsste sie RAW-Dateien aufnehmen. Das Update ist eines, auf das Stephanie und ich hoffen, denn da ist eine App, die viel erhoffen lässt. Sony verkauft sie im Betriebssystem aber weit unter Wert, nennt sie nur «Cinema Pro». Komm schon, Sony, schreib es dir gross auf den Home Screen. Ein Wort nur: CineAlta.
Denn Cinema Pro ist die App, die Technologie der Sony Profikamera-Linie CineAlta verwendet. Die App braucht etwas Lernaufwand, aber das lohnt sich definitiv. Keine Sorge, die normale Kamera-App produziert auch Videos, aber halt einfach so nach Gutdünken der Kamera-AI. In der CineAlta-App aber kannst du all die Settings vornehmen, die dein Video von «Jaja, ist ein Video» zu professionell verwendbaren Daten werden lässt. In 10bit zwar, aber leider nicht in 4k/60fps. Die Farbtemperatur kannst du nach Presets einstellen, da gibt es wenig zu diskutieren. Interessanter wird es beim Shutter Speed. Da sind etwas seltsame Presets drin. Sind das die, die in den CineAlta-Kameras verwendet werden? Wir filmen unsere Videos auf einer Sony a7s ii oder der Sony a7iii. Da haben wir die Shutter Speeds der normalen Fotokamera. Bei CineAlta aber sind da Shutter Speeds von 172.8 und dergleichen. Klar, damit können wir auch arbeiten, aber die Herkunft der Zahlen lässt uns etwas am Kopf kratzen.
![Merkwürdige Shutter Speeds](/im/Files/2/7/2/3/6/4/4/8/sony_xperia_screenshot_cinealta_app_shutter_speeds.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Gerade deshalb, weil wir in der Regel mit für uns normalen Shutter Speeds arbeiten, müssen wir aufpassen, wo wir die Footage aus dem Xperia 1 verwenden. Da kann es, selten, zu leichter Verzerrung in der Geschwindigkeit der Footage in der Postproduktion kommen.
Grossartig aber gelöst ist der manuelle Schärferegler. Nicht nur ist die Hitbox – das Kontaktfeld, auf dem der Screen deinen Fingerzeig als Schärfeeinstellung annimmt – gross genug, sondern du wirst das Phone dank dem Kameraknopf in deiner Rechten halten. Darum ist die Schärfeeinstellung auch rechts. Du kannst das Phone danke seiner Länge also bequem zwischen die Finger klemmen und gut festhalten, den Zeigefinger dazu nutzen, um den Kameraknopf zu bedienen und mit dem Daumen die Schärfe einzustellen. Gute Arbeit, Sony. Richtig gute Arbeit.
![Der manuelle Fokus ist meisterhaft gelöst](/im/Files/2/7/2/3/6/4/4/7/sony_xperia_screenshot_cinealta_app_manual_focus.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Trotzdem: Da fehlen Dinge, aber nichts, das nicht von einem Update könnte behoben werden. Warum ist da keine Option in der normalen Kamera-App, um in die CineAlta-App zu wechseln? Warum schaltet sich der Blaulichtfilter des Xperia 1 nicht automatisch aus, wenn du in der CineAlta-App arbeitest? Warum ist da kein 4k/60fps?
Und wenn ich wieder vom Kamerasystem wegkomme: Warum sind da überall Tutorials in der sonst mehr oder weniger unangetasteten Android-Version, die ich nicht loswerde? Warum funktionieren die ohnehin überflüssigen Side Panels nicht?
Da zeigt sich, dass Sony nicht ganz da angekommen ist, wo der Konzern mit den Smartphones hinwill. Aber die Richtung ist da und sie ist gut. Sie ist im grösseren Konzept Smartphone sogar notwendig. Das Xperia 1 macht die Welt der Smartphones spannender, zeigt, dass da mehr drinliegt als nur bessere Selfies und AR-Emojis oder sonstige Spielereien. Das Sony Xperia 1 zeigt, dass Smartphones gut, schnell und stark genug sind, dass Profis damit arbeiten können.
Stephanie und ich sind uns sicher: Wir könnten mit mehr Zeit, mehr Experimentieren und mehr Erfahrung mit dem Phone noch bessere Videos hinkriegen. Mal sehen, was wir da machen können. Ein Vorteil noch zum Schluss: Wir können das Phone dank IP68 Zertifikat einfach ins Wasser eintauchen und Unterwasser-Videos aufnehmen. Wir wissen zwar nicht ganz genau, wofür das gut sein soll, aber lieber haben wir ein Phone im Wasser als eine Sony a7iii.
So. Fertig. Und bin ich der einzige, der sich über die Entfernung des umständlichen XZ im Namen des Handys freut?
![User Avatar](/im/Files/6/2/8/0/2/1/2/7/MicrosoftTeams-image.png?impolicy=avatar&resizeWidth=96)
![User Avatar](/im/Files/6/2/8/0/2/1/2/7/MicrosoftTeams-image.png?impolicy=avatar&resizeWidth=80)
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.