Sony Xperia 1 V: Die Qualität kostet, zahlt sich aber nicht aus
Beim Xperia 1 V setzt Sony die Kamera stark in den Vordergrund. Stimmen sollte aber das Gesamtpaket.
Das neue Sony Xperia 1 V will die Smartphone-Fotografie auf ein neues Level anheben, und auch im Audio- sowie Gamingbereich brillieren. Ich teste das Smartphone als Gesamtpaket, während Kollege Samuel Buchmann sich voll und ganz um die Kamera kümmert.
Sony Xperia 1 V
256 GB, Black, 6.50", Hybrid Dual SIM, 48 Mpx, 5G
Das Design: liegt gut in der Hand
Mit länglicher Form im 21:9 Format und einem Gewicht von 187 Gramm liegt das Sony Xperia 1 V gut in meiner eher kleinen Hand. Eine raue Rückseite und gerillte Ränder machen das Phone griffig. Geschützt wird das Handy mit Gorilla Glass Victus 2 vorne und Gorilla Glass Victus hinten.
Das Smartphone ist nach IP68 staub- und wasserfest. Du kannst das Xperia 1 V für 30 Minuten in 1,5 Meter tiefes Süsswasser tauchen.
An der rechten Seite sind Knöpfe mit je zwei Funktionen. Der Anschaltknopf ist gleichzeitig der Fingerabdrucksensor. Der Lautstärke-Knopf ist im Kameramodus die Zoom-Funktion. Und der dritte Knopf führt direkt in die Kamera-App. Das allein ist nicht besonders, wenn auch praktisch. Aber bist du in der Kamera-App, fungiert der Knopf als Auslöser. Und zwar inklusive Fokus, wenn du ihn nur halb durchdrückst.
Oben verbaut Sony einen Audioanschluss für Kopfhörer mit Kabel. Unten befindet sich ein Slot für eine nanoSIM plus Platz für eine MicroSD. Praktisch ist, dass du zum Öffnen des Slots kein zusätzliches Werkzeug brauchst. So kannst du auch unterwegs die Speicherkarte wechseln.
Grosszügige Hardware: vom Display bis zum Arbeitsspeicher
Das Sony Xperia 1 V kommt mit 6,5-Zoll-OLED-Display im 21:9-Format und 4K-Auflösung mit 3840 × 1644 Pixeln. Das Display zeigt gute Kontraste und sattes Schwarz. Die Farbwiedergabe kannst du entweder im Standardmodus lassen – hier hast du leuchtende Farben und helles Weiss. Oder du setzt den Creator-Modus ein, mit natürlicherer Farbwiedergabe und wärmerem Weiss. Das Farbspektrum geht Richtung BT.2020-Farbraum.
Die Bildwiederholrate erreicht bis zu 120 Hertz und macht das Scrollen flüssig. Mit dabei ist der starke Snapdragon 8 Gen 2 von Qualcomm. Mit der App Geekbench 6 messe ich die Leistung des Prozessors. Verglichen mit dem Samsung Galaxy S23 Ultra (mit dem gleichen Prozessor) ist das Xperia 1 V auf Augenhöhe. Die GPU-Leistung liegt um fast 2000 Punkte darunter.
Dir stehen 256 Gigabyte interner Speicher und 12 Gigabyte RAM zur Verfügung. Sinnvoll ist der hohe Arbeitsspeicher, wenn du Videos auf dem Smartphone rendern willst, viele Apps gleichzeitig offen sind oder beim Spielen. In der Realität achten die Gamestudios aber darauf, dass ihre Spiele auch auf weniger leistungsfähigen Geräten laufen. Bei meinen getesteten Titeln wie «Genshin Impact» oder «Call Of Duty Mobile» lag die Auslastung bei höchstens sieben Gigabyte.
Der Akku hat eine Kapazität von 5000 mAh. Im Alltag komme ich damit gut bis zum nächsten Mittag aus. Videos anschauen kann ich rund 16 Stunden. Anders sieht es beim Videodreh aus. 10 Minuten Videoaufnahme in 4K mit 120fps fressen etwa 5 Prozent des Akkus. Du könntest also rund 200 Minuten Filmaufnahmen erstellen.
Dagegen sprechen in der Praxis zwei Punkte: ab 170 Minuten müsstest du eine externe Speicherkarte hinzufügen. Ausserdem überhitzt das Smartphone nach etwa 15 Minuten Filmzeit. Um vor Schäden zu schützen, stoppt das Xperia die Filmaufnahmen dann automatisch.
Netzteil und Kabel bekommst du laut Sony aus Umweltgründen keines mitgeliefert.
Mit meinem 80 Watt-Netzteil braucht das Sony Xperia 1 V etwa zwei Stunden zum vollständigen Laden. Das ist für mich als Nutzerin eines Oppo-Smartphones mit der Schnellladefunktion enttäuschend lange. Geräte von Apple und Samsung laden hingegen ähnlich langsam wie das von Sony.
Die Softwareupdates: Nicht für die Ewigkeit
Das Sony Xperia 1 V kommt ab Werk mit Android 13. Sony möchte mit weniger Zubehör und nachhaltiger Verpackung die Umwelt schonen. Diese Begründung für das fehlende Ladegerät mutet im Hinblick auf die Updatezeiträume heuchlerisch an: Zwei Jahre für Android und drei Jahre für die Sicherheit ist sehr wenig.
Die vorinstallierten Apps sind überschaubar. Neben der Google-Familie hast du ein paar durchdachte, hauseigene Apps. Beispielsweise für Fotos, Videos und Audioaufnahmen. Für Gaming-Freunde ist auch die Playstation-App, die du mit deiner Konsole verbinden kannst.
Und einen eigenen Streamingdienst hat Sony mit an Bord: Bravia-Core. Bei Neueröffnung eines Kontos erhältst du 12 Monate Streaming gratis und kannst dir 5 Filme aussuchen, die du behalten darfst. Der Umfang ist überschaubar, hat aber eine Menge guter Streifen dabei.
Ich finde auch gleich meinen Lieblingsanimationsfilm: «Spiderman: A New Universe». Natürlich macht der Streamingdienst am TV mehr Sinn, aber die Qualität ist super mit Versionen in 4K oder IMAX.
Das Displayformat macht keinen Unterschied
Sony wirbt mit dem länglichen Format von 21:9. Allerdings ist das Display nicht viel länger als bei meinem Oppo Find X5 mit Verhältnis 20:9. Vergleiche ich die Darstellung der beiden Handys, wirkt es, als hätte das Xperia 1 V mehr Platz. Bilder und Menüelemente werden aber kleiner dargestellt. Vergrössere ich die Schrift in den Einstellungen, bleiben Bilder und Menüleisten aber im kleineren Format.
Bei Filmen wäre das länglichere Display praktisch, aber nicht überall findest du auch ein Kinoformat. Immerhin kannst du das 21:9-Display mit dem hauseigenen Streamingdienst Bravia Core auskosten.
Die Kamera: Gut, aber kein Wunderwerk
Die Kamera ist das Schlagzeilen-Feature des neuen Xperia. Die Benutzeroberfläche der App sieht aus wie bei einer grossen Sony Alpha. Da hat es sich Samuel nicht nehmen lassen und ausführlich getestet, ob das Sinn macht.
Kurz gesagt: Das Xperia macht gute Raw-Bilder, ist aber nicht wesentlich besser als Flagschiffe von anderen Herstellern. Den ausführlichen Test findest du hier:
Gaming: Spieloptimierer und Live-Stream
Beim Öffnen von Spielen wird dir automatisch ein Spieloptimierer angezeigt. Wahlweise als Button oder Menüleiste. Er zeigt dir den Zustand des Gerätes während des Spielens und bietet diverse Funktionen – wie einen Fokus-Modus, die Möglichkeit, eigene Live-Streams zu erstellen oder hochauflösende Screenshots zu schiessen. Für jedes deiner Spiele kannst du die Einstellungen separat anpassen.
Tolles Audioerlebnis beim Hören und Sprechen
Besitzt du Kopfhörer von Sony, kannst du diese direkt in der Headphone-App registrieren und den Klang anpassen. Die Lautsprecher des Smartphones bieten eine verhältnismässig gute Qualität. Zwei Lautsprecher befinden sich direkt ober- und unterhalb des Displays in Form von kleinen Schlitzen. Damit erreicht dich der Klang frontal. Zudem deckst du so beim Halten des Smartphones im Querformat die Lautsprecher nicht ab.
Solltest du auch bei Wind und Wetter Sprachnachrichten versenden, wird dir der Windfilter bestimmt gefallen. Ich habe einen Vergleich mit meinem Oppo Find X5 gemacht. Meine Stimme wird beim Sony Xperia 1 V zwar leicht verfälscht, dafür ist der Wind leiser und meine Stimme klarer. Beim Oppo hört man mich auch relativ gut, der Wind ist allerdings lauter.
Fazit: Qualität hat ihren Preis, mir ist er zu hoch
Das Sony Xperia 1 V bietet eine starke Hardware und ein Display mit hervorragender Bildqualität. Um das 21:9-Format auszukosten, brauchst du aber Kinofilme, zum Beispiel von Sonys hauseigenen Streamingdienst Bravia Core. Musikhören und Spielen machen ebenfalls Spass und lassen Platz für persönliche Einstellungen.
Die Kamera ist ebenfalls gut, aber im Vergleich zu anderen Smartphones nicht herausragend. Ihre manuellen Modi machen mit den fixen Blenden der Linsen wenig Sinn – und die wenigsten Leute dürften mit einem Smartphone im Raw-Format fotografieren.
Für die ganze High-End-Hardware will Sony viel Geld. Da sind Sicherheitsupdates für drei Jahre und Android-Updates für nur zwei Jahre zu wenig.Möchtest du ein preiswertes Smartphone, das gute Fotos schiesst und dir mit langen Updatezeiträumen Freude bereitet, empfehle ich dir deshalb eher das Google Pixel 7 Pro ab 737 Franken oder 760 Euro. Und als Alternative in der Schweiz auch das Oppo Find X5 Pro für 829 Franken.
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.