

«Star Wars: Battlefront II»-Review: Solide Fortsetzung, die von der Geldgier gebremst wird

Die Fortsetzung zum erfolgreichen Multiplayer-Shooter doppelt nach und liefert nun auch eine viel gewünschte Singleplayer-Kampagne. Gedämpft wird das Spielerlebnis von «Star Wars: Battlefront II» von einem umständlichen Upgrade-System und einem fragwürdigen Geschäftsmodell.
Ein Raunen ging durch den Raum, als an der E3 2013 der allererste Teaser zu «Star Wars: Battlefront» gezeigt wurde. Die «Battlefield»-Macher entwickeln ein «Star Wars»-Game? Wie geil. Für viele Gamer wurde damit ein Traum wahr. Der 2015 erschienene Multiplayer-Shooter wurde der Hoffnung zwar nicht vollends gerecht und wirkte insgesamt etwas dünn. Mit dem zweiten Teil wollen die schwedischen Entwickler Dice alles besser machen. Vieles ist ihnen gelungen, dafür sind neue Probleme hinzugekommen.
Eine Augen- und Ohrenweide

Optisch und soundtechnisch gab's an Dice-Titeln noch nie was zu bemängeln. Das «Star Wars»-Universum hat noch nie so beeindruckend ausgesehen. Wer den ersten Teil gespielt hat, wird vielleicht nicht mehr ganz so aus dem Häuschen sein, aber die Präsentation ist definitiv ein Highlight. Zusammen mit den ikonischen Sounds huscht Fans jedes Mal ein Grinsen übers Gesicht, wenn der Roboter beim Start einer Runde «Roger, Roger» ruft oder dein Blaster «ziupziup» macht. Du hast das Gefühl, mitten in einem «Star Wars»-Film zu stecken.
Eine kurzweilige, aber stimmige Kampagne

Anders als im 2015-«Battlefront» gibt es für Einzelkämpfer nicht nur die Horde-Mode-ähnlichen Arcade-Missionen, in denen du in Schiessbudenmanier Gegner niedermähst. Nein, es gibt eine echte Singleplayer-Kampagne. Die beschäftigt dich zwar kaum länger als vier Stunden, dafür wird dir nie langweilig. Die Story bietet keine Überraschungen, ist aber dank zahlreichen Zwischensequenzen interessant erzählt. Zeitlich siedelt sie sich um die Ereignisse von «Star Wars VI» an. Du besuchst zahlreiche bekannte Schauplätze und teilweise auch Szenen direkt aus dem Film – allerdings aus einer neuen Perspektive. Das ist Fan-Service pur, wenn es teilweise auch etwas aufgesetzt wirkt.
Der Missionsablauf ist wenig abwechslungsreich und die Gegner treffen genauso mies wie die Stormtrooper aus den Filmen. Mal bist du auf einem fremden Planeten und kämpfst gegen fliegende Insekten und im nächsten Moment jagst du in einer gigantischen Weltraumschlacht einem Tie-Fighter nach. Diese Schlachten sind besonders spektakulär inszeniert und verleihen dir ein eindrückliches Gefühl von Grösse.

Alles in allem hat mich die Kampagne gut unterhalten. Sie ist ein ideales Tutorial und Appetithäppchen für den Multiplayer. Allerdings hat sie mir auch Lust auf ein echtes Singleplayer-«Star Wars»-Game mit komplexer Geschichte, frischem Gameplay und Rollenspiel-Elementen gemacht. Kann ja noch kommen.
Multiplayer: Wenig Variation, aber trotzdem spassig

Die Hauptspeise von «Battlefront II» kommt in Form des Multiplayer-Modus. Fünf Modi stehen dir aktuell zur Auswahl. In «Angriff» treten zwei Teams mit jeweils acht Spielern in zielbasierten Szenarien gegeneinander an. «Gefecht» ist simples Deathmatch. Bei «Sternenjäger-Angriff» liefern sich zwei Teams mit Jägern, Bombern und Heldenschiffen mehrstufige Raumschlachten. «Galaktischer Angriff» ist das 40-Spieler-Equivalent auf dem Boden (meistens). In «Helden vs. Schurken» treten zwei Viererteams aus «Star Wars»-Helden und -Bösewichten gegeneinander an.
Die Zahl der Modi ist zwar klein, sie bieten aber genug Unterhaltung. Wie bisher kannst du in vielen Modi auch Fahrzeuge steuern. Anders aber als beim Vorgänger, musst du dafür nicht mehr das entsprechende Symbol auf dem Spielfeld einsammeln. Punkte, die du während dem Match verdienst, kannst du investieren, um einen Tie-Fighter zu steuern, einen Panzer zu fahren oder in die Rolle von Chewbacca oder anderen ikonischen Figuren zu schlüpfen. Der Preis dafür variiert stark und reicht von 400 für einen Kampfroboter bis zu 8000 für Luke oder Darth Vader. Das Problem ist, dass viele Spieler in einer Runde gar nie so viele Punkte anhäufen können. Mir ist es auch schon passiert, dass ich bis zum Ende gespart habe, aber dann alle teuren Helden im Spiel besetzt waren, sodass ich sie nicht mehr auswählen konnte. Danach war es zu spät und das Spiel zu Ende. Da schaust du in die Röhre. Hier muss Dice noch etwas feintunen.

Abgesehen davon machen die verschiedenen Modi extrem viel Spass. Ob du nun im Millenium Falcon um gigantische Sternenzerstören rast mit Tie-Abfangjägern im Nacken oder als Darth Maul mit deinen Doppel-Laserschwert Rebellen niederstreckst. Die Macht von «Star Wars» spürst du durch und durch.
Besonders spassig finde ich «Helden vs. Schurken». Hier musst du Bobba Fett und Co. nicht erst freispielen. Die Spieldynamik ist deutlich anders, da jeder aus vollen Rohren mit seinen Superfähigkeiten ballert. Und die Duelle zwischen Han Solo und Darth Vader oder Kylo Ren und Rey sind einfach episch.
Umständliches Ausrüstungs-Management und viel Hass auf Reddit

Es gibt vier Standardklassen zur Auswahl, die je vier Waffen besitzen. Drei Knarren schaltest du mit Abschüssen frei. Daneben kann jede Figur – auch die Helden – mit drei Karten ausgerüstet werden. Anfangs eine, die letzten zwei Slots musst du freischalten. Eine Karte kann beispielsweise die Standardgranate gegen eine Blendgranate ersetzen oder deine Lebensregeneration erhöhen. Jede Karte kannst du upgraden oder craften, wenn du sie noch nicht besitzt. Dafür brauchst du Upgrade-Teile, die du aus Lootkisten erhältst. Spezielle Figuren wie Luke Skywalker musst du gegen Credits freischalten. EA ist mittlerweile etwas zurückgerudert und hat die anfänglichen Kosten von 60'000 Credits reduziert. Nun musst du noch 15’000 Credits investieren, die du je nachdem, wie gut du spielst, in ein paar Stunden verdient hast. Und hier kommen wir zum Kern des Problems. Erstens ist das ganze Kartensystem unübersichtlich und umständlich. Nur über Lootkisten kriegst du neue Karten. Diese kaufst du mit der gleichen Währung, wie du Helden freischaltest. Gegen echtes Geld kriegst du aber praktisch alles sofort.

EA hat zwar auf einen kostenpflichtigen Season Pass verzichtet, versucht nun aber, das Geld mit Lootboxen wieder reinzuholen. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Allerdings kann jemand mit Geld sich klare Spielvorteile kaufen. Schlimmer finde ich allerdings, dass das ganze Kartensystem um dieses Lootboxen-System herumgebaut wurde. Zumindest wirst du dieses Gefühl nicht los. Es wirkt aufgesetzt.
Beim Spielen hat mich das zwar nicht extrem gestört, aber ein fahler Beigeschmack bleibt. Gamer lehnen sich zurecht dagegen auf und strafen einen Kommentar von EA auf Reddit mit einer Rekordzahl an Downvotes ab. Es war weder das erste, noch das letzte Mal, dass sich der Publisher zu einem Statement bezüglich «Battlefront II» genötigt fühlte. Mehrmals wurden bereits Änderungen am Spiel vorgenommen, um das Upgrade-System zu entschärfen.
Fazit: Eindrücklich im Positiven wie im Negativen

«Star Wars: Battlefront II» bietet dir ein Spektakel, dass nur Blockbuster-Games bieten können. Leider beinhaltet es auch ein Bezahlmodell, das sich nur Blockbuster-Games erlauben können. Zwar ist der Widerstand grösser als erwartet, ich bleib aber noch skeptisch, ob sich EA davon langfristig beeindrucken lässt. Es ist aber auf jeden Fall ein positives Signal aus der Game-Szene, dass man sich nicht alles bieten lässt.
Schade ist, dass ein eigentlich gutes Spiel, in das viel Arbeit gesteckt wurde, von gnadenlosen Gewinnoptimierungs-Massnahmen überschattet wird. Die Kampagne ist zwar einfach gestrickt, bietet aber besten Fan-Service. Der Multiplayer-Modus besitzt etwas mehr Tiefgang und Variation als beim Vorgänger. Die Weltraumschlachten sind ein absolutes Fest. Aus allen Trilogien sind Figuren und Schauplätze enthalten. Das Upgrade- und Ausrüstungssystem überzeugt mich hingegen nicht. Im Englischen sagt man «Vote with your wallet», wähle mit deinem Portemonnaie. Konsequenterweise müsste man das Spiel also boykottieren, um der Geldmacherei einen Riegel vorzuschieben. Allerdings können die meisten Entwickler wenig für das Finanzierungsmodell und haben sich abgerackert für ein Spiel, das alles in allem richtig gut geworden ist. Ich für meinen Teil sage: «Join the Dark Side: We got cookies» – aber kauf keine Lootboxen, da hört der Spass auf.


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.