Starlink-Satelliteninternet im Test: bis 250 Megabit aus dem Weltraum
Produkttest

Starlink-Satelliteninternet im Test: bis 250 Megabit aus dem Weltraum

Martin Jud
18.8.2023

Elon Musks SpaceX hat mir ein Starlink Standard Kit zugesandt. Die dazugehörende Satellitenschüssel steht seither auf dem Dach und leistet gute Arbeit – für einen saftigen Preis.

Für wen ist eigentlich das Weltrauminternet von SpaceX? Die Antwort: Für alle, die es sich leisten können und keine andere Möglichkeit für «schnelles» Internet haben. Also für einen Käsereibetrieb auf der Alp. Oder für Weltenbummler, die mit ihrem Camper die entlegensten Ecken erkunden möchten. Für Online-Gaming taugt es übrigens eher nicht, aber dazu später mehr.

Je nach Standort bekommst du mit Starlink unterschiedliche Geschwindigkeiten. In den USA soll der Download derzeit nur um die 60 Megabit pro Sekunde betragen. Bei mir zu Hause, nördlich von Zürich, kommen im Schnitt über 200 Megabit pro Sekunde rein. Das liegt daran, dass die Download-Geschwindigkeit sinkt, wenn viele andere Starlink-User in deiner Umgebung aktiv sind. Beim Upload musst du dich, egal ob hier oder anderswo, mit knapp über 10 Megabit pro Sekunde zufriedengeben – für mich gewöhnungsbedürftig.

Starlink Standard Kit mit Motor

Starlink Standard Kit mit Motor

Starlink Standard Kit mit Motor
Router

Starlink Standard Kit mit Motor

Im ländlichen, aber stadtnahen Dorf macht die Satellitenschüssel keinen Sinn. Die Hardware und das Internetabonnement von SpaceX ist teurer und weniger leistungsfähig als das Kabelinternet. Ausserdem sind schräge Dächer nicht immer ein guter Platz für die Schüssel mit integriertem Motor und Heizung. Das macht mir auch die Starlink-App nach der ersten Installation klar. Nach einem Standortwechsel näher an den Dachfirst läufts jedoch rund. Dennoch wundere ich mich über eine Sache gewaltig: Der zum Set gehörende WLAN-Router hat keinen einzigen Ethernet-Port.

Achtung: Bewilligungspflicht bei Dachinstallation

Je nach Land und Gemeinde ist das Installieren einer Satellitenschüssel an oder auf einem Hausdach bewilligungspflichtig. In der Schweiz benötigst du in der Regel eine Bewilligung der jeweiligen Baubehörde. Weiter brauchst du die schriftliche Einwilligung des Vermieters. Diese ist laut Mietrecht (OR Artikel 260a) bei einer Veränderung am Mietobjekt erforderlich.

Wie Starlink funktioniert: einmal All und zurück

Starlink ist das Satelliteninternet von SpaceX. Das Raumfahrtunternehmen hat bereits 2019 damit begonnen, Starlink-Satelliten ins All zu schiessen. Mittlerweile betreibt es in einer Höhe von 540 bis 570 Kilometern, im erdnahen Orbit, über 4000 Kleinstsatelliten. Geplant ist, das Netzwerk auf 12 000 Stück auszubauen. Diese sollen in einer Höhe zwischen 340 und 614 Kilometern ihren Dienst tun. Ebenso ist eine spätere Erweiterung auf 42 000 Stück angedacht. Mitte 2023 hat Starlink bereits über 1,5 Millionen Abonnenten.

Momentan ist Starlink in den meisten Ländern Nord- und Südamerikas, Europas und in wenigen Ländern Afrikas, Asiens sowie in Australien und Neuseeland verfügbar. Eine genaue Information zum Stand und bald folgenden Ländern findest du hier.

Aufnahme von Starlink-Satelliten: Nicht jeder hat Freude an Starlink – etwa in der Astronomie sorgen die Satelliten mit Lichtverschmutzung für Probleme.
Aufnahme von Starlink-Satelliten: Nicht jeder hat Freude an Starlink – etwa in der Astronomie sorgen die Satelliten mit Lichtverschmutzung für Probleme.
Quelle: Shutterstock

Um in den Genuss des Weltrauminternets zu gelangen, benötigt die Satellitenschüssel je nach Standort unterschiedlich viel Sicht Richtung Norden. Dies liegt daran, dass sich auf dem 53 Breitengrad besonders viele Satelliten befinden. Wer in der Schweiz eine Schüssel aufstellt, wird bemerken, dass sie sich automatisch Richtung Nordosten ausrichtet. Dabei kann sie bis zehn Satelliten gleichzeitig verfolgen und wählt automatisiert denjenigen, der die beste Signalqualität aufweist. Da die Satelliten in ständiger Bewegung sind, justiert die Schüssel laufend die korrekte Richtung auf neu auftauchende Satelliten nach.

Im Jahr 2022 soll die durchschnittliche, weltweite Downloadgeschwindigkeit 87 Megabit (10,9 Megabyte) pro Sekunde betragen haben. Ich teste eine stationäre Starlinkschüssel. Deren Speed soll typischerweise zwischen 50 und 150 Megabit pro Sekunde beim Herunterladen betragen und zwischen 10 und 20 Megabit beim Hochladen. Die Latenz soll zwischen 20 und 40 Millisekunden liegen. In manchen Ländern bietet SpaceX bereits eine Business-Starlink-Lösung, die Geschwindigkeiten zwischen 150 und 500 Megabit pro Sekunde bieten soll. Ebenso gibt es Schüsseln, die für den mobilen Einsatz konzipiert sind und bald auch bei uns erhältlich sein sollten. Zukunftsmusik ist eine private Starlink-Lösung für die Schifffahrt. Die Passagierschifffahrtsbranche wird hingegen bereits mit Schüsseln ausgestattet.

Was du für Starlink benötigst und wie viel es kostet

Für eine Starlink-Satellitenschüssel ist ein schräges Dach suboptimal. Ist zu viel Dach über der Schüssel vorhanden, kann das die Verbindung zwischen Schüssel und Satellit behindern. Damit das Weltrauminternet von SpaceX funktioniert, benötigt die Schüssel Rundumsicht – genauer ab einem Höhenwinkel von 25 Grad. Das heisst, dass sie am besten auf einer relativ ebenen Fläche aufgestellt oder nahe des Dachfirsten funktioniert – Hindernisse, wie Baumkronen, beeinträchtigen die Verbindung zum Satelliten. Falls du prüfen möchtest, ob ein Standort für Starlink geeignet ist, geht das mit der dazugehörenden App. Die gibt es für Android und iOS und sie bietet eine Funktion, die mithilfe der Kamera den potenziellen Aufstellungsort scannt und dir sagt, wenn er nicht gut ist.

Da ich Zuhause von zwei Stockwerken aus Zugang zu vier Dachseiten habe, platziere ich die Schüssel erst da, wo es am bequemsten geht. Ich bringe sie etwas oberhalb des ersten Dachgeschosses an der Südseite an. Allerdings ist die Schüssel dann für den reibungslosen Empfang zu weit vom Giebel entfernt. Und zu nah an der westlichen Dachseite, die darüber mit der Südseite einen Kreuzgiebel bildet.

Zugegeben, ich habe die Standortscanfunktion von Starlink vor dem Aufstellen nicht genutzt. Dass es nicht passt, meldet mir die Starlink-App wie folgt:

Die Starlink-Satellitenschüssel richtet sich nicht nur automatisch aus – auch meldet die App automatisch, wenn etwas nicht stimmt.
Die Starlink-Satellitenschüssel richtet sich nicht nur automatisch aus – auch meldet die App automatisch, wenn etwas nicht stimmt.
Quelle: Martin Jud

Neben der Information, dass ich alle fünf Minuten mit einer Unterbrechung rechnen müsse, wird mir auch genau gezeigt, wo es auf der Spiegelfläche zu Problemen kommt. Die Schüssel wird nördlich und östlich zeitweise leicht vom höher gelegenen Dach verdeckt. Daher packe ich alles wieder ein und platziere die Schüssel neu im höheren zweiten Dachgeschoss auf der Westseite. Damit sind die Probleme Geschichte.

Ob das wohl auch längerfristig halten würde?
Ob das wohl auch längerfristig halten würde?
Quelle: Martin Jud

Wie du sehen kannst, ist die Schüssel für die Testtage provisorisch an den Schneefang gestellt und mit Kabelbindern befestigt. Empfohlen ist das überhaupt nicht. Zwar ist der mitgelieferte Standfuss stabil und die Schüssel damit über sechs Kilogramm schwer. Doch sollte ein Herbststurm nahen, würde ich nicht darauf wetten, dass das wirklich hält.

Nicht ganz günstig

Hast du deinen geeigneten Standort gefunden, kostet das Standard Kit zurzeit 400 Franken. Ausserdem verlangt Starlink für die Aktivierung der Hardware einmalig 50 Franken. Das Kit beinhaltet die Standard-Schüssel mit einem auswechselbaren 15-Meter-Kabel, ein Metallstandfuss und ein WLAN-Router. Noch nicht bei uns im Shop erhältlich, und nicht in diesem Kit enthalten, sind alternative Schüsseln, die stärker sind oder für den mobilen Einsatz konzipiert wurden.

Die Starlink-Schüssel hat eine integrierte Heizung, damit du auch im Winter trotz Schneegestöber surfen kannst. Dann ist wichtig, dass Katzen keinen Zugang zur Schüssel haben. Es gibt genügend Geschichten von Starlink-Schüsseln, die bis zum Rand mit Vierbeinern gefüllt sind.

Katzen mögen die Heizung der Starlink-Schüsseln.
Katzen mögen die Heizung der Starlink-Schüsseln.
Quelle: Aaron Taylor, Twitter (X)

Neben der Hardware brauchst du ein Starlink-Internetabonnement. Das kostet je nach Land unterschiedlich viel. In der Schweiz verlangt SpaceX zurzeit 65 Franken pro Monat. Das Abonnement ist in der Datenmenge nicht begrenzt. Geschwindigkeit gibt es so viel, wie die Satelliten aufgrund ihrer Auslastung gerade liefern können.

Zubehör: von fehlenden Ethernet-Ports, WLAN-Erweiterungen und Schüsselhalterungen

Möchtest du den WLAN-Router per Ethernet mit anderen Netzwerkgeräten verbinden, geht das nicht, da kein Anschluss vorhanden ist. Am Gerät gibt es nur einen Eingang fürs lange Kabel der Schüssel und einen zweiten für den Stromanschluss. Das kenne ich so von keinem anderen Router – was zum Henker soll das? Doch es gibt Abhilfe in Form eines Ethernet-Adapters, der vor den Router gehängt wird:

Starlink verfügt über keine Netzwerkanschlüsse. Für Abhilfe beziehungsweise einen Zusatzverkauf sorgt dieser Adapter, der einen Gigabit-Anschluss spendiert.
Starlink verfügt über keine Netzwerkanschlüsse. Für Abhilfe beziehungsweise einen Zusatzverkauf sorgt dieser Adapter, der einen Gigabit-Anschluss spendiert.
Quelle: Starlink

Zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels ist der Netzwerkadapter hierzulande noch nicht erhältlich. In den USA wurde er bisher für 25 US-Dollar verkauft. Dafür gibt es einen Gigabit-RJ45-Port – nicht zwei oder drei, was ich sinnvoller fände. Hast du diesen Port, kannst du nicht nur ein Netzwerkgerät (ich empfehle einen Switch) anschliessen, auch hast du dann die Möglichkeit, den Router im Bypass-Modus laufen zu lassen. In diesem Modus sind die Routeraufgaben des Geräts deaktiviert und du kannst einen besseren WLAN-Router verwenden.

Der Starlink-Router (zweite Generation) verfügt, altbacken, nur über den Wi-Fi-5-Standard. Immerhin beherrscht er die Mesh-Technologie – sein WLAN kann mit weiteren, Mesh-fähigen Netzwerkgeräten zu einem Mesh-System erweitert werden. Damit wird gewährleistet, dass im Zielstockwerk ein dediziertes Netzwerk entsteht, was viel besser ist als klassische Repeater-Weiterleitungen des Signals. Allerdings sendet der Starlink-Router nur mit drei Antennen (3×3 MU-MIMO), was die Verbindung zu einem Mesh-Repeater gegenüber gängigen Lösungen mit vier Antennen (4×4 MU-MIMO) einschränken kann. Vor allem in einem massiv gebauten Haus.

  • Ratgeber

    WLAN in jedem Stockwerk: Diese sechs Lösungen gibt es

    von Martin Jud

Falls du einen offiziellen Starlink-Mesh-Repeater zur Erweiterung des WLAN kaufen möchtest: Den gibt es auch noch nicht bei uns im Shop. Wir geben unser Bestes, diesen und anderes Zubehör schnellstmöglich nachzureichen. Das bedeutet, dass auch noch längere Kabel (22,8 und 45,7 Meter) und Montagezubehör folgen wird.

Mit den folgenden Montagemöglichkeiten kannst du es wagen, Starlink am oder auf dem Dach zu montieren:

Starlink Pivot Mount
Starlink Pivot Mount
Quelle: SpaceX
Starlink Short Wall Mount
Starlink Short Wall Mount
Quelle: SpaceX
Starlink Long Wall Mount
Starlink Long Wall Mount
Quelle: SpaceX
Starlink Pipe Adapter Mount
Starlink Pipe Adapter Mount
Quelle: SpaceX

Für alle, die ein Loch bohren wollen, hat Starlink auch Lösungen der Kabelführung entwickelt:

Starlink Cable Routing Kit
Starlink Cable Routing Kit
Quelle: SpaceX
Starlink Masonry Routing Kit
Starlink Masonry Routing Kit
Quelle: SpaceX

Wie einfach die Installation vonstattengeht

Was allenfalls nicht ganz einfach sein dürfte bei der Installation von Starlink, ist die Verlegung der Kabelverbindung zwischen Schüssel und Router. Da ich für meinen Test kein Loch in die Mauer bohren kann, ohne dass die Verwaltung sauer wird, nutze ich ein geöffnetes Dachfenster.

Das Starlink Standard Kit ist eher kompakt. Die Fläche der Satellitenschüssel beträgt nur 50 x 30 cm.
Das Starlink Standard Kit ist eher kompakt. Die Fläche der Satellitenschüssel beträgt nur 50 x 30 cm.
Quelle: Martin Jud

Die Inbetriebnahme von Starlink ist, wenn die Schüssel steht und das Kabel gelegt ist, simpel und minutenschnell erledigt: Ich stecke das Kabel der Schüssel und das Stromkabel in den Router.

Der Starlink-Router hat nur zwei Kabeleingänge. Da ist weder ein Ethernet-Port noch ein USB-Anschluss, wie von anderen WLAN-Router gewohnt.
Der Starlink-Router hat nur zwei Kabeleingänge. Da ist weder ein Ethernet-Port noch ein USB-Anschluss, wie von anderen WLAN-Router gewohnt.
Quelle: Martin Jud

Den Router platzierst du optimalerweise zentral in der Wohnung, damit das WLAN-Signal möglichst viele Quadratmeter abdeckt. Nach zwei Minuten Warten sehe ich beim Blick aus dem Fenster, dass die Schüssel aus der vertikalen Installationsposition in eine horizontale gekippt ist. Daraufhin starte ich die Starlink-App und folge ihren Anweisungen. Ich wähle, wie mein WLAN heissen soll, definiere ein Passwort und verknüpfe die App mit meinem Starlink-Account.

Nach der Installation benötigt Starlink 15 Minuten zur Stabilisierung des Signals. Und fünf Stunden, um allfällige Blockaden ausfindig zu machen.
Nach der Installation benötigt Starlink 15 Minuten zur Stabilisierung des Signals. Und fünf Stunden, um allfällige Blockaden ausfindig zu machen.
Quelle: Martin Jud

Ist das getan, bin ich bereits online. Ein erster Geschwindigkeitstest erreicht knapp 200 Megabit pro Sekunde. Doch ist das vielleicht noch nicht das Ende der Fahnenstange: Die App teilt mir mit, dass es vorerst 15 Minuten benötigt, um das Signal zu stabilisieren. Danach sammelt Starlink fünf weitere Stunden Daten, um zu garantieren, dass keine Blockaden vorhanden sind.

Geschwindigkeit: Das leistet Starlink im Down- und Upstream (August 2023, nähe Zürich)

Während der Testwoche verhält sich das Wetter wie im Herbst, obwohl Hochsommer herrscht. Ich erlebe die Tage sowohl blauen Himmel und Sonnenschein bei 30 Grad Celsius, als auch starken Regen bei 14 Grad und fetter Wolkenschicht. Etwas stürmisch ist es zwischenzeitlich auch, was meine notdürftige Installation bestens übersteht.

Ob das Wetter einen Einfluss auf die Geschwindigkeit oder die Latenz hat? Bei meinen Tests definitiv nicht. Zwar habe ich an unterschiedlichen Tagen und Zeiten unterschiedliche Resultate erhalten, allerdings unabhängig von der Wetterlage. Dennoch sollen Regentropfen auf dem Spiegel für eine Leistungsabschwächung sorgen können. Ausserdem ist es möglich, dass starker Wind die Schüssel vibrieren lässt, was ebenso eine Einbusse bedeuten kann.

Ich habe über sieben Tage, so oft wie möglich, zu verschiedensten Tages- und Nachtzeiten die Geschwindigkeit und Latenz getestet. Dazu nutzte ich einen aktuellen Laptop im gleichen Raum, wie der WLAN-Router von Starlink steht. Folgendes ist in Bezug auf die Geschwindigkeit beim Testen mit dem Speedtest von Ookla kumuliert herausgekommen:

DownloadUpload
Durchschnittliche
Geschwindigkeit
205 Mbps12 Mbps
Höchste
Geschwindigkeit
257 Mbps16 Mbps
Niedrigste
Geschwindigkeit
143 Mbps9 Mbps

Im Schnitt erhalte ich 205 Megabit pro Sekunde (25,6 Megabyte). Wiege ich das etwa mit dem Streaming von 4K-Filmen auf, könnte ich damit mindestens acht Stück gleichzeitig laufen lassen. Mit mehr als 25 Megabit streamt kein Streamingdienst. Das ist verdammt viel. Allerdings ist der Upload mit 12 Megabit pro Sekunde (1,5 Megabyte) nicht wirklich hoch. Will ich grosse Fotos im RAW-Format auf den Redaktionsserver laden, braucht das pro 100 Megabyte höllische 66,6 Sekunden. Gut ist wiederum, dass ich nie unter 143 Megabit im Download falle und auch der Upload keine gröbere Ausreisser hat – neun Megabit waren immer garantiert.

Sehe ich mir meine IP-Adresse an, macht deren Zahl zwar keinen höllischen Eindruck, dafür einen ungewohnten. Daher frage ich im Internet meinen IP-Standort ab und merke dann, dass ich scheinbar in den USA zu Hause bin. Die Starlink-Schüssel funkt zum Satelliten und dieser wiederum zum Boden, wo ich schlussendlich in Seattle im Bundesstaat Washington herauskomme. Das kann, je nachdem, ein Vor- oder Nachteil sein. Wer mittels VPN gerne in den USA unterwegs ist, braucht den Service dadurch nicht mehr. Wer oft Daten auf einen europäischen Server oder ein NAS hoch- oder herunterladen muss, könnte allenfalls weniger Leistung erhalten. Für die meisten Internetnutzer dürfte das jedoch egal sein.

Ping: Warum Starlink für Online-Gamer ungeeignet ist

Wer testen möchte, wie viel Zeit vergeht, bis ein Datensignal vom Computer zum Server und zurück gelangt, tut das mit einem Ping. Damit können Latenzen aufgedeckt werden. Benötigt ein Signal zu lange, kann das beim Spielen von Online-Games erheblich stören.

SpaceX schreibt selber, dass Starlink nur niedrige Latenzen aufweisen soll. Wobei das Unternehmen 20 bis 40 Millisekunden Verzögerung als niedrig anschaut. Diese theoretischen Werte schiebe ich beiseite und prüfe mittels Konsole selber, wie schnell das Internet auf meine Aufrufe antwortet. Dazu pinge ich google.com an. Zum Vergleich habe ich auch mit Kabelinternet getestet:

StarlinkKabelinternet
Durchschnittlicher
Ping
42 ms13 ms
Höchster
Ping
93 ms20 ms
Niedrigster
Ping
27 ms11 ms

Der durchschnittliche Ping von 42 Millisekunden ist zwar über dreimal so hoch wie mit dem Kabelinternet, aber in einem Rahmen, der auch für Gamer erträglich sein könnte. Könnte, wenn da nicht viele regelmässige Ausreisser nach oben vorkommen würden. Spielst du einen Shooter und willst schnell reagieren, kann gegen eine Zehntelsekunde Verzögerung beim Starlink-Internet dann schon nervtötend wirken. Ebenso können hohe Latenzen Geduld beanspruchen, wenn du viele kleine Dateien auf einen Server hochladen möchtest. Für den normalen Internetnutzer abseits des Zockens geht der Ping in Ordnung.

Stromverbrauch vergleichsweise hoch

Normalerweise benötigt ein WLAN-Router je nach Modell zwischen 12 und 30 Watt, wenn er Daten versendet oder empfängt. Beim Starlink-Router zeigt mein Strommessgerät mehr an.

Ich habe direkt nach dem ersten Start von Starlink mit den Wattmessungen begonnen. In den ersten 15 Minuten verbraucht er während dem Kalibrieren bis zu 97 Watt. Danach sinkt der Verbrauch. Wenn gerade kein Gerät aktiv ist, schwankt der Stromverbrauch im Sekundentakt – er bewegt sich zwischen 43 und 61 Watt. Mache ich einen Speedtest, schwankt er zwischen 62 und 76 Watt.

Was hier im Winter noch obendrauf kommt, ist die Heizung der Schüssel. Die soll bis 90 Watt zusätzlich ziehen können. Da Schnee momentan unterhalb von 2000 Metern rar ist, kann ich das nicht überprüfen.

Fazit: Weltrauminternet funktioniert gut, Preis und Router-Ausstattung dürften besser sein

SpaceX hat mich, ganz ehrlich, überrascht. Ich habe vor dem Test nicht gezweifelt, dass das Satelliteninternet funktionieren wird. Doch hätte ich mit weniger Geschwindigkeit gerechnet. Mit 205 Megabit pro Sekunde kann ich einiges anstellen und erhalte auch grössere Downloads in adäquater Zeit. Dass der Upload vergleichsweise mickrig ist, wusste ich im Voraus, doch macht es das nicht besser. Zum Glück lade ich erheblich mehr herunter, als dass ich hochlade.

Da ich eher Offline-Games zocke als Online-, stört mich auch die hohe Latenz nicht. Dass SpaceX mit niedrigen Latenzen wirbt, ist hingegen eine Frechheit. Lieber transparent zugeben, dass das Produkt auch Schattenseiten hat – und mit dem werben, was tatsächlich da ist: Du bekommst Internet, egal wie abgelegen du wohnst. Das gefällt, auch wenn der Preis hoch angesetzt ist und der WLAN-Router über altbackenes Wi-Fi 5 verfügt ... und zudem nicht mal einen Ethernet-Anschluss hat.

Titelfoto: Martin Jud

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