
Ratgeber
Pupsen, Blut und Surfbretter: Dinge, die mir vor der Geburt niemand gesagt hat
von Katja Fischer
Kaum ist das Baby da, trudeln ungefragt die ersten Ratschläge ein. Auch wenn die Tipps und Sprüche gut gemeint sind: Nützlich sind sie selten. Hier sind 20 Aussagen, die ich selbst zu hören bekommen habe – mit 20 ironischen Antworten.
Da kam ich nach einer Zwölf-Stunden-Entbindung und kurzem Aufenthalt auf der Geburtenstation erschöpft und mit einem Baby zurück in unsere Wohnung und startete also mein neues Leben – als Mutter. Allein die Tatsache, dass mein Mann und ich wenige Tage zuvor mit leerem Maxi Cosi ins Spital fuhren und nun mit lebendigem Inhalt wieder zurückkehrten, war völlig absurd.
Nichts war mehr, wie es einmal war.
Und als ob das nicht schon genug zur emotionalen Verarbeitung gewesen wäre, witterten schon kurz darauf bekannte und minder bekannte, kinderlose und kinderhabende Menschen aus meinem Umfeld ihre Chance, (unangemessene) Fragen zu stellen, mich mit (zweideutigen) Aussagen zu verunsichern oder (unnötige) Ratschläge zu erteilen.
20 Aussagen, auf die ich damals getrost hätte verzichten können, liste ich unten auf. Mit überspitzten Antworten, die ich heute darauf geben würde. Oder mir zumindest denken würde.
Stimmt, gute Idee. Zumal Neugeborene ja sowieso alle dauerschlafen. Danke, dass du dich in dieser Zeit um meinen Wäscheberg kümmerst, die Geschirrspülmaschine ausräumst und mir das Mittagessen kochst. Ach, und wenn wir schon dabei sind: Ich sollte dringend mal wieder duschen – kannst du das auch gleich übernehmen?
Warum nicht? Eigentlich bin ich so froh, dass mein Kind nur in meinen Armen schläft, das Bettchen ist eh bloss eine Attrappe. Ausserdem liebe ich es, jemanden ununterbrochen an mir kleben zu spüren. Me Time ist sowieso total überbewertet. Mal abgesehen davon, habe ich mein Fitnesstraining so auch gleich abgehakt. Also: Win-Win-Win.
Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich sagen: 100.
Hahaha, reingefallen! Ich dachte, ich lasse den Bauch zur allgemeinen Verwirrung noch eine Weile stehen. Nächste Woche bin ich dann mit Sixpack wieder zurück.
Ok, cool. Können wir bitte gleich zur nächsten überspringen? Weil diese verfluchte Kack-Phase gerade so richtig beschissen ist und schon gefühlt tausend Scheiss-Jahre andauert!
Ich sehe müde aus? Ich sage meinem Kind, dass es heute Nacht doch mal durchschlafen soll. Versprochen.
Schon ganz konstant gar nicht.
Eine Zumutung, ich weiss. Ich sage meinem Kind, dass es heute Nacht doch mal durchschlafen soll. Versprochen.
Dann komme ich erst richtig auf die Welt, ich weiss. Zum 500. Mal in meinem Leben.
Zum Glück ohne deine Hilfe.
Tut mir sehr leid, ich werde mich bessern. Dabei hätte ich im Moment eigentlich so viel Zeit, um dich anzurufen. Auf dem Weg von der Dusche zum Kleiderschrank zum Beispiel. Oder während dem Abkochen der Schoppenaufsätze hätte ich auch noch einen Slot.
Danke, wir gehen lieber ins Baby-Spa.
Das ist nun wirklich mal eine sackstarke Idee! Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Herzlichsten Dank für den Tipp.
Erst hatte ich keine Ahnung, weil ich noch kein Kind hatte. Jetzt habe ich keine Ahnung, weil mein Kind noch ein Baby ist. Und später werde ich keine Ahnung haben, weil mein Kind noch nicht zur Schule geht. Ich hab das Eltern-Prinzip verstanden.
Wann ich wieder arbeiten komme? Ich bleibe für immer im Mutterschaftsurlaub und geniesse das süsse Nichtstun.
Stimmt. Ich helfe ihm beim Anziehen, putze seinen Hintern, stille es und wiege es jedes Mal in den Schlaf. Ich sollte schleunigst damit aufhören, bevor es ihm noch zu Kopf steigt.
Nie mehr. Ich bleibe für immer im Mutterschaftsurlaub und geniesse das süsse Nichtstun.
In vollen Zügen. So langen Urlaub hatte ich schliesslich noch nie.
Bloss: Wickeln, stillen, Wäsche waschen, in den Schlaf wiegen, Schoppen auskochen, stillen, Erbrochenes putzen, trösten, herumtragen, baden, wickeln, kochen, essen, stillen, wickeln, verschissene Kleider wechseln, einkaufen, kochen, stillen, wickeln, in den Schlaf wiegen. Aber sonst eigentlich nicht viel.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Mein Leben hat sich nur gerade um 180 Grad auf den Kopf gedreht. Pipifatz.
Und nur Klugscheisser-Eltern haben Klugscheisser-Kinder.
Ausser dir.
Falls du den einen oder anderen Spruch auch schon hast fallen lassen, hier mein gut gemeinter Ratschlag an dich: Lass ihn doch künftig einfach stecken. Wieso? Weil’s dich schlicht nichts angeht. Und weil jedes Kind, jede Mutter und jeder Vater unterschiedlich sind. Du kannst deine eigenen Erfahrungen und Weisheiten gerne platzieren – wenn du danach gefragt wirst.
Umgekehrt gibt’s übrigens Dinge, die mir niemand gesagt hat, die ich aber schon vor der Geburt gerne gewusst hätte. Zum Beispiel, dass noch wochenlang nach der Entbindung das Blut aus mir herauslaufen würde. Und ich deshalb XXL-Binden, passenderweise auch «Surfbretter» genannt, werde tragen müssen. Ich schrieb kürzlich einen Beitrag über diese Tabuthemen.
Falls dich der eine oder andere oben aufgelistete Spruch selbst schon irritiert hat: Gibt es weitere solcher Aussagen, die du als Mutter oder Vater zu hören bekommen hast? Sharing is caring: Erzähl uns in der Kommentarspalte davon!
Auftaktbild: Fabian StiegerAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.