
Ratgeber
Das sind die Streaming-Highlights im April
von Luca Fontana
Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Prime Video oder Apple TV+: Hier erfährst du, welche Serien und Filme diesen Mai auf den Streaming-Diensten laufen.
«Ob man für etwas bestraft werden kann, das man nicht gemacht hat?», echote einst mein Lehrer. «Nein, natürlich nicht», sagte er dann. «Gut», antwortete ich, «ich habe nämlich meine Hausaufgaben nicht gemacht.» Schon damals schaute ich lieber Zeichentrickfilme. Heute hilft mir diese Leidenschaft beim Erstellen meiner Film- und Serienhighlights für den Monat Mai.
Und falls mir trotzdem was entgangen ist, dann schreib’s in die Kommentare.
Die Geschichte des Journalisten Jake Adelstein in der achtteiligen ersten Staffel? Sie soll wahr sein. Düster. Beinahe unglaublich. So unglaublich sogar, dass viele an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln. Zumindest in der Form, die Adelstein in seinen Memoiren darstellt. Damals, 1999, berichtete er für die japanische Zeitung The Yomiuri Shimbun, der bis heute auflagenstärksten Tageszeitung der Welt. Adelstein war nicht nur der erste nicht-japanische Reporter der Zeitung. Er war es auch, der mit seinen Berichten zum ersten Mal Japans organisiertem Verbrechernetzwerk, der Yakuza, ernsthaften Schaden zufügte. Wie sehr aber Adelstein die Geschichte um die Chronik herum ausgeschmückt hat, weiss wohl nur er selbst.
Daran, dass die von HBO produzierte erste Staffel schlichtweg grossartig war, ändert das allerdings nichts. Umso gespannter bin ich, wie’s mit Adelstein in der zweiten Staffel weitergeht. Ich persönlich betrachte die Story als Fiktion – und habe trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, viel Freude an dem spannenden Unterwelt-Thriller.
Start: 1. Mai
Wo: Sky Show (bis 27. Mai nur mit Entertainment-Pass)
Nach «Tales of the Jedi» folgt nun also «Tales of the Empire», eine Anthology-Serie, die in sich abgeschlossene Kurzgeschichten erzählt. Ich mag dieses Format. Es gibt uns Einblicke in den Werdegang und in die Motivationen von bekannten und weniger bekannten Figuren aus dem «Star Wars»-Universum, ohne gleich eine ganze Serie um sie herum konzipieren zu müssen.
Diesmal stehen zwei böse Charaktere im Zentrum: Morgan Elsbeth, eine einstige Hexe Dathomirs, die sich eines Tages auf die Seite des genialen Taktikers Thrawn schlagen wird, und Barriss Offee, eine gefallene Jedi, die einst von Anakin Skywalker und Ahsoka Tano ins Gefängnis gesteckt wurde – nur um später von Darth Vader zur Sith-Inquisitorin ausgebildet zu werden. Schweig still, mein pochend «Star Wars»-Fan-Herz.
Start: 4. Mai
Wo: Disney+
Es ist ein schrecklicher Ort, an dem Lali eher zufällig zum Tätowierer bestimmt wird, der die Aufgabe hat, den Mitgefangenen Identifikationsnummern auf den Arm zu stechen: das Konzentrationslager in Auschwitz. Ein Ort, der massgeblich zum nationalsozialistischen Völkermord an über sechs Millionen Jüdinnen und Juden beitrug – rund zwei Drittel aller während des Zweiten Weltkriegs lebenden jüdischen Menschen in Europa. An genau jenem fürchterlichen Ort begegnet Lali zum ersten Mal Gita, der Liebe seines Lebens.
Jahrzehnte später teilt Lali seine Geschichte mit der jungen Schriftstellerin Heather Morris. In seinem hohen Alter und nach dem Verlust seiner geliebten Frau findet Lali den Mut, die Welt an seiner bewegenden Vergangenheit teilhaben zu lassen. Doch dabei werden auch die tief verwurzelten Traumata seiner Jugend wieder lebendig, als er sich erneut den schmerzhaften Erinnerungen stellt. Eine wichtige, wenn auch traurige Geschichte.
Start: 8. Mai
Wo: Sky Show (bis 27. Mai nur mit Entertainment-Pass)
Science-Fiction und Apple TV – das passt. Das haben schon Shows wie «Severance» oder «Silo» bewiesen. In dieser Science-Fiction-Serie dreht sich alles um Jason Dessen (Joel Edgerton), einen Physiker, Professor und Familienmensch, der eines Nachts entführt wird. Wohin? In ein anderes Leben. Buchstäblich. Denn aus der Unendlichkeit des Multiversums hat sich eine alternative Version von ihm entschlossen, Jasons Leben an dessen Stelle zu leben. Aber bevor Jason den Weg zurück in sein eigenes Leben finden kann, muss er sich selbst die Frage stellen, was er wirklich will: Familie oder Karriere?
Die Mini-Serie basiert auf dem gleichnamigen New-York-Times-Bestseller von Blake Crouch, der auch die Serie gleich selbst geschrieben hat und als Showrunner fungiert. Kritiken reden von einem einzigartigen Mix aus Thriller und Science-Fiction. Das reizt mich. Zugegeben, einen kleinen Abturner hat der Trailer trotzdem: Er scheint mir viel zu viel von der Handlung zu verraten. Allerdings tut das auch die Synopsis des Buches. Ohne es gelesen zu haben – vielleicht steckt noch viel mehr dahinter, als es den Anschein hat.
Start: 8. Mai
Wo: Apple TV+
«Bridgerton» ist eines meiner Guilty Pleasures. Also eine Serie, bei der es mir etwas peinlich ist, zuzugeben, dass ich sie mag. Ach, streich «mag». Ich liebe sie! Spannende Story. Guter Humor. Intrigen. Sex. Schöne Menschen. Geheimnisse. Und Lästereien hüben wie drüben. Soap Opera at its finest, wenngleich mit unendlich viel mehr Budget und Produktionswert. Und das «finest» meine ich wirklich so. Dabei stehe ich normalerweise gar nicht auf so Sachen. Aber hier bin ich nun.
Jetzt geht Netflix’ nicht mehr ganz so unerwartet grosser Serienhit also in die dritte Runde. Wieder einmal dreht sich die Story um ein Mitglied der Bridgerton-Familie. Und wieder einmal geht’s darum, den perfekten Ehemann oder die perfekte Ehefrau zu finden. All das, während die Charaktere im bildgewaltigen England des frühen 19. Jahrhunderts gegen die gesellschaftlichen Gepflogenheiten verstossen. Natürlich kriegt Lady Whistledown davon Wind und schreibt anschliessend in ihrer Kolumne darüber. Das Spannende: Lady Whistledown ist nur ein Künstlername. Niemand weiss, wer sie oder er wirklich ist. Erst am Ende der ersten Staffel erfahren zumindest wir Zuschauende die Wahrheit.
Start Teil 1: 16. Mai
Start Teil 2: 13. Juni
Wo: Netflix
Nicht zuletzt dank «Yellowstone» erlebt das Western-Genre aktuell wieder ein Hoch. Vielleicht, weil es die Antithese zu unserer gehetzten Leistungsgesellschaft darstellt. Eine Atempause. Eine Flucht aus dem sich immer drehenden Hamsterrad, wenn atemberaubende Landschaftsbilder und Cowboy-Romantik übernehmen und zur ersehnten Entschleunigung beitragen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt «Outer Range». Mit dem Unterschied, dass hier das Western-Genre mit Mystery und Science Fiction vermischt wird. «Avengers»- und «Dune»-Star Josh Brolin spielt darin Royal Abbott, ein einfacher Rancher, der in der Wildnis Wyomings ein bescheidenes Leben führt. Zumindest, bis er eines Tages ein geheimnisvolles schwarzes Loch entdeckt, das sich scheinbar aus dem Nichts aufgetan hat. Mehr verrate ich nicht, falls du die Serie nachholen und bei der 2022 erschienenen ersten Staffel anfangen willst. Ich finde sie grandios, auch wenn ich sie erst viel zu spät entdeckt habe.
Start: 16. Mai
Wo: Prime Video
Beeindruckend, wie viele Klischees Netflix in einen zweiminütigen Trailer pressen kann. Also da ist Atlas Shepherd, gespielt von Jennifer Lopez, eine brillante Datenanalystin, die nicht nur nicht gut auf Menschen, sondern auch nicht gut auf künstliche Intelligenzen zu sprechen ist. Dann will sie sich ums Verrecken einem Team anschliessen, das Jagd auf eine gefährliche KI macht. Wie originell.
«You need me on that mission!», sagt sie dann in einer Szene bestimmt, denn sie hat’s offenbar drauf, nur um in der nächsten Szene, wenn alles schief läuft, ein hilfloses «What do I do??» zu schreien. Grosses Kino.
Aber es geht weiter. Nach einer Bruchlandung auf einem fremden Planeten rettet sie sich in einer Kampfrüstung, die von einer KI betrieben wird – ausgerechnet. «I don’t need your help. I don’t trust any AI», sagt sie. Ja, kapiert. Nächste Szene, besagte KI in ihrer Kampfrüstung: «Atlas, this won’t work if you don’t trust me.» Und Atlas: «Okay. Let’s do this.» Haha. Der Trailer spart mir gerade zwei Stunden Charakterentwicklung. Abgesehen davon habe ich jetzt Bock, «Titanfall» zu spielen. Dieselbe Story. Vermutlich aber viel besser erzählt. Immerhin sieht die Action solide inszeniert aus. Vielleicht reicht’s ja trotzdem für einen spassigen, leicht angetrunkenen Abend mit Kumpels und einem guten alten schlechten Film.
Start: 24. Mai
Wo: Netflix
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»