![Karlie Katzentoilette mit Rand (Katzenklo offen)](/im/productimages/3/2/1/7/4/5/2/1/107456.jpeg?impolicy=product&resizeWidth=720)
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Super Nanny für Katzen: So bringt die Tierpsychologin Manieren bei
![Darina Schweizer](/im/Files/7/5/0/3/9/9/4/9/Portratbild_Darina.jpeg?impolicy=avatar&resizeWidth=40)
Manche urinieren in die Wohnung, andere schärfen ihre Krallen am Familiensofa: Nicht alle Katzen benehmen sich, wie wir es uns wünschen. Die Tierpsychologin Katharina Aeschimann weiss, was zu tun ist.
Wenn Kids auf RTL ausser Rand und Band gerieten, dann wussten einstige Reality-TV-Fans: Die Super Nanny Katharina Saalfrank war bei überforderten Eltern zu Besuch. Katharina Aeschimann aus Winterthur hat einen ähnlichen Auftrag: Sie hilft ratlosen Katzeneltern.
Katharina Aeschimann, wann werden Sie gerufen?
In den meisten Fällen dann, wenn die Katze in die Wohnung pinkelt oder sie markiert. Auch Probleme mit Katzen im selben Haushalt oder Nachbarskatzen kommen häufig vor. Und dann wäre da noch das Kratzen an Türen und Möbeln.
Starten wir mit Problem Nummer 1: dem Markieren und Urinieren. Was will die Katze damit sagen?
Markieren ist eine Form der Kommunikation, genauso wie Miauen und Kratzen. Die Ursachen sind vielfältig und oft schwer herauszufinden. Beim Urinieren ist es einfacher, den Auslöser zu finden.
Wollen Katzen ihre Halterinnen und Halter damit bestrafen?
Nein, das ist ein Irrglaube. Eine Katze macht nicht extra aufs Bett. Vielleicht ist sie mit einer Situation überfordert. Es kann aber auch Demenz oder eine Blasenentzündung sein. Der erste Gang ist deshalb immer der zur Tierärztin oder zum Tierarzt. Liegt ein organisches Problem vor, ist dieses vor meinem Besuch zu behandeln.
Sie machen also Hausbesuche?
Ja, immer. Ich muss die Situation vor Ort sehen, um herauszufinden, wo das Problem liegt.
Was fällt Ihnen da auf?
Zum Beispiel, dass die Katzentoilette nicht die richtige ist. Überdachte Katzen-WCs sind mehr auf die Hygienebedürfnisse des Menschen als auf das Tier ausgerichtet.
Katzen mögen diese Toiletten nicht?
Nein. Wenn Katzen in freier Wildbahn ihr Geschäft verrichten, dann mitten auf dem offenen Feld. Sich in eine enge, dunkle Höhle zu zwängen, in der es stinkt, widerstrebt ihnen. Viel besser sind offene Katzentoiletten. Diese sollten an einem ruhigen Ort stehen.
Was ist mit selbstreinigenden Katzentoiletten?
Aus meiner Sicht ein No-Go. Schaltet sich das automatische Reinigungssystem ein, wenn die Katze noch ihr Geschäft verrichtet oder gerade raus will, erschrecken viele Tiere so, dass sie die Toilette nie mehr benutzen.
Wie Sie erwähnt haben, können auch Katzen im selben Haushalt zum Problem werden. Weshalb?
Das ist häufig der Fall, wenn eine neue Katze angeschafft wurde, die vom Charakter oder Alter nicht zum ersten Tier passt. Katzen im selben Haushalt sollten – bis sie etwa zwei Jahre alt sind – ungefähr dasselbe Alter haben. Das Spielverhalten und die körperlichen Unterschiede weichen sonst zu stark voneinander ab.
Und wann kann es Zoff mit der Nachbarskatze geben?
Zu unerfreulichen Begegnungen kommt es oft in Quartieren, in denen es sehr viele Katzen gibt. Da die Dichte allgemein zunimmt, nehmen auch die Probleme zu. Manche Katzen sind regelrechte «Schläger» oder deren Opfer. Einer meiner Kunden zog deswegen sogar um. Am neuen Ort gab es erneut Probleme.
Wie gingen Sie vor?
Wir erstellten ein Ausgangsregime, damit sich die beiden Katzen möglichst nicht mehr begegneten. Das funktionierte, weil der Nachbar auch bereit war, mitzuhelfen.
Mit welchen Katzen kommt es häufig zu Problemen?
Tiere, die als «Einzelkind» mit der Flasche aufgezogen wurden, zeigen oft weniger soziales Verhalten, weil sie es nicht mit Geschwistern erlernen konnten. Im Allgemeinen gibt es die meisten Probleme mit Wohnungskatzen.
Wieso das?
Häufig haben sie zu wenig Beschäftigung. Können Katzen nicht nach draussen, muss man ihnen Alternativen anbieten: geeignete Spielsachen, Futtersuchspiele und vor allem einen guten Kratzbaum.
![Alles im Überblick: Aeschimanns Kater Winnie bevorzugt die oberste Hängematte auf dem Kratzbaum.](/im/Files/7/5/0/6/0/4/8/8/aaDSC_4377_neu.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Darina Schweizer
Worauf muss man beim Kratzbaum achten?
Auf jeden Fall nicht auf die Schönheit. Viele Kratzbäume sehen wie Designerobjekte aus, sind aber völlig ungeeignet. Ein guter Kratzbaum sollte eine ununterbrochene, mindestens 80 Zentimeter lange Kratzfläche haben. Auf schmalen Etagenbrettchen liegen Katzen meist nicht gerne, sondern lieber in hochgelegenen Hängematten mit gutem Ausblick. Am besten steht der Kratzbaum an einem Fenster mit Blick nach draussen.
Und welche Futterspiele empfehlen Sie?
Es gibt zum Beispiel programmierbare Futterautomaten, die Trockenfutter ausspucken. Diese funktionieren meiner Erfahrung nach aber oft nicht optimal. Deshalb ist es einfacher, Futter in Flaschen oder WC-Rollen zu stecken, aus denen die Katze es herausfischen muss. Man kann Trockenfutter auch in der Wohnung verstecken oder seine Katze mit Clickertraining beschäftigen. Dabei lässt man ein akustisches Signal erklingen, wenn die Katze ein korrektes Verhalten zeigt, und belohnt sie danach.
Über das Kratzen haben wir bisher noch nicht gesprochen. Wie lässt sich dies beheben?
Vor allem mit Konsequenz. Kratzt die Katze in der Nacht an der Tür, gilt es, sie ausnahmslos zu ignorieren. Genauso beim Miauen. Allenfalls muss man da halt zu Oropax greifen. Zeigt man nur eine winzige Reaktion, wird sie weitermachen. Oft ist das Kratzen bereits Teil eines Rituals.
Was meinen Sie damit?
Gewisse Katzen ziehen täglich dieselbe Runde in einer Wohnung, zum Beispiel fressen sie, dann kratzen sie am Sofa und gehen nach draussen. Hier gilt es, das Ritual zu unterbrechen, indem man an einem anderen Ort füttert, etwas vor der Kratzstelle platziert oder Möbel umstellt. Das bewirkt oft Wunder.
Wie oft bewirken Sie Wunder beziehungsweise wie hoch ist Ihre Erfolgsquote?
Eine Garantie kann ich keine abgeben, aber in den meisten Fällen erreiche ich eine deutliche Verbesserung der Situation – unter der Voraussetzung, dass die Halterinnen und Halter mitmachen und dranbleiben. Das ist das A und O. Wenn es bei unserem Feedback-Telefonat nach rund drei Wochen heisst, man sei noch nicht dazu gekommen, etwas zu ändern, dann wird sich höchstwahrscheinlich auch nichts ändern.
Wodurch erhöht sich die Chance auf Besserung?
Je eher man reagiert und sich professionelle Hilfe ins Haus holt, desto besser. Ansonsten kann sich das Verhalten schon so ritualisiert haben, dass man es kaum mehr abgewöhnen kann.
Zuletzt noch eine persönliche Frage: Sie haben sieben eigene Maine-Coon-Katzen. Benehmen die sich tadellos?
Nein, sie dürfen bei mir fast alles und sind wohl keine Referenz für meine Praxis (lacht).
Was hältst du von den Tipps der Tierpsychologin? Welche Probleme hast du mit deiner Katze? Lass es mich in einem Kommentar wissen.
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Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.