«The Mandalorian», Staffel 2: «Kapitel 14: Die Tragödie»
Nach Ex-Jedi Ahsoka Tano kommt der nächste Knüller in «The Mandalorian». Tipp: Der Knüller ist Kopfgeldjäger, trägt üblicherweise eine grüne Beskar-Rüstung und gilt als tot.
Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 14: The Tragedy» an, bevor du weiterliest.
Schon seltsam. Din Djarin, der Mandalorianer, hat endlich eine Jedi gefunden. Grogu, das Kind, kann er trotzdem nicht bei ihr lassen. Denn Ahsoka Tano, die Jedi, die strenggenommen keine Jedi mehr ist, weist ihn an, Grogu nach Tython zu bringen. Das ist der Planet, auf dem einst laut dem MMORPG «The Old Republic» der erste Jedi-Orden gegründet worden ist.
Dort erwarte ihn der Sehende Stein auf dem Gipfel eines Berges, zu dessen Füssen sich eine Jedi-Ruine befände. Alles, was Djarin tun müsse, ist Grogu da drauf zu setzen. Dann würde sich zeigen, ob sich durch Grogus starke Verbindung zur Macht ein Jedi anlocken liesse, der seine Ausbildung übernehme.
Finden würde Djarin zwar keinen weiteren Jedi. Dafür der womöglich erste Fan-Liebling der Star-Wars-Geschichte. Und eine Tragödie. Das sind die besten WTF-Momente und Easter Eggs der Folge.
Der Mando lacht. Er lacht tatsächlich
Die erste Szene. Djarin und Grogu üben das Spiel mit der metallenen Kugel von der Spitze des Steuerknüppels der Razor Crest. Djarin hält die Kugel hoch. Grogu muss sie via Macht zu sich schweben lassen. Was Djarin immer noch komplett aus dem Konzept bringt: Jedesmal, wenn er den Namen «Grogu» erwähnt, reagiert der kleine Fratz darauf. Sowas hat Djarin beim Kind noch nie erlebt. Das bringt ihn zum lachen.
Lachen. Der Mandalorianer lacht.
Mein erster Gedanke: Ich habe da ein ganz mieses Gefühl. Schliesslich ist es das erste Mal, dass ich Djarin in «The Mandalorian» lachen höre. Oder irre ich mich? Meine Jedi-Sinne jedenfalls spüren, dass wenn eine Figur, die im Grunde genommen nie lacht oder glücklich ist, auf einmal lacht und glücklich ist, irgendwas Böses auf sie wartet.
Bis es soweit ist, spielen Djarin und Grogu noch ein letztes Mal das Macht-Spiel mit der Kugel. Jesses jöh. Ich will gar nicht, dass der Mando das Kind jemals zu den Jedi zurückbringen kann. Das Duo gehört zusammen. Punkt.
Tython, der Low-Budget-Planet mit Geschichte
Zunächst mal: Ich habe das MMORPG «The Old Republic» gespielt. Da ist Tython das Startgebiet der Jedi-Klassen. Darum habe ich ein Bild in meinem Kopf, wie Tython aussieht. Oder auszusehen hat. Nämlich grün, saftig, mit Wiesen, Wäldern und Flüssen. Und dazwischen majestätische, von Schnee bedeckten Gipfeln mit tiefen Tälern, in dessen Schatten sich erhabene Jedi-Tempel befinden.
Sowas halt:
Tython in «The Mandalorian» sieht ganz anders aus. Im Grunde ein Planet aus kargen Felsen und Gebüschen. Und irgendwo im nirgendwo ein paar Stonehenge-mässig angeordnete Steine.
Das habe ich mir etwas spektakulärer vorgestellt. Vor allem nach all dem, was «The Mandalorian» bisher an Settings zu bieten hatte. Der von Grund auf renovierte Vulkanplanet Nevarro etwa. Die eisigen Spinnenhöhlen aus «Chapter 10: The Passenger». Das nordische Feeling auf dem Meermond Trask oder der asiatisch-industriell angehauchte Waldplanet Corvus. Aber Tython hier… Tython ist etwas low budget.
Nichts gegen Aussendrehs. Zumindest sieht diese Episode stark danach aus, als ob sie nicht im hypermodernen Studio, sondern an einer echten Location gedreht worden wäre.
Aber hätten Jedi-Ruinen nicht dringelgen?
Zumindest ein paar antike, kaputte Jedi-Statuen wie jene auf Jedha in «Rogue One: A Star Wars Story» – meiner Meinung nach total unterschätzt – hätten der Atmosphäre gut getan.
Okay, der Planet ist gross. Nicht überall muss es gleich aussehen. Zudem könnte sich die Vegetation seitdem stark verändert haben. Schliesslich spielt das Spiel «The Old Republic» gut 25 000 Jahre vor der Battle of Yavin (BBY) und schreibt eines der düstersten Kapitel der Geschichte von «Star Wars»:
Das Kapitel der Sith-Ära, die erst etwa 1 000 Jahre BBY bei der siebten Schlacht von Ruusan geendet hat, als sich die Armeen der Siths und die Armeen der Jedi ein letztes Mal gegenüber gestanden haben.
Ziel der Sith war es, die gesamte Jedi-Armee während der Schlacht mit einem uralten Ritual auszulöschen – mit der Gedankenbombe, der ultimativen Waffe der dunklen Seite der Macht. Wird das Ritual, das vor Tausenden von Jahren von Sith-Meister Darth Revan in seinem Sith-Holocron festgehaltenen worden ist, ausgeführt, löscht die Gedankenbombe augenblicklich jegliches machtsensitive Leben innerhalb ihres Radius’ aus.
Nur: Während die Gedankenbombe den Jedi-Orden tatsächlich empfindlich stark dezimierte, löschte sie gleichzeitig auch den gesamten Sith-Orden aus. Bis auf einen einzigen Überlebenden: Darth Bane.
Darth Bane, mächtig, kräftig und unfassbar listig, war es dann auch, der aus der Situation Kapital schlug: Nachdem die Sith vernichtet worden waren, führte er die Regel der Zwei ein, nach der immer nur zwei Sith existieren sollten – ein Meister, der die Macht verkörperte, und ein Schüler, der sie begehrte.
Das Vorgehen im Verborgenen nutzten die Sith, bis sie sich mit Darth Sidious erneut erhoben und die Galaxis durch die von ihnen entfachten Klonkriege unterwarfen.
Ist das ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein. Es ist die Slave 1
Zurück zur Gegenwart des Mandalorianers. Der setzt Grogu auf den Stein, worauf der Kleine in eine Art Trance verfällt. Eine Trance, die einen… nun, irgendeine Art blauer Sky-Beam gen Himmel schickt. Wohl die besagte starke Bindung zur Macht, die einen anderen Jedi anlocken soll.
Dann der Shot, der mich hat aufschreien lassen. Von hinten über Djarins Schulter. Irgendwas hat er erspäht. Da, am Himmel, durch die Wolkendecke brechend. Ein Raumschiff, das für Star-Wars-Fans beinahe so ikonisch ist wie Han Solos Schrottmühle, die den Kessel Run in weniger als 14 – pardon – 12 Parsec geschafft hat.
Die Slave 1.
Was wir da sehen, ist nichts Geringeres als die offizielle Rückkehr Boba Fetts ins «Star Wars»-Universum. Eine Rückkehr, die gleichzeitig Boba Fetts Status unter Mandalorianern klarstellt.
Denn: Aus den Filmen selbst ist nur wenig über Boba Fett und dessen Vater, Jango Fett, bekannt. Eigentlich nur, dass Jango Fett der beste Kopfgeldjäger der Galaxis war, eine vermutlich gestohlene mandalorianische Rüstung trug und die genetische Vorlage für die Grosse Armee der Republik, die Klonkrieger, gestellt hat. Als Bezahlung habe Jango nebst Geld nur um einen einzigen Gefallen gebeten: Einen weiteren, allerdings normalschnell alternden Klon, den er als seinen eigenen Sohn grossziehen könne – Boba Fett.
Also war Jango bloss ein begabter Kopfgeldjäger, der irgendwie an eine mandalorianische Rüstung gekommen ist?
Nein, sagt die Folge. Was in Comics und Romanen schon angedeutet wurde, aber nie zum offiziellen Kanon gehört hatte, ist jetzt fix: Genau wie Din Djarin war Jango Fett ein Findelkind. Jahre vor dem Ausbruch der Klonkriege hat Jango in den Mandalorianischen Bürgerkriegen gekämpft und sich als Dank und Anerkennung seiner Loyalität die grüne, ikonische Beskar-Rüstung verdient.
Neu ist das Detail mit dem Beskar.
Bis anhin galt, dass Boba Fetts Rüstung aus Durastahl bestehe, eines der am weitesten verbreiteten Werkstoffe der Galaxis. Es ist auch eines der härtesten Materialien, darum werden unter anderem Raumschiffe daraus gebaut. Aber Durastahl ist kein Beskar; nicht annähernd so hart und wertvoll, dass nicht einmal ein Lichtschwert dagegen ankommt.
Tja, da hat Jango Fetts Rüstung wohl ein Upgrade gekriegt. Ein wichtiges. Darauf komme ich gleich. Aber diese zweite Staffel von «The Mandalorian» etabliert hier ein weiteres Mal, dass Beskar zu den Mandalorianern gehört wie Lichtschwerter zu den Jedi – und dass sich Beskar und Lichtschwert ebenbürtig sind.
Boba Fett, meine Damen und Herren
Okay. Wir wissen nun: Jango Fett ist offiziell ein Mandalorianer. Boba Fett, der nach Jangos Tod durch die Hand Mace Windus sein Vermächtnis als Kopfgeldjäger übernommen hat, also auch. Und Bobas Anspruch auf die Rüstung seines Vaters – jetzt ein Erbstück – legitim. Darum willigt Din Djarin ein, Boba die Rüstung zu überlassen, sofern er ihm dabei hilft, das Kind vor den drohenden Gefahren des Imperiums zu schützen.
Es stellen sich aber neue Fragen.
Warum lebt Boba Fett noch? In «Star Wars – Episode VI: The Return of the Jedi» ist er in die Sarlacc-Grube gefallen. Oder in den Worten C-3POs: Boba hat den Tod im Bauch des allmächtigen Sarlaccs gefunden, wo er eine neue Definition von Schmerz und Leid erfahren und über tausend Jahre lang langsam verdaut werden würde.
Eine offizielle Erklärung schuldet uns «The Mandalorian». Sie gibt aber genug Hinweise, damit wir’s uns selbst zusammenreimen können.
Zunächst mal die Rüstung. Die besteht ja laut neuem Kanon aus Beskar. Beskar hält ganz schön was aus. Nicht nur die Klinge eines Lichtschwerts. Auch die ätzende Säure, mit der Krayt-Drachen ihre Gegner töten, wie wir in «Chapter 9: The Marshal» gesehen haben.
Was wir auch aus besagtem Kapitel wissen: Der Krayt-Drache haust in einer Sarlacc-Grube, nachdem er wohl den darin wohnenden Sarlacc gefressen hat. Gut möglich also, dass Boba Fett im Bauch des Sarlacc überlebt hat, bis ein Krayt-Drache den Sarlacc gefressen hat. Der Sarlacc wiederum wäre durch die ätzende Säure aufgelöst worden, was Boba Fett erlaubt hätte, dank seinem Jetpack aus dem Rachen des Krayt-Drachens zu fliegen, ähnlich wie Din Djarin in besagtem Kapitel.
So viel zum Überleben. Warum hat Boba aber die Rüstung verloren?
Cobb Vanth, einst Sklave und jetzt der Marshall aus Kapitel 9, hat die Rüstung Jawas abgekauft. Gut möglich, dass Boba Fett, mittlerweile gezeichnet von Narben, nach seinem Entkommen in der Wüste dahingesiecht ist, bis ihn Jawas gefunden und ihm seine Rüstung geklaut haben. So, dass Cobb Vanth sie Jahre später in seinen Besitz bringen konnte.
Könnte sein? Könnte sein.
Fazit
Da sind wir also. Am Ende der bisher kürzesten Folge der zweiten Staffel: Moff Gideon hat seine Dark Troopers geschickt, die Razor Crest zerstört – dieses Mal wohl endgültig – und Grogu entführt.
Was es genau mit den Dark Troopers auf sich hat, gucken wir uns das nächste Mal an. Oder dann, wenn sie in einen echten Kampf geraten. Denn die von Robert Rodriguez inszenierte Folge konzentriert sich auf einen ganz anderen Star: Boba f*cking Fett.
Jetzt mal im Ernst. Wie geil war denn Temuera Morrisons Auftritt? Seine Ausstrahlung war ja schon ohne Rüstung göttlich. Sein Kampfstil so effizient wie brutal. Leck, die armen Sturmtruppler. Mit seinem Kampfstab hat Boba nicht nur Knochen, sondern gleich ganze Rüstungen zerborsten.
Als ob das nicht genug wäre, schenkt uns Rodriguez das, worauf wir Fans schon lange gewartet haben: Boba Fett in Action.
Mit Rüstung.
Wo ich wegen der Laufzeit zunächst eine Füller-Episode befürchtete, habe ich eine Folge voller Action und wichtigen Plot-Details bekommen. Boba Fett ist zurück. Hat seine Rüstung. Und nimmt nach der Entführung Grogus zusammen mit Din Djarin und der aus «Chapter 5: The Gunslinger» geretteten Scharfschützin Fennec Shand, die jetzt in Bobas Schuld steht, die Verfolgung auf.
Natürlich mit der Slave 1.
War es die beste Episode ever? Nein, das nicht. Ich mochte die beiden Kapitel mit Bo-Katan Kryze und Ahsoka Tano besser. Auch wegen dem Setting. Tython wirkte mir zu billig. Zu sehr nach Fan-Film. Abgesehen davon aber eine grossartige Folge. Vor allem dank Boba Fett.
This is the way.
Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt’s in die Kommentare. Nächsten Freitag – und dieses Mal wird’s wirklich Freitag! – machen wir mit der Folgenbesprechung von «Chapter 15» weiter.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»