
Kritik
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von Kevin Hofer
«Thronefall» ist eine Mischung aus Tower Defense und Aufbausimulation. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die vier Levels machen einfach Freude und sind perfekt für den Spielspass zwischendurch.
Die Zeiten, in denen ich Stunden und Tage hatte, um mir bei «Civilization» Weltreiche aufzubauen oder bei «Age of Empires» epische Schlachten zu führen, sind vorbei. Umso mehr freue ich mich deshalb, wenn ich ein Game aus der Kategorie «Mikro-Strategie» finde. «Thronefall» gehört dazu. Ich habe es in knapp zehn Stunden durchgespielt – und viel Freude dabei gehabt.
«Thronefall» kommt vom kleinen deutschen Studio Grizzly Games, bekannt vor allem für «Islanders» (hier der Steam-Link zum Game). Der neueste Streich des Grizzly-Games-Teams ist seit Anfang August in einer «early edition» mit vier Leveln verfügbar.
Ein Level in «Thronefall» besteht aus mehreren Runden. Zu Beginn habe ich ein paar Goldmünzen. Die setze ich ein, um den Bergfried, also das Zentrum meiner Burg zu bauen. Dieses darf auf keinen Fall von feindlichen Einheiten zerstört werden. Zur Bekämpfung der Gegner wähle ich als König meine Waffe. Damit das keine One-Man-Show bleibt, kann ich mit weiteren Goldmünzen Kasernen bauen, die Bogenschützen, Ritter oder andere Einheiten für Nah- und Fernkampf «produzieren».
Damit mir die Goldmünzen nicht ausgehen, muss ich meine Burg vergrössern und neue Häuser bauen. Diese liefern mir pro Runde immer wieder Gold. Auch Häfen, Bauernhöfe, Windmühlen und Goldminen geben mir neue Goldmünzen.
Das Problem: Nach der Erweiterung meiner Siedlung am Tag folgt die Nacht. In der Dunkelheit rollen Wellen von Feinden auf meine Burg zu. Es gibt Drohnen-artige Vögel, schwerfällige Monster mit gewaltigen Keulen, Bogenschützen oder wuselige Horden rollender Granaten. Um sie aufzuhalten, setze ich neben den ausgehobenen Kampfgruppen auch auf Holzmauern und Abwehrtürme. Die kann ich mit mehr Gold verstärken. So bereite ich mich auf die von Runde zu Runde gefährlicher werdenden Gegner vor.
Auf meinem Mac Mini spiele ich «Thronefall» mit der Tastatur. Mit den Pfeiltasten steuere ich den König, der tagsüber Infrastruktur aufbaut und nachts in die Schlacht reitet. Bei gedrückter Umschalttaste reitet er schneller. Mit der Steuerungstaste kann ich meine Ritter oder Bogenschützen um mich herum gruppieren und zum Einsatzort bringen. Die Leertaste ist meine wichtigste Aktionstaste. Mit ihr schwinge ich im Kampf das Schwert. Tagsüber startet die Leertaste ein Gebäude-Upgrade oder einen Neubau.
Als kleine Hilfestellung verrät mir «Thronefall» in jeder Runde, aus welcher Richtung ich welche Art und Zahl von Gegnern zu erwarten habe. Damit kann ich die Truppen entsprechend positionieren oder mit meinen begrenzten finanziellen Möglichkeiten die Türme an der richtigen Stelle errichten.
Es gibt drei Dinge, die das Game schnell verständlich und damit auch für mich als Gelegenheitsgamer attraktiv machen:
Damit «Thronefall» auch nach einem Sieg in allen vier Levels noch reizvoll ist, haben die Entwickler Perks und Quests eingebaut. So werde ich zum Beispiel dazu motiviert, den Sieg mit einer bestimmten Waffe zu erringen. Oder ich wähle die «Provokation des Schildkrötengottes» als zusätzliche Erschwernis. Damit haben die Gegner mehr Ausdauer, dafür bekomme ich mehr XP, wenn ich sie doch niedergestreckt habe.
Die Grafik erinnert an Spiele wie «Outlanders» (habe ich hier kurz vorgestellt) – einfach, aber in den Details charmant. Ich liebe es, den Mantel meines Königs im Wind wehen zu sehen, wenn ich dem Pferd die virtuellen Sporen gebe.
Der Sound lässt Mittelalter-Vibes aufkommen. Tagsüber höre ich in meiner Burg Hühner gackern oder den Schmied auf das Schwert schlagen. Nachts wird der Klang düsterer und untermalt die Kämpfe, die ich gegen die Eindringlinge führe.
«Thronefall» wird dich enttäuschen, wenn du Strategie-Blockbuster gewohnt bist, die du 100 oder mehr Stunden zockst. Dafür ist es zu klein und zu wenig herausfordernd. Ich habe die richtige Balance zwischen Investitionen, die mir mehr Gold bringen und solchen in meine Wehrfähigkeit schnell gefunden. Das Kampfgeschehen liefert trotzdem genug Abwechslung. Mir gefällt, dass ich als König sowohl taktisches Mastermind bin, aber genauso an vorderster Front mitkämpfen muss, um meine Burg zu schützen.
«Thronefall» ist ein Spiel ganz nach meinem Geschmack. Ein besseres Strategie-Game für so wenig Geld wirst du bei Steam derzeit vermutlich nicht finden. Hoffentlich gibt es bald noch weitere Level.
Die Mikro-Strategie-Perle «Thronefall» gibt es derzeit für deutlich unter zehn Euro oder Franken bei Steam. Es ist für MacOS und für Windows erhältlich.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.