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Tom and Jerry: Unlustiger Frankenstein, der so viel richtig macht wie falsch
![Dominik Bärlocher](/im/Files/6/2/8/0/2/1/2/7/MicrosoftTeams-image.png?impolicy=avatar&resizeWidth=40)
Ab heute läuft «Tom and Jerry» im Kino. Der 100-minütige Film mit Hollywoods ikonischem Katz-und-Maus-Duo ist lahm. Das aber nur wegen der Szenen, in denen der Film versucht, einen Plot zu haben.
Der Kater Tom und die Maus Jerry sind eines der grossen Duos der Fernsehgeschichte. Seit heute sind sie im Kino. Regisseur Tim Story versucht mit Schauspielerin Chloë Grace Moretz in der Hauptrolle das ultra-gewalttätige Paar für eine neue Generation zugänglich zu machen.
Das misslingt. Grösstenteils.
Der Film ist ein zusammengekrampfter Frankenstein aus dem, was Tom und Jerry grossartig macht und dem, was ein Studio heutzutage als hip und peppig empfindet. Dabei geht eines in Vergessenheit: Tom und Jerry sind nicht geeignet, einen 100-minütigen Film zu stemmen. Das erlaubt das mittlerweile über 80-jährige Konzept der beiden nicht.
Sofort veraltet dank Plot
Chloë Grace Moretz ist eine gute Schauspielerin. Michael Peña ist ein guter Schauspieler. Aber beide haben nichts in einem Film mit Tom und Jerry verloren. Während 80 Jahren sind die beiden mit einem minimalen Supporting Cast ausgekommen: Hund Spike, sein Sohn Tike, die Haushälterin und dann manchmal Toms Rivale, eine Katzen-Lady, eine Maus-Lady und das war's dann schon bald.
Von Hotel, iPhone, Job-Sorgen und dergleichen keine Spur. Genau das ist das, was den Film seiner Tom-und-Jerry-haftigkeit beraubt. Der Film spielt im Jahre 2020. Offensichtlich. Kayla, gespielt von Moretz, schwingt ihr blaues iPhone XR so gut mit Facetime, dass das Phone perfekt in der Mitte des Bildes ist. Ob Apple für das Product Placement bezahlt hat?
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Dazu kommen als allererstes rappende Tauben, die «Can I kick it?» von A Tribe Called Quest über die Credits am Anfang des Filmes zum Besten geben. Furchtbar.
Einer der grossen Elemente des Charmes des Katz-und-Maus-Duos ist, dass es zeitlos ist. Zum Vergleich, ein Teil der ersten Folge «Tom and Jerry» aus dem Jahre 1940.
Der Cartoon, wunderbar von Hand animiert, funktioniert heute noch genauso gut wie vor 81 Jahren. Der 2021er-Film funktioniert schon im Jahre 2021 nicht mehr. Für einmal wäre weniger Plot definitiv mehr gewesen. Nach 20 Minuten Film taucht Spike erstmals auf und der Plot plätschert vor sich hin. Irgendwas von wegen Menschen in einem Hotel mit einer Hochzeit. Kayla schwärmt von Instagram. Warum? Braucht der Film sowas wirklich?
Nicht alles ein totaler Reinfall
So viel der Film in seinen Grundfesten auch falsch macht, so viel macht er auch richtig. Es wäre den Machern um Tim Story leicht gefallen, Tom und Jerry reden zu lassen. Das haben sie in der Vergangenheit dann und wann wieder getan, wenn der Plot überwältigend wurde und sich die Autoren der Folge oder des Films in eine Ecke geschrieben haben. Aber in der Regel sind die beiden titelgebenden Protagonisten stumm.
Dann ist da die Gewalt. Es wäre ein Leichtes gewesen, die beiden zu besten Kumpels in einem lustigen slapstick-igen Abenteuer zu machen. Doch schon zu Anfang geben sich die beiden Saures, bis Tom von einem Lastwagen angefahren wird. So muss das.
Jerry ist da auch nicht besonders nett zu Tom, zerstört sein einziges Hab und Gut, ein Keyboard. Dann feiert die vermaledeite Maus in einem Hotelzimmer und Tom stürzt ab. Da kommt die Liebe zum Original, die die Macher zweifelsohne verspürt haben, zum Zuge. Die Schreie Toms und allgemein die Laute der beiden Titelhelden sind von William Hanna. Hanna, 2001 verstorben, hat die Originalschreie und -laute aufgenommen. Damals, als Tom und Jerry noch gut waren.
Ich lache laut bei Toms Versuchen in Jerrys Hotelzimmer zu gelangen. Das ist der Tom, den ich aus Kindertagen kenne, und der Jerry, der schon mein Leben lang Hassliebe von mir kriegt. Ich fühle mich in meine Jugend zurückversetzt.
Zwei Sekunden später: «Don't Sweat the Technique» von Eric B. und Rakim. Dann der Plot mit Menschen und Erwähnungen der umstrittenen Tierschutzorganisation Peta. Wieso?
Der Film wirkt so, als ob das Team um Tim Story versucht hat, lustige Tom-und-Jerry-Gags durch einen beknackten Plot zu verbinden. Das wäre absolut nicht notwendig gewesen. Der Film könnte ohne Erwähnungen von Millennials überleben. Denn die Gag-Szenen sind wirklich lustig. Wenn Spike Tom mit dem Baseballschläger eine überzieht, so als Nachgedanke zu «Komm her, Spike», dann ist das lustig.
Wenn der Plot sein konstruiertes und gesuchtes Gesicht zeigen muss, dann ist das nicht lustig und führt dazu, dass der Film einfach nie enden will. Auch nicht lustig:
- Menschen, seien sie Chloë Grace Moretz oder Michael Peña.
- Videospiele, egal wie prominent.
- Diskussionen über Elefanten an einer Hochzeit.
- Anspielungen auf Filme aus den 1980ern. Nostalgie zieht im Jahre 2021 in einem Film für 8-Jährige nicht.
- Alles ausser Tom und Jerry, die sich auf die Rübe geben.
![Tom and Jerry, 2021](/im/Files/4/7/7/6/7/0/1/7/tom_jerry_1980s_reference.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
![Batman ,1989](/im/Files/4/7/7/6/7/0/1/8/tom_jerry_batman_1989.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Das wissen auch die Schauspieler. Eine Chloë Grace Moretz, ein Michael Peña und ein Ken Jeong… Die sind besser als das, was sie in dem blutleeren Drehbuch des Films zeigen. Michael Peña versucht, nicht vorhandenen Humor durch Geschrei wettzumachen, Chloë Grace Moretz durch übertriebene Mimik. Beides funktioniert nicht. Am ehesten funktioniert Ken Jeongs Ansatz: Einfach nicht im Bild sein. Dann vergisst du schnell, dass er bei dieser Produktion mitgemacht hat.
Ich zweifle stark daran, dass Erwachsene oder Kinder über irgendwas in dem Film lachen, das nicht «Tom und Jerry verdreschen sich» ist. Und wenn dann am Schluss eine billig rangeklotzte social-media-konforme Mitteilung fürs Leben kommt, dann wirkt das auch noch billig zum Unlustigen dazu. Hat da das Studio noch reinpfuschen müssen? So im Stile von «Da muss noch etwas rein, damit das Ganze den dummen Kindern noch etwas fürs Leben mitgibt»?
Können wir wieder Kurzfilmchen mit Katz und Maus haben, bitte?
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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.