Top 10 Fitness-Trends: Was die Branche für 2023 erwartet
Alljährlich befragt das «Health & Fitness Journal» des American College of Sports Medicine die Branche: Welche Themen werden die kommenden zwölf Monate dominieren? Ergebnis: Ein Pandemie-Hype klingt ab, die Trainierenden werden älter und Platz 1 bleibt Platz 1.
Was ist schwerer als jede Hantel? Die Kristallkugel – oder zumindest der Blick hinein, um die Zukunft vorherzusagen. Seit inzwischen 17 Jahren wagt das «Health & Fitness Journal» eine Prognose für die kommenden zwölf Monate und setzt dabei auf Schwarmintelligenz. Per Umfrage beteiligten sich 3735 Menschen aus aller Welt, die in Fitness-Berufen oder verwandten Disziplinen arbeiten. Zum Beispiel als Physiotherapeuten, Ärztinnen oder Personal Trainer. Wenn es nach ihnen geht, wird im neuen Jahr einiges anders – aber die Nummer 1 unter den Trends bleibt gleich.
#1 Wearable Technology
Eine faust- beziehungsweise handgelenkdicke Überraschung ist das nicht: Auch 2023 staffieren wir uns nach Meinung der Professionals weiter fleissig mit Fitness-Trackern, Smartwatches und artverwandten Geräten aus, die uns den Puls und die Sauerstoffsättigung messen, Trainingspläne vorgeben, vom Sofa stupsen oder ins Bett schicken. Die Tamagotchis sind erwachsen geworden und kümmern sich inzwischen rührend um uns, solange wir sie mit Daten füttern und mit Strom versorgen.
Seit 2016 sind die Wearables immer unter den Top 3 und zum sechsten Mal auf Rang 1. Wenn ich mir die Handgelenke meiner Mitmenschen anschaue, ist da was dran. Nämlich eine Smartwatch oder Sportuhr. Genauso sicher werden wir bei digitec und Galaxus auch 2023 wieder einen Haufen Geräte testen – und unter Umständen sogar mit der Uhr am Berg hängen.
#2 Krafttraining mit freien Gewichten
Kurz- und Langhanteln, Kettlebells und Medizinbälle sind weiter auf dem Vormarsch. Sie wurden von Platz 8 (2021) über Platz 4 (2022) hoch auf Platz 2 gewuchtet. Selbstverständlich in formvollendeter Ausführung, wie sie von den befragten Fitness Professionals in ihren Studios gelehrt wird. Denn die Home-Fitness-Welle der Pandemie ebbt aus ihrer Sicht nun endgültig ab. Nach Platz 2 im Vorjahr purzelt dieser Punkt aus den Top 10 und fällt damit ebenso tief wie der Aktienkurs von Peloton & Co. nach dem Corona-Hype.
#3 Body Weight Training
Kaum zu fassen, dass das ein Trend ist. Aber das Training mit dem eigenen Körpergewicht – auf Altgriechisch und Neudeutsch Calisthenics genannt – feiert sein zehnjähriges Jubiläum. 2013 tauchten Liegestütz, Klimmzug und turnerische Elemente erstmals im Trendreport auf. Ungefähr zur selben Zeit, als vielerorts öffentliche Calisthenics Parks aus dem Boden sprossen. Seither sind die Übungen, die schon immer da waren, Teil der Alltagskultur geworden. Muss ja nicht gleich so aussehen wie auf diesem Buch-Cover von Paul Wade – auch bekannt aus «Trainieren wie im Knast» Band 1 und 2.
#4 Fitness-Angebote für Ältere
Dieser Trend ist gut gealtert und das möchte die Zielgruppe auch. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen nach und nach das Rentenalter, stehen finanziell im Schnitt gut da und wollen fit für Hobbys und Enkelkinder bleiben. Keine Wunder, dass sich die Branche nach und nach auf Angebote für ältere Personen einstellt. Die erwarten statt Schweiss an den Wänden und Boom-Boom-Boom aus den Boxen eine etwas gediegenere Atmosphäre und altersgerechte Angebote. Dafür sind sie bereit, entsprechend zu bezahlen. Und das Geld ist gut investiert.
#5 Funktionelles Training
In dieselbe Richtung geht es mit dem Functional Fitness Training: Im Ranking nach oben, in der Bedeutung ebenfalls. Besonders, aber nicht nur für ältere Menschen. Balance, Koordination und alltagsnahe, stabilisierende Kräftigungsübungen unter Beteiligung mehrerer Muskelgruppen sind immer smart. Siehe auch Platz 2: Body Weight Training. So wirst du fit, beugst Verletzungen vor und kümmerst dich um Fähigkeiten, die ansonsten schleichend verkümmern würden.
#6 Outdoor-Aktivitäten
Ein Corona-Klassiker, der sich in den Top 10 hält. Für Fitness-Anbieter sind Outdoor-Angebote ein wichtiges Standbein geworden. Lauf- und Wandergruppen, Radsport-, Kayak- oder Stand-up-Paddle-Touren unter fachkundiger Anleitung sind nach wie vor gefragt und fraglos eine schöne Sache. Es geht aber auch ohne Guide. Ab in den nächsten Wald, eine Runde Laufen. Das ist gut für Körper und Geist.
#7 High-Intensity Interval Training (HIIT)
Ein weiterer Dauer(kalorienver)brenner. Der HIIT-Hype um das hochintensive Intervalltraining dauert auch schon fast ein Jahrzehnt an und wird sicher ein Thema bleiben. Egal, ob beim Spinning, Lauf- oder Krafttraining und egal, wie die Trainingsform genannt wird: Die Muskeln und Lungen ambitionierter Sportlerinnen und Sportler werden weiter brennen.
# 8 Abnehmen als Trainingsziel
Schwer zu verdrängen ist auch der berechtigte Wunsch, sich dem eigenen Wohlfühlgewicht zu nähern. Die Fitness Professionals helfen bei der Trainingsplanung und in Ernährungsfragen. Es ist quasi ihr Brot- und Buttergeschäft und wird es auch bleiben, solange die fetten Jahre noch nicht ganz vorbei sind.
#9 Zertifizierte Fitness Professionals anstellen
Dass das ein Trend sein soll, sagt auch etwas über die Probleme der Branche aus. Jedenfalls ist es auch aus Kundensicht eine gute Idee, statt Leuten, die dir nur grob sagen können, wo die Geräte stehen, ausgebildetes Personal anzustellen. Diese Entwicklung darf gerne noch wichtiger werden.
#10 Personal Training
Besonders dann, wenn du beim Personal im Studio nicht nur einen Protein-Shake kaufen willst, sondern viel Geld für Personal Training ausgibst, wäre eine entsprechende Ausbildung dieser Person doch schön. Denn damit enden die Top 10 und wenn dein Coach nichts taugt, kannst du auch gleich auf deine Smartwatch hören – womit wir wieder bei Platz 1 wären.
Titelbild: ShutterstockSportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.