Pexels
News & Trends

Vernichtendes Urteil für Brawl Stars, Pokemon Go, Fortnite und Co.

Bedenklich, alarmierend, inakzeptabel – so lautet das Fazit der deutschen Stiftung Warentest. Angeschaut wurden einige weit verbreitete Spiele-Apps für Kinder. Nur ein einziges Game sei für Kinder «okay».

Insgesamt hat sich ein Gremium von Expertinnen und Experten im Auftrag der Stiftung Warentest 16 populäre Spiele-Apps für Android angeschaut, 15 davon sind kostenfrei, eines war kostenpflichtig. Im Testfeld befanden sich damit die zehn umsatzstärksten Games im Zeitraum Januar bis Mär 2024 sowie weitere sechs Games, die mit Hilfe jugendlicher Gamer ausgewählt wurden, weil sie für Kinder im Alter von etwa zehn Jahren besonders relevant sind. Das hier ist die Liste:

  • Minecraft (Open World)
  • Brawl Stars (Kämpfe im Comic-Stil)
  • Candy Crush Saga (Puzzle)
  • Clash of Clans (Strategie)
  • Fortnite (Shooter)
  • Gardenscapes (Gartenbau)
  • Genshin Impact (Fantasy)
  • Hay Day (Bauernhof)
  • Monopoly Go (Würfeln und Bauen)
  • Pokémon Go (Fantasiewesen)
  • Roblox (virtuelles Universum)
  • Royal Match (Puzzle)
  • Solitaire Grand Harvest (Karten)
  • Subway Surfers (Jump’n’Run)
  • Township (Städtebau)
  • Whiteout Survival (Überlebensstrategie)

Bei allen Games hat das Expertengremium in sechs Kategorien jeweils entweder «angemessen», «bedenklich» oder «inakzeptabel» vergeben. Diese Kategorien waren:

  • kindgerechte Inhalte
  • sichere Nutzung
  • Verstösse melden / Support
  • Werbung
  • Spieldruck
  • Kaufdruck
Faschistische Nutzernamen waren in vielen Games zu finden.
Faschistische Nutzernamen waren in vielen Games zu finden.
Quelle: Stiftung Warentest (Screenshot)

Minecraft ist immerhin nur «bedenklich»

Jedes Game, das auch nur in einer der sechs Kategorien ein «inakzeptabel» erhalten hat, wurde auch in der Gesamtauswertung als «inakzeptabel» eingestuft. So schaffte es nur Minecraft, mit einem «bedenklich» eingestuft zu werden. Wie die Stiftung Warentest schreibt, könnte die Gaming-App mit «etwas elterlicher Unterstützung und technischen Kniffen» für Kinder okay sein. Minecraft punktet mit kindgerechten Inhalten und mit geringem Spieldruck. In den anderen Kategorien gibt es jeweils ein «bedenklich».

Fünf der getesteten 16 Spiele bekamen in vier von sechs Kategorien das «inakzeptabel»-Urteil: Das Rollenspiel Genshin Impact, Brawl Stars, Clash of Clans, Whiteout Survival und Township. Bei diesen Games, aber auch bei den anderen, verführe der Anbieter die jungen Gamerinnen und Gamer dazu, mehr zu spielen und mehr zu kaufen. Dazu kommen kindergefährdende Inhalte wie Gewalt, Sex und Hassbotschaften, zum Beispiel in Chat-Räumen der Games.

Nur mit einer «inakzeptabel»-Bewertung rausgeflogen sind Pokemon Go (Spieldruck) und Solitaire Grand Harvest (Kaufdruck). Mit genügend elterlicher Kontrolle oder wenn das Konto des Kindes nicht mit einer Zahlungsmöglichkeit verknüpft ist, sind diese Spiele wenig bedenklich.

Typische Beispiele für hohen Spieldruck sind Countdown-Rabatte oder Geschenke, die es für tägliches Gamen gibt. Manipulativ sei es, wenn eine Kuh bei Township mit traurigem Blick fragt, ob man wirklich aufhören möchte zu spielen und fürs Weiterspielen mit einem Geschenk belohnt wird.

Wer kann dieser traurig schauenden Kuh schon widerstehen? So wirst du  zum Weiterspielen animiert, auch wenn du eigentlich aufhören möchtest.
Wer kann dieser traurig schauenden Kuh schon widerstehen? So wirst du zum Weiterspielen animiert, auch wenn du eigentlich aufhören möchtest.
Quelle: Stiftung Warentest (Screenshot)

Schutz von Kindern vs. Geschäftsinteressen

Sonderlich überraschend sind die Ergebnisse der Stiftung-Warentest-Analyse nicht. Die Games stehen kostenlos zum Download zur Verfügung, dahinter aber stehen Unternehmen, die Geld verdienen wollen, und die keine Wohltätigkeitsorganisationen sind. Sie bedienen ihre Geschäftsinteressen dann, wenn sie die Spielenden nach dem Gratis-Download dazu bringen, etwas zu bezahlen, um im Game schneller voranzukommen. Oder sie malträtieren Gamer und Gamerinnen mit Werbungen. Insofern ist in Test-Kategorien wie «Werbung» oder «Spieldruck» wohl schwerlich ein «akzeptabel» zu erreichen – auch wenn das im Sinne des Schutzes der Kinder besser wäre. Unbestritten aber sollten Darstellungen von Gewalt und Sex für die Altersgruppe nicht zu sehen sein, ebenso wenig sollten Spielende die Möglichkeit haben, User-Namen zu wählen, die faschistisch oder diskriminierend sind.

Diese Gewaltdarstellung stammt aus Roblox. Das Spiel ist für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben.
Diese Gewaltdarstellung stammt aus Roblox. Das Spiel ist für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben.
Quelle: Stiftung Warentest (Screenshot)

Den ausführlichen Testbericht gibt es im aktuellen Juni-Heft der Stiftung Warentest oder als bezahlpflichtigen Artikel online.

Wo Kinder trotzdem gute Games finden

Die Stiftung Warentest liefert in ihrem Artikel auch Vorschläge für empfehlenswerte Games, respektive liefert Links zu Angeboten, die solche Spiele listen. Diese sind:

  • Bei seitenstark.de gibt es eine Liste mit eher pädagogisch orientierten Spielen.
  • Auf tommi.kids sind mit dem Kindersoftwarepreis ausgezeichnete Spiele zu finden, darunter auch populäre Konsolenspiele wie Pikmin 4 (hier unser Testbericht dazu) für Nintendo oder The Wandering Village für PC.
  • Die Seite spieleratgeber-nrw.de hat eine Liste mit Spielen zusammengestellt, die nach Alter und Genre gefiltert werden können.

Nicht von der Stiftung Warentest genannt wurde die Möglichkeit, die Apple mit seinem Arcade-Angebot bietet. Im Katalog der Online-Gaming-Plattform gibt es rund 200 Titel. Apple betont, dass die Games zum einen hohe Anforderungen an Datenschutz erfüllen müssen, um aufgenommen zu werden. Zum anderen gibt es keine In-App-Käufe und keine Pay-to-Win-Ansätze. Um Arcade-Games nutzen zu können, ist allerdings ein Apple-Gerät nötig und du musst ein Abo lösen, das derzeit in der Schweiz 7,90 Franken monatlich kostet, in Deutschland liegt der Preis bei 6,99 Euro.

Eine mögliche Alternative zu den Mobile Games ist die Konsole. Als verantwortungsvoller Vater hat sich mein Kollege Patrick Vogt kürzlich mit seiner Tochter zum ersten Mal an die Nintendo Switch gewagt. Hier hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben:

  • Hintergrund

    Zoe zockt – meine Tochter spielt zum ersten Mal Nintendo Switch

    von Patrick Vogt

Und Gaming-Experte Philipp Rüegg hat in diesem Beitrag seine Tipps notiert:

  • Ratgeber

    Familienspass in der Pixelwelt: Meine Spieleauswahl für Gross mit Klein

    von Philipp Rüegg

Wie stehst du zum Gaming bei Kindern? Was dürfen deine Kinder, was nicht? Schreib es in die Kommentare!

Titelbild: Pexels

62 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 

60 Kommentare

Avatar
later