Wie Smartphones den Kameramarkt verändern
Hinter den Kulissen

Wie Smartphones den Kameramarkt verändern

Manuel Wenk
26.2.2024

In den letzten Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir fotografieren, drastisch verändert. Smartphones haben sich von einfachen Kommunikationsgeräten zu leistungsstarken Fotoapparaten entwickelt. Die Verkaufszahlen zeigen: Mit Kompaktkameras und Spiegelreflexkameras wird immer weniger geknipst.

Ich erinnere mich, wie ich mit meinem Bruder stundenlang mit der Canon Kompaktkamera meines Vaters gespielt habe. Wir fotografierten und filmten uns. Das war Anfang der Nullerjahre. Damals gehörte eine Kompaktkamera, wie sie heute zum Beispiel auch von Sony hergestellt wird, ins Reisegepäck. Die Kameras machten für damalige Verhältnisse gute Fotos, waren günstig, leicht und gleichzeitig nicht so komplex wie eine Spiegelreflexkamera.

Angriff der Smartphones

Während die Smartphone-Verkäufe in den letzten Jahren nach oben zeigten, ist bei den Kompaktkameras ein gegenläufiger Trend sichtbar. Und dies mit gutem Grund: Die einst so beliebten Kameras mussten den kleinen, smarten Kommunikationscomputern, die wir täglich mit uns herumtragen, weichen. Die Kamerahersteller behandeln das Kompaktkamera-Sortiment entsprechend stiefmütterlich. Sony hat die letzte Kompaktkamera im Jahr 2019 vorgestellt und scheint sich eher auf die Weiterentwicklung ihrer Smartphones zu konzentrieren (Wie viel Profikamera steckt im Soyn Xperia 1 V?). Canon hat ihrer kompakten G7X Reihe letztmals im Jahr 2017 ein Update spendiert. Die Vorteile der Kompaktkameras wie Einstellmöglichkeiten, Haptik oder verlustfreien Zoom machen Smartphones durch KI-Algorithmen zur automatischen Bildverbesserung und mehreren Linsen mit unterschiedlichen Brennweiten weg.

Noch vor wenigen Jahren galten Spiegelreflexkameras als State of the Art. Heute spielen diese Kameras kaum mehr eine Rolle. Galaxus führt gut 70 Modelle im Sortiment, viele davon sind bei uns im Shop nur schlecht verfügbar. Auch die Spiegelreflexkamera hat Konkurrenz bekommen – die Systemkamera. Sie bietet eine bessere Bildqualität, ist schneller und durch den fehlenden Spiegel ist eine sehr kompakte Bauweise möglich. Während sich Smartphones auch während der Corona-Pandemie gut verkauften, musste die Systemkamera Federn lassen. Aufgrund von Reisebeschränkungen und der unsicheren Wirtschaftslage sanken die Verkaufszahlen deutlich. Erst 2023 erreichten die Verkaufszahlen wieder das Vor-Corona-Niveau (plus zwei Prozent gegenüber 2019).

Noch besser als Smartphones und Systemkameras verkaufen sich nur Sofortbildkameras. Bei dieser Geräteklasse steht nicht die Qualität im Vordergrund, sondern die unmittelbare physische Präsenz und Einzigartigkeit der Bilder. Besitzerinnen und Besitzer von Sofortbildkameras können die Fotos hervorragend verschenken, einkleben oder beispielsweise an der Wand aufhängen.

Die Renaissance der analogen Fotografie

In einer Welt voller digitaler Schnappschüsse zeichnet sich ein gegenläufiger Trend ab. Die Kundinnen und Kunden reissen uns analoge Filme und Einwegkameras regelrecht aus den Regalen.

Allein zwischen den Jahren 2021 und 2023 verkaufte Digitec Galaxus 67 Prozent mehr analoge Filmrollen und 112 Prozent mehr Einwegkameras. Im gleichen Zeitraum verkaufte Digitec Galaxus jedoch nur 20 Prozent mehr analoge Kameras. Vermutlich durchforsten die Leute Dachböden oder kaufen und verkaufen alte Kameras wie wild auf dem Second-Hand-Markt.

Andere Bereiche der Foto- und Videowelt haben sich in den letzten Jahren weniger stark entwickelt. Actionkameras, wie sie GoPro oder DJI herstellen, sind weniger stark gewachsen. (plus 166 Prozent gegenüber 2014).

Smartphones verkaufen sich um ein vielfaches mehr, als alle anderen Geräte aus der Kamera-Kategorie. Sofortbildkameras sind trendy, was sowohl die Wachstumszahlen als auch die absoluten Verkaufszahlen belegen. Actionkameras verzeichnen keinen massiven Boom, dennoch ist ihr Verkaufsniveau hoch. Menschen, die Outdoor-Aktivitäten und Extremsportarten betreiben, scheinen ihre Erlebnisse für die Ewigkeit festhalten zu wollen. Die um ein vielfaches teureren Systemkameras müssen sich hinter den Kompakt- und Actionkameras einreihen.

Altes kommt zurück, Bestehendes schwächelt und Spiegelreflexkameras verschwinden

Die Zeiten, in denen sich Kinder mit Kompaktkameras und anderen Fotoapparaten die Zeit vertrieben, sind vorbei. Heute dominieren da die Smartphones. Professionelle Fotografinnen und Fotografen wiederum knipsen mit Systemkameras. Nostalgikerinnen und Nostalgiker dagegen haben die analogen Formen der Fotografie wiederentdeckt. Actionkameras gehen trotz bescheidenem Wachstum der letzten Jahre erstaunlich häufig über die virtuelle Ladentheke.

Ist das alles eine Reaktion auf die digitalisierte, schnelllebige Fotografie? Besitzt du noch eine Kompaktkamera oder reicht das Smartphone deiner Meinung nach völlig aus?

Titelfoto: Manuel Wenk

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 


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