Wie viel muss ein Smartphone kosten? Das Nokia G60 muss seinen Aufpreis rechtfertigen
Produkttest

Wie viel muss ein Smartphone kosten? Das Nokia G60 muss seinen Aufpreis rechtfertigen

Jan Johannsen
13.6.2023

Meine Suche nach einem guten und günstigen Smartphone geht weiter. Beim Nokia G60 stellt sich die Frage, ob es den Aufpreis gegenüber dem Moto G13 wert ist.

Ich will wissen, wie viel Geld ich mindestens für ein brauchbares Smartphone ausgeben muss. Nachdem mein erster Versuch mit dem Nokia C12 desaströs endete, stimmte mich das Moto G13 schon viel positiver. Ich will nun wissen, was ein größeres Budget bringt. Beim Nokia G60 trickse ich etwas. Im September 2022 erschien das Smartphone für eine unverbindliche Preisempfehlung von 349 Euro/Franken. Das wäre ein großer Sprung vom Moto G13. Mittlerweile bekommst du das G60 aber für etwa 100 Euro/Franken weniger als beim Verkaufsstart.

Nokia G60 (128 GB, Ice, 6.58", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone

Nokia G60

128 GB, Ice, 6.58", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G

Nokia G60 (128 GB, Schwarz, 6.58", SIM + eSIM, 50 Mpx, 4G)
Smartphone
EUR220,87

Nokia G60

128 GB, Schwarz, 6.58", SIM + eSIM, 50 Mpx, 4G

Gutes Display, dem Schwarz fehlt

Das Design des Nokia G60 ist schlicht gehalten. Kleine Sprenkel sorgen bei meinem schwarzen Testgerät dafür, dass die Rückseite nicht eintönig ist. Sie besteht übrigens zu 100 Prozent aus Recycling-Kunststoff. Der Rahmen zu 60 Prozent.

Die dunklen Sprenkel gehören zum Design der nicht abnehmbaren Rückseite.
Die dunklen Sprenkel gehören zum Design der nicht abnehmbaren Rückseite.
Quelle: Jan Johannsen

Auf der Vorderseite befindet sich ein 6,58 Zoll großes IPS-Display. Sein Rahmen ist breiter als bei teureren Smartphones. Aber mit einer Full-HD+-Auflösung von 2408 × 1080 Pixeln und einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz hält es mit diesen mit. Die Helligkeit fällt mit 400 Nits niedriger aus, reicht aber selbst bei Sonnenschein. Die Farben wirken kräftig und natürlich. Einzig Schwarz erscheint eher grau. Hier haben OLED-Displays einen klaren Vorteil.

Die Symbolleiste rückt mir zu nah an die Ecken heran.
Die Symbolleiste rückt mir zu nah an die Ecken heran.
Quelle: Jan Johannsen

Als Schutz über dem Display kommt Gorilla Glass 5 zum Einsatz. Es ist nicht die neueste Generation des bruchsicheren Glases, aber immer noch bruchfester als herkömmliches.

Genug Power an Bord

Nokia stattet das G60 mit dem Snapdragon 695 aus und stellt dem Chipsatz vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Der 128 Gigabyte große interne Speicher lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern. Alternativ kannst du an ihrer Stelle im Kartenschacht auch eine zweite SIM-Karte einlegen.

Der Snapdragon 695 kann 5G und erweist sich auch im OnePlus Nord CE 3 Lite 5G als brauchbarer Mittelklasse-Chip. Bei Geekbench 6 erreicht er klar bessere Ergebnisse als der Helios G85 des Motorola Moto G13, bleibt aber wenig überraschend hinter aktuellen Top-Chips wie dem Snapdragon 8 Gen 2 des Edge 40 Pro title zurück.

Im Alltag läuft die Benutzeroberfläche flüssig und Apps starten zügig. Einzig bei manchen Spielen fällt die Ladezeit etwas länger aus und du wirst nicht immer die höchsten Grafikeinstellungen wählen können. Die langsameren Ladezeiten fallen aber nur negativ auf, wenn du die gleiche App auf einem teureren Smartphone direkt daneben startest.

Der Akku, mit einer Kapazität von 4500 mAh, hält bei mir problemlos einen typischen Tag durch. Über den USB-C-Anschluss nimmt er bis zu 20 Watt entgegen. Das ist kein superschnelles Laden, aber in Ordnung. Vor allem, da einige teurere Geräte nicht für mehr als 25 Watt bereit sind. Eine leere Batterie ist beim G60 nach etwa zwei Stunden wieder voll geladen.

Moderne Standards und ein Dauerbrenner

Das Nokia G60 verfügt über etliche aktuelle Standards:

  • Wi-Fi 6
  • Bluetooth 5.1
  • NFC (u.a. für mobiles Bezahlen)
  • GPS, Galileo und Beido (zur Standortbestimmung)
  • 3,5-mm-Buchse für Kopfhörer
Beide Anschlüsse befinden sich auf der Unterkante.
Beide Anschlüsse befinden sich auf der Unterkante.
Quelle: Jan Johannsen

Der Fingerabdrucksensor ist im Powerbutton integriert. Mit ihm lässt sich das Smartphone schnell und zuverlässig entsperren.

Beim Einschalten liegt der Finger direkt auf dem Fingerabdrucksensor.
Beim Einschalten liegt der Finger direkt auf dem Fingerabdrucksensor.
Quelle: Jan Johannsen

Drei Jahre Updates und nur eine Bloatware

Das Nokia G60 ist im Herbst 2022 mit Android 12 erschienen und hat zwischenzeitlich ein Update auf Android 13 erhalten. Nokia will noch zwei weitere Updates, also bis Android 15, liefern und verspricht bis Herbst 2025 monatliche Sicherheitsupdates. Damit erhält es noch ein Android-Update mehr als das Moto G13. Die von der EU als Vorschrift geplanten fünf Jahre erreicht das Smartphone aber nicht.

Die zusätzlich installierten Apps bleiben überschaubar.
Die zusätzlich installierten Apps bleiben überschaubar.
Quelle: Jan Johannsen

Beim Starten des G60 leuchtet kurz das Logo von «Android One» auf. Dabei gibt es das Programm gar nicht mehr. Aber egal: Ich freue mich beim Nokia über ein flüssig laufendes, pures Android mit aufgeräumter Oberfläche. Netflix und MyDevice von Nokia sind die einzigen zusätzlich installierten Apps. Wobei sich der Streamingdienst direkt vom Startbildschirm aus löschen lässt.

Haupt- und Frontkamera gut, Ultraweitwinkelkamera mäßig

Das Nokia G60 verfügt über drei Kameras auf der Rück- und eine auf der Vorderseite:

  • Hauptkamera mit 50 Megapixeln
  • Ultraweitwinkelkamera mit 5 Megapixeln
  • Tiefensensor mit 2 Megapixeln
  • Frontkamera mit 8 Megapixeln
Nur zwei der drei Linsen auf der Rückseite liefern Fotos.
Nur zwei der drei Linsen auf der Rückseite liefern Fotos.
Quelle: Jan Johannsen

Hauptkamera

Die Farbwiedergabe der Hauptkamera wirkt natürlich, könnte für meinen Geschmack aber kräftiger sein. Die Detailgenauigkeit ist hoch und sorgt für eine scharfe Darstellung. Erst bei der Betrachtung in Originalgröße fallen leichte Artefakte in den Ecken auf.

Die Farben fallen für meinen Geschmack etwas zu blass aus.
Die Farben fallen für meinen Geschmack etwas zu blass aus.
Quelle: Jan Johannsen

Ultraweitwinkel und Zoom

Die Ultraweitwinkelkamera weist einen leichten Gelbstich auf. Starke Kontraste scheinen aber kein Problem für sie zu sein. Verzerrungen rechnet die Software raus. Die geringe Auflösung sorgt allerdings dafür, dass die Detailgenauigkeit auf größeren Bildschirmen als dem Smartphone-Display tief ist. Das fällt zum Beispiel in den Randbereichen oder den Wolken am Himmel besonders auf. Die Hauptkamera bietet im direkten Vergleich ein schärferes Bild.

Ultraweitwinkelkamera mit fünf Megapixeln.
Ultraweitwinkelkamera mit fünf Megapixeln.
Quelle: Jan Johannsen
Hauptkamera mit 50 Megapixeln, die zu 12,5 Megapixeln werden.
Hauptkamera mit 50 Megapixeln, die zu 12,5 Megapixeln werden.
Quelle: Jan Johannsen

Der zweifache Zoom ist nur digital. Auch das sieht im Ergebnis auf dem Smartphone-Display ordentlich aus, zerfällt aber auf größeren Bildschirmen.

Der Zoom ist nur digital.
Der Zoom ist nur digital.
Quelle: Jan Johannsen

Porträt

Meine Kleidung schneidet der Porträtmodus gut aus. Nur am Bündchen unter dem Arm ist die Software leicht irritiert. Nicht zufrieden bin ich mit dem Ausschnitt meines Barts und der Glatze. Das wirkt unförmig. Und selbst die schwarze, klar abgegrenzte Brille erkennt die Software trotz der zusätzlichen Linse für Tiefenunschärfe nicht richtig.

Beim Kopf zeigt der Porträtmodus Schwächen.
Beim Kopf zeigt der Porträtmodus Schwächen.
Quelle: Jan Johannsen

Mit dem Porträt-Editor kannst du bei den Porträtfotos nachträglich die Stärke der Unschärfe verändern. Außerdem stehen verschiedene Muster für die Verzerrung zur Auswahl. Den Fokuspunkt kannst du ebenfalls verlegen – falls doch der Hintergrund scharf und die Person unscharf erscheinen soll. Von den Mängeln an der Kante der Person abgesehen, gefällt mir die Unschärfe. Sofern ich es bei der Nachbearbeitung nicht übertreibe, wirkt sie natürlich.

Nacht

Bei Dunkelheit hellt der Nachtmodus das Bild nicht nur etwas auf, sondern sorgt auch für mehr Schärfe im Bild. Allerdings ist der Dynamikumfang klein. Beim Nachtmodus ist zum Beispiel die Beleuchtung über der Haustür überbelichtet. Bei der Aufnahme mit der Automatik überstrahlt die Lampe ihre Umgebung nicht.

Hauptkamera mit Automatik.
Hauptkamera mit Automatik.
Quelle: Jan Johannsen
Hauptkamera mit Nachtmodus.
Hauptkamera mit Nachtmodus.
Quelle: Jan Johannsen

Der Nachtmodus sorgt zwar auch bei der Ultraweitwinkelkamera für eine Verbesserung der Aufnahme. Die Kamera will ich aber bei Dunkelheit trotzdem nicht verwenden.

Ultraweitwinkelkamera mit Automatik.
Ultraweitwinkelkamera mit Automatik.
Quelle: Jan Johannsen
Ultraweitwinkelkamera mit Nachtmodus.
Ultraweitwinkelkamera mit Nachtmodus.
Quelle: Jan Johannsen

Selfie

Die Frontkamera liefert brauchbare Selfies. Sie sind farblich ansprechend und verfügen für die Bilder einer Frontkamera über eine hohe Detailgenauigkeit. Der HDR-Effekt kann starke Kontraste aber nicht ausgleichen, wie deutlich am überbelichteten Himmel zu erkennen ist.

Ich gefalle mir auf dem Selfie, der Hintergrund überzeugt mich weniger.
Ich gefalle mir auf dem Selfie, der Hintergrund überzeugt mich weniger.
Quelle: Jan Johannsen

Der Porträtmodus sorgt auf Wunsch auch bei Selfies für einen unscharfen Hintergrund – hier aber ohne zweite Kamera und nur mittels Software. Meinen Kopf schneidet er trotzdem besser aus als der Porträtmodus der Hauptkamera – ganz perfekt trennt er mich aber auch nicht vom Hintergrund.

Selfie im Porträtmodus.
Selfie im Porträtmodus.
Quelle: Jan Johannsen

Fazit: Mehr Power und eine weitere Kamera

Während das Moto G13 die Mindestanforderungen an ein modernes Smartphone erfüllt, bietet das Nokia G60 bereits mehr als nur die Befriedigung von Grundbedürfnissen. In den meisten Punkten schneidet es etwas besser ab als das günstigere Smartphone von Motorola.

Mehr Leistung als beim Nokia G60 werden viele Menschen gar nicht benötigen. Das Display ist schick anzuschauen, wobei du in dieser Preisklasse noch mit breiten Rändern leben musst. Das Kamerasystem besteht aus einer guten Haupt- und einer guten Frontkamera. Die Ultraweitwinkelkamera hat hingegen viel Luft nach oben. Bei Dunkelheit musst du ebenfalls mit einer schlechteren Bildqualität rechnen als bei teureren Smartphones.

Die Akkulaufzeit des G60 ist völlig in Ordnung, nur das Ladetempo könnte etwas schneller sein. Bei der Software erwartet dich das bisher langfristigste Update-Versprechen in dieser kleinen Artikelserie – von dem allerdings das erste Jahr schon fast verstrichen ist. Alles in allem finde ich das Nokia G60 zu seinem aktuellen Preis in Ordnung. Als Nächstes knacke ich mit dem Samsung Galaxy A34 die 300-Euro/Franken-Marke. Ich bin gespannt, wie stark sich das bemerkbar macht.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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