Wie viel muss ein Smartphone kosten? Moto G54 vs. Moto G84
Produkttest

Wie viel muss ein Smartphone kosten? Moto G54 vs. Moto G84

Jan Johannsen
28.11.2023

Etwa 100 Euro beziehungsweise Franken beträgt der Preisunterschied zwischen dem Moto G54 und dem Moto G84. Im Test hat das teurere Smartphone die Nase nicht immer vorn. Der Aufpreis rechnet sich für mich daher nicht.

Die unterschiedlichen Displaytechnologien der Moto G54 und G84 erkenne ich mit bloßem Auge. Auch durch die Farb-Optionen heben sich die beiden Smartphones voneinander ab. Je nach Farbe besteht die Rückseite aus glattem Acryl oder weichem, griffigem Kunstleder. Die Auswirkungen der verbauten Prozessoren oder der unterschiedlich großen Akkus sind hingegen nicht offensichtlich.

Motorola Moto G54 (256 GB, Midnight Blue, 6.50", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone
EUR164,36

Motorola Moto G54

256 GB, Midnight Blue, 6.50", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G

Motorola moto g84 (256 GB, Viva Magenta, 6.50", Dual SIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone

Motorola moto g84

256 GB, Viva Magenta, 6.50", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

Wie schon beim Edge 40 Neo lockt Motorola bei den günstigeren Moto G-Modellen mit Pantone-Farben. Je nach Farbe besteht die Rückseite aus Kunststoff oder Kunstleder. Letzteres gilt für meine beiden Testgeräte. Ich mag das weiche, griffige Material. Jenseits der Farben unterscheiden sich das Moto G54 und Moto G84 in Sachen Design oder Materialien nicht. Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:

Bei den Kameras könnte die größere Blende für eine bessere Bildqualität bei der Hauptkamera des Moto G54 sprechen. Dafür hat das Moto G84 eine Ultraweitwinkelkamera, ist robuster gegen Feuchtigkeit und bietet mit OLED die bessere Displaytechnologie.

Display: günstiges LCD vs. helles OLED

Trotz vieler Gemeinsamkeiten – Größe, Auflösung, Bildwiederholrate – fällt der Unterschied bei den Displays direkt auf. Der OLED-Bildschirm des Moto G84 ist heller, wodurch unter anderem auch das Weiß keinen Gelbstich wie beim LCD hat.

Das Moto G84 (links) hat das hellere Display. Die Einfärbung kommt daher, dass Motorola die Menüs farblich an die Rückseiten angepasst hat.
Das Moto G84 (links) hat das hellere Display. Die Einfärbung kommt daher, dass Motorola die Menüs farblich an die Rückseiten angepasst hat.
Quelle: Jan Johannsen

Schaue ich nicht direkt auf die Touchscreens, fällt zudem auf, dass das Moto G54 einen deutlich kleineren Blickwinkel hat.

Das Moto G54 (rechts) macht es neugierigen Sitznachbarn schwerer.
Das Moto G54 (rechts) macht es neugierigen Sitznachbarn schwerer.
Quelle: Jan Johannsen

Im Vergleich steht das Moto G54 zwar schlechter da. Für sich genommen ist sein LCD aber ein gut nutzbares Display, dessen Nachteile ich gegen den günstigeren Preis aufwiegen kann.

Leistung: neuer Dimensity vs. alter Snapdragon

Bei der Leistung sind die Unterschiede gering. Trotzdem scheint Motorolas Auswahl widersprüchlich. Im günstigeren Moto G54 steckt mit dem Mediatek Dimensity 7020 ein neueres System-on-a-Chip (SoC). Dieses wurde im ersten Quartal 2023 vorgestellt. Der Snapdragon 695 des Moto G84 steckt dagegen bereits seit Ende 2021 in Smartphones und erreicht schlechtere Punktwerte bei Geekbench 6 und PCMark Work.

Geekbench liefert bei den GPU-Tests zwar keine Ergebnisse für das Moto G54, im Alltag stelle ich aber auch bei Spielen keine Unterschiede fest. Die gemessenen Differenzen bei den CPU-Tests sind ebenfalls zu gering, um in der Praxis spürbar zu sein. Aber spannend, dass dem Moto G84 sein größerer Arbeitsspeicher auch nicht zu besseren Punktwerten verhilft. Du kannst mit beiden Smartphones alles machen, musst aber gegebenenfalls etwas längere Ladezeiten als bei Smartphones mit mehr Power in Kauf nehmen – oder bei Spielen auf die bestmögliche Grafik verzichten.

Akku: Anders als erwartet

Nominell haben das Moto G54 und das Moto G84 mit 5000 mAh die gleiche Akkukapazität. Beim Test «Work 3.0 Battery Life» und voller Displayhelligkeit sind die Auswirkungen der stromsparenden Hardware des G84 zu sehen: Es hält deutlich länger durch. Das teurere Edge 40 Neo lassen beide hinter sich.

Ich schreibe dem OLED-Display des Moto G84 einen großen Anteil der längeren Akkulaufzeit zu. Auf der anderen Seite komme ich auch mit dem Moto G54 gut über den Tag.

Beim Laden sind die Unterschiede auffälliger. Das Moto G84 nimmt bis zu 30 Watt auf und ist mit dem mitgelieferten Netzteil in etwas über 30 Minuten zur Hälfte geladen. Bis der Akku komplett voll ist, vergehen 75 bis 85 Minuten. Das Moto G54 lädt mit maximal 15 Watt nur mit der Hälfte der Leistung, die Ladezeit wird dadurch länger, aber verdoppelt sich nicht.

Kameras: Bei Tageslicht in Ordnung

Nominell haben beide Moto-Smartphones nahezu identische Hauptkameras. Die zweite Kamera ist beim Moto G54 eine 2-Megapixel-Makrokamera, die keine brauchbaren Bilder liefert. Die Ultraweitwinkelkamera des Moto G84 bietet dagegen einen echten Mehrwert – ohne in allen Lagen perfekt zu sein.

Von außen betrachtet haben beide Moto-Smartphones zwei Kameras.
Von außen betrachtet haben beide Moto-Smartphones zwei Kameras.
Quelle: Jan Johannsen

Hauptkamera

Mich überrascht das Moto G54 damit, dass es kein «Pixel Binning» nutzt, sondern die Fotos in voller Auflösung mit 50 Megapixeln speichert. Beim Moto G84 haben sie dagegen eine Auflösung von 12,5 Megapixeln. Unter «Mehr» in der Kamera-App hat Motorola die Möglichkeit, die volle Auflösung zu nutzen, versteckt..

Vergleiche ich beide Bilder trotz unterschiedlicher Auflösung, überzeugt mich das Moto G54 mit einer etwas höheren Detailgenauigkeit und etwas kräftigeren Farben.

Beim Blick auf die Brücke wird deutlich, dass das Moto G84 eine kleinere Brennweite hat. Mir gefällt die Wiedergabe des Himmels und der Spiegelungen auf dem Wasser bei ihm besser.

Bei Dunkelheit sind die Aufnahmen mit der Automatik beim Moto G84 heller. Das weiße Gebäude hat keinen Gelbstich wie beim Moto G54. Diese Verfärbung ist jedoch realistischer, wenn ich die Lichtverhältnisse vor Ort miteinbeziehe. Überraschenderweise nutzt das G54 hier «Pixel Binning» – obwohl ich an den Einstellungen zur Auflösung keine Änderungen vorgenommen habe.

Die Detailgenauigkeit nimmt bei beiden Kameras bei Nutzung des Nachtmodus zu. Die Unterschiede bei der Farbwiedergabe bleiben bestehen.

Ultraweitwinkelkamera

Außer Konkurrenz und nur für den Eindruck sind hier noch Fotos aus der Ultraweitwinkelkamera des Moto G84. Bei Tageslicht sind sie nicht herausragend, aber vorzeigbar. Bei Dunkelheit nimmt die Bildqualität stark ab und ist nicht mehr vorzeigbar – auch nicht mit den längeren Belichtungszeiten des Nachtmodus. In diesem Preissegment ist das aber die Regel.

Die Ultraweitwinkelkamera zum Vergleich.
Die Ultraweitwinkelkamera zum Vergleich.
Quelle: Jan Johannsen
Der Nachtmodus in Aktion mit der Ultraweitwinkelkamera.
Der Nachtmodus in Aktion mit der Ultraweitwinkelkamera.
Quelle: Jan Johannsen

Frontkamera

Bei der Frontkamera treten, wie zu erwarten, noch weniger Unterschiede auf. Die Detailgenauigkeit ist identisch, farblich gefällt mir das Moto G84 minimal besser.

Selfies bei Dunkelheit erspare ich dir. Die sehen bei beiden Smartphones nicht gut aus – auch nicht mit aktiviertem Nachtmodus.

Android mit einem Unterschied und kurzem Update-Zeitraum

Die Software ist auf beiden Smartphones nahezu identisch. Motorola ergänzt Android mit kleinen Design-Anpassungen und mehreren eigenen Apps. Mit diesen kannst du zum Beispiel einen eigenen Bereich für deine Kinder einrichten, damit sie nicht an deine Daten kommen, wenn du ihnen dein Smartphone gibst. In der «Moto»-App fasst der Hersteller einige Einstellungen und Optionen übersichtlich zusammen. Einen Unterschied gibt es: Die «Ready for»-App, mit der du Android mit einem Windows-PC verbindest, gibt es nur auf dem Moto G84.

  • Produkttest

    «Ready for»: So verbindet Motorola Smartphones mit Windows-PCs

    von Jan Johannsen

Ansonsten erwartet dich Android 13, das Motorola mit vier Apps von Drittanbietern ergänzt. Letztere lassen sich mit wenig Aufwand deinstallieren. In Sachen Updates stehen beide nicht überzeugend da: Motorola verspricht eine Aktualisierung auf Android 14 und drei Jahre Sicherheitsupdates. Das genügt den Anforderungen der EU demnächst nicht mehr.

Verbindungen, Fingerabdrucksensoren und Lautsprecher

Beide Smartphones haben Wi-Fi 5 an Bord. Der Unterschied zwischen Bluetooth 5.3 beim Moto G54 und Bluetooth 5.1 beim G84 dürfte für die meisten unerheblich sein. Die Frage des Schutzes vor Wasser dürfte für die Masse eher spannend sein. Hier hat das teurere Moto G84 mit einem Spritzwasserschutz nach IP54 die Nase vorn. Das G54 ist nur wasserabweisend – ohne Zertifizierung.

Beide Smartphones verfügen neben dem USB-C-Anschluss noch über eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse.
Beide Smartphones verfügen neben dem USB-C-Anschluss noch über eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse.
Quelle: Jan Johannsen

Die Fingerabdrucksensoren funktionieren beide zuverlässig. Es ist Geschmackssache, ob du jenen im Powerbutton des Moto G54 oder den unterm Display des Moto G84 lieber magst.

Soundmäßig klingen beide Smartphones ebenfalls sehr ähnlich. Und das bedeutet leicht unterdurchschnittlich, etwas blechern und ohne viel Volumen – aber immerhin Stereo aus zwei Lautsprechern. Müsste ich mich entscheiden, höre ich das G84 minimal vorne.

Fazit: Besser, aber nicht sinnvoll

Das Moto G54 und das Moto G84 erfüllen die Grundanforderungen an Smartphones. Du kannst mit ihnen texten, im Internet surfen, Apps nutzen und einfache Spiele zocken. Bei Tageslicht liefern sie brauchbare Fotos. Für wirklich gute Fotos und mehr Leistung für Videobearbeitung oder grafisch anspruchsvolle Spiele musst du mehr Geld ausgeben.

Wenig überraschend sehe ich das Moto G84 in der Gesamtwertung leicht vorne – vor allem beim Display und der Akkulaufzeit. Bei der Kamera und Software sehe ich einen Gleichstand mit leichter Tendenz zum G84. Nur bei der Leistung schneidet das Moto G54 dezent besser ab.

Trotzdem erscheint mir das Moto G54 für sich betrachtet und seinen Preis völlig in Ordnung zu sein. Die Verbesserungen zum Moto G84 sind mir zu gering, um den Aufpreis zu zahlen. Da würde ich lieber etwas mehr Geld ausgeben und zum Edge 30 Neo greifen, wenn es denn ein Motorola sein soll. Oder dann zum Samsung Galaxy A34, wenn du ein Mittelklasse-Smartphone mit attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis suchst.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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