Zenfone 11 Ultra im Test: Asus versucht es mit einem großen Smartphone
Produkttest

Zenfone 11 Ultra im Test: Asus versucht es mit einem großen Smartphone

Jan Johannsen
25.3.2024

Strategiewechsel oder mehr Auswahl? Das Ultra beim Zenfone 11 sorgt dafür, dass Asus erstmals seit langem ein richtig großes Smartphone hat. Das Zenfone 10 und seine Vorgänger sind deutlich kompakter.

Bisher fielen die Zenfones von Asus dadurch auf, dass sie kleiner waren als die meisten anderen Top-Geräte. Das ändert sich mit dem Zenfone 11 Ultra, das bei genauerer Betrachtung mit dem ROG Phone 8 aus gleichem Hause identisch ist – nur halt ohne «Gaming-Gedöns».

Ob das Zenfone 10 das letzte kleine Top-Smartphone von Asus ist, lässt der Hersteller offen. Entsprechende Nachfragen beantwortet er mit dem Verweis darauf, dass es noch kein Jahr alt ist. Und das stimmt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass in diesem Sommer noch ein kleineres Zenfone 11 folgt.

Großes Display, gutes Display

Das AMOLED-Display des Zenfone 11 Ultra ist nicht nur 6,78 Zoll groß, sondern sieht auch verdammt gut aus. Dafür sorgen eine Auflösung von 2400 × 1080 Pixeln, eine Bildwiederholrate von bis zu 144 Hertz und eine Helligkeit von 1600 Nits, bzw. 2500 Nits in der Spitze bei der Wiedergabe von HDR-Material. Geschützt wird das Ganze von Gorilla Glass Victus 2, dem derzeit zweitstärkstem Glas von Hersteller Corning.

Ein Zenfone mit großem, schickem Display.
Ein Zenfone mit großem, schickem Display.
Quelle: Jan Johannsen

Asus verweist stolz darauf, den Displayrand des Zenfone 11 Ultra kleiner als beim Zenfone 10 gemacht zu haben. Die Screen-to-Body-Ratio sei im Vergleich von 90 auf 94 Prozent gestiegen. Und ja, die Ränder sind wirklich schmal.

Die Rückseite des Zenfone 11 besteht aus Glas, das je nach Farbe matt oder glänzend ist. Mein blaues Testgerät reflektiert zwar Licht, ist aber matt. Das ist mit ein Grund dafür, dass Fingerabdrücke kaum auffallen. Das Material ist griffig.

Drei Kameras, aber die Telekamera enttäuscht

Das Zenfone 11 Ultra verfügt über drei Kameras auf der Rückseite. Im Vergleich zu den kleinen Zenfones kommt eine Telekamera hinzu.

  • Hauptkamera: 50 Megapixel, Sony IMX890
  • Ultraweitwinkelkamera: 13 Megapixel
  • Telekamera: 32 Megapixel, 3x optischer Zoom
  • Frontkamera: 32 Megapixel
Die Kameras auf der Rückseite sind in einem Buckel abgesetzt.
Die Kameras auf der Rückseite sind in einem Buckel abgesetzt.
Quelle: Jan Johannsen

Farbe und Kontrast

Die Farbwiedergabe des Zenfone 11 Ultra wirkt natürlich und die Detailgenauigkeit ist hoch.

Natürliche Farbwiedergabe.
Natürliche Farbwiedergabe.
Quelle: Jan Johannsen

Die Frühlingssonne und harte Schatten stellen für Sensor und Software kein Problem dar.

Kontraste sind kein Problem.
Kontraste sind kein Problem.
Quelle: Jan Johannsen

Zoom

Die zusätzliche Zoom-Kamera überzeugt allerdings nicht. Auf dem Smartphone sehen ihre Fotos noch gut aus. Aber sobald ich sie auf einem größeren Bildschirm betrachte, fallen die fehlenden Details auf. Das dürfte bei einer Telelinse mit dieser Auflösung nicht passieren.

Der dreifache Zoom sieht in klein noch in Ordnung aus.
Der dreifache Zoom sieht in klein noch in Ordnung aus.
Quelle: Jan Johannsen

Benutze ich den Digitalzoom, brauche ich niemanden unkenntlich zu machen.

Beim digitalen zehnfachen Zoom muss sich kein Spieler Sorgen machen, erkannt zu werden.
Beim digitalen zehnfachen Zoom muss sich kein Spieler Sorgen machen, erkannt zu werden.
Quelle: Jan Johannsen

Porträt

Der Porträtmodus schneidet mich gut aus dem Hintergrund heraus. Ich habe es allerdings verpasst, alle Beautyfilter bei dieser Aufnahme abzuschalten – aber es waren nur zwei von fünf aktiv, und das auf der niedrigsten Stufe. Das Bokeh kann ich nur nachträglich in der Galerie-App stärker oder schwächer einstellen – und nicht vor der Aufnahme.

Der Porträtmodus sorgt für unscharfe Hintergründe.
Der Porträtmodus sorgt für unscharfe Hintergründe.
Quelle: Jan Johannsen

Nacht

Bei Dunkelheit lohnt sich der Nachtmodus im Vergleich zum Automatikmodus immer. Das beste Ergebnis liefern die Haupt- und die Ultraweitwinkelkamera, die Telekamera überzeugt auch bei Dunkelheit nicht.

Selfie

Die Frontkamera liefert bei Tageslicht gute Selfies. Die natürliche Farbwiedergabe und die hohe Detailgenauigkeit gefallen mir.

Bei Tageslicht sehen die Selfies gut aus.
Bei Tageslicht sehen die Selfies gut aus.
Quelle: Jan Johannsen

Bei Dunkelheit macht es allerdings keinen Spaß, sich zu fotografieren. Selbst bei Nutzung des Nachtmodus ist das Ergebnis verpixelt.

Das gespiegelte Foto ist nicht die Ursache für die schlechte Detailgenauigkeit.
Das gespiegelte Foto ist nicht die Ursache für die schlechte Detailgenauigkeit.
Quelle: Jan Johannsen

Leistung je nach Bedarf

In Sachen Leistung spielt das Zenfone 11 Ultra bei den aktuellen Top-Smartphones mit. Dafür sorgen der Snapdragon 8 Gen 3 sowie 16 Gigabyte Arbeitsspeicher bei meinem Testgerät. Die günstigere Variante des Smartphones verfügt nur über 12 Gigabyte Arbeitsspeicher und dürfte damit etwas geringerer Punktwerte in den Benchmark-Tests erreichen. Aber selbst seine Rechenkraft sollte für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend sein.

Eine Besonderheit sind die verschiedenen Leistungsmodi des Zenfone. Nur im Hochleistungsmodus erreicht es ähnliche Punktwerte wie andere Smartphones mit dem Snapdragon 8 Gen 3. Im standardmäßig aktiven Systemmodi «Dynamisch» sind die Zahlen für die CPU-Leistung geringer, für die Grafikschnittstellen quasi unverändert. Im Alltag spüre ich keinen Unterschied. Potenziell leistungshungrige Apps erkennt das Smartphone und aktiviert den Hochleistungsmodus automatisch. Sollte das einmal nicht gelingen oder nicht nötig sein, findest du die Systemmodi in den Schnelleinstellungen. Vorteil der Leistungsdrosselung im dynamischen Modus: Die Akkulaufzeit verlängert sich.

Durchschnittlicher Akku

Das Zenfone 11 Ultra verfügt über einen 5500-mAh-Akku. Diesen kannst du mit bis zu 65 Watt laden, was mit einem passenden HyperCharge-Ladegerät – nicht im Lieferumfang enthalten – den Akku in etwa 40 Minuten komplett auflädt. Kabellos nimmt das Smartphone bis zu 15 Watt entgegen. Es unterstützt den Qi-Standard, aber noch nicht den neuen Qi2.

  • Hintergrund

    Drahtloses Laden: Darum ist der Qi2-Standard bisher ein Reinfall

    von Lorenz Keller

Asus preist das Zenfone 11 Ultra als sein «longest lasting Device» an. Die eigenen Tests hätten eine Akkulaufzeit von 26,4 Stunden ergeben – gegenüber 19 Stunden beim Zenfone 10.

Ich bekomme das Smartphone deutlich schneller leer. 7:47 Stunden hält es bei maximaler Displayhelligkeit im Batterietest von PCMark durch. Das ist für diesen Test ein durchschnittlicher Wert. Die 7:47 Stunden gelten für den dynamischen Systemmodus. Aktiviere ich den Hochleistungsmodus, reduziert sich die Akkulaufzeit auf 6:39 Stunden.

Zwei Anschlüsse auf der Unterseite.
Zwei Anschlüsse auf der Unterseite.
Quelle: Jan Johannsen

Falls du ein Top-Smartphone mit 3,5-mm-Buchse für Kopfhörer haben willst, führt kaum ein Weg am Zenfone 11 Ultra vorbei. Die Konkurrenz verzichtet bereits seit Jahren auf diesen Anschluss.

Asus will mit KI punkten

Asus stattet das Zenfone 11 Ultra ab Werk mit Android 14 und der Benutzeroberfläche Zen UI aus. Sie lässt dich unter anderem das Erscheinungsbild der Schnelleinstellungen wählen: Große Kacheln wie beim Stock-Android oder kleinere und dafür mehr Schaltflächen. Mit dem «Video Genie» kannst du die Zahl an Benachrichtigungen beim Videoschauen reduzieren. Die Angezeigten sind zudem weniger auffällig.

Mit den kleinen Symbolen von Asus passen mehr Schnelleinstellungen auf eine Seite als mit Googles großen Schaltflächen.
Mit den kleinen Symbolen von Asus passen mehr Schnelleinstellungen auf eine Seite als mit Googles großen Schaltflächen.
Quelle: Jan Johannsen

In diesem Jahr stellt auch Asus die KI-Funktionen seiner Software in den Vordergrund. Dazu gehören:

  • Ein Audio-Rekorder, der Sprache in Text umwandelt und die Inhalte zusammenfasst.
  • Übersetzungen von Telefonaten, zum Start in Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Mandarin und Japanisch.
  • Eine Geräuschunterdrückung für beide Gesprächsteilnehmer.
  • Ein Wallpaper-Generator.
  • Eine Suche, die zum Beispiel bei Fotos das Aufnahmedatum, den Ort und erkannte Dinge berücksichtigt.

Von den Zusammenfassungen der Transkripte abgesehen, sollen alle Funktionen auf dem Gerät laufen und keine Daten in die Cloud schicken.

Die Transkription im Audiorekorder funktioniert gut. Probleme gibt es in meinem Soundbeispiel vor allem mit englischen Namen. Allerdings schafft es die Software nicht, verschiedene Sprecher unterschiedlich zu kennzeichnen. Das klappt beispielsweise bei der KI von Google und bei Samsung besser.

Die Zusammenfassung ist noch klar als Beta-Version gekennzeichnet. Sie scheint auch noch einige Updates zu benötigen. Der deutsche Text wird auf Englisch zusammengefasst. Es handelt sich dabei durchaus um Inhalte aus dem Gespräch, allerdings nicht um eine sinnvolle Zusammenfassung. Es wirkt eher wie einige aufgeschnappte Punkte.

Das Transkript ist ordentlich, die Zusammenfassung durch die KI aber nicht.
Das Transkript ist ordentlich, die Zusammenfassung durch die KI aber nicht.
Quelle: Jan Johannsen

Beim Generator für Hintergrundbilder kann ich sechs Stile wählen und diese anschließend verfeinern – unter «Science Fiction» zum Beispiel «Kosmische Stadt», «Interstellarer Hafen» oder «Alien-Welt». Zudem kann ich einen Farbton (kühl, warm usw.) wählen und unter «Inspiration» Formen vorgeben. Dabei kommen unterschiedliche Bilder heraus, die zu den Vorgaben passen. Bisher aber keines, dass mein neues Hintergrundbild geworden ist.

Vier Variablen für den Wallpaper-Generator.
Vier Variablen für den Wallpaper-Generator.
Quelle: Jan Johannsen

Die Hintergrundgeräuschunterdrückung für Telefonate steht ebenfalls bereit und trägt wirklich zu einer besseren Verständlichkeit bei. Die KI lässt aber nicht alle Hintergrundgeräusche verschwinden.

Noch warten muss ich auf die Live-Übersetzung von Telefonaten und die Suche in der Galerie.

Bei den KI-Funktionen bin ich allerdings nachsichtig und gebe allen Herstellern noch etwas Zeit, sie zu optimieren. Davon abgesehen ist die Zen UI eine nutzbare Oberfläche, aber optisch nicht mein Liebling. Zum Glück lässt sich das Erscheinungsbild unter Android ja recht einfach ändern.

Nur zwei vorinstallierte Apps von Drittanbietern sind zu verschmerzen.
Nur zwei vorinstallierte Apps von Drittanbietern sind zu verschmerzen.
Quelle: Jan Johannsen

Mein größter Kritikpunkt an der Software von Asus sind die angekündigten Updates. Nur zwei große Android-Updates und vier Jahre Sicherheitsupdates sind nicht mehr zeitgemäß für ein Top-Smartphone.

Fazit

Zu viele Schwachstellen für ein Top-Smartphone

Um die etablierten Top-Smartphones unter Druck zu setzen, hat das Zenfone 11 Ultra noch zu viele Schwachstellen. Besonders die schlechte Bildqualität der Telekamera und der kurze Updatezeitraum fallen im Vergleich negativ auf. Wäre ein Alleinstellungsmerkmal – wie ein kleines Display – vorhanden, wäre ich eher bereit sie zu akzeptieren.

Die übrigen Kameras sind ordentlich, aber nicht herausragend, der Akku gut und das Display hervorragend. Aber selbst damit und mit viel Leistung, die ich an meine Bedürfnisse anpassen kann, wird das Zenfone 11 Ultra einem Pixel 8 Pro oder ein Galaxy S24-Modell nicht gefährlich.

Pro

  • Schickes Display
  • Viel Power, die sich regulieren lässt
  • 3,5-mm-Anschluss (wenn er dir wichtig ist)

Contra

  • Schlechte Qualität der Telekamera
  • Nur zwei Android-Updates
  • KI-Funktionen noch nicht ausgereift
ASUS Zenfone 11 Ultra (256 GB, Skyline Blue, 6.78", Dual SIM, 50 Mpx, 5G)
EUR889,88

ASUS Zenfone 11 Ultra

256 GB, Skyline Blue, 6.78", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

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256 GB, Skyline Blue, 6.78", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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