Zu Besuch bei den Jägern und Fischern an der Monatura
Hintergrund

Zu Besuch bei den Jägern und Fischern an der Monatura

14 000 Personen haben kürzlich in Bern die Monatura besucht. Früher hiess die Messe noch «Fischen Jagen Schiessen». Mit dem neuen Namen wollen sich die Organisatoren der Natur- und Erlebnismesse auch ein neues (Outdoor)-Konzept geben. Ein Augenschein am Eröffnungstag.

Zugegeben: «Fischen Jagen Schiessen» klingt nicht so sexy. Und das anscheinend nicht nur in meinen Ohren. Die Organisatoren der Messe haben sich darum ein neues Konzept inklusive neuem Namen verpasst: Monatura. Neben den Jägern und Fischern will die Messe so auch vermehrt Menschen abholen, die sich für Natur- und Outdoorthemen interessieren.

Laut den Organisatoren der Monatura besuchten rund 14 000 Personen die Messe mit ihren 140 Ausstellern in Bern. Eine davon war ich.

Das Rahmenprogramm des Eröffnungstages der Monatura und ich verstehe nur Bahnhof.
Das Rahmenprogramm des Eröffnungstages der Monatura und ich verstehe nur Bahnhof.
Quelle: Patrick Bardelli

Monatura oder zu Besuch in einer fast fremden Welt

Früher dachte ich beim Stichwort «Jagd» immer an ältere Herren, die in ihren Volvo Kombis an den Rand eines Maisfeldes fahren, auf den Hochsitz klettern, auf ein Reh schiessen, dieses in ihre Volvos packen und wieder nach Hause fahren. Seit ich eine Gruppe Jäger auf der Bündner Hochjagd im Calancatal begleiten konnte, weiss ich es besser.

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    von Patrick Bardelli

Trotzdem bleibt mir die Welt der Jäger und Fischer – ich gendere das nicht, es sind hier hauptsächlich Männer – schwer zugänglich. Das beginnt schon am Eingang, mit Blick auf das Rahmenprogramm des Eröffnungstages: Ich habe keine Ahnung, was eine gespiesste Rute sein soll und ich weiss nichts über den Bau eines Holzfeumers. Bei der Frage, wie man einen kapitalen Stachelritter mit Gummis überlistet, muss ich ebenso passen. Und wieso Hanspeter Latour über Biodiversität referiert, ist mir auch schleierhaft. Ich dachte, der war mal Fussballtrainer. Aber vielleicht habe ich da einfach etwas verpasst.

Ziemlich sicher gehöre ich auch nicht zur Kernzielgruppe der Messe. Allerdings zähle ich mich zu denjenigen Menschen, die sich für Natur und Outdoor-Lifestyle interessieren.

Beute als Kunstobjekt: Mit dem Zurschaustellen von Jagdtrophäen holt man mich nicht ab.
Beute als Kunstobjekt: Mit dem Zurschaustellen von Jagdtrophäen holt man mich nicht ab.
Quelle: Patrick Bardelli

Was mir neben den vielen in grünen Loden gekleideten Menschen auffällt, sind die unzähligen Jagdtrophäen und ausgestopften Tiere, die an vielen Ständen präsentiert werden. Ich kriege da immer ein mulmiges Gefühl in der Magengrube und vor meinem geistigen Auge tauchen Bilder von Grosswildjägern und ihrer Beute auf.

Ein wenig mulmig zumute wird mir auch bei den vielen Gewehren, die hier zu sehen sind. Nicht wegen der Flinten an sich, die erwartet man auf einer Messe, die sich mit der Jagd beschäftigt. Sondern wegen der Tatsache, dass alle paar Meter jemand mit dem Gewehr im Anschlag in der Halle steht. In der Armee habe ich einst gelernt, dass ich eine Waffe nur dann in den Anschlag nehme, wenn ich auch bereit bin, abzudrücken.

Bei den Waffen handelt es sich oft um Attrappen oder sind sie echt, sind sie natürlich nicht geladen. Das ungute Gefühl bleibt, denn ich mag es nicht, wenn jemand mit einer Waffe auf mich «zielt». Auch wenn es sich dabei nur um einen Holzschaft mit Zielfernrohr handelt.

Auch wenn es nur ein Holzschaft ist und es um die Funktion des Zielfernrohrs geht: Ein Gewehr im Anschlag löst bei mir ein seltsames Gefühl aus. Und bitte den Finger lang.
Auch wenn es nur ein Holzschaft ist und es um die Funktion des Zielfernrohrs geht: Ein Gewehr im Anschlag löst bei mir ein seltsames Gefühl aus. Und bitte den Finger lang.
Quelle: Patrick Bardelli

Wissensvermittlung als wichtiger Bestandteil

120 Vorträge, Workshops und Vorführungen gingen während der vier Messetage der Monatura auf dem Gelände der Bernexpo über die Bühne. Hundefans kamen in der Jagdhunde-Arena auf ihre Kosten, wo es mehrere Rassen- und
Welpenshows zu sehen gab. Die Wurfvorführungen im Spinn- und Fliegenfischen waren gut besucht: Die Besten ihres Fachs zeigten an den Wurfpools ihr Können und gaben den Besuchern wertvolle Einblicke und nützliche Tipps. Weitere Angebote wie das Fliegenbinden, Einführungen zum nachhaltigen Fischen sowie zum Bootsbau rundeten das
Rahmenprogramm ab und sorgten für zahlreiche Aha-Momente.

Gemäss den Organisatoren der Monatura bot die Messe auch Aufklärungsarbeit rund um das Thema Biodiversität und vermittelte auf spielerische Art und Weise, wie wichtig diese ist.

Nachhaltigkeit an der Monatura: Angelruten aus Bambus.
Nachhaltigkeit an der Monatura: Angelruten aus Bambus.
Quelle: Patrick Bardelli

Mein Fazit: mehr Diversität bei den Themen

Es ist ein langer Weg von «Fischen Jagen Schiessen» zur vielfältigen Natur- und Erlebnismesse. Im Jahr eins der Monatura fehlte mir die Themenvielfalt. Ich hätte mir weniger Jagd und weniger Fischerei, dafür mehr Outdoor-Lifestyle mit seinen vielen Facetten gewünscht. Allerdings gehöre ich als Nichtjäger und Nichtfischer nicht zur engsten Zielgruppe der Messe. Das ist mir schon bewusst.

Trotzdem dürften es für meinen Geschmack in den beiden Messehallen ein paar Flinten und Angelruten weniger sein. Und dafür Aussteller aus anderen Bereichen. Mit Ausnahme von Garmin sah ich am Eröffnungstag nämlich keinen der klassischen Outdoor-Brands. Wie wäre es zum Beispiel mit dem aktuellen Trend Bikepacking?

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    von Patrick Bardelli

Mit dem Velo einige Tage autark in die Natur, dabei mit den entsprechenden Produkten die Umgebung spiegeln und die Tiere beobachten. Sie müssen ja nicht zwingend geschossen oder aus dem Wasser gezogen werden.

Möglicherweise wird das bei der nächsten Ausgabe berücksichtigt. Das Datum für die zweite Monatura steht nämlich bereits fest: Vom 27. bis zum 30. März 2025 begrüsst die Schweizer Natur- und Erlebnismesse im gewohnten Zweijahresrhythmus das Publikum auf dem Gelände der Bernexpo.

Die eigene Bubble ver- und sich auf neue Erfahrungen einlassen. Ist Schwingen altmodisch, Baseball langweilig und Boxen mehr Show als Sport? Diesen und ähnlichen Fragen gehe ich in unregelmässigen Abständen auf den Grund. Bisher zu diesem Thema erschienen:

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Titelfoto: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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