20 Jahre «Diablo»: Wie ein höllisches Spiel die Welt eroberte
«Diablo» hat die Game-Branche nachhaltig beeinflusst. Bis heute hat es unzählige Nachahmer hervorgebracht, aber auch die eigene Fortsetzung spielt nicht zuletzt dank laufend neuen Updates immer noch ganz vorne mit. Viele, mich eingeschlossen, verbinden daher eine enge Beziehung mit dem Spiel um den Fürsten der Hölle.
«Stay Awhile and Listen». Dieser Satz dürfte jeder «Diablo»-Fan kennen. Der Spruch wird in knorziger Stimme von Deckard Cain vorgetragen, wenn man ihn im Dörfchen Tristram im ersten Teil anspricht. Es ist nur eines von unzähligen Elementen, das für immer in den Köpfen der Gamer verankert sein wird. Das Vermächtnis des Kultspiels «Diablo» reicht bis heute.
Als «Diablo» am 31. Dezember 1996 in Nordamerika und einen Monat später in Europa erschienen ist, schlug es ein wie eine Bombe. Auch auf mich hatte das Spiel eine höllische Anziehungskraft. Ich kann mich noch erinnern, wie ich jede Ausgabe von PC Games zu «Diablo» verschlungen habe. Den Test in Ausgabe 2/97 habe ich bestimmt ein dutzend Mal gelesen. Ohne auch nur eine Sekunde gespielt zu haben, zerbrach ich mir tagelang den Kopf darüber, welche Klasse ich spielen wollte. Den geheimnisvollen Magier mit explosiven Zaubersprüchen, die flinke Jägerin mit ihrem Bogen oder doch lieber den muskulösen Krieger mit seinem Breitschwert?
Die Pforten öffnen sich
Als ich endlich genug Geld zusammengespart hatte, ging es mit dem Zug ab nach Zürich, um im Gameladen an der Löwenstrasse das heiss begehrte Spiel zu erstehen. Gleichzeitig hab ich mir übrigens noch das Mittelalter-Strategie-Game «Lords of the Realm II» gekauft – die beiden Spiele haben sich perfekt ergänzt. Zuhause stieg ich sofort in der Kirche in Tristram die Katakomben hinab, um mich den Untoten und Dämonen zu stellen. Meine Eltern konnten mich kaum mehr davon abbringen und ich reizte mein tägliches Game-Pensum bis zum Äussersten aus. «Diablo» war Grusel, Action, Entdeckertum und Sammelwut in einem.
Der schlimmste Moment war, als ich aus Versehen speicherte, statt zu laden und zwar genau als mein Charakter ins Gras gebissen hatte. Über eine Stunde versuchte ich vergeblich, dem Sensenmann von der Schippe zu springen und meine unzähligen Spielstunden zu retten. Die Geduld zahlte sich schliesslich aus und ich konnte mein Abenteuer fortsetzen und den Höllenlord Diablo einen Kopf kürzer machen. Ein bis heute unvergessliches Erlebnis.
«Diablo» begeisterte durch das actionreiche und süchtig machende Gameplay, das in dieser Form noch nicht dagewesen war. Vom Monsterdesign über die immer neuen Waffen und Ausrüstungsgegenstände bis zur düsteren und wahnsinnig stimmungsvollen Grafik stimmte einfach alles. Unterstrichen wird das ganze von einem Soundtrack, der einem Gänsehaut verleiht. Die Soundeffekte von verschossenen Pfeilen, Kisten, die geöffnet werden und Gold, das zu Boden fällt, haben sich ins Gehirn gebrannt. Die simple Geschichte, die in genialen und damals atemberaubenden Rendersequenzen erzählt wurde, konnte ich mir immer und immer wieder ansehen. Ich habe sogar die weiterführende Geschichte gelesen, die dem Spiel damals beilag – etwas, das ich seither nie mehr gemacht habe.
Und dann gab es ja noch den Multiplayer-Modus bei dem man gemeinsam die unheimlichen Katakomben durchstreifen konnte.
Fast wäre alles anders gekommen
Dabei hätte «Diablo» ein ganz anderes Spiel werden können. Ursprünglich war das Action-Rollenspiel nämlich als rundenbasiertes Spiel gedacht. Die Entwickler von Blizzard North orientierten sich dabei an Dungeon-Crawlern wie «Moria» und «Rogue». Blizzard Irvine insistierte jedoch, dass das Echtzeit-System wie in «Warcraft» für mehr Druck und Action sorgen würde. Schliesslich konnte die Mehrheit des Blizzard North Teams überzeugt werden und Game-Designer David Brevik nahm sich der Aufgabe an.
Als die ganze Belegschaft ins wohlverdiente Wochenende verschwand, krempelte Brevik die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Die Umstellung war verhältnismässig einfach. Da bisher alle Aktionen eine bestimmte Menge Zeit benötigten, musste er, einfach gesagt, nur am digitalen Ührchen schrauben. Als bereits die Sonne aufging, konnte er sein Werk zum ersten Mal austesten. Er wählte den Krieger, klickte auf ein Skelett, der Krieger lief zum Skelett hinüber, schwang sein Breitschwert und das Knochengestell fiel zu Boden: «Oh mein Gott, das ist einfach grossartig», schoss es Brevik durch den Kopf. In dem Moment wusste er, dass Echtzeit nicht nur die richtige Entscheidung war, sondern dass «Diablo» etwas ganz Grosses sein würde. Er sollte recht behalten.
«Diablo» löste ein Beben aus, das bis heute zu spüren ist
«Diablo» zementierte nicht nur den Ruf von Blizzard als Erfolgsschmiede und bescherte dem Spiel zwei ebenso gute Nachfolger, es löste auch eine Welle an Nachahmern aus und begründete das Hack-and-Slash-Genre. Und wer könnte den geheimnisumwobenen Kuhlevel vergessen, der von der Saga zur Realität wurde. Teil drei soll übrigens laut der «Landover Baptist Church»- Website das «satanistischste und sex-positivste Spiel EVER» sein. Inklusive Spielfiguren wie dem Zerstörer, der angeblich aus der BDSM-Szene kommt. Kleiner Scherz. Ist leider nur eine Satire-Seite 😂. Aber trotzdem lesenswert.
Bis heute wird jedes Spiel, in dem ihr mit der Maus Horden von Monstern totklickt und massenweise neue Ausrüstung sammelt und Skillpunkte verteilt, mit «Diablo» verglichen. Passend zum 20-Jahre-Jubiläum kriegt «Diablo 3» mit dem Totenbeschwörer nicht nur eine neue alte Klasse – das Original-«Diablo» wurde in «Diablo 3» komplett nachgebaut. Alles was ihr dafür benötigt, ist das Add-on «Reaper of Souls» und schon könnt ihr ab Januar zurück ins beschauliche Tristram und hinab in die düsteren Katakomben. Allerdings nur für eine beschränkte Zeit. Denn «The Darkening of Tristram» wird ein jährlicher Event sein.
Mit dem Release am 31. Dezember 1996 hat Blizzard eine Höllenpforte aufgestossen, die bis heute weit offen steht. Monster verkloppen, Looten und Leveln scheint auch nach 20 Jahren nicht alt zu werden. Ich bin gespannt, was uns «Diablo 4» bringen wird, das bestimmt schon in den Startlöchern steht.
Wieder Lust bekommen? Damit kriegt ihr eure Dosis «Diablo»
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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.