ASUS ROG Strix Scope Deluxe
DE, Kabelgebunden
Ein verkürztes Keyboard ohne Nummernblock soll aus mir einen besseren Spieler machen. Bestückt mit RGB-Tasten, RGB-Logo, RGB LED Light Bar und einem langen, textilummantelten Kabel sieht es gut aus. Doch das beste daran sind, wie mir ein Langzeittest zeigt, die Cherry MX Switches.
Meine Hände gewöhnen sich an beinahe jede Tastatur. Egal, ob Membranschalter verbaut sind oder mechanische Switches. Egal, ob diese klicken, ein taktiles Feedback geben oder einfach nur linear durchgedrückt werden. Dennoch sind die Zeiten vorbei, in welchen ich mein bisheriges Gaming Keyboard, die Slim-Switch-Tastatur Razer DeathStalker Chroma, bevorzugen würde. Nach monatelangem Arbeiten und Gamen mit einer Asus ROG Strix Scope TKL Deluxe weiß ich endlich wieder, dass die mechanischen Switches von Cherry sich doch besser anfühlen.
Mein Testobjekt hat nicht nur rote Cherry MX RGB Switches zu bieten, sondern auch eine verkürzte Breite. Die kommt daher, dass kein Nummernblock vorhanden ist – TKL, sprich Tenkeyless, nennt sich das. Und ja, es ist ein Feature. Einerseits ärgert es E-Banking- und Excel-Anwender, andererseits hat die Maus mehr Platz. Für manch einen Spieler soll die weniger große Spreizung zwischen den Armen ein Segen sein. Ich bin nach sechs Monaten mit TKL Keyboard unschlüssig, ob das beim Spielen wirklich was bringt. Zwar tendiere ich dazu, nun die Maus näher an der Tastatur zu führen, doch bin ich wohl zu sehr Gelegenheitsspieler, um dadurch einen klaren Vorteil auszumachen. Mag sein, dass meine Extremitäten nun etwas weniger schnell ermüden, doch genauer bin ich damit nicht.
ROG spendiert dem Strix Scope TKL Deluxe ein textilummanteltes USB-Kabel, das mit 180 Zentimeter genügend lang ausfällt. Die Dimensionen des 811 Gramm schweren Keyboards sind kompakt. Es ist lediglich 35,6 Zentimeter breit und 13,6 Zentimeter tief. Mit eingeklappten Füssen messe ich am vorderen Rand eine Höhe von 1,5 und ganz hinten 2,2 Zentimeter. Mit den ausgeklappten Füssen sind’s 3,1 Zentimeter – plus die Höhe der Tasten an sich, welche mit 1,6 Zentimeter zu Buche schlägt. Daher bin ich nicht nur für die gummierten Füsse, die eine ergonomische Lage der Tastatur ermöglichen, dankbar, sondern auch für die beiliegende Handballenauflage. Die ist weich und ihr Kunstleder fühlt sich angenehm an. Dank ihr befinden sich meine Finger stets auf perfekter Tipphöhe.
Obschon ich die Handballenauflage sehr mag und diese sogar leicht magnetisch an der Tastatur haftet, birgt sie auch einen kleinen Nachteil. Durch sie wird die LED Light Bar, welche unter dem vorderen Rand den Tisch anleuchtet, unsichtbar. Auf die Light Bar kann ich gut verzichten. Zumal die Basis mit gebürstetem Aluminiumlook auch über ein RGB-ROG-Logo verfügt – und über RGB-Tasten, welche individuell eingefärbt und vierstufig beleuchtet werden können.
Das Layout der Tastatur kommt ohne verkürzte Entertaste und mit breiter Ctrl-Taste links und Shift-Taste rechts. Abgesehen vom Nummernblock fehlt mir nichts. Besonders gut gefällt mir die F12-Taste, welche einen Pseudo-Hacker oder sonst irgend so einen Stealth Guy abbildet. Drückst du die Taste, werden sämtliche Fenster minimiert und alle Töne gemutet.
Einige, meinetwegen auch viele, stehen auf Klickgeräusche. Mir kommen sie beim Betätigen einer Tastatur wie eine Belohnung fürs Drücken vor. Nach längerer Zeit finde ich Klickgeräusche aber eher nervig. Viel lieber mag ich klare Auslösepunkte. Die sind nicht aufdringlich laut und unterstützen dennoch beim Tippen. Die vorliegende Gaming-Tastatur verfügt weder über Klickgeräusche, noch über ein taktiles Feedback. Wie laut das Tippen ist, hängt hier davon ab, wie beherzt du in die Tasten schlägst – beziehungsweise wie laut der Anschlag der Taste ist, wenn sie maximal durchgedrückt wird. Und ob sie überhaupt voll durchgedrückt wird.
Die roten Cherry MX RGB Switches funktionieren linear – vom Ansetzen der Fingerkuppe bis zum Erreichen des maximalen Tastenweges von vier Millimeter ist kein Widerstand zu fühlen. Beim Betätigen benötigen sie vergleichsweise wenig Kraftaufwand – 45 Gramm – und es fühlt sich an, als ob du durch Butter gleitest. Dass die Taste nach zwei Millimetern auslöst, merkt sich mein Hirn nach kurzer Eingewöhnung. Dass kein taktiles Feedback folgt, empfinde ich daher bei mechanischen Switches als angenehm. Das habe ich vor dem Testen nicht so erwartet. Es ist, wie wenn ich beim Autofahren dieses Gefühl bekomme, mit dem fahrbaren Untersatz eins zu werden. Und das gilt fürs Tippen mit Zehnfingersystem wie auch fürs WASD-Zocken. Ghosting oder andere Störenfriede kann ich übrigens während den sechs Monaten Testzeit nie ausmachen.
Es ist nicht, dass ich mit dieser Tastatur wirklich besser schreiben oder zocken würde, als mit einer anderen. Das Tippen und Spielen mit Cherry MX Switches macht mir einfach mehr Spaß – insbesondere mit den roten, deutschen Qualitätsschaltern. Und da Spaß für einen erhöhten Gemütszustand sorgt, habe ich das Gefühl, mit dieser Tastatur besser oder kompletter zu sein, als ich es mit der popeligen uralten DeathStalker Chroma zuvor war.
Ob ich damit gerade in The Outer Worlds einige große Kreaturen erlege oder ein Dokument korrigiere ist Wurst. Die Tastatur macht mir Laune. Auch wegen des gebürsteten Aluminiumlooks, nicht aber wirklich wegen RGB. Ich mag es bunt und leuchtend, aber brauche das nicht zwingend. Worauf ich aber nicht verzichten könnte, ist die Handballenauflage, welche mir Handgelenksschmerzen erspart.
Ich kann ROGs Strix Scope TKL Deluxe mit gutem Gewissen empfehlen. Doch möchte ich anmerken, dass es mir wohl auch jede andere Tastatur mit guter Handballenauflage sowie roten Cherry MX RGB Switches angetan hätte. Hätte ich dasselbe Produkt inklusive Nummernblock getestet, hätte ich es vermutlich vor lauter Freude wie ein Schiff getauft. Mit einem kleinen Feigling an einem Bindfaden.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.