Ratgeber

Belichtungsdreieck: Der Zusammenhang zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO

David Lee
3.6.2019

Verschlusszeit, Blende und ISO hängen mathematisch voneinander ab. Das musst du wissen, um die Belichtungsautomatik deiner Kamera zu verstehen. In seltenen Fällen ist auch selbst nachrechnen angesagt.

Drei Faktoren bestimmen die Belichtung eines Fotos: Verschlusszeit (Belichtungszeit), Blende und ISO-Wert.

  • Verschlusszeit: Je länger du belichtest, desto mehr Licht gelangt auf den Sensor.
  • Blende: Je grösser die Blende, desto mehr Licht gelangt auf den Sensor.
  • ISO: Je höher der ISO-Wert, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf Licht.

Weil diese Faktoren sich gegenseitig beeinflussen, werden sie oft in einem Dreieck dargestellt. Darum der Name «Belichtungsdreieck».

Wenn ich die Verschlusszeit verkürze, muss ich die ISO erhöhen, die Blende öffnen oder beides. Aber um wieviel genau?

Die gegenseitige Abhängigkeit

Bei Verschlusszeit und ISO bedeutet eine Verdoppelung des jeweiligen Werts auch eine Verdoppelung der Lichtmenge. 200 ISO bringt doppelt so viel Licht wie 100 ISO, und 1/50 Sekunde doppelt so viel wie 1/100 Sekunde.

Ein Foto ist also jeweils gleich stark belichtet mit:

  • 100 ISO und 1/50 Sek.
  • 200 ISO und 1/100 Sek.
  • 400 ISO und 1/200 Sek.

Dies immer unter der Annahme, dass die Blende konstant bleibt.

Mit der Blende ist das Rechnen etwas komplizierter. Zum einen ist die Zahl der Nenner eines Bruchs. Blende F4 ist eigentlich F 1/4, oder auch F/4 geschrieben. Darum ist F4 die kleinere Blende als F2, schliesslich ist ¼ kleiner als ½.

Zum anderen verlaufen die Blendenstufen nicht linear. Für die doppelte Lichtmenge wird die Blende nicht verdoppelt, sondern mit der Quadratwurzel multipliziert. Das ergibt gerundet folgende Blendenreihe:

1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22, 32

Jede Zahl dieser Reihe bedeutet eine Verdoppelung der Lichtmenge. Blende 1 fängt doppelt so viel Licht ein wie Blende 1.4, und Blende 22 doppelt so viel wie Blende 32.

Umrechnen: ein Beispiel

Umrechnen musst du nur selten. Bei Nachtaufnahmen kann es nützlich sein: Du machst ein Testfoto mit hoher ISO und kurzer Belichtung, damit du nicht jedes Mal mehrere Sekunden belichten musst, um die richtige Helligkeit zu finden. Sobald du die richtige Belichtung herausgefunden hast, rechnest du um. Beispiel:

  • Bei 6400 ISO braucht es 1/10 Sekunde
  • 6400 ISO ist 64 * 100 ISO
  • daher: 64 * 0.1 Sekunden = 6.4 Sekunden für 100 ISO

Belichtungsautomatik verstehen

Wichtiger als solche Rechnereien ist, dass du weisst, wie die Belichtungsautomatik deiner Kamera funktioniert. An der Kamera kannst du alle drei Faktoren des Belichtungsdreiecks auf manuell oder automatisch stellen. Blende und Verschlusszeit regelst du bei den meisten Kameras über den Kameramodus. Der bestimmt, ob du nur die Blende (A), nur die Verschlusszeit (S), beides (M) oder keines von beidem (P) manuell regelst.

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Den ISO-Wert stellst du unabhängig vom Modus auf automatisch oder auf einen bestimmten Wert.

Die Kamera sorgt somit für ein automatisch richtig belichtetes Bild, ausser wenn du alle drei Faktoren auf manuell gestellt hast. Dabei sind der Kamera jedoch Grenzen gesetzt. Zum Beispiel kann ein Objektiv mit einer Lichtstärke von F/4 keine grössere Blende als F/4 liefern. Daher kann ein Bild auch dann über- oder unterbelichtet sein, wenn du einen oder mehrere Werte auf automatisch gestellt hast.

Wenn das Licht knapp ist, musst du dich entscheiden: Du kannst nicht gleichzeitig eine tiefe ISO für die beste Qualität, eine kurze Verschlusszeit für eingefrorene Bewegungen und eine geschlossene Blende für viel Tiefenschärfe haben. Das, was du manuell festlegst, ist der Wert, der für dein Bild wirklich wichtig ist und bei dem du keine Zugeständnisse machen willst.

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