

Darum werden die Huawei «FreeArc»-Kopfhörer nicht zu meinen Lieblings-Laufbegleitern
Die beste Technik funktioniert intuitiv und zuverlässig. Das hatte ich mir auch von den neuen Huawei «Free Arc»-Kopfhörern erhofft. Doch die Open-Ear-Modelle bleiben hinter meinen Erwartungen zurück.
Open-Ear-Kopfhörer haben sich bei den Sportkopfhörern eine Nische erobert. Sie erlauben es, beim Joggen, Radfahren oder im Gym Musik zu hören und dabei die Umgebung wahrzunehmen.
Das erreichen sie durch ihr Design: Die Mini-Lautsprecher baumeln locker über deinem Hörkanal und verstopfen ihn – anders als Earbuds – nicht. Deine Ohren bleiben offen für Vogelgezwitscher, das Rauschen des Baches, herannahende Radfahrer und eben auch für Verkehrslärm.
Das erhöht die Sicherheit. Deshalb trage ich beim Sport im Freien schon seit einiger Zeit fast ausschliesslich Open-Ear-Kopfhörer. Inzwischen bieten eine ganze Reihe von Brands diese Art der Musik- und Sprachübertragung an. Da sich die Soundqualität der Open-Ear-Kopfhörer mit fast jedem neuen Modell etwas verbessert hat, war ich gespannt auf die neuen «FreeArc»-Kopfhörer von Huawei.
Gute Verarbeitung und meistens hoher Tragekomfort
Die Huawei FreeArcs wirken gut verarbeitet und solide. Mit 8,9 Gramm pro Kopfhörer sind sie zudem ziemlich leicht, wenn auch nicht federleicht, wie die «Freeclip» von Huawei, die mein Kollege Jan Johannsen getestet hat. Der Bügel ist sehr biegsam, so dass sich der Kopfhörer perfekt an dein Ohr schmiegt. Die FreeArc sind zwar grösser als Earbuds, aber immer noch dezenter als beispielsweise die Shokz «Open Run Pro 2», die über einen auffälligen Bügel im Nacken miteinander verbunden sind.
Die Huawei-Kopfhörer gibt es in Schwarz, Beige und einem frühlingshaften Hellgrün.
Ich habe sehr empfindliche Ohrmuscheln, aber die FreeArcs haben mich auch bei längeren Läufen null gestört. Ich finde sie wesentlich angenehmer als klassische In-Ears, die ich nach spätestens einer Stunde rausnehmen muss, weil sie drücken, egal wie viel softes Silikon den Bud umgibt.

Tragekomfort ist das eine, ein sicherer Sitz das andere. Hier punkten die Huawei Open-Ears so richtig. Beim Joggen und Radfahren wackelt und rutscht nichts. Ich habe die Kopfhörer sogar bei einer High-Intensity Trampolin-Session getragen. Während ich wild hüpfte, hielten sie still. Wunderbar.
Aber… nach so viel Lob musste ja ein Aber kommen. An kälteren Tagen, wenn ich ein Stirnband oder eine Mütze trug, drückten die Kopfhörer. Für langhaarige Menschen sind die FreeArcs ebenfalls nicht optimal geeignet. Die Kopfhörer landeten mehrfach auf dem Boden, als ich mir die Haare hinters Ohr strich und dabei unabsichtlich den Kopfhörerbügel aushebelte.
Touchsteuerung ist für mich ein Minuspunkt
Ja, ich weiss. Die meisten Open-Ear-Kopfhörer setzen auf Touchsteuerung. Warum, ist mir nicht klar. Ich finde die Bedienung während des Sports unpräzise und mühsam. Die Gesten sind zwar einfach genug: Nach oben oder unten streichen, um die Lautstärke anzupassen, zweimal tippen, um zu pausieren oder ein Telefonat anzunehmen und dreimal tippen, um das Telefonat abzulehnen oder den aktuellen Song zu überspringen.
Im Stehen und im Alltag funktioniert das bestens. Aber wenn ich jogge, springe oder mich sonst schnell bewege, berühre ich die Kopfhörer nicht genau genug. Ich benötige drei Versuche, um die Lautstärke zu regulieren. Ein Telefonat anzunehmen, klappt gar nicht. Schade.
Dagegen reagiert der Kopfhörer oft, wenn ich ihn zufällig berühre, um eine Haarsträhne zurück zu streichen oder ihn etwas zurechtrücke.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die Touchsteuerung nötig ist und warum es nicht zusätzlich noch ganz banale Knöpfe gibt. So wie bei Sportuhren. Bei den meisten kann ich zwischen Touchscreen und Buttons wählen. Das würde ich bei den Kopfhörern auch gerne können. Ja, genau, ich wünsche mir einen K(n)opfhörer.
Ausgewogener Sound und volle Bässe
Während die Bedienung einige meiner Wünsche offen lässt, gefällt mir der Sound. Bei «I’ve got no roots» von Alice Merton begeisterten mich die einigermassen vollen Bässe. Auch die Mitten und Höhen sind klar. Ich habe zum Testen verschiedene Genres von Rock und Pop, über Reggae bis Hip-Hop gehört. Für längere Läufe mit niedrigerer Intensität spielte ich mir Hörbücher und Podcasts aufs Ohr – die Sprache klingt natürlich. Insgesamt ist der Sound ausgewogen, das gesamte Klangerlebnis gut – für Open-Ear-Kopfhörer, die den Soundtrack zum Workout liefern und nebenbei noch Umgebungsgeräusche durchlassen. An den Sound von Earbuds kommen sie noch nicht ganz heran.
Wenn du die Bässe verstärken möchtest oder den Höhen die Spitze nehmen willst, kannst du das über den Equalizer in der App tun. Ich habe bisher in den Standard-Einstellungen gelauscht.
Bei Open-Ear-Kopfhörern ist es ja Sinn der Sache, dass du deine Umgebung wahrnimmst. Deshalb können laute Strassengeräusche oder starker Wind den Sound übertönen. Bis zu einem gewissen Grad kannst du das über die Lautstärke ausgleichen. Aber an einer stark befahrenen Strasse verpasst du möglicherweise einen entscheidenden Teil deines Hörbuchs.
Besser ist es bei den Telefonaten. Dank der Geräuschunterdrückung im Mikrofon war ich nach Einschätzung meines Gesprächspartners gut verständlich, als ich ihn während einer windigen Trainingssession anrief.
Batterielaufzeit, Connectivity und Outdoortauglichkeit
Die Batterielaufzeit soll laut Hersteller für Musik sieben und für Telefonate fünf Stunden betragen. Mit dem Ladecase sind es sogar 28 bzw. 20 Stunden. Da meine Laufzeit beim Joggen weitaus kürzer ist, habe ich die Batterielaufzeit nie ganz ausgereizt. Aber mit Ladecase hatte ich die Kopfhörer ohne Zwischenladung eine Woche in Betrieb.
Gut finde ich die Schnellladefunktion. Zehn Minuten im Lade- und Aufbewahrungscase bringen mir drei Stunden Musik. Das Kästchen kann allerdings nur über USB-C geladen werden. Wireless Charging gibt's bei diesen Kopfhörern nicht.

Die Kopfhörer nutzen Bluetooth 5.2. Das Verbinden klappt problemlos und dank Multipoint-Pairing kann ich die Kopfhörer im Büro mit meinem Laptop nutzen und Anrufe auf dem iPhone entgegennehmen oder joggen gehen, ohne trennen und neu verbinden zu müssen.
Lediglich bei der Lautstärke hatte ich ein paar Mal Probleme, nachdem ich vom iPad aufs iPhone switchte. Der Sound war unangenehm laut und liess sich auch mit der Touchsteuerung nicht runterregulieren. Genauer gesagt ging es mit einem Fingerstreich von sehr laut auf stumm. Erst beim neuen Verbinden funktionierte alles, wie es sollte. Dieser Bug trat bei mir mehrfach auf, ich habe aber in Diskussionsforen niemand anders gefunden, der ähnliche Probleme hatte.
Die FreeArcs haben ein IP57-Rating und sind so vor Schweiss, Regen, Spritzwasser und Staub geschützt. Für Outdoor-Abenteuer eignen sie sich so auf jeden Fall. Ich bin mehrfach im Regen gelaufen und kann bestätigen, dass Wasserspritzer den Kopfhörern nichts anhaben können.
Fazit
Solide Open-Ear-Kopfhörer mit gutem Sound, aber unpraktischer Bedienung
Es gibt vieles, was ich an den Huawei FreeArc-Kopfhörern mag, doch einiges, das mich stört. Sie überzeugen durch ihren guten Sitz und die Klangqualität. Für diejenigen, die einen Open-Ear-Kopfhörer suchen, der sich für den Alltag und gelegentlich zum Sport eignet, ist er eine gute Wahl.
Wer allerdings reine Open-Ear-Sportkopfhörer sucht, ist mit anderen Modellen mit Nackenbügel und Bedienungsknöpfen möglicherweise besser bedient. Beim Sport finde ich die Touchsteuerung nicht genau genug. Und für Menschen mit langen Haaren eignen sich die FreeArcs mit dem Ohrbügel und der Bedienung durch Berührung nur bedingt.
Pro
- guter Sound mit satten Bässen
- dank IP57-Rating outdoortauglich
- sehr guter Halt beim Joggen und intensivem Training
- sitzen angenehm und drücken nicht
- geringes Gewicht
Contra
- Touchsteuerung ist mühsam bei intensivem Sport
- nicht ideal unter Mützen und Stirnbändern
- nicht optimal bei langen Haaren

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.