Nothing Ear (open) im Test: Bass, Bass wir haben Bass
Mit Open-Ear-Kopfhörern will man die Umgebung hören und trotzdem einen guten Sound haben. Den Nothing Ear (open) gelingt dieses Kunststück mit vergleichsweise viel Bass.
Abschottung von der Umgebung gibt es mit den Ear (open) von Nothing nicht. Der Zweck der Open-Ear-Kopfhörer ist, dass du deine Umgebung trotz Musik auf den Ohren hören kannst – etwa beim Joggen oder Radfahren. Anders als bei In-Ear-Kopfhörern steckst du nichts in deinen Gehörgang.
Schlichtes Design und angenehm zu Tragen
Optisch bleibt Nothing seinem Designkonzept treu. So zeichnen sich die Ear (open) durch viel Weiß sowie schwarze und transparente Elemente aus. Etwas Silber kommt an den Enden dazu. Die Transporthülle ist mit 19 Millimetern vergleichsweise dünn für so kleine Kopfhörer, jedoch sehr lang gezogen. In Taschen, die groß genug für ein Smartphone sind, passt sie aber problemlos.
Die Nothing Ear (open) bekomme ich nicht so elegant oder reibungslos angelegt, wie andere Kopfhörer. Ich kann sie zwar mit einer Hand über mein Ohr legen, muss aber fast immer nachfassen, damit sie sitzen. An der richtigen Position fühlen sie sich mit ihrem flexiblen Mittelteil aus Silikon sehr bequem an. Bewege ich mich beim Sport, bleiben sie an ihrem Platz und rutschen auch nicht, wie manche In-Ear-Modelle, durch Schweiß heraus. Mit 8,1 Gramm sind sie zwar schwerer als die meisten In-Ear-Kopfhörer, aber kaum zu spüren. Manchmal muss ich kontrollieren, ob sie noch an meinem Ohr sind.
Die Ear (open) stehen etwas in Konkurrenz mit dem Bügel meiner Brille. Trotzdem führt das selbst nach mehrstündigem Tragen zu keinem Problem. Einen Fahrradhelm kann ich auf- und absetzen, ohne dass die Kopfhörer hängen bleiben. Beim An- und Ausziehen von T-Shirts oder Pullovern lässt sich das leider nicht immer verhindern.
Mein Smartphone erkannte die Ear (open) dank Fast Pair sofort. Sollte das nicht der Fall sein, ist die klassische Kopplung über das Bluetooth-Menü – und drücken der Kopplungstaste am Gehäuse möglich. Nothing nutzt für seine neuesten Kopfhörer Bluetooth 5.3 und unterstützt auch Dual Connection. Also die gleichzeitige Verbindung zu zwei Ausgabegeräten. So kannst du zum Beispiel auf deinem Smartphone Musik hören und dich trotzdem am Videocall auf deinem Rechner beteiligen.
Schweiß oder Spritzwasser können den Ear (open) nichts anhaben. Sie sind nach IP54 davor geschützt. Sport im Regen steht mit ihnen nichts im Wege.
Erstaunlich viel Bass
Nothing verbaut in den Ear (open) 14,2 Millimeter große Treiber. Die Beschichtung der Membran aus Titan soll für drei Dezibel mehr Lautstärke sorgen als die traditionellen Membranen aus Papier. Aber selbst in lauten Umgebungen muss ich die Lautstärke nicht bis zum Maximum drehen – und das, obwohl die Kopfhörer keine aktive Geräuschunterdrückung haben.
Das liegt sicherlich auch daran, dass ich mit Open-Ear-Kopfhörern vor allem Musik höre. Da nehme ich – anders als bei Podcasts oder Hörspielen – gelegentliche Übertönungen aus der Umgebung hin. Genau dafür ist diese Art von Kopfhörern ja gedacht.
Läuft nicht gerade andere Musik, bin ich mit dem Klang der Ear (open) sehr zufrieden. Anders als bei In-Ears entsteht der Sound nicht direkt in meinem Ohr, sondern kommt von außen. Das lässt ihn natürlich wirken, da ich nicht von der Außenwelt abgeschottet bin. Die Wiedergabe von Instrumenten und Stimmen ist dabei klar und deutlich. Höhen und Mitten wirken gut aufeinander abgestimmt. Das bedeutet, sie sind weder ein einheitlicher Soundbrei, noch sticht etwas sehr heraus.
Und dann ist da noch der Bass, den ein Algorithmus verstärkt. Er ist zwar nicht zu spüren, aber für so kleine und vor allem offene Kopfhörer sehr gut zu hören
Der fehlende Bass bei Open-Ear-Kopfhörern scheint derzeit der Bereich zu sein, an dem die Hersteller die größten Fortschritte machen. Zuletzt war Kollege Florian Bodoky von den neuen Shokz Open Run Pro 2 und ihrer Bassleistung sehr angetan. Die Kopfhörer liegen allerdings auf dem Schädel auf und nutzen zusätzlich Knochenschalltechnologie zur Schallübertragung. Bei den Ear (open) «hängen» nur kleine Lautsprecher vor deinem Ohr.
Mit dem Equalizer in der Nothing-X-App kann ich den Sound der Ear (open) an meine Vorstellungen anpassen. Die Regler lassen sich für Höhen, Mitten und den Bass verschieben. Im fortgeschrittenem Modus stehen mir sogar acht Frequenzbänder zur Auswahl.
Die Ear (open) unterstützen mit AAC und SBC zwei weit verbreitete Codecs, auf spezielle HD-Codecs musst du aber verzichten.
Nothing preist sein «Sound Seal System» an. Dabei handelt es sich quasi um ein umgedrehtes ANC. Gegenläufige Schallwellen sollen verhindern, dass deine Sitznachbarn mithören. Im Test erweist sich die Funktion als wenig effektiv. Höre ich auf – nach meinem Gefühl – Zimmerlautstärke, versteht die neben mir sitzende Person zwar nicht jedes Wort von einem Podcast, kann aber genau erkennen, welche Songs ich höre. Da schirmen andere Open-Ear-Kopfhörer besser ab. Private Sprachnachrichten würde ich mit den Ear (open) nicht im Bus anhören.
Deutlich bessere Ergebnisse bringt die «Clear Voice Technology». Eine KI verbessert dabei die Sprachqualität bei Telefonaten. Für meine Gesprächspartner bin ich sehr klar zu verstehen. Die Umgebungsgeräusche haben aber trotz KI und einem windgeschützt angebrachten Mikrofon einen hörbaren Einfluss. Sobald es laut wird, verstehe ich mit den offenen Ear (open) mein Gegenüber viel schlechter.
Zusammendrücken für die Bedienung
Das kurze transparente Stück zwischen den runden Lautsprechern und dem weißen Verbindungsstück reagiert auf Druck. Dabei kann ich in der Nothing-X-App einstellen, was ein-, zwei- oder dreimaliges Drücken auf der rechten oder linken Seite für eine Aktion auslöst. Zusätzlich gibt es als vierte Option noch Drücken-und-Halten.
Dich erwarten dabei die üblichen Steuerungselemente von Kopfhörern. Wiedergabe starten und stoppen, zum nächsten oder vorherigen Titel springen, den Sprachassistenten starten oder die Lautstärke regulieren. Auf eine automatische Pause beim Abnehmen verzichtest du bei den Ear (open). Ihnen fehlt der dafür nötige Hautkontakt, den In-Ear-Kopfhörer haben.
Lange Akkulaufzeit
In den Kopfhörern der Ear (open) stecken 64-mAh-Akkus, mit denen sie eine Wiedergabezeit von etwa acht Stunden erreichen. Das ist für so kleine Kopfhörer sehr lang. Sind zusätzlich die Mikrofone aktiv, reduziert sich die Laufzeit beim Telefonieren auf etwa sechs Stunden. Die Batterie in der Hülle hat eine Kapazität von 635 mAh. Damit erhöht sich die Akkulaufzeit inklusive Nachladen auf bis zu 30 Stunden – 24 Stunden, wenn du nur telefonierst.
Aufgeladen werden die Kopfhörer, beziehungsweise ihr Ladecase nur via USB-Kabel. Kabelloses Laden unterstützen die Ear (open) nicht. In zehn Minuten tanken sie genug Energie, um etwa zwei Stunden lang Musik abzuspielen.
Preis und Verfügbarkeit
Der Verkauf der Nothing Ear (open) startet am 1. Oktober 2024. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 139 Franken oder 149 Euro.
Fazit
Überzeugende Open-Ear-Kopfhörer
Wenn ich meine Umgebung hören will, sind die Nothing Ear (open) eine gute Wahl. Sie sitzen auch beim Sport sicher und bequem. Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass ich beim Einsetzen teilweise nachjustieren muss. Belohnt werde ich mit einem guten Sound, inklusive hörbarem Bass. In der App kann ich den Klang über den Equalizer noch etwas anpassen und auch die Bedienung nach meinen Wünschen einstellen.
Zusätzlich überzeugt mich die lange Akkulaufzeit. Dass es kein Wireless Charging gibt, stört mich nicht. Was mir etwas fehlt, ist die automatische Pausierung der Wiedergabe, wenn ich die Kopfhörer abnehme. Größtes Manko der Ear (open) ist für mich, dass meine Sitznachbarn zu viel mithören und ich sie deswegen nicht in Bus und Bahn nutzen werde.
Pro
- guter Klang, inkl. Bass
- lange Akkulaufzeit
- komfortabel zu tragen
Contra
- nur zwei Codecs: AAC und SBC
- kein Wireless Charging
- Sitznachbarn können mithören
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.