Der «LS25» beschert mir Dreckbollen im Profil und ich find’s geil
Kritik

Der «LS25» beschert mir Dreckbollen im Profil und ich find’s geil

Debora Pape
12.11.2024

Der «LS25» wartet mit neuen Inhalten und einigen optischen Verbesserungen auf. Das Gameplay der beliebten Simulator-Spielreihe revolutioniert er aber nicht.

Es ist früher Morgen. Als fleißige Bäuerin sitze ich schon auf meinem Traktor und fahre zum Shop, um irgendeine Maschine abzuholen. Um mich herum: Nebel, ich sehe kaum ein paar Meter weit. Mir kommt ein Auto entgegen und dessen Scheinwerfer beleuchten den Nebel so stark, dass ich komplett geblendet ein Straßenschild überfahre und im Graben lande. Wie geil ist das denn? Also nicht fürs Schild – aber die neuen Nebel- und Dunsteffekte im «Landwirtschafts-Simulator 25» wirken so realistisch, dass ich fluchen muss. Ein gutes Zeichen.

Der Nebel des Grauens – wenn jetzt ein Auto entgegenkäme.
Der Nebel des Grauens – wenn jetzt ein Auto entgegenkäme.
Quelle: Debora Pape

Der «Landwirtschafts-Simulator 25» hat sich optischen Realismus auf die Fahnen geschrieben. Weil der Kern der Spielreihe immer gleich bleibt, konzentriere ich mich in dieser Spielkritik auf die Neuheiten. Falls du den «Landwirtschafts-Simulator» noch gar nicht kennst, gibt es im folgenden Abschnitt eine kurze Einführung in die Reihe.

«Landwirtschafts-Simulator»: Mehr als nur Trecker fahren

Der «Landwirtschafts-Simulator» (LS) des Schweizer Studios Giants Software fasziniert seit 2008 in zahlreichen Versionen Millionen von Hobby-Bauern. Dabei ist der «LS» längst keine reine Trecker-auf-Acker-Simulation mehr. Mittlerweile tendiert die Spielreihe in Richtung Wirtschafts- und Stadtbausimulator.

Ich übernehme einen Bauernhof und bewirtschafte meine Felder. Hunderte Landmaschinen und Geräte von echten Marken stehen mir zum Kauf und zur Nutzung zur Verfügung. Fans von Fendt, John Deere und Co. kommen beim Pflügen, Grubbern, Säen und Ernten also weiterhin auf ihre Kosten.

Ohne Mähdrescher geht’s natürlich nicht.
Ohne Mähdrescher geht’s natürlich nicht.
Quelle: Debora Pape

Durch die Erlöse meiner Arbeit vergrößere ich meinen Betrieb und beginne mit der Tierhaltung oder Forstwirtschaft. Meine Erzeugnisse verkaufe ich oder verarbeite sie weiter. Dazu kann ich Fabriken und Betriebe auf der Karte aufkaufen und beliefern – oder ich baue sie mir einfach direkt aufs Grundstück. Durch Produktionsketten spezialisiere ich mich zum Beispiel darauf, alle sechs Zutaten für leckeren Erdbeerkuchen aus meiner hauseigenen Bäckerei selbst zu produzieren.

Endlich eine Asien-Karte

Wie bei jeder neuen Version gibt es auch im «LS25» neue Karten. Neben einer europäischen und einer amerikanischen wagt Giants erstmals den Sprung nach Asien. Die Karte Hutan Pantai fängt das klischeehafte Flair einer asiatischen Großstadt ein und überträgt sie gelungen auf das kleine Hafennest im Spiel.

Als ich das Städtchen erstmals bei Nacht betrete, wähne ich mich in einem Spiel wie «Cyberpunk 2077»: Es gibt enge Gassen und von allen Seiten blinken mir Neonreklamen entgegen. Ich bin begeistert – das hätte ich nicht erwartet. Allerdings ist sonst nicht viel los. Nur hier und da laufen NPCs herum. Das macht aber nichts, belebte Städte sind eben nicht die Kernkompetenz eines Landwirtschaftsimulators.

Wildes Nachtleben in der Stadt Hutan Pantai.
Wildes Nachtleben in der Stadt Hutan Pantai.
Quelle: Debora Pape

Wer zu viel Bling-Bling nicht mag, findet etwas abseits der Stadt ein kleines Örtchen mit engen, steilen Straßen und traditionellen Häusern. Schade finde ich aber, dass die Karte sonst wenig nach Fernost aussieht. Die NPCs haben westliche Gesichter, die Schilder und Betriebe tragen englische Beschriftungen. Palmen, die ich auf Artworks zur neuen Karte gesehen habe, suche ich vergeblich.

Auf den beiden anderen Karten lohnt sich eine Spazierfahrt ebenfalls. Giants geizt nicht mit Details. Im osteuropäischen Zielonka klappern Störche von ihren Nestern herab und es gibt alte Windmühlen und Plattenbauten. Auf der amerikanischen Karte Riverbend Springs freue ich mich unter anderem über eine funktionierende Auto-Flussfähre.

Häuser und die große Zwiebelturm-Kirche auf der Karte Zielonka.
Häuser und die große Zwiebelturm-Kirche auf der Karte Zielonka.
Quelle: Debora Pape

Gameplay-technisch kein Quantensprung

Der Vorgänger «LS22» hatte mit Produktionsketten und dem Kalender, der Jahreszeiten ins Spiel integriert, große Neuerungen in die Spielreihe gebracht. Der «LS25» übernimmt das alles, hat aber selbst keine derartigen Änderungen am Gameplay auf Lager. Giants schraubt stattdessen an Details wie der Optik und baut aus, was schon da war.

Passend zur asiatischen Karte gibt es jetzt Reisanbau und Feldbewässerung. Eine Pumpe am Reisfeld sorgt dafür, dass immer genügend Wasser für die bedürftigen Pflänzchen verfügbar ist. Ich muss sie allerdings täglich von Hand einschalten – sonst arbeitet sie nicht. Etwas schade finde ich, dass die Pumpe einfach so funktioniert. Sie braucht weder Strom noch einen Wasseranschluss.

Mit einer Pumpe flute ich das Reisfeld.
Mit einer Pumpe flute ich das Reisfeld.
Quelle: Debora Pape

Neben dem Reis gibt es mit Spinat, Erbsen und Buschbohnen drei weitere neue Pflanzen zum Anbauen, die aber keine neue Mechanik mitbringen. Die Tiere bekommen in Form von Ziegen und Wasserbüffeln ebenfalls Zuwachs. Und natürlich dürfen ein paar neue Produktionsgebäude, zum Beispiel die Konservenfabrik und die Kartoffelverarbeitungsanlage, nicht fehlen.

Die Bauaufträge aus dem DLC «Platinum Expansion» des «LS22» finden sich ebenfalls im «LS25» wieder. Auf jeder Karte kann ich der Stadt bei ihren Bauprojekten helfen, indem ich notwendige Holz-Baumaterialien aus dem Sägewerk zur Baustelle liefere. In Hutan Pantai gibt es zum Beispiel eine große Tempelbaustelle.

Zusätzlich hat Giants weitere Gewächshäuser ins Spiel gebracht, in denen ich Pilze und Reissetzlinge ziehen kann. Mir macht es Spaß, meinen Hof aufzuhübschen und die zusätzlichen Gewächshäuser geben mir weitere Freiheiten beim «Schönbau».

Meine Aufgaben im Spiel orientieren sich auch an der Jahreszeit. Neu werfen die Wolken jetzt Schatten – ein schönes Detail.
Meine Aufgaben im Spiel orientieren sich auch an der Jahreszeit. Neu werfen die Wolken jetzt Schatten – ein schönes Detail.
Quelle: Debora Pape

Wetter, Wasser und Dreck

Große Änderungen gibt es bei grafischen Darstellungen und bei der Physik. «LS» läuft auf der hauseigenen Giants Engine. Eine neue Version der Engine poliert die Optik und damit den Realismus im «LS25» ordentlich auf. Die Nebelschwaden am Morgen oder nach Regenfällen und Lichtkegel im Dunst sind eine Wucht. Bei bewölktem Himmel ziehen nun auch Wolkenschatten über die Landschaft – das ist einfach schön.

Im Vordergrund Kühe, im Hintergrund feiner Nebel über den Feldern.
Im Vordergrund Kühe, im Hintergrund feiner Nebel über den Feldern.
Quelle: Debora Pape

Auch das Thema Bodenverformung ist Giants endlich angegangen. Bislang hinterließen selbst die schwersten Landmaschinen nur visuelle Spuren. Voller Vorfreude springe ich in den bereitstehenden Traktor und ziehe auf dem Acker ein paar Kreise. Er sinkt tatsächlich ein paar Zentimeter ein und produziert Furchen. Und ja, wenn ich quer über die Furchen fahre, rappelt mein Traktor schön drüber. Es scheint allerdings egal zu sein, welches Fahrzeug ich nutze: Die Furchen sind immer gleich tief.

So schön matschig war mein Bauernhof noch nie.
So schön matschig war mein Bauernhof noch nie.
Quelle: Debora Pape

Bei Regen macht es noch mehr Spaß: Fahre ich eine Weile auf einem nassen Acker, sammelt sich Schlamm im Reifenprofil. Nach ein paar Metern auf der Straße löst sich der Dreck langsam wieder ab. Das ist ein optischer Augensegen – genau wie die Pfützen, die sich bei Regen auf der Straße bilden und in denen sich die Umgebung spiegelt.

Dreck am Stecken: Ich bin stolz auf mein Werk.
Dreck am Stecken: Ich bin stolz auf mein Werk.
Quelle: Debora Pape

Das Thema Wasserphysik hat Giants bislang komplett gemieden, obwohl es schon lange Flüsse und Seen gibt. Das Wasser reagierte einfach nicht auf mich oder meinen Traktor. Im «LS25» spritzt es nun ordentlich, wenn ich mit dem Traktor durchs Reisfeld oder über den Strand brettere. Wellen breiten sich an der Wasseroberfläche aus.

Eine kleine Spritztour über das Reisfeld.
Eine kleine Spritztour über das Reisfeld.
Quelle: Debora Pape

Neu sind auch kurze Hagelschauer und Tornados. Diese Wetterextreme sollen die Ernte gefährden. Hagel erlebe ich zwar, aber zu meinem Glück ist es Winter und ich habe zu dem Zeitpunkt sowieso noch nichts angepflanzt. Tornados sollen sehr selten vorkommen, dafür aber Heuballen verschwinden lassen und Bäume umknicken. Wem das zu viel Stress ist, kann die Zerstörungseffekte ausschalten und in Ruhe den Sturm beobachten.

Mit Hagel ist nicht zu spaßen. Die Eiskörner schlagen hart am Boden auf. Im Traktor hört man aber nicht viel davon.
Mit Hagel ist nicht zu spaßen. Die Eiskörner schlagen hart am Boden auf. Im Traktor hört man aber nicht viel davon.
Quelle: Debora Pape

Tierbabys: Och, sind die süß!

Die Tierhaltung ist im Kern ebenfalls gleich geblieben. Neu und auch längst überfällig ist, dass grasfressenden Tiere wie Schafe im «LS25» nicht unbedingt sofort mit Heu oder Gras versorgt werden müssen. Das auf der Weide wachsende Gras sorgt schon für einen kleinen Futtervorrat. In alten Versionen mussten meine Schafe hungern, obwohl auf ihrer Weide genug Gras wuchs.

In der Stallverwaltung steht’s: Die vorhandene Weide zählt zum Futter dazu.
In der Stallverwaltung steht’s: Die vorhandene Weide zählt zum Futter dazu.
Quelle: Debora Pape

Einen rein optischen Unterschied gibt es aber bei der Tierhaltung: Giants hat im «LS25» für jede Tierart drei unterschiedliche Altersmodelle eingeführt. Im Vorgänger sahen frisch geborene Ferkel aus wie erwachsene Tiere. Im «LS25» habe ich mich sofort in die niedlichen Jungtiere verliebt.

Die neuen Zicklein hüpfen gern herum.
Die neuen Zicklein hüpfen gern herum.
Quelle: Debora Pape

Einen echten Unterschied macht, dass ich mehr Einfluss auf die Tierweiden habe. Bislang gab es nur einen Stall mit angeschlossenem, fest definiertem rechteckigen Außenbereich. Jetzt kann ich den Zaun für den Außenbereich selbst abstecken oder sogar eine Weide ohne Stall bauen. Das hatte mir im «LS22» gefehlt. Und das Beste: Je größer ich die Weide abstecke, desto mehr Tiere haben Platz.

Sprechende NPCs hauen mich nicht so aus den Socken

Im «LS25» gibt es nun auch einige NPCs, mit denen ich interagieren kann. Sie stehen verteilt auf der Karte und tun nichts anderes, als auf mich zu warten. Spreche ich sie an, erzählen sie mir in englischer Sprachvertonung von früheren Zeiten, erklären mir als sprechendes Tutorial, wie das Spiel funktioniert und geben mir manchmal Aufträge.

Ein Pfützenbild muss noch rein.
Ein Pfützenbild muss noch rein.
Quelle: Debora Pape

Giants hebt dieses Feature als das «Kennenlernen der Nachbarn» hervor. Ich denke, das ist ein guter Anfang, könnte aber in zukünftigen «LS»-Versionen weiter ausgebaut werden. Still herumstehende und auf Interaktion wie ein Wasserfall losquatschende NPCs sind einfach so 2010.

«Landwirtschafts-Simulator 25» erscheint am 12. November 2024 auf PC, Mac, PS5 und Xbox Series X/S. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken auf dem PC von Giants Software zur Verfügung gestellt.

Fazit

Der «LS25» beschert Altbekanntes jetzt noch schöner

Als eigenständiges Spiel ist der «LS25» ein unglaublich vielseitiger Simulator mit schier unendlichen Möglichkeiten, einen eigenen land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen. Wer sich für die Thematik interessiert, der greift beim «LS25» nicht daneben. Das Spiel ist der umfangreichste und optisch schönste Landwirtschaftssimulator, den es gibt.

Als Upgrade zum Vorgänger finde ich den «LS25» ebenfalls empfehlenswert, auch wenn sich Gameplay-technisch nicht so viel getan hat. Trotzdem führt für mich kein Weg daran vorbei, wenn ich weiterhin meine virtuelle Farm beackern möchte. Mehr Fruchtsorten, Tiere oder Maschinen sowie neue Karten sind für mich nicht besonders ausschlaggebend, denn die gibt es sowieso immer als Community-Mods oben drauf. Die neue Game-Engine-Version bringt dem Spiel aber mehr optischen Realismus, den ich nicht mehr missen möchte.

Vielleicht gibts ja beim Nachfolger wieder neues Gameplay – bis dahin erfreue ich mich an Dreckbollen im Radprofil und Nebelschwaden auf den Feldern im «LS25».

Pro

  • neue Pflanzen, Tiere, Produktionen und Erzeugnisse
  • niedliche Jungtiere
  • erster Schritt zu echter Bewässerung
  • optischer Realismus durch Physik und Wettereffekte

Contra

  • noch immer kantige Feld- und Bearbeitungsränder
  • kaum Gameplay-Neuerungen
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Titelbild: Debora Pape

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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