SteelSeries Arctis Gamebuds
Kabellos
Mit den Gamebuds verschmelzt Steelseries Gaming und alltägliche Nutzung. Dabei überzeugen die Earphones in beiden Einsatzgebieten mit gutem Sound und zahlreichen Features. Auch der Preis ist attraktiv.
Gehörst du zu den Menschen, die zum Zocken In-Ear-Hörer bevorzugen, wünschst dir aber kurze Latenzen? Eine Option bietet dir Steelseries mit den Gamebuds. Die Dinger kommen nämlich mit einem Dongle für die 2,4-GHz-Verbindung. Für alles weitere steht Bluetooth zur Verfügung.
Hinzu kommen Features wie aktives Noise Cancelling (ANC), IP55-Zertifizierung, die den Gambuds Schutz vor Strahlwasser und Staub attestiert, und zahlreiche Equalizer-Presets für Games. Zwei Wermutstropfen bleiben: Bei den Codecs gibt es nur SBC – jenes mit der tiefsten Soundqualität – und das Mikrofon klingt nach Blechtonne.
Die Gamebuds bieten tollen immersiven Klang. In «Silent Hill 2» kann ich etwa aktustisch orten, wenn sich etwas von hinten links anschleicht. In «Neva» bekomme ich ob dem grandiosen orchestralen Soundtrack Gänsehaut. Auch die fantastische Musik Nobuo Uematsus in «Fantasian Neo Dimension» kommt gut zur Geltung. Hier fällt mir jedoch auf, dass Dialoge während Kämpfen untergehen – ich verwende das Preset von «Final Fantasy VII Rebirth». Wenn ich das Preset auf «Movie: Clear Dialogs» oder den Standard «Flat» umstelle, ist es besser. Es lohnt sich also, mit den zahlreich vorhandenen Presets zu experimentieren – sie sind aber nicht in allen Fällen über jeden Zweifel erhaben.
Auch Musik klingt gut mit den Gamebuds. Ich stelle jedoch fest, dass sie vor allem bei den tiefen Bässen weniger Punch haben als andere Hörer. Dafür sind die Mitten und Höhen klar und ausgewogen. Hip Hop Tracks wie «Goin’ Through It» mit tiefen Bässe wecken den in die Jahre gekommenen Kopfnicker in mir weniger stark als meine eher basslastigen JBL Tour Pro 2. Dafür gehen rockige Sounds wie Ben Howards «Oats in the Water» so richtig unter die Haut.
Filme oder Serien klingen ebenso gut. Die zweite und finale Staffel von «Arcane» macht mit Gamebuds ordentlich Laune. Mit dem Preset «Movie: Clear Dialogs» höre ich die Stimmen auch bei Actionszenen hervorragend. Letztere kommt auch nicht zu kurz – die Gamebuds liefern den nötigen Punch.
Ich habe erwartet, dass die Gamebuds guten Sound zum Zocken bieten. Was ich aber nicht erwartet hätte: Dass sie auch ANC auf Flaggschiff-Niveau bringen – die Dinger können mit den Sony WF-1000XM5 mithalten. Selbst das Klappern meiner doch ziemlich lauten mechanischen Tastaturen höre ich kaum mehr. Unterwegs im Zug stören mich weder die Mitreisenden, die ohne Kopfhörer alle an ihrer Musik teilhaben lassen, noch jene, die laut schwatzen.
Mit ihrer dreieckigen Form stechen die Gamebuds optisch hervor. Ich finde sie hübsch anzusehen und das Steelseries-Logo, obwohl gross, stört das Gesamtbild nicht. Dank ihrer ergonomischen Form sitzen sie angenehm in meinen Ohren – ich kann die Dinger stundenlang tragen.
Im Gegensatz zu den kürzlich getesteten Linkbuds Fit von Sony reichen die Silikonaufsätze weiter in den Gehörgang. Das sorgt für eine bessere Isolation. Wie bei Earphones werden neben den montierten in Grösse M weitere Aufsätze – in den Grössen S und L – mitgeliefert.
Für gewöhnlich bediene ich Earphones nicht über die eingebauten Steuerfunktionen. Diese sind meist Touch-basiert und in meinen Augen unzuverlässig. Steelseries macht es hier richtig und integriert mechanische Schalter. Diese reagieren zuverlässig und, da wenig Druck nötig ist, verstelle ich den Sitz der Hörer nicht. Einzig die robotische Stimme, die mich über die (In)-Aktivität des ANC informiert oder das Klingeln, wenn die Buds pausieren, nerven. Apropos pausieren: Die Gamebuds verfügen über eine Trageerkennung und halten die Wiedergabe an, wenn ich sie aus dem Ohr nehme.
Neben den physischen Bedienelementen steuere ich die Gamebuds über die Arctis App. Hier stehen knapp 180 Presets für Games, Musik und Video zur Verfügung. Leider ist es derzeit nicht möglich, selber Voreinstellungen über die Smartphone App zu machen. Dazu muss ich auf die Desktop-Anwendung zurückgreifen. Immerhin lassen sich diese Presets dann auf die mobile Anwendung übertragen.
Weiter wähle ich in der App den Verbindungsmodus aus, aktiviere oder deaktiviere das ANC oder den Transparenzmodus und stelle deren Stärke ein. Insgesamt sind die Einstellungsmöglichkeiten solide, aber kein Vergleich etwa zur umfassenden Sound Connect App von Sony.
Apropos Verbinden: Mit dem Smartphone stelle ich die Verbindung per Bluetooth 5.3 her, bei Konsolen oder PC sorgt der Funk-Dongle für beinahe latenzfreie Übertragung. Letzteren packt Steelseries ins Ladecase für den Transport. Den Dongle verbinde ich per USB-C. Falls kein solcher Anschluss frei ist, liegt ein Adapter auf USB-A bei. Leider verfügt der Dongle nicht über USB-Passthrough zum gleichzeitigen Laden meines Handhelds – das wäre das Tüpfelchen auf dem i.
Schwerer wiegt jedoch die Absenz von Hi-Res Codecs wie AptX. Die Gamebuds bieten gerade mal SBC, was die tiefste Bitrate und damit auch Soundqualität der gängigen Codecs bietet.
Die Gamebuds bieten laut Steelseries bis zu zehn Stunden ununterbrochenen Sound. Bei meiner Verwendung mit aktiviertem ANC mit gemischter Bluetooth- und Funk-Verbindung waren es um die acht Stunden. Ich komme also nicht an die versprochenen zehn ran. Die beziehen sich wohl auf ausschliesslich Bluetooth-Verbindung mit deaktiviertem ANC, was stromsparender ist als die Verbindung per Funk mit aktiviertem ANC.
Das Ladecase ist im Vergleich zu anderen riesig, weil es neben den Earphones noch den Dongle beherbergt. Damit es gut in die Hosentasche passt, muss ich die Baggy Pants hervorholen. Mit dem Case lade ich die Earphones bis zu vier Mal komplett. Auch Schnellladen ist an Bord: 15 Minuten laden bietet weitere drei Stunden Hören. Das Gehäuse selbst lade ich per USB-C-Kabel oder drahtlos mit Qi.
Die Mikrofone der Gamebuds sind wohl ihr grösster Schwachpunkt. Ich finde die Qualität kaum brauchbar. Im Beispiel unten hörst du eine Aufnahme, die ich im Homeoffice am PC gemacht habe – ich höre mich an, als sässe ich in einer Tonne. Noch schlimmer wird es, wenn Hintergrundgeräusche hinzukommen. Dann bin ich kaum mehr zu hören. Kommt eine schlechte Netzqualität bei Anrufen hinzu, dürfte es noch schlimmer werden.
Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Gamebuds derart überzeugen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es bekanntlich nicht – die Earphones von Steelseries sind aber ziemlich nahe dran. Sie überzeugen – nach etwas herumspielen mit den zahlreichen EQ-Presets – akustisch in Games, Serien und Musik. Hinzu kommt ein reiches Featureset wie die zusätzliche Funk-Verbindung, erstklassiges ANC und Spritzwasserschutz. Besonders toll finde ich, dass die Gamebuds über richtige Schalter und nicht über Touch gesteuert werden.
Zu bemängeln habe ich lediglich, dass nur der schwächste Codec SBC an Bord ist und die Mikrofone kaum brauchbar sind.
Auch preislich überzeugen die Earphones. Sie sind deutlich günstiger als etwa die Sony WF-1000XM5, die vergleichbar gutes ANC bieten. Zockst du lieber mit Earphones statt Headset und möchtest die Dinger auch unterwegs zum Musikhören verwenden, kann ich dir die Gamebuds empfehlen.
Pro
Contra
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.