Die GoPro Hero 8 stabilisiert tatsächlich besser
Produkttest

Die GoPro Hero 8 stabilisiert tatsächlich besser

Manuel Wenk
30.3.2020

Die GoPro Hero 8 verspricht dank weiterentwickeltem Hypersmooth stabile Videos ohne Gimbal oder anderes Zubehör. Das Versprechen wird zwar eingehalten. Ganz ohne Einschränkungen kommt man dann aber doch nicht aus.

Das Wetter ist toll, die Abfahrten auch. Und im Wallis ist es sowieso schön. Hohe Gipfel und Lärchenwälder mit unzähligen Abfahrtsvarianten. Also schnalle ich mir die GoPro an den Körper – nicht wegen der Abfahrt, sondern um zu sehen, wie gut der elektronische Stabilisator arbeitet und um mir einen Eindruck der im Oktober vorgestellten Kamera zu machen.

Ich erinnere mich, als wir vor ungefähr zwei Jahren der Karma Grip Gimbal an den Körper montiert haben, um möglichst wackelfreie Aufnahmen mit der Hero 6 zu generieren. Darauf können wir nun getrost verzichten. Die Software macht einen derart guten Job, dass wir uns teures Zubehör problemlos sparen können.

Abstriche bei der Stabilisierung

Die GoPro 7 musste noch mit Hypersmooth 1.0 auskommen. Die 8. Generation hat eine noch bessere Stabilisation und wird unter dem Namen Hypersmooth 2.0 vermarktet. Marketing hin oder her – die 8. Generation stabilisiert besser. Wenn auch nicht so viel besser, dass sich ein Upgrade lohnen würde. Trotzdem beeindruckend, wie gut die elektronische Stabilisation (EIS) funktioniert. Technisch löst das GoPro, indem sie leicht ins Bild zoomt (crop von 5 %) und mit dem eingebauten Gyroskop die Position der Kamera in Echtzeit bestimmt. Der Algorithmus macht dann den Rest – das Ergebnis ist ein stabiles Bild. Der Vorteil dieser Technologie ist, dass sie auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten, im Wasser oder im Weltall funktioniert. Ein Gimbal ist physikalisch eingeschränkt (Arbeitsgeschwindigkeit) und lässt sich weder beim Tauchen im Korallenriff noch bei einem Ausflug in die Schwerelosigkeit richtig bedienen.

Im Video siehst du di Stabilisation der verschiedenen Kameras im Vergleich. Achte auch auf den Himmel.

Gute Stabilisation ist das eine – Einschränkungen, die du damit akzeptieren musst das andere. Beim Schneiden des Vergleichsvideos fällt mir auf, dass sich der Dynamikumfang bei aktiviertem Hypersmooth drastisch mindert. Sowohl bei der GoPro 7 als auch bei der GoPro 8. Betrachtest du nur den Himmel, sind grosse Unterschiede erkennbar. Das Blau und Weiss von Himmel und Wolken sind bei der unstabilisierten Version gut zu erkennen. Ist Hypersmooth eingeschaltet, sind die hellen Teile im Bild völlig ausgebrannt. Da sind keine Informationen mehr erhalten. Keine Chance, den Himmel und Wolken mittels Farbkorrektur zurückzuholen.

Was der genau grund dafür ist, weiss ich nicht. Kann mir aber vorstellen, dass der Prozessor schon stark mit der Stabilisation des Bildes ausgelastet ist. Wenn da etwas an Bildinformation gespart werden kann, entlastet das den Prozessor, endet aber in geringerem Dynamikumfang

Livestream mit der GoPro

Meist wird bei solchen Gadgets niemals jede Funktion benutzt. Bei der GoPro beschränkte sich meine Benutzung bisher fast ausschliesslich auf Videos. Beim Durchgehen der Menüs und Funktionen stosse ich auf den Menüpunkt “LIVE”. In meinem Kopf ratterts und die eine Idee entsteht. In Verbindung mit einem Smartphone und einer aktiven Internetverbindung lassen sich Videos direkt auf YouTube oder Facebook streamen (Achtung: Pro Stunde werden ungefähr 2 GB Daten gebraucht. Eine Flatrate ist also empfehlenswert). Jeder kann also live dabei sein, wenn du die Piste unsicher machst. Einem Koch schnalle ich die GoPro einen Morgen lang um die Brust.

Das Setup ist relativ einfach, die Qualität ausgezeichnet und der Kreativität sind kaum grenzen gesetzt. Das Feature begeistert mich. Weitere Streams im Slow-TV-Format auf den Galaxus oder Digitec Kanälen werden folgen. Live ins Internet streamen funktionierte bereits mit der 7. Version. Auch mit der 360-Grad-Kamera GoPro Max kann gestreamt werden. Dort kann der Zuschauer den Ausschnitt gar selber bestimmen.

Sinnvolles Zubehör und neuer Formfaktor

Die neue GoPro ist wie bereits der Vorgänger wasserdicht ohne weiteres Gehäuse. Neu ist aber nicht einmal mehr ein Rahmen notwendig, um die Kamera irgendwo zu befestigen. Dank eines Klappmechanismus können die Arme für die Halterung einfach ein und ausgeklappt werden. Gerade beim Skifahren war der kleinere Formfaktor sehr praktisch. Wird die Kamera nicht benötigt, landet sie in der Jackentasche. Ohne die abstehenden Teile stört sie nicht besonders.

Endloses Ein- und Ausklappen
Endloses Ein- und Ausklappen

Die Masse sind dadurch leicht anders als noch beim Vorgänger. Die Kamera passt also möglicherweise nicht mehr zu jedem Zubehör, das du bereits besitzt.

Leider hat es GoPro versäumt, zusätzlich vorgestelltes Zubehör rechtzeitig zu liefern. Für Vlogger und andere Content Creators gäbe es ein Media Mod (Mikrofon und Platz für weiteres Zubehör), einen Bildschirm oder ein Videolicht. Category Managerin Céline Rusch hat bei GoPro nachgefragt und erfahren, dass noch kein konkreter Liefertermin bekannt ist.

Gut wie immer

Die GoPro 8 setzt keine neuen Massstäbe, ist aber ein gelungener Nachfolger. Eine etwas bessere Stabilisation und ein im Gehäuse versenkbarer Mount sind die Hauptneuerungen. Ein schlechterer Dynamic Range bei Hypersmooth ist der grösste Kritikpunkt. Konkurrenten wie DJI mit ihrer eigenen Action-Kamera machen dem Hersteller aus den USA das Leben nicht einfach. GoPro muss auf jeden Fall dran bleiben, um nicht von Chinesen oder unzähligen anderen Actioncam-Herstellern überfahren zu werden.

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 


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