Drei 5K-Monitore im Vergleich
Du suchst für deinen Mac ein externes Display mit hoher Pixeldichte? Bisher hattest du nur das Apple Studio Display und den Samsung ViewFinity S90PC zur Auswahl. Nun gibt es mit dem Asus ProArt PA27JCV eine dritte Option.
Apple hat seiner Kundschaft einen Floh ins Ohr gesetzt: Macs sollen am besten mit «Retina-Displays» funktionieren – also Monitore mit einer besonders hohen Pixeldichte. Doch davon gibt es abseits von Apples eigenem Studio Display praktisch keine. Nur Samsung bietet seit zwei Jahren ein erschwingliches Konkurrenzmodell. Jetzt nimmt mit Asus ein zweiter Hersteller einen Anlauf. Zeit für einen Direktvergleich der drei Optionen.
Brauchen Macs überhaupt eine Retina-Auflösung?
Bevor ich zu den konkreten Bildschirmen komme, will ich die grundlegende Frage klären, ob du zwingend ein solches 5K-Display brauchst. Der Mythos kommt daher, dass macOS seine Benutzeroberfläche anders skaliert als Windows – und Apple bei eigenen Displays auf eine sehr hohe Pixeldichte setzt. Was das für Auswirkungen hat, habe ich in folgendem Artikel ausführlich erklärt.
Die Kurzfassung: Mit modernen Macs funktioniert praktisch jede Auflösung. Ein 4K-Bildschirm sieht genauso gut aus wie unter Windows. Du kannst die Benutzeroberfläche in den Einstellungen so skalieren, wie du es angenehm findest – auch wenn du auf einer Zwischenstufe landest, also nicht die native Skalierung oder die zweifache Vergrösserung. Die theoretischen Nachteile der Umrechnung sind in der Praxis unsichtbar. Kleine Einschränkung: Aktuell gibt es mit M4-Chips anscheinend einen Bug bei der Skalierung von bestimmten Ultrawide-Auflösungen.
Ein 5K-Monitor sieht immer schärfer aus als ein gleich grosser mit 4K-Auflösung. Das liegt aber nicht am Betriebssystem, sondern alleine an der höheren Pixeldichte. In meiner Wahrnehmung ist der Unterschied der Schärfe bei normalem Betrachtungsabstand klein. Wie du gleich sehen wirst, machst du mit aktuellen 5K-Monitoren zudem Abstriche in anderen Bereichen.
Ich will unbedingt 5K – was soll ich kaufen?
Okay, du willst macOS auf Teufel komm raus in nativer Skalierung betreiben oder das letzte Quäntchen Bildschärfe herausholen. Dann hast du Stand Dezember 2024 exakt fünf Optionen:
- Apple Pro Display XDR (32", 6016 × 3384 Pixel)
- Dell UltraSharp U3224KBA (32", 6144 × 3456 Pixel)
- Apple Studio Display (27" 5120 × 2880 Pixel)
- Samsung ViewFinity S90PC (27" 5120 × 2880 Pixel)
- Asus ProArt PA27JCV (27" 5120 × 2880 Pixel)
Das fast 5000 Franken teure Pro Display XDR kommt für Normalsterbliche preislich nicht in Frage, der 6K-Dell hat mich im Test nicht überzeugt. Es bleiben also die drei 27-Zöller. Ich vergleiche sie in vier Kategorien: Preis, Design, Bildqualität sowie Features und Bedienung.
Preis: Apple will dein Konto plündern
Apple Studio Display ⭐️
Der Preis ist der grösste Schwachpunkt des Monitors aus Cupertino. Er basiert auf einem bald zehn Jahre alten Display von LG und kostet trotzdem immer noch 1499 Franken – der Strassenpreis liegt etwas tiefer. Willst du ein mattes Glas oder einen höhenverstellbaren Standfuss, wird es noch teurer.
Samsung ViewFinity S90PC ⭐️⭐️⭐️
Zum Marktstart 2023 war auch Samsungs 5K-Monitor überteuert. Wie bei den Südkoreanern üblich, war die originale Preisempfehlung von 1599 Franken zum Glück bloss ein Platzhalter. Ein gutes Jahr später gibt es ihn für weniger als die Hälfte. Im Vergleich zu einem 4K-Monitor der gleichen Grösse ist allerdings auch das kein Schnäppchen.
Asus ProArt PA27JCV ⭐️⭐️⭐️
Das Modell von Asus ist ähnlich teuer wie jenes von Samsung. Als einziges Display in diesem Vergleich bietet es keine Webcam. Da ich Features erst später bewerte, erhält Asus trotzdem den gleichen Preis-Score wie Samsung.
Design: Aluminium gegen Kunststoff
Apple Studio Display ⭐️⭐️⭐️⭐️
Bei der Inspektion des Studio Displays wird schnell klar, wohin zumindest ein Teil des hohen Preises fliesst: Design, Materialien und Verarbeitung sind schlicht fantastisch. Alles besteht aus massivem Aluminium und Glas. Nichts wackelt. Die Optik wirkt aufgeräumt und stylisch.
Ein weiteres Detail, das meinen Perfektionsfetisch befriedigt: Die Perforation der Oberseite für die Abwärme ist symmetrisch zu derjenigen der Lautsprecher auf der Unterseite – obwohl ich letztere im Gebrauch nicht mal sehe. Apple hat mir für den Test das höhenverstellbare Modell geschickt. Das Doppelgelenk kostet absurde 400 Franken Aufpreis, läuft aber dafür reibungslos und ist perfekt ausbalanciert. Der Umstand, dass es nicht standardmässig dabei ist und für meinen Geschmack nicht weit genug runter geht, kostet einen Stern.
Samsung ViewFinity S90PC ⭐️⭐️
Samsungs Design sieht nach dem aus, was es ist: eine Billigversion des Studio Displays. Hier dominiert silberfarbener Kunststoff. Alles wackelt ein wenig, wenn ich an den Tisch stosse. Die Webcam ist nicht integriert, sondern aufgesetzt. Als einziger Monitor in diesem Vergleich braucht der S90PC zudem ein riesiges, externes Netzteil.
Dafür ist bei Samsung die Höhenverstellung Standard und ich könnte den Monitor sogar um 90 Grad drehen. Die Bildschirmränder sind dünner als die bei Apple. Alles in allem geht das Design des S90PC in Ordnung, Materialien und Verarbeitung reihen sich aber meilenweit hinter denen des Studio Displays ein.
Asus ProArt PA27JCV ⭐️⭐️
Bei Asus gibt es klassische Office-Optik – höhenverstellbarer Säulen-Standfuss mit Kunststoffverkleidung, dunkelgraues Gehäuse, Knöpfe am Kinn. Besonders elegant sieht der Monitor nicht aus. Und er passt weniger gut zur Mac-Ästhetik als der Samsung S90PC. Dafür ist er stabiler und besser verarbeitet.
Bildqualität: Gleichstand
Apple Studio Display ⭐️⭐️⭐️
Die drei 5K-Bildschirme haben auch abseits der Auflösung viel gemeinsam. Sie basieren alle auf einem IPS-Panel mit einer Bildfrequenz von 60 Hertz und einer gewöhnlichen LED-Hintergrundbeleuchtung ohne Local Dimming. Das führt zwangsweise zu Schwächen beim Schwarzwert sowie Blooming-Effekten, etwa in dunklen Filmszenen.
Eine weitere gemeinsame Schwäche: Die Reaktionszeit der Pixel liegt um die fünf Millisekunden. Bewegte Objekte verschmieren, womit sich die Displays nicht für schnelle Games eignen. Das Studio Display scheint diesbezüglich noch etwas schlechter als die anderen zwei. Bei allen drei Geräten werden zudem bei Dunkelheit grosse Lichthöfe in den Ecken sichtbar. Apple hat diese noch am besten unter Kontrolle – genau wie die Blickwinkelstabilität.
Das Studio Display ist normalerweise verspiegelt, die anderen zwei matt. Gegen Aufpreis bekommst du Apples Monitor mit dem Nanotexturglas, das auch mein Testgerät hat. Es reduziert die Reflexionen im Vergleich zu den anderen zwei matten Beschichtungen am effektivsten – ich würde persönlich aber ohnehin zur glänzenden Variante greifen, mit der das Bild knackiger wirkt.
Ich messe ein mittelmässiges Konstratverhältnis von 1:954 und eine maximale Helligkeit von 584 Nits, die in hellen Büros gut reicht. Die Farbgenauigkeit im DCI-P3-Farbraum mit einem durchschnittlichen DeltaE von 1,0 ist exzellent und wird professionellen Ansprüchen gerecht. Auch die Gammakurve und den Weissabgleich hat Apple gut kalibriert, wobei letzterer etwas zu kühl geraten ist.
Samsung ViewFinity S90PC ⭐️⭐️⭐️
Samsungs Monitor hat gegenüber demjenigen von Apple ein paar Stärken und ein paar Schwächen. Er ist etwas heller (640 Nits) und etwas kontrastreicher (1:1056). Dafür weichen die Farben stärker von den Referenzwerten ab (DCI-P3-DeltaE von 2,4) und der Weissabgleich driftet ab Werk noch stärker ins Blau ab als beim Studio Display.
Unter dem Strich spielt die Bildqualität des S90PC auf dem gleichen Niveau wie die der anderen zwei. Will heissen: eine hervorragende Schärfe dank 218 ppi Pixeldichte und eine solide Helligkeit, Farbraumabdeckung sowie Farbgenauigkeit – aber eine höchstens durchschnittliche Performance in Sachen Kontrast, homogener Ausleuchtung, Bildfrequenz und Reaktionszeit.
Asus ProArt PA27JCV ⭐️⭐️⭐️
Das neueste Gerät auf dem Markt erreicht ein etwas höheres Kontrastverhältnis von 1:1476, die Helligkeit liegt bei 588 Nits. Farben im DCI-P3-Farbraum stellt der PA27JCV sehr genau dar (DeltaE von 1,5), auch die Gammakurve passt. Anders als bei der Konkurrenz sind hier die Grautöne nicht zu kalt, sondern eher etwas zu warm und zu grün.
Müsste ich eine Rangliste der Bildqualität führen, würde der Asus PA27JCV wegen des besseren Kontrasts haarscharf an der Spitze landen – gefolgt vom Apple Studio Display und dem Samsung S90PC. Die Abstände sind aber im Alltag mikroskopisch klein, sodass ich das Bild aller Geräte unter «gut, aber nicht herausragend» verbuche.
Features und Bedienung: Samsung schmiert ab
Apple Studio Display ⭐️⭐️⭐️⭐️
Apples Monitor kommt mit einer elegant integrierten Webcam mit mässiger Bildqualität, die aber für Videocalls in Ordnung geht. Eine grüne LED zeigt, ob die Kamera aktiv ist. Seit macOS Sonoma kannst du den Bildausschnitt selber anpassen, wenn du ihn nicht Apples «Center Stage» überlassen willst.
Was das Studio Display am stärksten von den zwei anderen Monitoren abhebt, sind die Lautsprecher. Sie klingen für den Formfaktor absolut fantastisch. Sogar der Bass geht in Ordnung, ohne dass er undefiniert wummert, wie zum Beispiel beim iMac. Für YouTube-Videos oder Videocalls wäre ich damit mehr als zufrieden und könnte meine externen PC-Lautsprecher in Rente schicken.
Ein weiterer Vorteil, wenn du einen Apple-Computer mit einem Apple-Display verwendest: Die Bedienung ist nahtlos ins Betriebssystem integriert. Das Studio Display kommt ohne Hardware-Knöpfe aus. Verschiedene Farbprofile kannst du direkt in den Display-Einstellungen von macOS auswählen, die Helligkeit lässt sich wie beim MacBook über die Tastatur anpassen. Bei anderen Monitoren brauchst du dafür eine Zusatzsoftware wie BetterDisplay.
Der Nachteil der Steuerung im Betriebssystem ist, dass sie nur mit macOS funktioniert. Apple sieht nicht vor, dass du das Studio Display unter Windows betreibst. Das zeigt sich auch an den Anschlüssen – es gibt nur USB-C. Dafür gleich vier Stück und der Upstream lädt Geräte mit bis zu 96 Watt.
Samsung ViewFinity S90PC ⭐️
Beim Samsung kann ich das Bildsignal per Mini DisplayPort oder USB-C mit 90 Watt Stromversorgung übertragen. Zusätzlich stehen wie bei Apple drei USB-C-Anschlüsse für Zubehör zur Verfügung. Davon abgesehen ist die Inbetriebnahme des Samsung S90PC jedoch eine einzige Enttäuschung.
Weil er mit dem Smart-TV-Betriebssystem TizenOS kommt, muss ich mich erst per Fernbedienung durch etliche Menüs kämpfen und das Gerät «konfigurieren». Die Bedienung ist umständlich, schwerfällig und kompliziert. Samsung täte gut daran, das Konzept von «Plug and Play» zu verinnerlichen. Dass ich dafür ohne angeschlossenes Gerät Netflix oder YouTube schauen könnte, beeindruckt mich nicht. Wer nutzt das auf einem 27-Zoll-Monitor?
Das noch grössere No-Go ist das deutlich hörbare Spulenfiepen («Coil Whine»), das mir entgegenschlägt. Es ändert seine Tonlage und Lautstärke je nach Bildinhalt. Den Bewertungen von anderen Usern nach zu urteilen, ist mein Testgerät nicht das einzige Exemplar mit diesem Problem. Egal, ob wegen eines systematischen Konstruktionsfehlers oder einer schlechten Qualitätskontrolle: Das geht einfach nicht bei einem Monitor dieser Preisklasse.
Nicht mal seine 4K-Webcam rettet den S90PC vor der Ein-Sterne-Wertung in dieser Kategorie. Ihre Bildqualität liegt trotz der höheren Auflösung auf einem ähnlich tiefen Niveau wie die des Studio Displays. Und die Lautsprecher können in keinster Weise mit denen von Apple mithalten. Sie klingen blechern und haben kaum Bass. Damit würde ich nicht einmal YouTube schauen wollen.
Asus ProArt PA27JCV ⭐️⭐️
Der Monitor von Asus hat gar keine Webcam und nur einen USB-C-Anschluss für Peripherie. Dafür hast du bei der Signalübertragung die Auswahl zwischen DisplayPort, HDMI und USB-C. Letzterer versorgt Laptops mit bis zu 96 Watt. Die eingebauten Lautsprecher mit einer Leistung von 4 Watt würde ich nur im Notfall verwenden. Sie klingen noch schrecklicher als die des Samsung S90PC.
Die Bedienung des PA27JCV funktioniert über physische Tasten und einen kleinen Joystick auf der Vorderseite. Das ist weder innovativ noch elegant, aber durchaus effektiv – und auf jeden Fall besser als die Smart-TV-Oberfläche von Samsung. Im Gegensatz zu Apples Display lässt sich das von Asus dank der manuellen Bedienung auch problemlos an Windows-Computern verwenden.
Fazit: Wenn schon, denn schon das Original
Ich komme direkt zum Punkt: Willst du für deinen Mac unbedingt ein Display mit hoher Pixeldichte, beiss in den sauren Apfel und kauf das Original. Nur das Studio Display wird die Design-Ansprüche von Apple-Fans befriedigen. Nur das Studio Display kann externe Webcams und Lautsprecher ersetzen. Nur das Studio Display lässt sich nahtlos über macOS bedienen.
Würde ich für die relativ alte Bildschirmtechnologie persönlich über 1300 Franken zahlen? Nein. Für so viel Geld will ich mehr Arbeitsfläche, mindestens 120 Hertz und einen besseren Kontrast, selbst wenn ich dafür auf die hohe Auflösung verzichten muss. 400 Franken extra für die Höhenverstellbarkeit finde ich zudem einfach nur dreist. Doch deine Prioritäten können anders liegen und in der 5K-Welt ist das Studio Display die beste Option. Die Endabrechnung:
Die zwei Konkurrenzmodelle von Samsung und Asus fallen in der Gesamtwertung nicht völlig ab. Doch sie stehen zum Studio Display etwa im gleichen Verhältnis wie ein MDF-Möbel vom Discounter zu einem aus Massivholz vom Schreiner. Sie bieten zwar die gleiche Bildqualität, sind aber schlechter verarbeitete Imitate mit Blechdosen-Lautsprechern. Müsste ich mich zwischen den beiden entscheiden, würde ich dem Asus PA27JCV den Vorzug geben. Der Samsung S90PC disqualifiziert sich mit seinem Spulenfiepen und dem Smart-TV-Betriebssystem komplett.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.