

Ein Wegweiser im Taschenformat
Im Alltag und beim Autofahren haben sich Smartphone-Navigations-Apps wie Google Maps längst etabliert. Beim Wandern sind sie allerdings nicht optimal. Deshalb habe ich das Garmin «Etrex SE» Navigationsgerät ausprobiert. Und finde es recht nützlich.
Vielleicht fragst du dich auch, warum ein GPS-Gerät überhäupt nötig ist, wenn doch eine ganze Reihe von Smartphone Apps gute Navigationsdienste bieten. Doch wer sich für Outdoor-Themen interessiert, stösst immer wieder auf Berichte über Wanderer, die angeblich in Gefahr geraten sind, weil sie Google Maps vertrauten. Inzwischen hat Google Maps die entsprechenden Routen Berichten zufolge angepasst.
Ideal ist das Smartphone für die Navigation in der Natur dennoch nicht: Die Batterie ist bei GPS-Einsatz recht schnell leer und GPS-Geräte sind wesentlich robuster als gängige Smartphones. Schliesslich sind GPS-Geräte für den Einsatz im Freien gemacht. Deshalb kommen sie mit eisiger Kälte, grellem Sonnenlicht, Matsch und gelegentlichen Stürzen gut zurecht.
Klar, Kompass und Karte sollten bei Outdoor-Abenteuern unabhängig von elektronischen Geräten auch immer dabei sein. Ich nutze den Suunto MC-2 Global und Swisstopo Karten, die ich vor allem für die Routenplanung schätze.

Bei Regen, Wind und Nebel kann die Old-School-Navigation allerdings schwierig werden. In diesen und vielen anderen Situationen ist ein tragbares GPS-Gerät durchaus sinnvoll. Etwa wenn du in einer Gefahrensituation deine Positionsdaten schnell ermitteln willst, um sie an Helferinnen und Helfer weiterzugeben. Aber auch wenn du bequem beim Wandern und Biken einer Route folgen oder selbst eine Tour aufzeichnen möchtest. Ich habe das kompakte Garmin «Etrex SE», das in diesem Jahr auf den Markt gekommen ist, für die letzten beiden Szenarien getestet.
Erste Schritte mit dem Garmin «Etrex SE»
Das Garmin «Etrex SE» ist ein Gerät für Puristen. Es hat ein scharfes, auch bei Sonnenschein gut lesbares schwarz-weiss Flüssigkristall-Display (LCD), das sehr stromsparend ist. Auf topografische Karten und farbliche Darstellungen des Geländes musst du deshalb verzichten, profitierst aber von einer sehr langen Batterielaufzeit.
Um das Gerät in der Praxis zu testen, schien mir mein Urlaub auf den Azoren ideal. Denn dort kenne ich mich nicht aus und weiss auch nicht, ob die Wanderwege gut ausgeschildert sind.
Praktischerweise listet der Reiseführer GPS-Wanderrouten auf, die über eine Website heruntergeladen werden können. Das Übertragen der Strecken auf das Gerät war denkbar einfach. Ich öffnete die Routen in der Garmin Connect App auf dem Computer und schickte sie mittels USB-C-Kabel und der Garmin Express Software an das Navi. Zuvor benannte ich sie noch um, sodass ich auf einen Blick erkennen konnte, um welche Route es sich handelte. Garmin Connect kann Routen im GPX- oder TCX-Format importieren, andere Formate wie KML funktionieren nicht.

Quelle: Stefan Munsch
Bei zeitweiligem Nebel und Regen folgte ich der Route auf dem wasserdichten Gerät mit IPX7-Rating. Das klappte prima, denn obwohl die Wanderwege generell mit gelben und roten Strichen markiert sind, gab es einige Stellen, an denen nicht klar war, wo es weiterging. Wegweiser wie in der Schweiz, die den nächsten Ort und die erwartete Wanderzeit angeben, habe ich auf der Atlantik-Insel nicht gesehen. Doch solange ich der schwarzen Linie auf dem Navi folgte, blieb ich auf dem richtigen Weg. Wenn ich zu stark von der vorgesehenen Route abwich, zeigte das Display zunächst eine gestrichelte Linie und dann eine Warnung. So kam ich bei der Rundtour wieder dort an, wo ich gestartet war.
Leicht und intuitiv zu bedienen
Neben der Navigation entlang einer vorbestimmten Route kann der Garmin «Etrex SE» anhand der Tracking-Funktion auch Touren aufzeichnen und speichern. Diese Funktionen nutze ich bei meinem morgendlichen Lauf. An besonders fotogenen Aussichtspunkten, die ich vielleicht beim nächsten Besuch der Insel bei Sonnenauf- oder -untergang fotografieren möchte, habe ich Wegpunkte gesetzt. Das ging per Knopfdruck ganz einfach.

Quelle: Stefan Munsch
Tatsächlich gefällt mir die Menüführung mit grossen, seitlichen Tasten sehr gut. Sie ist so intuitiv, dass ich auf Anhieb zwischen Haupt- und Untermenü hin- und her switchen und so Informationen über Höhenmeter und Streckenlänge abrufen kann.
Nützlich ist auch die Funktion «Back to Start», die dich wahlweise entlang der bisherigen Route oder in einer geraden Linie zurück an deinen Anfangspunkt bringt. Dazu musst du natürlich die Tracking-Funktion eingeschaltet haben. Das kannst du aktiv am Start jeder Wanderung per Knopfdruck tun. Alternativ gibt es die automatische Tracking-Funktion, die startet, sobald du das Gerät einschaltest und losgehst. Für alle Fälle und zur besseren Orientierung besitzt das Gerät einen elektronischen Kompass.
Verbinden mit dem Computer oder über die App
Für die Wanderrouten aus dem Reiseführer habe ich die Garmin Connect Website auf dem Computer (Mac Mini) genutzt. Dort konnte ich mit einem Mausklick auch Wegpunkte setzen und selbst eine Route erstellen. Mit der Funktion «An Gerät senden» ist die Übertragung kinderleicht, wenn du dafür ein USB-C-Kabel nutzt.

Quelle: Siri Schubert
Etwas anders sieht es beim Verbinden mit dem Smartphone aus. Der «Etrex SE» lässt sich zwar über die Garmin Connect App mit dem iPhone verbinden. Um Strecken zu erstellen oder vom Gerät zu exportieren, musste ich aber auch hier noch die Garmin Explore App herunterladen.

Quelle: Siri Schubert
Durch Antippen des Bildschirms beim Vergrössern und Verkleinern der Karte habe ich versehentlich Wegpunkte gesetzt, die ich dann wieder löschen musste. Auch das Senden ans Gerät ist nicht ganz intuitiv: Ich musste die Strecke zunächst in einer Sammlung speichern und dann das GPS mit dem iPhone synchronisieren. Ein simpler «An Gerät senden» Button wäre mir hier lieber gewesen. Eine Verbindung mit zusätzlichen externen Sensoren über ANT+ oder Bluetooth ist nicht möglich.
Starke Batterielaufzeit für mehrtägige Ausflüge
Bei der Batterielaufzeit glänzt das Gerät. Laut Herstellerangaben sind es 168 Stunden, also ganze sieben Tage. Im Expeditionsmodus, der weniger Trackpunkte speichert und die Bluetooth-Verbindung deaktiviert, sollen es sogar bis zu 1800 Stunden sein. Nach einer dreistündigen Wanderung, einem Zwölf-Kilometer-Lauf, dem Setzen verschiedener Wegpunkte und dem Synchronisieren mit der App zeigt die Batterieanzeige immer noch volle Leistung an. Was mir besonders gut gefällt: Das Gerät läuft mit herkömmlichen AA-Akkus oder Batterien. Ich bevorzuge wiederaufladbare Batterien, aber wenn ich unterwegs bin und vergessen habe, die Akkus aufzuladen, kann ich in fast jedem Supermarkt oder Tankstellenladen Ersatz finden.
Verschiedene, internationale Satellitensysteme
Die Ortung und Routenführung ist sehr präzise und funktioniert mit den internationalen Systemen GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou und QZSS. Bei meinem Test war die Routenführung im Multi-GNSS-Modus, bei dem das Gerät mit mindestens vier Satelliten verbunden ist, sehr präzise. Wenn ich auf dem 2,2 Zoll Display an die Strecke heranzoomte, konnte ich genau sehen, wenn ich vom Weg abwich.
Fazit: Ein handliches Navigationstool mit nützlichen Funktionen
Das Garmin Etrex SE ist ein solides Basis-GPS-Gerät für Wanderungen, Bike- oder Kajaktouren. Mit einem Gewicht von rund 160 Gramm und einer Grösse von 6,1 x 10 x 3,3 Zentimetern liegt es gut in der Hand. Die Stärken liegen im hellen, gut lesbaren 2,2 Zoll-Display mit einer Auflösung von 240 x 320 Pixel und in der langen Batterielaufzeit mit AA-Batterien. Der 28 Megabyte grosse Speicher reicht nach Angaben von Garmin für 1000 Wegpunkte, 50 Strecken und 200 Aktivitäten. Wer allerdings farbige Karten statt einer schwarz-weissen Route, eine Messenger-Funktion, wie es beispielsweise das Garmin InReach Mini 2 bietet, und Verbindungen mit Herzfrequenzmesser oder Temperatursensoren bevorzugt, wird mit diesem Gerät nicht glücklich werden.
Titelfoto: Stefan Munsch33 Personen gefällt dieser Artikel


Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.